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Asoziale Außerirdische und ihre Sologruppen

Wann hat man alles richtig gemacht? Wenn alle über einen reden. Der Herr, der das im letzten Monat geschafft hatte, war Tom Felber. ich mag ihm da auch nicht unterstellen, dass er mit Absicht versucht hat die Leser zu provozieren, sondern das er einfach die Worte gewählt hat, die er am sinnvollsten fand. Ich kenne das bei mir auch, wo ich ein Artikel schreibe und im Nachhinein mich für ein paar Worte entschuldigen möchte, denn geminnt hatte ich es nicht, wie ich es geschrieben habe. Aber wenn es Wellen schlägt dann muss dafür gerade stehen und sich entschuldigen, oder erklären was man meinte. Alles kein Beinbruch.

Der Artikel ist seine Rezension zu NMBR9 von AbacusSpiele. Das Wort unsozial ist nicht nur bei mir hängen geblieben. Im Nachhinein verstehe ich was er meint. Es ging ihm nicht darum Solospiele zu verteufeln, sondern er fragt sich warum ich Solobeschäftigungen als Gruppenspiel verkaufe. Etwas was viele als Mulitplayer-Solitär benennen und in der Szene oft abwertend dargestellt wird. Das kann ich sehr gut verstehen.

In Oberhof stand ich mit der Frau von Rüdiger Dorn und Stefan Stadler vor dem großen Tisch mit den Verlagsspielen und Stefan fragte mich, welches das schlechteste Spiel von dieser Auswahl war. Ich kannte nicht alle konnte daher das nicht komplett beurteilen und während mein Auge vor einem Spiel hängen blieb das ich nicht so gut fand, nannte ich dieses. Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen oder einfach sagen sollen, welches mir am besten gefällt, aber ich habe halt in der Minute mitgemacht. Mit dem Hinweis, dass ich natürlich nicht alle kenne. Es war Mystic Vale. Ein Spiel, dass sich mir gar nicht erschließt. Ein bisschen ist es wie bei Dominion. Jeder Spieler macht seinen Zug und interagiert mit den anderen gar nicht mehr.

Bei Dominion habe ich irgendwann für mich beschloßen, dass ich es nur noch zu zweit spiele, denn alles andere ist doch langweilig. Und was ich bei Dominion nie mochte, war das die meisten interaktiven Karten eher von negativer art waren. Es waren Angriffe. Diese also rauszunehmen, klingt eigentlich nach einer tollen Idee. Aber Mystic Vale macht dies und es erscheint mir noch beliebiger. Will ich sagen, dass Spiel ist schlecht? Nein. Es ist eigentlich nichts für mich. Denn es ist ein Solospielen in der Gruppe. Etwas das mich bei manchen Spielen weniger stört als bei anderen. NMBR9 spiele ich gerne. Da habe ich Freude mich in 10 Minuten mit anderen am Tisch zu messen.

Nun könnte man sagen, ich mag halt keine Deckbauer, aber ich finde etliche gut. Trains ist grandios und leider zu unrecht in Deutschland untergegangen. Ascension ist um so vieles besser als Dominion in meinen Augen. Und El Dorado ist ein echtes Wunderstück, das den Deckbauer auf dem Niveau platziert, wie ich es gerne hätte. Tom Felber zieht seine Linie woanders. NMBR9 ist außerhalb seines Zumutungscharakters. Akzeptiert.

Es bleibt das Wort unsozial. Wir spiele rühmen uns mit der Geselligkeit. Und auch wenn Gesellschaftsspiel als Begriff schon verstaubt klingt und etliche ein Lied davon singen können, wie vielen Mitspielern soziale Kompetenzen fehlen (ich verweise dazu auf den grandiosen Beitrag von Tom Felber in seiner Spielbox-Kolumne), so ist die Wahrheit einfach das wir Menschen halt alle verschieden sind. Manche brauchen nicht das Gesellige sondern die intellektuelle Herausforderung, sie wollen lieber über einem Fest von Odin brüten, was die Beste Strategie sein könnte. Ob sie dabei alleine sind und Solospiele, oder in Gruppen von bis zu 18 Spielern bei MegaCiv ist dabei nicht entscheidend. Andere wollen eine Geschichte erleben und könnten das vermutlich durch ein Buch oder einen Film auch, aber selber Entscheidungen zu treffen wie bei einem Solospielbuch wie Einsamer Wolf ist mit viel Lesen verbunden. Ein Spiel kann da andere Reize stimulieren. Andere wollen das soziale und suchen eine Runde Word Slam, damit sie einfach mit anderen Menschen zusammen sind. Keins davon ist ein besserer Spielertyp.

Schwierig wird es, wenn man mit Nichtspielern kollidiert. Da gibt es die, die beim Spielen an Computerspiele denken, dann die, die an Monopoly oder Kinderspiele denken, und schließlich die, die an Poker und Glücksspiele denken. Und dies manchmal interessiert, oft eher uninteressiert und manchmal auch ablehnen betrachten.

Wenn man in einer Gaststätte ist und Spielkarten raushaut um eine Runde Skull King oder Fünf Gurken zu spielen, dann kommt der Ober sagt, das Glücksspiel bei ihnen nicht gerne gesehen sind, dann steht man unsozial dar. Wenn bei einer Familienfeier ein Love Letter rausgeholt wird oder ein LuckyLachs, dann wird man von Verwandten als Spielkind abgetan und als unsozial abgestempelt, warum man sich nicht mit ihnen unterhält, statt diesen Kinderkram zu machen. Man fühlt sich wie ein Alien. Man bewegt sich in Fremden Welten, außerhalb seiner Komfortzone und muss damit leben wie unsozial die anderen einen halten. Mir geht es so mit den Biertrinkenden grölenden Horden die zum Männertag durch die Straßen ziehen, aber ich bin da die Minderheit. Das Wort unsozial kann vielschichtig gesehen werden. Ich würde es lieber gar nicht mehr sehen.

Hinwies: Dieser Artikel erschien im Rahmen des Beeple-Tehmenmonats: Fremde Welten. Weitere Artikel dazu findet man hier:

Matthias Nagy
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6 Kommentare

  • >> Hinwies: Dieser Artikel erschien im Rahmen des Beeple-Tehmenmonats: Fremde Welten. Weitere Artikel dazu findet man hier: <<

    ??? Ich bin dem Link gefolgt und habe nirgendwo was zu dem Thema gefunden. Auch die Suchfunktion der Seite hat mir zu dem Stichwort "fremde Welten" keinen Treffer geliefert. (auch nicht auf dieen Artikel)
    Ich habe mich mit Beeple bisher nicht beschäftigt, aber irgendwie hätte ich erwartet, dass es da auf der Seite dann eine deutliche Rubrik zum Thema des Monats gibt, auf der man dann passende Artikel findet. So kann ich mit deinem Hinwei leider gar nichts anfangen.

  • In der Wahrnehmung der meisten Menschen sind die Begriffe „asozial“, „unsozial“ und „nicht sozial“ recht unterschiedlich behaftet. Mir hätte bei Toms Artikel „nicht sozial“ besser gefallen als „unsozial“. Aber ich habe es einfach so interpretiert, dass „nicht sozial“ gemeint war, und damit war die Sache für mich auch schon durch.

  • Was mich wundert ist nur: Felber ist Journalist. Da gehe ich davon aus, dass er die unterschiedlichen Konnotationen kennt und sich gezielt für eine entschieden hat.

    (Aber vielleicht ist das auch nur, weil ich mit Journalisten aufgewachsen bin, die Blogger immer angegriffen haben, weil die ja „präzises Schreiben“ nicht gelernt haben wie sie :-) )