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And the Sylvester 2022 goes to…

Ein weiteres Jahr geht zu Ende, über dass sich sagen lässt, es ist gut, dass es zu Ende geht. Wird 2022 2023 besser? Ich bin vorsichtig optimistisch, aber ich verliere bei Pandemie auch immer.

Insgesamt diesmal wieder mehr Runden, auch wenn Corona immer mal wieder Stöckchen ins Getriebe steckte – aber so lange der Spieleabend das einzige ist, was leidet, kann ich mich nicht beschweren. Tatsächlich habe ich die Kategorie „ungespielte Spiele“ um satte 2% senken können, also wurde auch mal wieder älteres gespielt (und manches – wie Vernissage oder Das letzte Paradies hat sich dann als verzichtbar herausgestellt, anderes – Gambler! Nokosu Dice!!! – hätte ich schon viel früher spielen sollen). Wie schon im letzten Jahr habe ich viel gutes, aber wenig großartiges gespielt. Ein Kings Dilemma, kommt eben nicht jedes Jahr heraus. Doch genug der Negativität, auf zu den Preisträgern!

Der Sylvester in Gold geht an Nightmare – Das Thriller Spiel von „Team Identity“ erschienen bei Noris

Der Sylvester ist Silber geht an Order Overload: Café von Jun Sasaki erschienen bei Oink Games

Der Sylvester in Bronze geht an Descent: Legenden der Finsternis von Kara Centell-Dunk und Nathan I Hajek, erschienen bei Fantasy Flight Games /Asmodee.

Besondere Erwähnung: Dice Fishing: Roll& Catch von Satoru Nakamura erschienen bei Homosapiens Lab

Nightmare – Das Thriller-Spiel war so ziemlich das erste neue Spiel, dass ich 2022 gespielt habe, Anfang Januar war das. Das mir das Erlebnis immer noch im Gedächtnis ist, spricht für die Güte des Spieles! Es ist ein hervorragend abgestimmtes Konglumerat aus Krimispielen, das mit viel Athmosphäre und kleinen Rollenspielelementen präsentiert wird. Es ist mutig, ein Spiel für 4-5 Personen anzubieten (5 sind auch besser, wir habven es aber zu viert gespielt), aber absolut gerechtfertigt. Das Team hat schon meine Lieblings-Escaperoom-Reihe präsentiert (Escaperoom the Game) und hier übertreffen sie sich noch einmal. Wirklich cool!

Order Overload: Café ist wieder eines dieser Oink-Spiele, bei denen eine einfache Idee (kooperatives Merkspiel) einfach ungemein gut umgesetzt wurde. Hier stimmt alles: Angefangen damit, dass es ein Level-System gibt, bei dem man immer Erfolge feiert, aber bei dem es immer herausfordernder wird – auch weil natürlich die Erinnerungen der verschiedenen Level vermischen. Hinzu kommt auch die lustige thematische Einbettung ins Café-Thema, bei dem man sich 4 Kaffee und 1 Kaffe Latte oder ähnliches merken muss und dann ausgerechnet daran scheitert, sich an den Käsekuchen zu erinnern. Dabei ist das Spiel nicht brutal, man kann immer raten, man muss nie jede einzelne Karte im Kopf behalten. Das bleibt nett und herausfordernd und vor allem kreiiert es diese Momente, an denen man sich erinnert. Deswegen Platz 2.

Der dritte Platz ist ein Kompromiss. Descent: Legenden der Finsternis erschien bereits letztes Jahr, ist also nächstes Jahr nicht mehr für mich wählbar (zu viele meiner eigenen Regeln will ich nun auch wieder nicht brechen). Ich habe aber nur das Tutorial gespielt, keine Ahnung ob die Qualität und das Interesse anhält. Aber ebenjenes Tutorial war bereits eines der besten Spieleerlebnisse des Jahres für mich (siehe auch verlinkter Podcast). Insofern, will ich nicht, dass Descent durchs Raster fällt, das hätte es nicht verdient.

Dice Fishing: Roll & Catch ist zu alt für  irgendwelche Preise, aber wegen der Pandemie konnte ich es mir erst dieses Jahr besorgfen. Das wäre normalerweise kein Argument, aber da es mein Lieblingsspiel aus Essen ist, gibt es noch einmal eine Erwähnung :-)

Noch mehr Erwähnenswertes:

Wenn es noch einen Quizspielpreis gäbe, so ginge er dieses Jahr klar an Hitster (ohne Autor:innennung bei Jumbo): Ja, man braucht einen Spotifyaccount (und ich habe auch einen Premiumaccount, weiß also nicht wie gut die normale Variante sitzt), aber es ist nicht nur wegen der Musik eben dann doch etwas mehr als nur ein Anno Domini-Klon. Das Erstellen der eigenen Zeitleiste sorgt dafür, dass es normalerweise bis zum Ende spannend bleibt, denn das Einsortieren in 4 Karten fällt dann doch leichter als in 8. Clever in den kleinen Designentscheidungen und jetzt kann ich endlich das alterwürdige CD Musik Quiz entsorgen (schon weil ich gar keinen CD-Player mehr habe).

Knapp verpasst hat das Treppchen Blaze vom HeidelBärteam und eigentlich auch nur, weil es mir so richtig gut nur zu dritt gefällt. In der Dreierbesetzung war es aber eines der Go-To-Absacker im letzten Winter und Frühling. Es ist eine Art Duell-Variante aus der Big-Two-Familie (ja, ich weiß, es ist von Durak abgeleitet, aber wer kennt das? Ich kannte es nicht), bei der man sich immer überlegen muss, ob man mitzieht oder sein Blatt verbessern will, aber den Absprung nicht verpassen darf, weil man mit schlechtem Timing letzter wird. Sehr spannend! Leider -und das schreibe ich nicht oft – ist die Regel absolut misslungen, dieses Spiel müsste man von „hinten“ erklären, damit man weiß, warum man überhaupt irgendetwas macht. Ich denke deswegen ist das Spiel leider etwas untergegangen.

Apropos untergegangen: Umbra Via von Connor Wake (erschienen bei Pandasaurus) erschien bereits 2021 und ist komplett untergegangen. Zu Unrecht, denn das Spiel ist eine höchst originelle Verknüpfung aus Versteigerung- und Legespiel, das sich gänzlich anders spielt, als alle anderen Spiele, die ich kenne. Wenn man erst einmal verstanden hat, warum die Wertung so ist, wie sie ist, ist das Spiel zudem locker gespielt. Einziges Manko ist der hohe Drang zum Unentschieden, der leicht unbefriedigend sein kann, aber als Spielerlebnis ist Umbra Via durchaus was besonderes.

Und final noch ein gehobenes Familienspiel: 12 Rivers ist vielleicht nicht so originell wie Umbra Via, aber es ist einfach schön, im optischen wie im spielerischen Sinne. Es fließt nur so, alles ist elegant. Das spricht mich als Autor besonders an.

Wie immer kommen an dieser Stelle auch meine Töchter zu Wort, die natürlich auch älter werden, was sich auch im Spielverhalten niederschlägt (Malaya mag z.B. Keystone lieber als ich):

Malaya (10): Catch Sketch vor Infernal Wagon und Imagenius

Arwen (14): Catch Sketch vor Cluedo: Raub im Museum und Imagenius

Catch Sketch (Chris Choi / Mandoo Games) ist, wie man an der Auswahl sieht, ein Hit. Meine Kinder lieben Zeichenspiele, alle drei unter dem Link vorgestellten kommen gut an, aber Catch Sketch war ein „Runaway Success“ wie man so schön sagt – wir hoffen auf neue Karten (die sind wohl angekündigt), denn mittlerweile sind zumindest die einfachen Begriffe so durchgespielt, dass neue Leute in unserer Runde keine Chance mehr haben…

Infernal Wagon (Alexander Emirit und Florian Fay) ist ein kooperatives Hektik-Kartenspiel, dass sich durch einen perfekten Drive auszeichnet, der das Spiel hektisch, aber nicht stressig macht. Eine Rezension folgt (hoffentlich) im Januar.

Imagenius´ (Oliver Mahy bei Piatnik)Erfolg hat mich dann doch etwas überrascht – wir spielen es nach wie vor regelmäßig und haben bald alle Karten durch. Es ist einfach sehr befriedigend die Objekte zu suchen und zu finden und zu verbinden und wenn dann das Bild „aufpoppt“ ist es immer wieder wie ein kleiner Zaubetrick. Sehr befriedigend, egal wie man abschneidet!

Cluedo: Raub im Museum ist der zweite Teil aus der „Krimi& Rätsel“-Reihe und dank eines leicht angehobenen Schwierigkeitsgrades und besser an das Setting angepasster Rätsel ein besseres Spiel als der erste Teil, den ich nun ja auch nicht wirklich schlecht fand. Ich wrede sicherlich im nächsten Redebedarf noch weiter dauf eingehen, aber die Cluedo-Reihe macht sich!

Das war es an dieser Stelle mit diesem Jahr. Wie immer wartet ein Stapel Spiele aus 2022 auf das nächste Jahr – besonders gespannt bin ich da auf The Heist, Return to Dark Tower und Oath. Und natürlich will ich Descent weiterspielen …

Guten Rutsch und so!

Peer

 

 

Peer Sylvester
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