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Verlagsvorstellung Majlis Shabab

Auf der Spielemesse war dieses Jahr zum ersten Mal ein Spieleverlag aus Katar anzutreffen: Majilis Shabab. Ich habe ihr erstes (englischsprachiges) Spiel idort anspielen könnne und habe mich anschließend per Email mit dem Autoren unterhalten. ER war zudem so freundlich mir ein Exemplar zukommen zu lassen, so dass ich am Anschluss meine Eindrücke schildern kann! (Das Spiel ist über die Webseite bestellbar)

Bite stelle Dich und Deinen Verlag kurz vor!

Ich heiße Abdulrahman Al-Homaid.Ich bin einfach jemand der gerne Filme, Serien und Anime guckt und Computer- und Videospiele spielt. Aber jetzt bin ich die professionelle Brettspielszene hineingeraten, weil ich mein erstes Spiel (Moder Kaber) entwickelt habe – den Titel kan man mit „Big Boss“  übersetzen.

Welche Spiele kann man von Majlis Shabab erwarten?

Mein Ziel ist es Spiele mit Arabischen Themen und Graphikstilen zu entwickeln und zu veröffentlichen, was sie ziemlich einzigartig machen dürfte. Auch versuche ich spaßige Familienspiele zu entwickeln, die alle Altersgruppen ansprechen. Wenn unsere Spiele auch in der westlichen Welt funktionieren, werde ich sie entsprechend lokalisieren und in englischer Sprache herausbringen. Das habe ich mit Big Boss bereits getan, wo ich alles vom Arabischen ins Englische übersetz habe.

Was hast du für die Zukunft geplant?

Obwohl ich eigentlich mehr komplexere Spiele mag, glaube ich nicht, dass unsere Region schon bereit dafür ist. Daher konzentriere ich mich auf Spiele, die leicht zugänglich sind und beim spielen Spaß machen.

Was kannst Du uns über die Brettspielszene in Katar erzählen?

Die Spieleszene hier ist noch relativ klein, aber ich sehe Wachstumspotential. Es ist Teil meiner Mission, hier für Wachstum zu sorgen. Es gibt Arabische Spiele, einfache aber lustige Spiele und auch ein paar Westliche Brettspiele, aber nicht in der Menge, die man etwa in Europa gewohnt ist. Die Arabischen Spiele werden innerhalb der Familie oder unter Freunden gespielt. Eurogames richten sich an Freunde, aber auch Expats (also Westler, die hier arbeiten)

Ich vermute Du vertreibst die Spiele in allen Golfstaaten? Wie verbunden sind die jeweiligen Spieleszenen?

Das stimmt, ich exportiere meine Spiele in die ganze Golfregion. Ich kenne hier einige Vertriebe und Autoren. Wir sind verbunden, weil man sich kennt, weil die Liebe zu Brettspielen und das Problem der Vertriebsstrukturen verbindet. Wir denken darüber nach, hier am Golf eine große Brettspielveranstaltung durchzuführen. Noch haben wir nichts konkretesm aber wir hoffen das kommt vielleicht doch schneller als wir denken.

Vielen Dank für das Interview!

Big Boss ist ein Spiel für 3-8 Spielende und es gehört zu dem Spielegenre der „Überzeugungsspiele“. Bei vielen Spielen dieser Gattung (wie Cat&Chocolate oder Who would win?) wird abgestimmt, hier bestimmt tatsächlich der wechselnde „Big Boss“ ganz subjektiv, wer den Siegpunkt bekommt. Allerdings wird ein Problem elegant aus dem Weg geräumt: Bei anderen Spielen – wie dem erwähnten Cat&Chocolate – weiß man nie, ob jetzt eine besonders lustige oder eine besonders realistische Erklärung belohnt wird. Und umgekehrt: Als jemand der Punkte vergibt, ist man ein bisschen in dem Schlammassel, ob man jetzt die Argumente des anderen überzeugend fand oder nur dessen Position mit der eigenen am ehesten übereinstimmt. Hier ist das  ein bisschen mitigiert, denn die Aufgabenstellung ist klar. Es gibt einen Job zu vergeben und den vergibt der/die Big Boss nun einmal an die Person, die am geeignetesten erscheint.

Spielerisch funktioniert dies so: Es wird eine Jobkarte aufgedeckt – um diese Arbeit geht es („Zollbeamt:In“). Jetzt spielen alle anderen ihrerseits eine Jobkarte aus und -der Kniff – die werden gemsicht und unter den Bewerbern verteilt. Man tut gut daran eine Karte zu spielen, die irgendwie passen könnte, denn man könnte diese Karte ja selbst bekommen! Das funktioniert besser als zufällige Karten in anderen Spielen, weil niemand völlige Grütze verkaufen muss. Hinzu kommt, dass alle eine weitere Karte mit einer Eigenschaft spielen können – entweder eine positive für sich selbst oder eine eher negative für jemand anderen. Auch hier findet in der Regel ein gewisser Ausgleich statt und das tut dem Spiel gut.

Am Ende des Tages zählt natürlich, was die Leute dem Boss erzählen. Dieser interviewed alle kurz und spricht dabei natürlich auch die negativen Karten an. Eine Person bekommt den Job. Das ist natürlich Willkür, aber auch emotional und kann für interessante Diskussionen sorgen. Natürlich werden -wie bei diesen Spielen üblich – schon gewisse Anforderungen an die Spielenden gestellt; Sie sind es, die dafür Sorge zu tragen haben, dass sich keiner benachteiligt fühlt, dass keine Animositäten ausgetragen werden, dass man zumindest versucht irgendeine Begründung für seine Wahl zu finden. Und natürlich muss das schachern, dass überzeugen etwas sein, dass die Spielenden mögen. Denn das ist hier das Spiel. Ich mag sowas (in der richtigen Runde, am richtigen Ort und zur richtigen Zeit)., denn es kann schon sehr absurd sein, was man alles verkaufen muss – aber vielleicht auch kann.

Peer Sylvester
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