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Quizspiel Vergleichstest 2012

Letztes Jahr war die Quizspielwetterlage so flautig, dass wir nicht einmal einen Preis vergeben konnten. Dieses Jahr konnte nur besser werden – und es wurde besser. Ob reines Quiz oder lustiges Ratespiel: Es war für jeden etwas dabei!

Trivial Pursuit: Wetten & Gewinnen (Hasbro) hat die letztjährige Deadline knapp verpasst. Mit Trivial Pursuit verbinde ich ja eine Hassliebe – Das Grundspiel ist für mich der Archetyp alles was ich an Quizspielen nicht mag (Lange Spieldauer, Hoher Würfeleinfluss, Extreme Schwankungen in den Fragen). Die neue Teamedition hat dafür den Quizspielpreis abgeräumt und ist immer noch mein absolutes Lieblingsquizspiel am Markt (Leider scheint der Preis nichts genützt zu haben – neue Editionen für die Teamedition sind jedenfalls nicht in Sicht). Wie siehts mit Wetten & Gewinnen aus?

Nun, das Grundsystem ist dasselbe wie beim Grundspiel. Da bin ich aber begeistert… Aber: Auch Hasbro weiß, dass die Spieldauer eigentlich zu lang ist und hat in den letzten Jahren immer an Verkürzungsmöglichkeiten gearbeitet. Bei dieser Version geht es schon deswegen schneller, weil es keine Zwischenfelder mehr gibt: Jedes Feld bietet die Möglichkeit auf eine Ecke. Das ist schon mal sehr gut, denn vorher konnte man 100 Fragen beantworten – kam man nicht auf die Ecken, hats nix genutzt.

Vor allem aber kann man sich diesmal die Wissensecken auch kaufen. Dazu braucht man Geld und das kann man beim Namensgebenden Wetten gewinnen. Das Wetten funktioniert so: Der Spieler an der Reihe wählt eine Kategorie aus der Auslage (es stehen 4 zur Auswahl). Nach wie vor bestimmt zwar die Farbe des Feldes das Genre, aber die Fragen sind Grob nach Überschriften geordnet. Bevor die Frage verlesen wird, darf nun jeder wetten, ob die Frage auch beantwortet werden kann. Dann darf der Spieler sich an der  Frage versuchen und entsprechend der Tipps werden die Gewinner entlohnt. Eine nette Idee.

Aber leider in der Theorie besser als in der Praxis: Zum einen stört das Wetten den Spielfluss ungemein. Vor allem aber hat ja noch niemand einen Anhaltspunkt auf die Frage und damit sind die Wetten ein ziemlicher Schuss ins Blaue. Das Spektrum der Fragen ist wie beim Ur-TP nämlich recht weit gestreut und reicht von „Sehr schwer ohne Auswahlmöglichkeiten“ bis zu „Ja oder Nein-Frage, bei der jeder aufstöhnt, weil sie so leicht ist.“ Die Überschrift hilft dabei nur bedingt: So verbarg sich unter dem Titel „Herr der Ringe“ 4 Fragen zu diversen HdR-Filmen (u,a, auch vom Zeichentrickfilm) eine Frage, die im Silmarillion beantwortet wird (in HdR meines Wissens nicht) und eine Frage zu den Organisatoren der Olympischen Spielen. Wer hier eine Frage zum Buch erwartete wird enttäuscht. Sicherlich sind solche Überraschungen auch mal witzig, aber wenn fast jede Überschrift eher irreführend ist, kann man sie auch weglassen. Ein weiteres Problem: Von allen ungeliebte Kategorien verstopfen bald die Auslage, die niemals aufgeräumt wird. Da hilft aber eine Hausregel, dass immer wenn eine Wissensecke gekauft wird, die Auslage wechselt (oder so).

Unterm Strich ist Wetten & Gewinnen zwar deutlich besser als das Original, aber auch deutlich schwächer als die Teamedition. Letztlich stellt sich bald ein Gefühl der Beliebigkeit ein: Wetten ist ein Schuß ins Blaue, Die Kategorien sind ein Schuss ins Blaue, Das Beantworten von Fragen ohne Auswahlmöglichkeit ist beim gebotenem Schwierigkeitsgrad auch oft ein Schuß ins Blaue – da wird irgendwann alles egal und man beendet das Spiel lieber. So erging es uns jedenfalls bei jedem Testversuch…

Finden Sie Minden – Miniausgabe (Günter Burckhardt bei Kosmos)

Ganz überraschend fand ich im Spielzeugladen meines Vertrauens eine Mini-Ausgabe von Finden Sie Minden. „Mini“ heißt: Format der „Mini-Serie“ von Kosmos mit einem unschlagbaren Preis von unter 5 Euro. „Da soll tatsächlich ein vollständiges Spiel drin sein?“ dachte ich bei mir. Tatsächlich enthält die Ausgabe einen kleinen (Papier-)Spielplan, Spielertafeln und 99 neue Ortskarten und ist problemlos spielbar. Da das Spiel an sich schon älter ist, will ich auf das Spielprinzip nur rudimentär eingehen: Jeder wählt eine Ortskarte (erstes Recht hat der Hintenliegende, so dass die Punkteführenden immer die schwierigen bekommen) und muss schätzen wo der Ort liegt. Dabei bleibt die Genauigkeit dem Spieler überlassen, je genau desto größer das Risiko daneben zu liegen, aber auch die potentielle Punkteausbeute. Und Finden Sie Minden ist immer noch eines der besten Ratespiele auf dem Markt, imho auch einen Zacken schärfer als Europa. Weil es aber letztlich „nur“ eine Neuauflage ist, kommt es nicht für den eigentlichen Preis in Frage – aber einen Spielbar- Sonderpreis für das wirklich aussergewöhnliche Preis/Leistungsverhältnis bekommt das Spiel hiermit schon an die Brust geheftet!

 

Rettet die Million (Ravensburger)

Wer das gleichnamige Quiz kennt, kennt auch den Kniff des Spieles: Die Spieler beginnen mit einer Million Euro – ganz physisch mit Geldscheinen (im Original. Hier liegt nur Spielgeld bei. Haha. Diesen Witz musste ich in der Rezension dieses Spieles machen sonst werde ich abgemahnt). Bei jeder Frage können die Geldscheine ganz beliebig auf die bis zu vier Antwortmöglichkeiten aufgeteilt werden. Das Problem: Das Geld auf den falschen Antworten ist futsch. Nur was am Ende der acht Runden noch übrig bleibt, darf man behalten. Dieser Kniff ist im Spiel gut umgesetzt: Das Geld wird auf Schiebern platziert, die das falsch platzierte Geld im Spielekarton verschwinden lassen. Das macht Laune und ist auch kein Selbstzweck: Man muss Fragen nicht genau wissen, man kann das Geld ja im Zweifelsfall aufteilen. Oder man riskiert was und bevorzugt einen Wackelkandidaten. Das klappt wunderbar und auch die Fragen sind anstänstig ausgewählt. Bei weiteren Partien nervte das Geldwechseln allerdings auch durchaus irgendwann. Vor allem aber nervt das hnatieren mit den großen Haufen bei Spielbeginn.

Allerdings bedingt der Spielmodus, dass immer einer einen kompletten Fragendurchlauf am Stück Quizmaster ist während alle anderen zusammen ein Team bilden. Erst wenn acht Fragen gespielt oder das Geld weg ist, wird der nächste zum Quizmaster und alle müssen mal ran – Erst dann gewinnt der reichste. Das dauert bei mehr als drei Leuten schon ein wenig. Und in Maximalbesetzung (immerhin 6) würde ich es gar nicht spielen wollen. Denn ständig das Geld zu verteilen kann sich ziehen und ist in der dritten Wiederholung nur bedingt spannend, wenn man gerade mehrere Fragen erwischt hat, mit denen man gar nichts anfangen kann. Überhaupt ist es sehr entscheident, welche Fragen man früh erwischt – die meisten kann man ohne Geldverlust durchscpielen, aber manchmal wird einen echt Sand ins Getriebe geworfen. In kleinen Runden ist das Spiel aber durchaus pfiffig und funktioniert auch wunderbar zu zweit, was bei Quizspielen ja eher selten ist (zwar funktionieren die meisten die zweit, haben aber starken „Abfragecharakter“). Bei mehr als drei Spielern muss man für meinen Geschmack etwas zu viel Zeit mitbringen und der Spielverlauf wird dann doch recht monoton – die Spieler beginnen dann auch schon mal zu schludern und ihr Geld zu verschleudern, weil das Spiel ihnen zu lange dauert- Kein gutes Zeichen in meinen Augen.

Forty Two (Piatnik)

Die Zahl 42 bezieht sich auf die nötige Anzahl von Siegpunkten, die erreicht werden muss. Wer an der Reihe ist, sucht sich aus, wie viele Punkte er anstreben will: 2, 4, 6, 8 oder gar 10. Je mehr, desto potetiell schwieriger wirds. Jede Aufgabe besteht aus der Aufgabe „Nenne x Dinge mit der Eigenschaft y!“, z.B. „5 Skispringer“ oder „8 Speiseeissorten“ oder so. Die Zeit schwankt zwischen 30 und 60 Sekunden und werden mit Timer abgearbeitet. Wem nur einen oder zwei Begriffe fehlen, dem kann auch geholfen werden und das wörtlich: Er kann Mitspieler bitten mit ein paar Begriffen (oder allen) auszuhelfen und dabei darf über die Punktebelohnung frei geschachert werden- sofern die Zeitr ausreicht.

Piatnik hat immer nette Ideen für Quizspiele und leider kann das fertige Produkt niemals das halten, was die Idee versprach. Ähnliches gilt auch hier: Diese Outburst-Variante spielt sich zwar flott und hat uns durchaus als Schnell mal nebenbei gespieltes Quiz durchaus überzeugt, aber es bleibt das Gefühl, man hätte mit etwas sauberer Entwicklungsarbeit noch mehr herausholen können. Auffälligstes Problem sind die Schwierigkeitskarten. Schnell haben wir gemerkt, dass 2er Karten nicht wirklich leichter waren als Karten, für die man 6 oder gar 8 Punkte bekommt. Die Zehner sind tatsächlich im Durchschnitt etwas schwieriger (ein bisschen ist ja auch Geschmackssache) aber die Unterschiede sind so gering, dass wir mittlerweile die Vierer und die Zweier im Kasten lassen – es lohnt sich schlicht nicht. Zumal der Unterschied zwischen 0 und 2 im Hinblick auf die 42 Punkte eh marginal ist.

Das nächste sind eine Reihe von missverständlichen und auch schlicht blöden Aufgaben. Da anders als bei Outburst niemals Begriffe vorgegeben werden ist es nicht immer ganz klar, was eigentlich gemeint ist – und vor allem ob eine Antwort richtig ist. Bestes Beispiel ist eine Frage nach Städten mit Kasinos. Klar gibt es eine Handvoll Städte mit berühmten Kasinos „Monte Carlo, Las Vegas, Monaco), aber Hamburg, Berlin und München haben doch sicherlich auch Kasinos, oder? Will das irgendjemand extra für das Spiel recherchieren? Das Spiel erlaubt zudem ganz klares bluffen: Wenn ich im Brustton der Überzeugung erkläre, dass „Simmerlinge“ Süßwasserfische sind, könnte ich damit durchkommen. Ob das im Sinne des Erfinders ist?

Gut funktioniert dagegen das Helfen lassen, auch wenn man sich schnell auf eine Standardpunktzahl einigt, die man dann immer anbietet – richtig Zeit zum Schachern ist ja nicht.

Letztlich ist Forty Two aber ein angenehm kurzweiliges Spiel, wenn man sich auf die Diskussionen einlassen kann oder das ganze nicht so ernst nimmt und sich auch mal darauf einigen kann, eine Karte wegzulasen (meine Lieblingsfrage war glaub ich „Nenne 10 Bergstöcke in Österreich“ oder so ähnlich). Die große Stärke ist nämlich die Spieldauer, die 30 Minuten in rateaffinen Runden nicht überschreitet. Und so wäre Forty Two letztes Jahr sogar ein klarer Kandidat für den Quizspielpreis gewesen, aber in diesem Jahr ist die Konkurrenz stark…


Wochenende in Berlin /Weekend in London (Grubbe Media)

Wer möchte nicht einmal ein Wochenende in Paris, London oder Madrid verbringen?  Leider ist das größte Hindernis die Sprache – Wer diese Städte per Spiel bereiesen möchte, sollte schon solide Grundkenntnisse mitbringen, denn alle Fragen werden in der Landessprache gestellt. Das ist kein Fehler, sondern Spielidee, denn diese Quizspiele sollen der Festigung der Sprache dienen und es sollen Muttersprachler mit Sprachlernern an den Spieltisch bringen – zum Beispiel auf einer Sprachreise.

Damit das auch gut klappt (und die Gastgeber die Spiele dann auch tatsächlich mitspielen), sind die Spiele wirklich sehr schön gestaltet: Man spielt auf dem Stadtplan der jeweiligen Stadt und versucht Bildkarten (Fotos von Sehenswürdigkeiten) zu sammeln. Die Fragen drehen sich rund um die jeweilige Stadt. So lernt man nicht nur die Sprache, sondern findet auch gleich heraus, wo man was sieht – und da man sich auf Verkehrsmitteln bewegt, auch gleich wie man dahinkommt – eine wirklich gelungene Idee! Dabei wird zwar gewürfelt, aber der Glückfaktor hält sich in Grenzen, da man sich doch recht frei auf dem Brett bewegen kann. Einzig gegen Ende kann sich Frust einstellen, wenn ein Spieler immer kostenpflichtige Verkehrsmittel nutzen und zur Finanzierung seine Bildkarten verscheuern muss. Auch kann man den Gegnern dessen Bildkarten wegnehmen. Dadurch kann sich das Spielende ziehen, wenn die Runde gezielt destruktiv spielt, aber normalerwese ist das Problem nicht so groß. Die Fragen sind allerdings z.T. für Touristen recht happig. Ich lebe in Berlin und kann daher (auch dank der vorgegeben Antworten) so manches beantworten, aber bei London hatte ich durchaus Probleme. Da haben die Einheimischen einen großen Vorteil-  was jetzt auch kein Drama ist, aber wissen muss man es.Unvorbereitet wird man zwar viel Lernen, aber wenig gewinnen (was die Spieldauer dann wieder weiter nach oben treibt – also immer schön den Reiseführer studieren!!!)

Aus Quizspielsicht insgesamt ein durchaus solides Produkt. Dabei ist vor allem das Konzept sehr konsequent umgesetzt. Der Sprachlevel muss aber schon hoch genug sein, damit man die Fragen auch verstehen kann. Ich bin nun kein Englischlehrer und spreche sehr gut englisch (spreche ich ja mit meiner Frau zu Hause), daher fällt es mir schwer eine genaue Einschätzung der benötigten Kenntnisse zu geben. Sagen wir mal so: Das spanische Spiel würde ich mir trotz rudimentärer Kenntnisse wirklich nicht zutrauen. Für Sprachenlerner aber eine nette Idee, auch gut für Sprachschulen oder -reisen geeignet und für diese Zielgruppe sehr zu empfehlen!

Das Wochenende in Berlin funktioniert naturgemäß etwas anders, bzw. hat eine etwas andere Zielgruppe: Hier können Deutschlernende mit Einheimischen spielen. Dafür gibt es immer zwei Fragesorten: Frage 1 fragt Deutschkenntnise ab (Nch Lernstufe B1), Frage 2 sind (wie bei den anderen Spielen) Fragen rund um die Stadt. Die Deutschlernenden können aus beiden Fragen auswählen (wobei die zweite Frage natürlich ebenfalls auch auf Deutsch ist), die mitspielenden Deutschen wählen immer die zweite Frage.

Da ich – wie erwähnt – mit einer Deutschlernenden verheiratet bin und diese wiederum mit vielen Amerikanern und Australiern befreundet ist, konnte ich auch diese Variante ausprobieren und sie funktioniert ganz hervorragend! Auch hier hatten diejenigen, die bereits flüssig deutsch sprechen keinerlei Probleme mit der ersten Stufe, aber für die meisten, war der Schweirgkeitsgrad sehr angemessen und eignet sich so auch durchaus für das Lernen für Sprachprüfungen u.ä. Meine Befürchtungen, nur Grammatikfragen wären zu langweilig wurden einmal dadurch zerstreut, dass sie ja wählen dürfen, vor allem aber sind die Fragen gar nicht so Grammatiklastig sondern es geht mehr um Umgangssprache – Fragen nach dem Weg, Fragen nach bestimmten Begriffen (Steigen Boxer in den Ring, das Quadrat oder das Dreeick z.B.) und so. Für das Spiel spricht, dass sich mindestens zwei unserer Bekannten das Spiel für Weihnachten besorgen wollen.  Das Konzept geht also auf und ist konsequent umgesetzt – und ist viel schöner aufgemacht und vor allem spielerischer als die New Amici-Reihe, die vor einigen Jahren auf dem Markt kam.

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(Anmerkung: Statt „Weekend in London“ sind die anderen, nicht vorliegenden Spiele abgebildet. Spieltechnisch sind die identisch, es geht nur um andere Orte. Und Sprachen selbstverständlich. Außer den genannten und gezeigten Orten (respektive Spielen) gibt es noch Rom und New York zu besichtigen.)

Querdenker Kartenspiel (University Games)

Als ich hörte, dass es eine Neuauflage von Querdenker gab, dachte ich „Schön, ist dieses tolle Spiel, an das ich nur gute Erinnerungen habe, wieder im Handel!“ Und als ich das Kartenspiel sah, dachte ich: „Noch schöner, jetzt ist das auch günstig und als Nicht-reine Neuauflage kann ich das mit in den Quizspielvergleichstest nehmen!“ Dann sah ich aber, die Noten meiner damaligen Mitspieler – und schlimmer ! – meine eigene und wunderte mich, dass die so niedrig war (3 von 5). Nun, bereits in der ersten Probeparte fiel mir alles wieder ein… Das spricht erst einmal für das Querdenker Kartenspiel, denn es ist eine fast 1:1 Umsetzung des Brettspieles: Einer liest Hinweise vor, reihum darf jemand a) bestimmen welche Nummer vorgelesen wird und b) raten, um was es sich handelt. Punkte gibt es für den Rater gemäß unverbrauchten Hinweisen und für den Vorleser für verbrauchte Hinweise. Der einzige Unterschied ist, dass es kein Spielbrett gibt, Punkte also mitgeschrieben werden müssen und dass es weniger Karten gibt. Ansonsten: Mit 16€ eine preisgünstige und vor allem kompakte Angelegenheit, die nur von Mini-Minden getoppt wird. Doch bedeutet dass eben auch, dass all die alten Nachteile mitgenommen wurden: Zum einen die bekloppte Wertung, dass der Vorleser Punkte gemäß unverbrauchter Hinweise bekommt. Die bekommt er nämlich ohne Gegenleistung – er hat es ja nicht in der Hand, was er vorliest und wie schnell seine Mitmenschen raten. Wer Glück hat, bekommt einen schwierigen Begriff und/oder die anderen treffen die wertlosen Hinweise („Ich bin ein Mann“ oder „Setze eine Runde aus“), der nächste bekommt leichte Begriffe oder muss die besten Hinweise verraten („Ich bin der Vater von Micky Mouse“). Der eine bekommt so vielleicht 15 Punkte geschenkt, der nächste 4. Das kann niemand durch gutes Raten ausgleichen.

Und auch als Rater ist man einigermaßen hilflos ausgeliefert, wer blöde Hinweise bekommt, bekommt auch erst einmal nix gebacken. Wer womöglich noch die Aussetzen-Nummer erwischt, wird sich ärgern – insbesondere wenn er die richtige Antwort kennt, nun aber nicht raten darf (man muss erst einen Hinweis nehmen).

Dabei ist Querdenker durchaus eine spaßige Angelegenheit, denn das Kombinieren der Hinweise macht Spaß. Allerdings bedarf es schon einer gewissen stoischen Gelassenheit, denn der Glücksfaktor ist gegenüber dem „Ratefaktor“ hier dominierend. Und so würde ich meine damalige Wertung tatsächlich nicht ändern.

Voll ins Schwarze (Touko Tahkokallio / Huch & Friends)

Voll ins Schwarze will kein Quiz sein, sondern ein Ratespiel. Daher ist es kein Wunder, dass die meisten Fragen aus dem Stehgreif kaum zu beantworten sind: Wie lang ist eine Bowlingsbahn? Wieviel Prozent der Weltbevölkerung sind Hindus? In welchem Jahr gab Lucky Luke das Rauchen auf? Wer (wie ich) viel Quizs spielt oder einen Faible für Wissenshappen hat, kann vielleicht auch mal was beantworten, aber das nützt nicht unbedingt etwas: Die Antwort muss nämlich auch gegeben werden können. Die Spieler haben Handkarten mit Zahlen und kombinieren diese zur Antwort. Wer am dichtesten dran ist, gewinnt Punkte und verliert Handkarten. Wer die Antwort trifft gewinnt Punkte und verliert keine Handkarten. Wer aufs Raten verzichtet bekommt zwar keine Punkte aber Handkarten. Das ist durchaus originell und hat eine nette Bluffkomponente .

Allerdings leidet es etwas am Banalitätssyndrom: Wenn die Fragen durchweg komplett unbeantwortbar sind, dann sspielt man halt irgendwas. Zwar gibt es tatsächlich mehr Kartenstapel, als pro Spiel mitspielen, aber viele Fragen sind einfach zu offen. Insbesondere werden viele Prozentzahlen abgefragt, bei der man kaum einen Anhaltspunkt hat (und dabei z.T. sehr verklausuliert wie „Wie viel Prozent der Süßwasservorräte, die nicht im Eis an den Polen gefroren ist, liegen im Balkalsee?“). Auch hatten wir in einer Partie neben der Hindufrage von oben auch dieselbe Frage mit Muslims. Ratespiele leben aber eher von der Stimmung und da hätte man etwas mehr Pep geben können.

Materialsmäßig ist das Spiel eigentlich gut, ein Fehler in den Inlays soll bereits korrigiert worden sein (Das Spielbrett passt nicht zu den Öffnungen, in welche die Karten sollen), das Aufbaubild der Regel passt nicht zum Text (die Kartenstapel sind z.T. verkehrt herum) und vor allem hätte man die Antwortseite etwas unleserlicher machen sollen, so dass versehentliches Luschen seltener vorkommen kann (zumindest hätten die einstelligen Zahlen eine 0 davorgesetzt bekommen sollen, so dass man die Größenordung nicht so wahrnimmt).

Unterm Strich ist Voll ins Schwarze ein nettes Ratespiel mit witziger Grundidee. Allerdings ist das Bessere der Feind des Guten – der letzte Pfiff fehlt nämlich. Das Spiel ist zu monoton, dass Raten neigt zur Beliebigkeit. Da bieten andere Ratespiele wie Anno Domini, Fauna, Schätzen Sie mal oder das altehrwürdige Pi mal Daumen (bei dem auch Zahlen geraten wurden) deutlich mehr. Wer keines der genannten besitzt, liegt hier nicht völlig falsch, vor die Wahl gestellt, würde ich mich aber nicht für Voll ins Schwarze entscheiden.

 

Wie oben erwähnt geht der Der Sonderpreis für das aussergewöhnliche Preis/Leistungsverhältnis an Finden Sie Minden – Kompakt

Der Spielbar-Quizspielpreis 2012 geht an

Forty Two

Herzlichen Glückwunsch!

Begründung: Was zählt ist auf dem Platz. Und von den engeren Kandiaten macht Forty Two – trotz all seiner Fehler – einfach am meisten Spaß. Selten mussten wir so lange über den richtigen Preisträger diskutieren wie in diesem Jahr, aber unterm Strich gewinnt ein originelles Ratespiel, dass duch Klarheit und kurze Spieldauer unterhält.

Wir danken Hasbro, Ravensburger, Piatnik, Grubbe Media, Huch & Friends und University Games für die freundliche Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

 Vergangene Quizspieltests: 2011, 2010, 2009, 2008 2007

 

 

Peer Sylvester
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