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Aufgepasst ihr daheim – Es ist SdJ-Rate-Time!

Es ist wieder Zeit das unvorhersehbare vorherzusagen, weil man das so macht. Dieses Jahr werden die Nominierten erst am Dienstag bekannt gegeben, vielleicht um der Jury mehr Zeit zum diskutieren und abstimmen zu lassen. Zudem ist dieses Jahr die Nominierungszeit ungewöhnlich spät – im Juni hatten wir früher schon manchmal Preisverleihungen. Vielleicht hängt das auch zusammen: Ein späterer Termin bedeutet potentiell auch, dass mehr Neuheiten zu berücksichtigen sind. Und das werden sowieso jedes Jahr mehr.

An dieser Stelle wie immer der kurze Hinweis, dass ich hier nicht darüber spreche, welche Spiele ich nominieren würde – ich bin in der glücklichen Lage, dass ich deutlich weniger Neuheitenausprobierdruck habe und daher nur einen rudimentären Eindruck vom aktuellen Jahrgang habe – sondern die Spiele, von der ich glaube, dass die Jury sie nominieren wird. Das ist nur ein bisschen Hexenwerk, ich basiere vieles auf dem Output der Bertreffenden in der Spielbox und den jeweiligen Medien (wobei ich nicht alle Jurymitglieder verfolge). Und wie immer ist mein blinder Fleck blau – bei den Kinderspielen habe ich keine Ahnung und mache daher von meinem Recht zu schweigen Gebrauch.

Doch genug des Geplänkels – lets go zur Sache!

Im Kennerspielbereich sind mMn zwei Spiele gesetzt: Mischwald und e-Mission. Beides sind Spiele mit enormen „Buzz“ und sehr positiven Besprechungen. Mischwald entspricht dem Prototypen eines modernen Kennerspieles: Ansprechende Graphik und Thema, zahlreiche Kombos zum optimieren, nicht zu viele Regeln und hatte ich schon erwähnt, dass man hier viele, viele Punkte machen kann? e-Mission als kooperatives Spiel vom Pandemie-Altmeister Matt Leacock (mit Co-Autor Matteo Menapace), das sowohl thematisch als auch spielerisch Neuland betritt. e-Mission wurde bislang ähnlich positiv aufgenommen wie damals Paleo, das ja auch den Kennerspielpreis gewinnen konnte. Das einzige was einer Nominierung entgegen stehen könnte, wäre wenn es gleich einen Sonderpreis bekommt.

Das halte ich allerdings für Zug um Zug Legacy wahrscheinlicher. Trotz insgesamt sehr positiven Kritiken: Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass die Legacy Version von Zug um Zug nominiert wird. Ähnlich wie damals der Sonderpreis, um die Unlock-Reihe zu ehren, ist ein Sonderpreis mMn eine bessere Möglichkeit eine Weiterentwicklung eines früheren SdJ-Gewinners zu ehren. Aber natürlich bleibt eine Nominierung im Bereich des möglichen. Die Frage, ob ZuZ Legacy jetzt so gut ist, weil Zug um Zug so gut ist oder ob es wirklich was ganz neues bietet, wird sicherlich in der Jury diskutiert werden.

Doch wenn nicht ZuZ Legacy, wer wird dann der dritte im Bunde? Bierpioniere wird hoch gehandelt und ich halte das für durchaus wahrscheinlich: Ein Spiel dieses Komplexitätsgrades ist oft auf den Kennerspiellisten zu finden gewesen. Vielleicht ist Bierpioniere etwas zu klassisch, aber dafür geht es um Bier.

Das von Georgios geschätzte Vale of Eternity halte ich dagegen eher für einen Fall für die Longlist. Auch das Spiel ist eher klassisch (in diesem Fall Kombis statt Arbeitereinsatz) angelegt, aber mir scheint es eher für drei als für vier Personen optimiert und als etwas kürzeres Spiel fehlt vielleicht ein bisschen der spielerische Impact eines längeren Bierpioniere oder e-mission,. Im Vergleich zu Mischwald ist das Spiel etwas hakeliger und ein Mü weniger auf den Punkt. Zumal in Kennerspielpreisen das vor sich hinpuzzeln beliebter ist, als das gegenseitige Zerstören von Karten ohne Schutzmöglichkeit (kommt bei Vale jetzt nicht super-oft vor, aber manchmal halt schon).

Also meine Liste ist wohl Mischwald, e-Mission und Bierpioniere.

Im Spiel des Jahres – Bereich ist die Angelegenheit weniger klar und das liegt auch an zwei Grenzgängern.

Ich bin sehr sicher, dass Sky Team nominiert werden wird. Ich konnte es allerdings bislang nicht selbst spielen, daher richte ich mich bei der Einschätzung nach meinen Kolleginnen und Kollegen im Beeple-Netzwerk und vermute: Roter Pöppel. Zumal ich die Faustregel anwende: Kommt ein Spiel für zwei Kategorien in Frage, geht es in die Kategorie wo es weniger klare Kandidaten gibt. Warum ist es ein klarer Kandidat? Weil es durchweg mit Höchstnoten beschenkt wird. Zudem ist das Regelwerk schlank und die thematische Einbettung ungewöhnlich. Es wäre der perfekte Titelträger… ist aber ein reines Zweipersonenspiel. Ich denke nicht, dass dies ein Killerkriterium darstellt, schon gar nicht für eine Nominierung (es wäre auch nicht das erste nominierte Zweipersonenspiel). Obs dann für den Titel reicht, kann man dann sehen, aber eine Nicht-Nominierung wäre eine Riesenüberraschung und allenfalls einer etwas schwachen aktuellen Verfügbarkeitssituation geschuldet.

Nico von den Brettagogen wies auf Le Sky de Blue darauf hin, dass die Jury Listen führt. Die Aussage war vermutlich auf die Nominierten für dieses Jahr bezogen (vielleicht sogar auf Sky Team), aber einige Leute hoffen immer noch, dass Heat gemeint sein könnte. Ich glaube es nicht. Heat ist zu sehr auf „man muss das Spiel oftund mit Erweiterungen spielen“ ausgelegt, um nominiert zu werden, dazu kommt der Wirwarrwarr wann es wie und wo eigentlich verfügbar ist/war/sein wird. Meine ganz eigene Interpretation: Gemeint war Die Gilde der fahrenden Händler. Das war letztes Jahr bereits auf meiner Tippliste und das komplette Fehlen auf Long- und Shortlist war doch eine der größeren Überraschungen letztes Jahr. Vielleicht hatte es die Deadline doch verpasst und kommt dieses Jahr? Es ist halt spielerisch so ein perfekter Kandidat, da hoffe ich dann zweimal, wohl wissend, dass das ein enormes Risiko darstellt.

Machbar ist das, weil mir sonst wenig in Bezug auf Kandidaten einfällt. Das von mir auch für den Hauptpreis favorisierte Trio wird es vermutlich maximal auf die Longlist schaffen. Die Kritiken der Jurymitglieder sind alle positiv, aber nicht begeisternd. Die Existenz einer Variante, die nicht viel variiert wird dabei komischerweise als größter Kritikpunkt genannt. In Frankreich konnte Trio den Hauptreis absahnen, aber hier reagierte die Jury etwas verhalten. Aber wer dann?

Vielleicht ein anderes Kartenspiel? Spiele aus der unteresten Komplexitätsstufe haben in den letzten Jahren immer nindestens eine Nominierung abbekommen und die beiden anderen von mir genannten sind doch im Anspruch höher. Mein Tipp daher: Passt N1cht, dass starke LAMA-Vibes versprühen will. Spielerisch nicht ganz so genial wie letzteres, deckt dieses Spiel dennoch das Segment der Uno-Killer erfolgreich ab.

Auch wenn mein Tipp Sky Team, Gilde der fahrenden Händler und Passt N1cht! lautet, gibt es noch zwei denkbare Alternativen: Zum einen fehlt ein Partyspiel auf meiner Liste und eines ist seit Jahren immer mindestens drauf gewesen. Als Mustererkenner halte ich daher The same Game für sehr möglich. Es bietet einen neuen Dreh für das bekannte Rateprinzip und kam in der Jury gut an. Die Einstiehshürde ist etwas höher als in diesem Segment üblich (zumindest, wenn man das aus den Regeln lernt), da man sich erst einmal dran gewöhnen muss, welchen Begriff man eigentlich wählen sollte. Daher gebe ich dem Kartenspiel den Vorzug. Außenseiterchancen möchte ich zudem Trekking einräumen. Ich habe viel positives gehört, es scheint mir auch ein klassisches Spiel des Jahres zu sein, eben ohne Kooperation oder Party. Ich habs aber selber nicht spielen können und der Buzz ist nicht ganz so begeistert, wie bei Sky Team, daher nur auf meiner Longlist.

So, jetzt warten wir bis Dienstag ab, ob sich die Jury an meine Vorgaben gehalten hat.

ciao

peer

 

 

Peer Sylvester
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