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Welcome to North American Railways

Montag ist Stichtag. Ab Montag kann North American Railways vorbestellt werden. Ich nehme an, alle meine Leser bestellen aus Heldenverehrung eh blind (jedenfalls sollten sie das, wenn sie mich wirklich lieben), aber vielleicht schreibe ich dennoch etwas dazu:

Irgendwann habe ich etwas über irgendein Spiel gelesen. Ja, das passiert öfter.

In diesem Fall stand in der Beschreibung, dass es eine Art „18xx-Kartenspiel für zwei Spieler“ sei. Nun, wie schon oft geschrieben, spiele ich selten zu zweit (wird gerade wieder etwas mehr), aber die Idee eines „18xx-Kartenspieles“ fand ich interessant. Ich las dann nicht weiter, sondern überlegte: Wie würde ich das umsetzen? Natürlich fehlt bei einem Kartenspiel die topologische Komponente des Streckenbaus. Könnte man dennoch zumindest sehr rudimentär etwas ähnliches auch mit Karten machen? Dazu muss man sich überlegen, welchen Aspekt man abbilden will (alle kann man nicht abbilden, ohne genau dasselbe zu machen)  und da nahm ich die Aspekte: „Anschließen von Städten mit unterschiedlichem Ertrag und Kosten“, „Wegnehmen von guten Verbindungen“ und „Mit dem Anschließen einer Stadt entstehen neue Möglichkeiten, um weitere Städte anzuschließen“. Die Umsetzung erfolgte durch eine Auslage mit verschiedenen Städtekarten, von denen immer nur die unterste Karte jeder Reihe zur Verfügung steht. Wird die Karte genommen, wird eine neue Karte frei. Da die Karten unterschiedliche Kosten und Erträge haben, gibt es bessere und schlechtere Auswahlen.

Denselben Mechanismus verwendete ich dann auch für die Aktien – auch die liegen in einem Raster aus. Wie bei einem 18xx gibt es damit zwei Ebenen: Die Spielerebene und die AGs. Und damit auch zwei Kassen: Jeder Spieler hat Bargeld und jede AG hat ihre Kasse. Aus letzterer muss das Geld für die Städtekarten stammen. Nur wie kommt es da rein? Natürlich bekommen die Gesellschaften Geld, wenn ein Spieler eine Aktie erwirbt, dazu sind Aktien ja da! Also nimmt erst jeder Spieler eine Aktie und dann handeln die Spieler für die Gesellschaften und bauen mit deren Kapital das Netz aus, bzw. erwerben Städtekarten. Bei North American Railways kann nun jeder Spieler für jede Gesellschaft agieren, von der er mindestens eine Aktie hat (statt nur der Direktor, wie bei den meisten Aktieneisenbahnspielen). Dadurch kann ein Minderheitenaktionär auch mit Absicht eine schlechte Wahl treffen, damit der Direktor kein Geld mehr hat, das Optimum für die Gesellschaft herauszuholen. Oder er macht eine Städtekarte für die Gesellschaft frei, für die er die Mehrheit hält.

Doch wie kommt das Geld in die Gewerkschaften? Das habe ich schon einmal gefragt! Ich weiß! Aber ich habe es nicht beantwortet! Also tue ich das jetzt! Wenn man eine Aktie aus der Auslage nimmt (pro Runde erwirbt jeder im Uhrzeigersinn eine Aktie), dann gibt es drei Möglichkeiten: a) man ist der erste, der diese Aktie nimmt: In diesem Fall zahlt man so viel wie man will in die Gesellschaftskasse! b) Man ist Direktor der Gesellschaft – Dann zahlt man 500 an die Bank (Steuer) und 500 in die Gewerkschaft. c) Jemand anderes ist Direktor – jetzt macht man ein Angebot. Entweder der Direktor ist einverstanden , dann erwirbt man die Aktie und zahlt die Hälfte des Angebot in die Bank und die andere Hälfte in die Gesellschaftskasse. Oder der Direktor ist nicht einverstanden und kauft die Aktie selber, wobei der Spieler, der das Angebot gemacht hat, die Hälfte bekommt.

Ich liebe Spiele, wo ich selber entscheiden kann, wieviel ich zahlen möchte! Und vor allem liebe ich spiele, wo jemand anderes entscheiden muss, ob er den Preis annimmt (Ich bin -wenig überraschend – auch ein Fan von Versteigerungsspielen) oder ob er selber kaufen will. In diesem Spiel gibt es dadurch eine schön einfache Möglichkeit, einerseits dafür zu sorgen, dass die Spieler immer ein bisschen Bargeld haben sollten (da sie sonst keine Aktienkäufe kontern können) und andererseits viele Strategien zu ermöglichen: Man kann viel in eine Gesellschaft einzahlen, um damit viele Stadtkarten kaufen zu können. Und man kann versuchen, eine Billiglinie zu erschaffen, die nur wenig Städtekarten kaufen kann, aber eben auch nur wenig gekostet hat. Kein Preis ist wirklich zu 100% kalkulierbar, da alles von den Mitspielern abhängt, aber es ist eben ein bisschen kalkulierbar. Es ist eben ein echtes Investitionsspiel, nicht nur Buchhaltung. Die Auslage erlaubt zudem ebenfalls einen gewissen Rückschluss auf einen sinnvollen Preis: Liegen viele Aktien derselben AG unten, kann man eher darauf spekulieren, dass die anderen die Aktie erwerben und die Kasse auffüllen, als wenn alle Aktien der AG unerreichbar sind. Auch kann man eine Aktie für jemand anderen freischaufeln – oder eben auch nicht. Und man kann eine fremde Aktie nur deshalb nehmen, um darauf zu spekulieren, dass der Direktor die selbst kauft und man so wieder frisches Bargeld bekommt – sonst gibt es erst bei Rundende etwas (die Städte geben unteschiedlich viel Geld aus, dass unter den Aktionären verteilt wird).

Ich muss sagen, dass das Spiel von Anfang an so funktioniert hat, wie ich es erhofft hatte. Nur das Spielende kam zu spät – Ursprünglich war das Spiel erst zu Ende, wenn niemand eine Stadt anschließt, aber das passierte immer erst dann, wenn kein Geld mehr in den Gesellschaften war und das dauerte schlichtweg ein paar Runden zu lang. Mittlerweile gibt es alternative Endbedingungen, z.B. wenn keine Aktien mehr daliegen. Das macht das Ende etwas eleganter. Auch gab es Landschaftskarten, die den Städteanschluss verteuerten. Aber die sorgten für zusätzlichen Regelballast, ohne wirklich viel zu bewirken. Stattdessen machte ich die Städtekarten extremer. Und es gibt jetzt mit dem Kauf einer Aktie ein kleines Rundeneinkommen (eine Startstadt), so dass es unwahrscheinlicher ist, dass jemand pleite wird. Ach so, auf den Stadtkarten sind noch Symbole drauf, die den Wert der Aktie bei Spielende bestimmen. Diesen Wert habe ich etwas verringert, so dass es nicht immer nur besser ist, viele Aktien zu besitzen – man daf halt nicht zu viel Geld für die bezahlt haben. Das sind aber alles Feinjustierungen – das Spiel hat sich fundamental wenig geändert. Und das ist gut so (denke ich), denn bereits bei der allerersten Partie war ein 18xx-Spieler zugegen, dem das Spiele bvereits gefiel. Und das ist ja die Zielgruppe, die es anzusprechen galt :-)

Was sich auch geändert hat, ist der Name: Von North American Railroads zu North American Railways. Weiß aber nicht wieso, mir ist nur irgendwann aufgefallen, dass das Spiel jetzt wohl so  hieß.

Ich hoffe es gefällt! North American Railways kann man mit 2-5 Spielern Spielern spielen und dauert so 45-60 Minuten.

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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