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Warum ein Angebot machen, dass nicht abgelehnt werden soll?

Die kleine Meldung, die diese Woche rumging, war das Asmodee mal wieder™ einen Verlag gekauft hat. Spannend war für mich, dass der eine alte Inhaber gleich raus ist und der andere jetzt Sachen macht, die mit dem Entwickeln nichts mehr zu tun hat. Darüber kann man trefflich diskutieren, was natürlich auch bei Unknowns gleich passiert ist.

Wenn einer eine Firma kauft, dann kann er dies aus den verschiedensten Gründen tun. Manche tun es wegen des Portfolios. Als Plan B Eggert gekauft hat, wollten sie vermutlich den Zugriff auf Village, Great Western Trail und Camel Up. Das ist eine einfache Möglichkeit an die Spiele zu kommen. Auch als Tabletop Tycoon Victory Point Games gekauft haben, ging es wohl um die Rechte an ein paar der spielen, denn das Personal haben sie schnell vor die Tür gesetzt und etliche Spiele wurden von Autoren gleich wieder gezogen.

Asmodee macht das Gefühlt oft aus demselben Grund. Da werden Carcossonne, Catan, Zug um Zug, 7 Wonders Pandemie, und viele andere Dauerbrenner in den meisten Märkten (=Ländern) alle von Asmodee vertrieben und so haben sie gerade gegenüber dem Handel eine starke Stellung, denn der Handel will vor allem möglichst viel Zugriff auf Klassiker die sich gut und schnell drehen, und dabei wenig Arbeit machen.

Es werden sogar Firmen gegründet, um am Ende verkauft zu werden. Ohne Namen nennen zu wollen fallen mir da ein paar Verlage ein, die vor allem das als ihren Zweck angedacht haben. Daran ist auch nichts verwerflich. Es gibt Menschen die wollen halt ihr Leben lang dasselbe machen und es gibt, die alle paar Jahre was neues machen möchten.

Die Frage ist, was macht die gekaufte Firma danach. Pflegt sie die Klassiker, bringt sie neue Spiele raus oder verschwindet sie von der Bildfläche? Bei Fantasy Flight Games ist eine Art Konsolidierung festzustellen, seit Peterson die Firma verlassen hat. Ab einer gewissen Größe ist das in meinen Augen auch normal. Man kann mit 100 Mitarbeitern nicht genauso agieren wie mit 5. Und das ist auch ok. Das dann immer noch Experimente eingegangen werden und diese aber auch beendet werden, wenn sie ein Fehlläufer sind, ist auch völlig in Ordnung. Es wurde immerhin was probiert.

Eine weitere Option ist das Füllen genau solch einer Lücke. Da wird ein Vertrieb in einem Land gebraucht, warum nicht einen kaufen, der das eh schon macht. Da wird ein Verlag gebraucht, der eine Zielgruppe anspricht, die man bisher nicht hatte, warum das nicht bei sich eingliedern. Das macht Sinn.

Es gibt aber auch andere Gründe andere zu kaufen. Das eine logische ist einen Konkurrenten auszuschalten. Allerdings ist das in unserer Branche nicht nur selten, sondern oft nicht sinnvoll. Dafür gibt es einen viel zu großen breiten Markt, wo wenig daran zu gewinnen ist.

Der für mich sinnvollste Grund ist aber das Personal. Wenn ich fähige Menschen haben möchte, dann ist es das sinnvollste genau diese auch zu gewinnen und wenn abwerben nicht funktioniert, dann kauft man einfach den Verlag und gewinnt das Personal auf diese Weise. Ob man es dann aber halten kann, ist eine andere Sache.

Bei dem Kauf von Repos ging es wohl nicht um das Personal, wenn einer schon gleich gegangen ist. Und Konkurrenz war es nie, dafür war Repos schon viel zu lange im Vertrieb von Asmodee. Deswegen füllten sie auch keine Lücke, die das Programm hergab. Es werden wohl die Spiele sein. Mit solchem Blick werden die Klassiker günstiger produziert werden und der Handel besser bedient. Eigentlich auch eine Win-Win Situation.

Ein weiteres Plus ist, wenn ein Plagiatsfall wie der für 7 Wonders auftaucht, kann Asmodee da mit mehr Kraft gegen anarbeiten.

Matthias Nagy
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