Jetzt ist der Sommer schon fast wieder vorbei und das Jahr auch und so. Mit einem Redebedarf als Podcast brauche ich ja vielleicht nicht so viel in meinem Blogpost herumzuschwafeln, will die Welt doch sowieso nur wissen, welche Spiele ich mit dem wichtigsten Spielepreis seit Beginn menschlichem Lebens beschenke. Nun Gut. Verlinkt sind jeweils relevante Kritiken.
Der Sylvester in Gold geht an The Gang von John Kooper und Cory Heath
Der Sylvester in Silber geht an Catch the Bomber von Iida Takaaki
Der Sylvester in Bronze geht an e-Mission von Matt Leacock und Matteo Menapace
Das beste Rätselspiel des Jahres sind die Medical Mysteries (Rebecca Bleau und Nicholas Cravotta) und als bestes Stichspiel des Jahres habe ich RoboTrick (Domi) auserkoren.
Die Laudationen:
The Gang passt in den Jahrgang, denn es ist ein recht einfaches Kartenspiel und es ist kooperativ. Und es sticht aus dem Jahrgang heraus, weil die Grundidee genial ist (kooperatives Poker) und diese perfekt herausgearbeitet wurde. The Gang hat bislang in jeder Besetzung, in jeder Konstellation gefallen. Man lernt zudem seine Mitspielenden kennen: Wer bewertet das aktuelle Blatt? Wer bewertet das Potential des Blattes? Wer versucht sich relativ zu den anderen zu bewerten? Poker ist eines der wenigen Spiele, die keinen Spaß machen, wenn es nicht um Geld (oder zumindest einen Preis) geht. The Gang schafft es die „Stakes“ ohne extrinsische Anreize zu erhöhen. Toll!
Catch the Bomber hat sich richtig gehend hochgearbeitet: Bei meiner Testpartie in Essen war ich noch unsicher, nahm das Spiel aber dennoch mit. Seitdem hat es mich mit jeder Partie mehr überzeugt. Es schafft die richtige Mischung aus Meta und Taktik, die ich bei einem guten Social Deduction Game erwarte – also mehr als nur wildes Lügen und im Nebel stochern. Jede Karte will überlegt sein, jede Karte der anderen kann ein Hinweis oder eine Finte sein. Ein Spiel, dass für mich den Wiederstand obsolet macht.
e-Mission ist natürlich vom letzten Jahr, aber spielen konnte ich es erst 2024, also gehört es noch mit auf die Liste. Wie Spirit Island ist auch e-Mission ein Vertreter der modernsten Spielart von kooperativen Spielen: Man löst eine Aufgabe, bei der jeder für sich arbeitet, man sich aber an bestimmten Punkten abspricht. Das passt insbesondere auch zum Setting, so dass das Gefühl entsteht, man würde wirklich an den Problemen der Welt arbeiten. Vor allem aber hat e-Mission eine extrem positive Message: Wir können das schaffen! Wir können zusammenarbeiten und wir können den Klimawandel beisegen. Der Weltuntergang fällt aus! Das ist ungemein wohltuend und daher verfängt diese Aussage auch – im Gegensatz zu der von anderen politischen Spielen.
Medical Mysteries mag nicht die besten Rätsel haben und ist im Spielmanchmal etwas hakelig, aber es bietet etwas neues. Ein solches Spiel habe ich vorher noch nicht gespielt. Da es zudem wirklich gut gemacht ist, erscheint mir die Erwähnung gerechtfertigt.
Wir haben eine neue Stichspielwelle und vieles ist gut. RoboTrick ist sehr gut. Der automatische Gegner ist mehr als ein Gag, er ist ein Motor. Das restliche Spiel ist zudem nicht um den einen Gag herumentwickelt, sondern auch für sich genommen clever (nur drei Stiche zählen positiv). Zudem ein Stichspiel, dass dieses klassische Stichspielgefühl bietet und sich rund anfühlt – viele moderne Stichspiele haben doch etwas viel Gedöns und sind dann in Konsequenz einfach nur chaotisch.
Wie immer dürfen auch meine Töchter ran und hier ihre Top Drei:
Malaya (12) wählt Noah Planet auf die 1, gefolgt von Cat Poker und What the Bug?!
Arwen (16) wählt in der Reihenfolge Dinky Dungeon, Drachentanz und Kavango.
Noah Planet ist ein schön ruhiges Kartenablegespiel. Bei Cat Poker (als Panda Panda bei Allplay erschienen) müssen Kombinationen bekommen werden, wobei der Gag ist, dass die Anzahl der Karten auch die Kombination vorgibt – dadurch ist das Spiel knifflig, schnell und ein absoluter Unokiller vom Kaliber eines SkyJos oder Lamas. What the Bug ein schnelles kleines Pantomime-Spiel, bei dem man Insekten und Gefühlslagen gleichzeitig darstellen muss.
Dinky Dungeons ist eine Art komplexes Love Letter. Bei Drachentanz müssen die Mitspielenden eingeschätzt werden. Beides sind flotte Kartenspiele, die meine ältere regelmäßig in die Schule mitbringt, um sie mit ihren (sonst eher nichtspielenden ) Freundinnen zu spielen – Das sollte Lob genug sein. Kavango ist ein weiteres Tiereablegespiel, aber eines das sehr ein bisschen mehr bietet als andere Vertreter des Genres und zudem von „echten“ Naturschützern erdacht wurde.
Abschließend möchte ich noch ein paar weitere Titel in den Raum werfen, die mir dieses Jahr viel Freude gemacht haben: ´ne Tüte Chips ist ein schön schnelles Zwischendurchspiel über Wahrscheinlichkeiten. Gibberers ist ein Erklärspiel, wobei sich der Wortschatz der Gruppe mit jeder Erklärung vergrößert: Alles was erklärrt wurde, kann -und sollte- in späteren Runden verwendet werden. So entsteht in jeder Spielrunde ein eigener Wortschatz, eine eigene Zivilisation. Vermutlich mein Platz vier in diesem Jahr. Yubibo ist eines der originellsten Geschicklichkeitsspiele seit langem – und mal nicht bei Zoch erschienen (noch nicht). Mit Pan Am und Terra Pyramides sind zudem zwei „klassische“ Eurogames erschienen, die mich im positiven Sinne in die 90er Jahre zurückversetzen: Interaktion, einfache Regeln mit großer Wirkung. Schöner Knobelfaktor. Freut mich, dass auch diese Eurospielart wieder einen Markt finde!
Auf ein neues!
Peer
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