Bei Comicbüchern gab es mal die spannende Idee, das Fans einer Serie doch auch andere Serien kaufen können. Dazu wurde einer Art Crossover gemacht. Ein Charakter aus der einen Serie tauchte in der Handlung der anderen Serie auf und umgekehrt. Da es nur eine kurze Geschichte ist, die zwei Hefte dauerte und in beiden Serien jeweils die eine Hälfte dazu auftauchte, war der Interessierte also schon gezwungen ein anderes Heft sich anzusehen als er sonst mit seinen Scheuklappen wahrgenommen hätte. Im besten Fall waren die Fans die vorher nur eine der Serien gelesen haben, danach Fans beider Serien und würden umso mehr Geld dafür da lassen. Wer eh schon Fan beider Serien war hatte eine coole Sondergeschichte die es nicht alle Jahre gab. Irgendwann wurde das noch weiter ausgebaut und etliche Charaktere wurden zusammengeworfen. Und ich meine Etliche.
Bei Brettspielen bietet sich das Crossovern (ja Wörter erfinden ist im englischen einfacher und ich liebe es) theoretisch nicht wirklich an. Die meisten Spiele sind thematisch und/oder mechanisch in sich abgeschloßen und werden daher selten bis nie solch eine Mischung erleben. Es ist ja auch nicht so, dass die Spieler das bräuchten. Wer beide Spiele hat, braucht es eigentlich nicht, und wer nur eins hat, wird mit sowas vermutlich nicht zu überzeugen sein. Gerade da jeder Verlag weiß, dass viele Erweiterungen sich in deutlich geringerem Umfang verkaufen als die eigentlichen Brettspiele. Und dennoch gibt es ein paar Beispiele auf dem Markt.
Fantasy Flight Games hat dies mit Charakterpacks gemacht, welche sowohl in Runebound als auch in Descent einsetzbar waren. Diese Spiele waren thematisch in derselben Welt gesetzt. Auf jeder Descent Schachtel steht das Wort Runebound in der einen Ecke. Anderes Beispiel derzeit ist von Ninja Division, die eine Erweiterung angekündigt haben, die sowohl für ihre Super Dungeon Explore als auch für Ninja All-Stars nutzbar ist. Plastik ist halt oft beliebig und auch hier gibt es ein bisschen thematischen Bezug. Die Spiele verknüpfen können beide Beispiele nicht, aber die Idee eine Erweiterung für zwei Zielgruppen zu öffnen klingt für einen Verlag sinnvoll, denn so wird die Erweiterung eher in einer größeren Stückzahl gekauft. Es reicht dann wenn ein Spieler Fan von einer der beiden Spiele ist, damit er es kauft. Auf diese Weise ist das Risiko deutlich kleiner.
Einen anderen Ansatz gab es mal AbacusSpiele, die für Zooloretto und Aquaretto eine Erweiterung rausgebracht haben, welche wohl auch die Spiele verbinden konnte. Oder zumindest Module für beide Spiele enthielt. Ob das erfolgreich war mag ich bezweifeln, denn sonst hätten wir da noch mehr gesehen. Hier müsste aber geklärt werden in wie weit die beiden Spiele sich nicht eh sehr ähnlich sind. Genauso wie es die Woche aufkam, als Hans im Glück ein Schönes Bild gepostet hatte, wo einer verschiedenste Carcassonne-Varianten zusammengespielt hatte. Die Grundregeln sind halt doch immer etwas anders, aber das zu verbinden stelle ich mir total spannend vor. Da läßt sich einiges machen. Ein spannendes Projekt, von dem ich selber nicht abschätzen kann, in wie weit dies für die Zielgruppe Sinn macht, aber das hat mich ja noch nie gehindert. Hier sehe ich das wirtschaftliche Risiko aber größer.
Kommen wir noch zu einem dritten Beispiel. Bei Kosmos ist gerade das DC Superheldenspiel erschienen ein Deckbauspiel. Ich bin beruflich bei dieser Veröffentlichung involviert, das möchte ich hier nicht verschweigen, da ich für Cryptozoic arbeite, welche das Spiel im Original rausbringen. Die Mechanik wird die Cerberus-Engine genannt. Cryptozoic hat die verschiedene Deckbau-Mechanismen entwickelt, aber die Cerberus-Engine ist die erfolgreichste. Und neben den ganzen fast schon unzähligen Erweiterungen für das DC Spiel gibt es auch andere Spiele die dieselben Regeln benutzen und daher von der Seite kompatibel sind. Da gibt es ein Naruto Deckbauspiel, ein Eishockey-Deckbauspiel, und auch eine Reihe von Herr Der Ringe und Hobbit-Deckbauspielkästen. Und Cryptozoic macht auch auf der Gen Con Turniere wo die Leute die Karten von diesen Sets komplett mischen können. Das Herr der Ringe Deckbauspiel kommt etwa auch noch auf Deutsch, wenn auch in diesem Fall nicht von Kosmos, sondern von Asmodee. Mann kann auch Verlagsübergreifend Corssovern.
Bei den Comics bin ich irgendwann der ganzen Crossovers überdrüssig geworden. Nicht nur, dass es sie inzwischen jedes Jahr gibt und immer superlativer werden müssen, sondern vor allem auch, weil in den normalen Serien keine längeren Geschichten mehr möglich waren. Von einem Heft zum nächsten wechselte die Story ganz unstringent, aber nicht wieder zurück. Das machte keinen Spaß. Vor allem nicht, wenn einen die Corssoverstory nicht interessierte und daher das eine Heft verstaubte, während ich die anderen 12 Hefte mich weigerte zu kaufen. Vielleicht sollte man da wieder klein anfangen. Und vor allem es auch ermöglichen ohne den Rest eine Geschichte zu haben. Es muss auch einzeln funktionieren.
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Tach Matthias.
Das hat zwar mit dem Posting-Grundgedanken direkt wenig zu tun, aber weißt du, wann bei Asmodee das HdR-Deckbauspiel rauskommt? Bin da nicht informiert, wie da Cryptozoic deckbauen lässt, aber mit dem FFG-LCG zum HdR ist das nicht vergleichbar?
Danke4Infos
@Lavington:
Das hat mit den LCGs von FFG überhaupt nichts zu tun. Wann das Spiel in den Handel kommt, kann ich dir aber nicht sagen, das muss Asmodee beantworten, wann sie es rausbringen wollen.