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Der große Quizspielvergleichstest 2015

Vorab ein Wort in eigener Sache: Es ist schön, dass verstärkt Quizspiele auf den Markt kommen. Leider kommen die immer erst zu Essen heraus. Da ich versuche den Quizspielvergleichstest immer vor Weihnachten fertig zu haben, sorgt das für ordentlich Stress. In diesem Jahr konnte die Jury zudem weder im November noch im Dezember einen gemeinsamen Termin finden. Also waren einige Marathontermine nötig und das war nicht optimal. Wenn das nächstes Jahr passiert, muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und des Test erst nach Weihnachten fertig online stellen. Also Verlage: Bringt eure Quizspiele doch mal zu Nürnberg heraus! :-)

Wo ist bitte Umtata? (Arno Steinwender bei moses. Verlag)

Arno Steinwender hat uns bereits in der Vergangenheit mit einem Europa-Quiz sehr viel Freude bereitet. Einzig und allein die Ausstattung war kritikwürdig. Der moses.Verlag (nur echt mit dem rechtschreibkorrekturfeindlichem Punkt im Verlagsnamen) hat ein deutlich hochwertigeres Spiel produziert. Mit interessanter Farbgebung (siehe Foto). Das Spiel sticht hervor, keine Frage. Ob man den Stil mag ist Geschmackssache, ich finde ihn erfrischend. Aber ist das Quiz auch spielerisch so gut wie Europa-Wissen?

Es ist auf jeden Fall ein anderes Spiel. Es gibt weder Ringe noch Bänder, vielmehr müssen „nur“ Länder geraten werden. Dabei erinnert der Mechanismus entfernt an Günter Burkhardts Kosmos-Spiele: Europa ist in vier Gegenden (Nord, Süd…) aufgeteilt und jedes Land in einem Gebiet hat eine andere Farbe. Jede Farbe kommt in jedem Gebiet einmal vor. Die Fragen beziehen sich logischerweise immer auf ein Land und die Spieler stellen mit einer Scheibe ihre Antwort ein – also sowohl Gebiet als auch Farbe. Es wird gleichzeitig aufgedeckt und überprüft. Für ein richtiges Gebiet gibt es einen Punkt, für eine richtige Farbe ebenfalls. Man kann also durchaus blind raten. Die Fragen laden durchaus dazu ein, denn wer weiß schon wo das größte Gebäude in Form einer Flasche steht oder in welchem Land man ein Geburtstagskind mit dem Kopf auf den Boden klopft? Man darf aber auch wissen – denn wer seine Scheibe zuerst in die Schachtel wirft darf das Land direkt nennen und bekommt bei richtiger Antwort 3 Punkte. Dieser Mechanismus ist Fluch und Segen zu gleich. Fluch, weil es ab vier Mitspielern praktisch unmöglich ist die Schachtel so hinzustellen, dass alle ihre Scheibe im Zweifelsfall gleich schnell hineinwerfen können, aber alle auch das Spielbrett vernünftig erkennen können. Segen, weil sich das Spiel daher vom reinen Gerate abhebt und weil es durchaus auch Fragen gibt, die man wissen kann (Ich war z.B. in dem Land mit dem Penismuseum und in welchem Land es eine Stadt gibt, die auf zwei Kontinenten steht, dürfte auch recht bekannt sein).

Insgesamt waren Frageauswahl und Mechanismus innerhalb der Jury so umstritten wie das Aussehen. Wo ist bitte Umtata? ist etwas abseits des Mainstreams – wer ein klassisches Quizspiel möchte, ist eher falsch. Es will ein eher lockeres Quiz sein, dass sich selbst nicht so ernst nimmt, dass auch in der Kneipe gespielt werden kann. Und das bringt das Spiel durchaus – auch weil die Spieldauer mit 20-30 Minuten absolut angemessen ist.



Top & Flop
(Dominic Crapuchettes bei Kosmos)

Dies ist nun die Deutsche Ausgabe von Wits & Wagers, ein Quizspiel, dass ziemlich erfolgreich seit längerer Zeit in den USA läuft. Oh, und auch schon hier mal erwähnt wurde. Wits & Wagers gab es auch schon einmal in einer anderen Version als Gambit 7 – damals bei Days of Wonder erschienen und war vermutlich das mit Abstand am billigsten produzierte Spiel des Verlages. Gambit 7 war eine leicht abgespeckte Variante der ersten Auflage von Wits & Wagers, während Top & Flop (soweit ich das beurteilen kann) eine regeltechnisch 1:1 – Umsetzung der „Party“ Version von Wits & Wagers darstellt.

Aber genug der Geschichte, gleich zum Prinzip: Ein Spieler liest eine Frage vor. Alle schätzen die Antwort -d.h. eine Zahl – und dann werden die Tipps der Reihe nach ausgelegt. Jetzt setzt jeder seine zwei Chips auf die Antwort oder die Antworten, von denen er denkt, sie liegen der wahren Antwort am nächsten… aber wie einst bei „Der Preis ist heiß“ heißt es auch hier „Nicht überbieten!“. Mit anderen Worten: Antworten, die über der richtigen Lösung liegen, sind ungültig. Entsprechend darf man auch auf „Alle Antworten sind ungültig“ tippen. Der richtige Tipp bekommt Punkte und wer auf den gesetzt hat auch. Ziemlich einfach.

Und wer sich jetzt fragt: „Wenn ich vorher schon so gut schätze wie ich kann – warum setze ich dann nicht auf meinen eigenen Tipp?“ Gute Frage! Und der große Unterschied zu Gambit 7/ Ur-Wits & Wagers. Dort brachten die Tipps nämlich unterschiedliche Quoten – war man bei den mittleren Tipps erfolgreich, gab es weniger Punkte, als es ein erfolgreicher Außenseiter gewesen wäre. Das war leicht verwirrend und etwas kompliziert. Und deutlich interessanter, da man da eben tatsächlich mehr oder weniger riskieren konnte. Hier schätze ich zweimal praktisch unschätzbares. Die einzige zusätzliche Informationen sind die ebenso geratenen Zahlen meiner Mitschätzer. Die bringen einem gelegentlich auf die falsche oder auch die richtige Fährte und die erlauben natürlich auch mal seine Wettchips zu verteilen, um auf jeden Fall zumindest ein paar Punkte zu bekommen, aber es fehlt das Zockelement des Originals. Nur in der letzten Runde darf man erworbene Siegpunkte setzen, was durchaus interessant ist und kurz aufzeigt , wozu das System in der Lage wäre, wenn man es denn ließe. So wurde das Spiel etwas zu sehr vereinfacht – Der schwierige Part ist weg, aber mit ihm eben auch der interessante und originelle. Zahlen raten hat man schon oft gesehen – Eigentlich spiele ich jedes Jahr mindestens ein Spiel, bei dem man Zahlen schätzen muss. Da muss ein weiteres sich schon strecken, um aufzufallen und das tut Top & Flop in meinen Augen nicht.


Die Welt – Wetten da liegt Manhattan?
(Günter Burkhardt bei Kosmos)

Günter Burkhard und Kosmos sind schon eine tolle Kombination, die letztes Jahr sogar den Quizspielpreis gewinnen konnte. Das wird dieses Jahr nicht wieder passieren, denn dieses Spiel hier ist die Mini-Ausgabe von Die Welt, mit neuen Karten aber identischem Spielsystem: Wie bei Finden Sie Minden und Europa, sucht man auch hier nach Ortschaften und kann die in 4 Stufen eingrenzen und bekommt für jede Stufe 1 Punkt – wenn sie denn stimmt. Ein Fehler und man ist bei Null Punkten, auch wenn der Großteil stimmte. Bewährtes System, Spaß wie immer. Man kann natürlich kritisieren dass die Landkarten arg klein sind und mindestens einer meiner Mitspieler die Landesgrenzen nicht erkennen konnte. Man kann auch erwähnen, dass in der Regel nicht steht welche Spielerreihenfolge bei Punktgleichstand gilt (eigentlich überspringt man sich ja, so dass es immer eine eindeutige Reihenfolge gibt, aber hier gibt es keine Punktleiste). Aber für unter 5€ ist das Spiel ganz klar ein Selbstkauf für jeden Geographieratfan. Und selbst wer die große Ausgabe besitzt sollte zugreifen, denn die Karten sind kompatibel und die Miniausgabe fungiert so als Erweiterung.


Pronto (Udo Peise und Marc Teubner bei HUCH! & Friends)

Auch Huch hat schon den Quizspielpreis abräumen können und mit Ausgerechnet… und Schätzen Sie  mal gleich zwei  erfolgreiche (und Gute!) Schätzspielreigen im Programm. Pronto ist jetzt mit Sicherheit kein klasssiches Quizspiel, aber wir von der Spielbar fassen den Bereich „Wissensspiel“ sehr weit – eigentlich so ziemlich alles umfassend, bei denen eine gute Allgemeinbildung hilft, besser abzuschneiden. Eine Kategorie dieser Spiele sind jene Vertreter bei denen man wie bei Stadt-Land-Fluss Begriffe mit bestimmten Anfangsbuchstaben finden muss. Das sind Wissensspiele, denn mehr Wissen = mehr Begriffe. So simpel sind wir hier gestrickt. (Die Wahrheit ist, dass wir diese Spiele lieben. So hätte Haste Worte z.B.  den Preis locker abgeräumt, wenn es ihn schon gegeben hätte). Auch bei Pronto müssen nun zu einer bestimmten Kategorie Begriffe gefunden werden. Welche Kategorie das ist, bestimmt eine Karte. Welcher Buchstabe gilt, bestimmt das aktuelle Feld: Der Weg zum Ziel ist hier mit Buchstaben gepflastert. Verwendbar sind alle Buchstaben neben oder vor dem aktuellen Feld und dann setzt man seinen Pöppel dorthin. Allerdings nicht dauerhaft, denn eine Sanduhr läuft mit. Die aber verdeckt! Man muss selbst entscheiden, wann man seinen Zug beendet. Hoffentlich noch während der Zeit, denn nur dann ist das Ergebnis gültig. Ist die Uhr abgelaufen, hat der Spieler umsonst geraten und muss zu seinem Ausgangsfeld zurück. Eigentlich ein ganz cooler Mechanismus, gerade in Verbindung mit den Buchstabenfeldern.

Eigentlich.

Wo fange ich an? Erst einmal muss der Spieler, der die Sanduhr kontrolliert schon sehr genau arbeiten und vor allem auch wirklich auf Kommando die Uhr nehmen – nicht dass diese gerade in seiner Reaktionszeit abgelaufen ist. Ärgerlich aber zu verkraften.

Das nächste Problem ist dass nirgendwo steht, wie lange die Uhr eigentlich läuft. Gut, das kann (und sollte) man vor dem ersten Lauf ausprobieren, aber dennoch: Rein Regeltechnisch gehen die ersten Züge damit drauf, um die verfügbare Zeit deduktiv zu ermitteln. Dann ist die Uhr zu kurz. Wirklich. Ich meine, einige Mitglieder der Quizspieljury spielen Stadt-Land-Fluss mit 3 (!) Begriffen pro Kategorie, damit überhaupt so etwas wie Nachdenken vorkommt. Bei Kategorum haben wir den Block verbraucht. Was ich sagen will ist: Wir sind ganz gut trainiert was Buchstabenspiele betrifft. Aber hier sind die Karten echt grenzwertig. „Gründe morgens nicht aufzustehen“ fallen mir schon ohne Buchstabenzwang kaum welche ein, zumindest wenn tatsächlich (wie ich vermute) nur einzelne Wörter und keine Sätze gelten. Ähnliches gilt für „Mordmotive“ oder „Superkräfte, die ich gerne hätte“. Man verstehe mich nicht falsch: Diese Karten sind witzig – aber sie passen nicht zu der sehr knappen Zeitvorgabe. Andere Karten fordern Diskussionen geradezu heraus („Dinge, die komisch riechen“, „Romantische Orte“) oder sind vom Schwierigkeitsgrad unausgewogen („Berufe oder Haushaltsgegenstände“ sind deutlich leichter als „Berge“ oder?). Spätestens wenn Schriftsteller oder Regisseure oder so gefragt werden kommt die Frage auf, ob nur die Nachnamen gelten, oder ob man George Washington auch bei „G“ nennen darf. Und als ein Spieler bei „Alles über Religion“ mit „Sonnengott. Eselgott. Palmengott“ anfing, wurde uns klar, dass man sich hier entweder zum Stinkstiefel macht (Diskussionen sind in der kurzen Zeit eh nicht möglich, und man nimmt dem Zugspieler die Möglichkeit rechtzeitig aufzuhören) oder die Gefahr besteht, dass jemand die Karten aushebelt. Ein weiteres Ding: Man hat Karten, die man einsetzen kann, um ein Feld weiterzurücken oder eine neue Kategoriekarte zu ziehen oder für ein anderes Teammitglied zu raten. Das Problem hier ist wieder: Das alles soll (so vermute ich den Regeln nach) während der Sanduhrzeit entschieden werden. Und die ist auch dafür einfach zu kurz – Ziehe ich eine neue Karte und lese die durch, ist die Sanduhr schon fast abgelaufen. Alles was das Spiel ausmachen könnte wird von der Sanduhr erstickt. Entweder man „stirbt“ ständig an Zeitüberschreitung oder macht nur sehr kleine Sprünge. Als Resultat brauchten wir schlicht weg ewig, um das Ziel überhaupt mal aus der Nähe zu sehen- deutlich länger jedenfalls als die versprochenen 30 Minuten. Und das ist frustrierend und Spaßtötend.

Hinzu kommen noch ein paar kleinere Ärgernisse: So sind die Felder verschieden groß und grenzen manchmal an 2 Buchstaben an derselben Seite an. Und einige Teilstrecken sind etwas abgegrenzt. Ich vermute, dass im ersten Fall beide Buchstaben gewählt werden können und dass im zweiten Fall die Mauer tatsächlich abgrenzt. Beides steht aber nicht in der Regel. Bei einem Quizspiel, dass sich i.A. an regelunerfahrene Nichtspieler richtet sind so viele Regelunklarheiten (siehe auch die Fragen nach den einzelnen Begriffen und dem Einsatz der Jokerkarten) ärgerlich.

Doch das ist egal: Irgendwie schafft es das Spiel zwei gute Ideen (Verdeckte Sanduhr und Buchstabenparcour) so zu kombinieren, dass kein gutes Spiel herauskommt. Vielleicht ist es eines von den Spielen, die in der richtigen Stimmung der Brüller sind. Aber diese Stimmung wird von dem Spiel (zumindest bei uns) nicht erzeugt. Im Gegenteil: Was bei Wissensspielen aller Art -auch bei den Buchstabenspielen – Spaß macht, ist das überlegen, das knobeln. Genau das wird aber von dem Spiel unterbunden. Bevor ich lange nachdenke, höre ich lieber auf. Lieber nur ein oder zwei Schritte vorweg, als stehen bleiben. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich von einem Buchstabenspiel erwarte.  Der Sanduhrmechanismus ist originell, aber er killt den Teil des Spieles, der Spaß macht. Man könnte das Spiel natürlich auch mit offener Sanduhr spielen. Mit einer offenen, länger laufenden Sanduhr. Aber das wäre nicht dasselbe Spiel und man könnte dann auch gleich etwas anderes spielen. Outburst, Forty-Two oder Word Whizz z.B.


Echt jetzt?! (Ohne Autorennennung bei Megableu / Hutter Trade)

Ich gebe zu: Als ich das Spiel in der Hand hatte, war ich nicht optimistisch. „Das Spiel“ besteht aus einem sternförmigen Senso/Simon, eine Art Multibuzzer mit Sprachchip. Der lenkt das Spiel, erklärt die Regeln und stellt die Fragen. Das Spiel ist simpel: Der Moderatorchip ruft „Stimmts oder stimmts nicht?“ und liest dann eine Behauptung vor – z.B. „Guten Abend, gute Nacht ist von Mozart“ oder „Sirius ist ein Stern unserer Milchstraße“. Dann wird entweder gebuzzert oder der Moderator bestimmt einen Spieler, der dann auf „Stimmt“ oder auf „Stimmt nicht“ drücken muss. Für richtige Antworten gibt es 1 Punkt, für falsche 2 Punkte Abzug. Nach der Auflösung ruft der Moderator wieder  „Stimmts oder stimmts nicht?“.  Gelegentlich gibt es noch ein paar Spielereien, wie das alle Spieler eine Frage beantworten müssen oder dass es Bonuspunkte gibt oder der letzte eine bereits gestellte Frage noch einmal serviert bekommt. Das ist alles ganz souverän und nett gemacht. Allerdings ist mir völlig unverständlich, warum man die Lautstärke nicht einstellen kann, denn die schrille Stille wirkt nicht gerade entspannend. Zumal sie ständig  „Stimmts oder stimmts nicht?“ ruft, was spätestens beim fünften Mal nur noch nervt. Auch hätte ich gerne verschiedene Spielmodi gesehen, so dass auch kürzere Partien möglich wären oder dass man auf die Startrunde verzichtet, wo die Spieler per Zufall ausgewählt werden (was tatsächlich bedeuten kann, dass einzelne Spieler fast gar nicht drankommen). Und wo wir schon beim Meckern sind: Viele Behauptungen werfen Fragen auf – wenn man schon einen Moderator hat, warum sagt der nicht noch einen Satz zur Antwort? Ein „Nein, das ist von Brahms“ oder „Ja, im Laufe des Babyalters verknorpeln mehrere kleine Knochen zu einem großen“ würde schon ausreichen und würde das Spiel deutlich interessanter machen. Und das wäre sinn- und stimmungsvoller als das ständige „korrrrrekt“ und das unvermeidliche  „Stimmts oder stimmts nicht?“.

Doch das Spiel macht durchaus auch einiges richtig: Die Bedienung ist simpel. Es gibt eine bequeme Pausenfunktion, so dass die Spieler sich zwischendurch auch mal miteinender reden oder Luft holen können, ohne dass der Moderator schon die nächste Frage vorliest (das klappt hier besser als bei yes or KNow bei dem sich die Spieler im Prinzip gar nicht unterhalten sollen). Vor allem aber ist die Frageauswahl wirklich gut. Es sind durchaus Fragen, bei denen man nachdenken kann, so dass blindes Gerate zwar möglich aber keinesfalls notwendig ist. Die Kehrseite ist, dass Kinder tatsächlich (trotz Altersangabe ab 8) keine Chance gegen Erwachsene haben – auch wenn es hier noch besser funktioniert als bei anderen Quizspielen, denn man hat ja eine 50:50 Trefferchance. Zudem sind die Fragen nicht unfair – Wir hatten keine Frage, die nur knapp falsch war (wenn Zahlen vorkommen sind die entweder völlig falsch oder richtig).

Das Spiel hat somit eine klare Zielgruppe: Es ist tatsächlich ein Partyquiz, so wie ein abgespecktes You dont know Jack / Buzz it. Zwar kommt es aus den genannten Gründen (und weil es eben nur „Stimmts oder stimmts nicht?“-Fragen sind) nicht an die Vorbilder ran, ist aber dennoch ordentlich – wenn man diese Reaktionquizs mag. Es hätte aber tatsächlich noch deutlich besser sein können! (Und man hätte dem Spiel eine ansprechendere Schachtel spendieren können, aber das Urteil darüber überlasse ich dem Leser)


Hinterher ist man immer schlauer (Ohne Autorennennung bei Kylskåpspoesi AB/Pegasus)

„Hey, Du interessierst dich doch immer für Quizspiele – Pegasus hat da ein gutes!“ so ein Freund auf der Spiel. Es passiert also doch gelegentlich, dass ich eines komplett übersehe. Naja, schnell bei Amazon nachgeordert und schon ist der Fehler korrigiert (oder fast – Pegasus hat noch ein paar mehr Spiele derselben Reihe, aber a) schien mir dies hier am interessantesten und b) war mehr zeitlich einfach nicht zu stemmen – siehe oben und c) mein Budget auch schon erschöpft.)

Wie dem auch sei: Die Box ist handlich und ungewohnt minimalistisch. Man erfährt, dass das Spiel in Schweden einen Preis gewonnen hat. Man erfährt weder Spielerzahl- noch Spieldauer oder Mindestalter. Meiner unwesentlichen Einschätzung nach dürfte das Spiel für 3-5 Spieler optimal sein, 6 geht wohl auch noch. Und die Fragen sind nicht ohne, also sollten die Kinder schon etwas älter sein.

Die Fragen sind vor allem deswegen nicht ohne, weil es hier (meistens) keine vorgefertigten Antworten gibt. Ja, man muss wie bei Quizs alter Schule aus dem Kopf wissen, wer „Stolz und Vorurteil“ geschrieben hat oder wie Keanu Reeves Charakter bei Matrix hieß. Das hat aber seinen Sinn, denn wenn der erste Spieler fünf Fragen beantwortet hat, bekommt er nur mitgeteilt wie viele Fragen er richtig hatte – aber nicht welche. Er bekommt für jede richtige Antwort einen Punkt und dann bekommt der nächste genau die selben Fragen! Das ist ein schöner Kniff, denn so kann man sich an den anderen Spieler ranhängen, zumindest wenn man denkt, der hätte es gewusst. Das bedeutet auch, dass es sinnvoll ist eine Antwort im Zweifelsfall zu raten – auch wenns falsch ist, wiederholt vielleicht der nächste dieselbe Antwort. Beantwortet jemand alle 5 Fragen richtig oder durfte sich jeder einmal versuchen, wechselt das Amt des Quizmasters und die nächsten 5 Fragen werden verlesen. Ein vordefiniertes Spielende gibt es nicht – man spielt bis man genug hat und jeder in etwa gleich oft Fragen vorlesen durfte.

Hinterher ist man immer schlauer ist ein echtes, traditionelles Quizspiel: Wissen oder Untergehen! Kein Geschätze, kein Gerate und keine Wetten. Aber der Mechanismus ist echt pfiffig; er erlaubt Anhängen genauso wie bluffen und schätzen – was wird falsch gewesen sein? Er nivelliert schön, aber dennoch wird der beste Quizzler gewinnen. Sehr schön. Besonders empfehlenswert die optionale Zusatzregel, bei der eine bestimmte Frage richtig beantwortet werden muss, da es sonst unabhängig von den anderen Antworten 0 Punkte gibt. Das ist zwar leicht frustrierend für den Betreffenden (aber die Frage war meistens eine der leichteren), aber für die anderen erst recht verwirrend: War jetzt wirklich alles falsch? Oder nur eine Frage? Aber welche? Und waren die anderen richtig? Diese Informationen fehlen plötzlich und so holen auch die Nachfolger potentiell wenig Punkte. Sehr schön verblüffender Ärgerfaktor! Auch ein Lob bekommt die Frageauswahl. Bei einem solchen Quiz ist die Mischung schwer hinzubekommen; es sollte nicht zu leicht und nicht zu schwer sein. Man sollte auch improvisieren und bluffen können. Das ist hier weitestgehend geschehen. Kleines Quiz aber Oho!

Wissen Gut dosiert: Sport / Wissen gut dosiert: Krimi und Verbrechen (Ohne Autorennennung bei Brockhaus)

Da im Frühling ja nun Quizspielflaute herrschte (siehe oben) und ich noch nicht absehen konnte, ob dieses Jahr überhaupt genug Futter für einen ordentlichen Vergleichstest erscheinen würde, habe ich einmal bei Amazon gestöbert und das bereits 2013 erschienene Wissen Gut dosiert erworben. Das war recht preisgünstig und es waren nur noch wenige verfügbar – scheinbar ist das Spiel nicht mehr im programm (bei Amazon sind aber noch diverse Editionen verfügbar).

Wissen gut dosiert ist im Prinzip Black Stories – Das Quizspiel. Ein Spieler zieht eine Karte und verliest den kryptischen Hinweis auf der Vorderseite. Die anderen müssen herausfinden, um was es ging. Dabei ist ein Spieler so lange an der Reihe, wie er kein „Nein“ als Antwort hört (und es sind nur „Ja“, „Nein“ und „Irrelvant“ erlaubt. Jedenfalls offiziell. Wir haben es um „Keine Ahnung“ ergänzt). Das ist im Prinzip schon alles. Nun hat das Spielprinzip natürlich einige systemimmanente Schwächen: Zwar kennt der Vorleser die Antwort und manchmal auch ein paar Zusatzinfos, aber das hilft ihm nicht immer. Wenn es um die Schottischen Highlandspiele kennt, und gefragt wird „Gibt es da Pferdesport?“ dann muss er raten. Oder googlen. Nicht optimal. Auch ist natürlich nicht immer ganz klar, wann man eine Antwort gelten lassen kann – Wurde die Geschichte richtig aufgelöst, aber mit einem Esel statt einer Kuh, soll man das gelten lassen? Hier darf die Gruppe m.E. nicht allzu regelfuchserisch drauf zu sein. Die Regeln sind eher „weich“ zu nennen und man sollte das Spiel in den Vordergrund stellen.

Das macht durchaus Spaß, auch wenn die Fragequalität stark schwankt und einige Fragen tatsächlich zu leicht und andere zu abstrus waren. Erstere machen keinen Spaß, letztere ziehen das Spiel extrem in die Länge. Übrigens hat Krimi und Verbrechen noch mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Es ist niemals klar, ob es um reale Dinge oder um Geschehnisse aus berühmten Krimis oder Krimifilmen geht. Dadurch sind die Fragen auch weniger klar und man stochert deutlich mehr im Nebel. Sport ist da deutlich klarer, was paradoxerweise dem Spielprinzip zugute kommt. Anders als bei den klassischen Lateralen (bzw. den Black Stories) geht es hier ja nicht so sehr um die originelle Pointe, sondern um die Mischung aus Deduktion, Ratetechnik und Wissen, mit der die Fragen aufgelöst werden. Tatsächlich haben wir die Dosen immer mal wieder herausgeholt, weil das Prinzip fasziniert. Es war aber auch niemals eine völlig runde Angelegenheit. Bei jeder Partie waren Karten dabei, die uns keinen Spaß gemacht haben. Und das ist schade – aber für den Preis durchaus vertretbar.

Und der Spielbar Quizspielpreis geht dieses Jahr an…

Hinterher ist man immer schlauer!

Mit Hinterher… gewinnt erstmals seit 2010 wieder ein klassisches Quizspiel ohne Schätzen, Wetten oder ähnliches. Und es gewinnt weil es mit wenig Aufwand eine gute Idee perfekt umsetzt. Und weil die Fragenauswahl ebenso perfekt auf das Prinzip zugeschnitten ist und auch der Schwierigkeitsgrad richtig getroffen wurde. Hut ab!

Aber auch abseits des Preisträgers kommen immer mehr Wissensspiele aller Art auf den Markt – und es scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass sich auch im Quizspielbereich die Uhr weitergedreht hat und das klassische „Würfeln + Frage auf Zielfeld beantworten“ heute nicht mehr ausreicht. Auch eine schöne Erkenntnis.

Wir danken Kosmos, Huch/Hutter Trade und dem moses. Verlag für die Rezensionsexemplare!

Peer Sylvester
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