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Geschichten vom Tellerrand: Go Computer! Go!

Mein Pflichtrezistapel wird kleiner: Die Rezi zu Arlecchino ist nun fertig!

Die Diskussion  über die PoD-Spiele geht offensichtlich weiter! Da will ich mit diesem Artikel keinen Sand ins Getriebe werfen und weitere Grundsatzdiskussionen anfangen, sondern nur ein paar Worte über ein brettspielverwantes Thema erzählen, denn die entsprechende Nachricht ist über die Feiertage etwas verloren gegangen.

Schach kann man durch brutales Durchrechnen gewinnen. Gut, das ist stark vereinfacht aber so könnte man mit bösem Willen die Siege der Computer über die Schachgroßmeister zusammenfassen. Go entzieht sich eines solchen Ansatzes und daher gilt Go in Spielerkreisen oft als „cooleres“ Spiel (ich will gar nichts gegen Go sagen, ich hab nur etwas gegen das leicht elitäre Gehabe einiger Gospieler auf BGG und anderswo…). Computer hatten daher bislang gegen Gospieler wenig Chancen.

Nun werden allerdings die Fähigkeiten der Informatiker systematisch unterschätzt: Die gerne zitierte Aussage, das Gocomputer auch noch in 50 Jahren überhaupt keine Chace hätten und das selbst mittelmäßige Gospieler Spitzenprogramme zum Frühstück verspeisen würden, ist mittlerweile etwas veraltet. Neue Programme basieren nicht mehr darauf, dass der Computer mögliche Züge durchrechnet (das funktioniert bei Go schlicht nicht, dafür gibt es zu viele Möglichkeiten), sondern vielmehr durch Erfahrung lernt: Es simuliert blitzschnell tausende von Spielen und wertet statistisch die besten Züge aus. Damit nutzt der Rechner seinen Vorteil (schnelle Rechnerzeiten) ohne dass der Nachteil (fehlende Intuition) allzu sehr ins Gewicht fallen würde. Das Resultat sind sehr viel spielstärkere Programme als noch vor ein paar Jahren.

Ein solches rogramm – Many Faces – hat nun über Weihnachten  gegen John Tromp (Gomeister) gespielt und… hat 4:0 verloren. Also sind menschliche Großmeister tatsächlich immer noch viel spielstärker als Computer. Aber: Einige Partien waren (soweit ich das als Laie beurteilen kann) zwischendurch recht knapp. Auf der Webseite des Wettstreits kann man eine kurze Zusammenfassung der Spiele finden und z.T. lag der Rechner auch vorne. Es scheint noch am entscheidenden „Punch“ zu fehlen. Ich würde sagen wir sind jetzt was Gocomputer betrifft dort wo wir vor 20 Jahren beim Schach waren: Die Großspieler sind noch stärker, verlieren aber an Boden. Wenn ich wetten müsste, würde ich vermuten, dass Computer in den nächsten zehn Jahren die Menschen schlagen. Auch in Go.

Das ist übrigens nichts schlimmes – Menschen sind immer noch besser in GiftTrap und Mindflex.

ciao

peer

Peer Sylvester
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8 Kommentare

  • Naja, Go gilt als der heilige Gral in der KI Forschung ;) Einst gab es 2 Millionen Dollar Preisgeld auf ein Programm, das einen Meister würde schlagen können. Mittlerweile ist der Preis aber längst ausgelaufen. Als ich um 2004 mal eine Ausarbeitung zu dem Thema geschrieben habe, war gerade das Programm Magog ganz groß, das zu dem Zeitpunkt Battle Go für ein 6×6 Brett gelöst hatte.

    Und eben weil Go der Gral ist, forschen da natürlich viele kluge Köpfe dran. Also nimmt nicht nur die Rechenkapazität zu, die Forscher entwickeln auch immer cleverere (weia sieht das Wort komisch aus ;) ) Algorithmen. Dass irgendwann ein Programm einen Meister wird schlagen können ist also auch nur eine Frage der Zeit. Und ich habe gehört, dass einige Programe mit einer Vorgabe von 9 Steinen mittlerweile Konkurrenzfähig seien. Das ist natürlich noch ein riesiger Schritt, der da fehlt, aber immerhin ist das ein Silberstreif ;)

  • Achja, das hatte ich vergessen. Die nächste Herausforderung wird dann wohl Arimaa sein, das ja extra kreiert wurde, um der KI eine deutlich größere Herausforderung als Schach zu sein, dabei aber mit demselben Material spielbar ist.

    Ansonsten wird gerade sehr stark in der Echtzeit-KI geforscht. Witzigerweise wird vor allem Starcraft als Entwicklungsumgebung hergenommen. Die Ansätze sind sehr interessant, bewegen sich dann aber jetzt doch zu weit von Brettspielen weg ;)

  • Auf Arimaa war ich auch nur mal durch Zufall gestoßen :) Aber du hast schon recht. Es fällt in mein Gebiet, zumal ich ja selber auch Go spiele :)

  • Naja, Arimaa ist glaube ich bereits scvhon wieder tot, insofern ists wohl eher von akademischen Interesse. Ist natürlich ein interessantes Spiel, aber so richtig hat sichs nicht durchsetzen können. Also wird das Interesse der Programmier an dem Ding wohl auch eher gering sein…

  • Hm ok, so wirklich verfolgt hab ichs nicht, denn so wirklich hat mich Arimaa auch nicht gereizt ;)

  • […] zu gewinnen. Das heißt aber nicht, dass Computer immer unterlegen sein werden – Ich schrieb bereits über die steigenden Fähigkeiten der Go-Programme. Bei Poker liegt es eher an der […]