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The Games are ch-ch-changing

Ich hatte mal einen Satz gelesen, der mich viele Jahre geprägt hat und der verdammt viel Wahrheit enthält. „Frauen möchten, dass ihre Männer sich ändern aber sie tun es nie und Männer wollen das ihre Frauen sich nie ändern, aber sie tun es doch.“ Was dieser Satz aber im Kern aussagt, dass sich alle Menschen sich ändern und Veränderungen die einzige Konstante sind. Und Veränderungen haben wir in unserer Branche in großen Mengen.

Die Jury verändert sich jedes Jahr. Neue Mitglieder kommen, alte gehen. Die Jury die dieses Jahr ein Spiel wählt ist nicht dieselbe die es letztes Jahr gewählt hat. Aus den Gewinnern der letzten Jahre zu bestimmen, welches dieses Jahr gewinnt, wäre ein Fehler. Ein Blick auf die einzelnen Mitglieder wäre da sinnvoller, aber auch das hat keine Vorhersagekraft.

Die Verlage verändern sich. Asmodee von 2018 ist ein anderes als das von 2015. Auch Pegasus hat sich durch Wachstum gewandelt und Hans im Glück ist durch den Wechsel des Geschäftsführers von Bernd zu Moritz nicht mehr derselbe Verlag. Heidelberger ist kein Vertrieb mehr, sondern ein Studio. Hans im Glück acht das Kinderspiel des Jahres. Haba macht Familienspiele und Schmidt macht Kennerspiele.

Die Bloggern ändern sich. Es drängen auch hier mehr auf den Markt und das ausbilden von Kompetenzen ist wichtiger denn je. Spiele vorstellen kann jeder, aber wer ist die Zielgruppe, welche Spiele werden ausgewählt und wie wird die Community dahinter bedient. Überhaupt ist das Wachsen der jeweiligen Community sehr wichtig geworden.

Aber auch im Kleinen merke ich Veränderungen. Wir wurden in einer Sendung gefragt, was sich bei uns geändert hat und ich glaube ich habe einen breiteren Spielegeschmack bekommen. Ich mochte schon vorher viele Sachen, aber ich habe Neues kennengelernt und es hat mich neugierig auf noch mehr Neues gemacht. Wargames hätten mich vor 5 Jahren noch kalt gelassen. Inzwischen ist da eine große offene Tür.

Aber da ist auch ein Problem, wenn man mit sehr vielen verschiedenen Spielern spielt. Meine Spielgruppe zu Hause spielt fast nur mit mir. Sie haben nicht dieselben Erfahrungen gemacht wie ich. Es gibt Spiele die ich da nicht auf den Tisch bringen kann, weil nur vom Cover, dem Thema oder der Kurzbeschreibung es sofort aussortiert wird. Auch andere Einflüsse von außen sorgen für einen Wechsel. Viel Stress und wenig Zeit sorgen für das Spielen von kürzeren Spielen. Größere Gruppen für Großgruppenspielen. Fehlende Mitspieler sorgen für Spiele in kleineren Gruppen. Familiennachwuchs sorgt für ein Interesse an Kinderspielen. Ein Umzug sorgt für die Verkleinerungen der Spielesammlung.

Schwierig wird es, wenn der eigene Spielegeschmack sich soweit konträr entwickelt, dass Spielegruppen auseinanderbrechen. Wenn einer ein Spiel immer wieder spielen will, weil er es so genial findet und die anderen nicht, weil sie es nur ok oder ganz schlecht finden, dann können daran Gruppen brechen. Und da man nicht verheiratet ist, passiert dass dann vielleicht und die Spieler sehen sich weniger und neue Spieler müssen her.

Auf öffentlichen Spieletreffs wo man eh immer wieder neue Mitspieler findet bleibt das einfacher. Wie bei einer Kontaktbörse schaut man immer wieder ob man mit den anderen zurechtkommt. Man meidet die Spieler, mit denen man unangenehme Erfahrungen gemacht hat und sucht nach denen, mit denen man schon so einiges tolles erlebt hat. Den unterm Strich sind die Mitspieler oft wichtiger als das Spiel auf dem Tisch. Aber wenn beides Schön ist, wird es erst perfekt.

Jeder Mensch ändert sich. Die Frage ist nur in welche Richtung und in welcher Geschwindigkeit. Das Ganze wirkt wie eine physische Umschreibung oder eine Mathematische Kurve im Raum. Aber je näher man sich beim Spielen kommt desto eher tauscht man sich darüber auch aus. Auch über Veränderungen.

Matthias Nagy
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