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Kritische Masse

Die große Meldung dieser Woche war, dass Days of Wonder von Asmodee gekauft wird. Ob es ein reiner Kauf wird oder die eine Firma von der anderen einverleibt wird oder einfach nur eine Zusammenarbeit wird, ist, finde ich, gar nicht entscheidend. Es gab schon vorher eine Zusammenarbeit, Days of Wonder wird auch weiterhin als Firma bestehen bleiben, aber sich nur noch um die Entwicklung kümmern. Asmodee wird auf der anderen Seite noch eine Nummer größer. Diese Meldung war sogar Forbes einen Beitrag wert. Und hier wird es interessant. Während für uns Spieler Asmodee immer wieder aufleuchtet, sei es jetzt bei diesem Kauf oder die Woche davor, als Queen Games bekannt gab den Vertrieb über Asmodee zu machen oder vor zwei Jahren, als Lookout von Heidelberger zu Asmodee wechselte. Diese Firma wächst. Sie wächst in einem Rahmen, wo es sogar Forbes auffällt, weil es um Geld geht.

Dabei ist so ein Wachstum ja nichts ungewöhnliches. Schon vor 10 Jahren gab es eine Konsolidierung der Verlage in Deutschland. Ravensburger hat FX und andere Firmen gekauft, und Blatz hat z.B. Schmidt übernommen. Die Menge an kleinen Verlage ist dabei konstant groß und eher noch wachsend. Die großen Verlage versuchen nicht die Größe anzunehmen, wie es sonst nur Monopolisten versuchen. Ein Umstand, der schon mal beruhigt. Aber erwähnenswert finde ich den Umstand schon, da wir hier auch gerade vom amerikanischen Markt sprechen. Ein Markt, auf dem Hasbro, Mattel und Spin Master fast alles unter sich aufgeteilt haben. Da gibt es nur Fantasy Flight Games als den großen unter den kleinen, daneben nur etliche kleine Verlage. Und aus diesen will Asmodee als großer entstehen.
Das positivste daran ist eindeutig die andere Aufstellung als die anderen vier genannten Firmen. Hier werden Brettspiele für die Masse gemacht. Während die drei großen eher Spielzeug machen und FFG eher den Hobby-Markt bedient, hat Asmodee die Chance hier der erste große Familienspielkonzern auf dem US Markt zu werden. Die Vorteile für unser Hobby, einen großen Spieler zu haben, sind dabei immens. Nicht immer würden dann nur Monopoly und Scrabble in Filmen und Serien gezeigt werden. Das Catan und Zug um Zug schon in Serien wie Big Bang Einzug genommen haben mag zwar Massentauglich sein, zeigt aber, dass diese noch Nischenspiele darstellen sollen, die von Geeks gespielt werden.
Die Erwähnung auf Forbes ist dabei der erste Tipping Point, die erste Schwelle, die übertreten wird. Wir reden nicht mehr vom Rand, sondern von einem Markt. Muss man Angst haben, dass hier eine zu große Firma entsteht? Verglichen mit den Platzhirschen in Deutschland wie Ravensburger, Schmidt, Kosmos, Amigo und inzwischen auch Pegasus ist Asmodee noch gefühlt kleiner, ohne dass ich dies persönlich in Zahlen nachweisen könnte und mich vielleicht irren mag. Die Menge an kleinen Firmen, die gleichzeitig neu auf den Markt stoßen und so das Becken anfüllen ist aber so riesig, dass hier niemand Angst um eine Vormachtstellung haben muss.
Was ändert sich für uns Spieler? Im schlimmsten Fall gehen die Firmen alle in Asmodee auf, sie werden zusammengestrichen und nur ein Name bleibt übrig. In dem Fall wären sie schön blöd. Gerade die vielen kleinen Studios, die sich nicht um Vertrieb ihrer Spiele kümmern müssen, sondern beruhigt einfach gute Spiele machen können, sind ein Vorteil des Systems. Vielleicht ändert sich auch nichts und es gibt nur einen weiteren Posten, wo Geld hängen bleibt. Im besten Fall ist es ein weiterer großer Spieler der unser Hobby voran bringt. Lassen wir uns überraschen, wo die Firma in fünf Jahren steht.

Matthias Nagy
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