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Nominerungs-Kommentar

Ich habe mich natürlich gehörig vertippt. Aber das ist OK, das haben auch alle anderen. Die neue Nominierungsliste war einfach nicht vorherzusehen. Zwei Partyspiele? Wer hätte das gedacht?

Nominert waren:

Dixit: Ja, das hatte ich vermutet. Eine verdiente Nominierung. Aber kaum ein Hauptpreisträger. Höchstens, weil die Jury mal wieder was völlig anderes prämieren möchte – wie damals Villa Paletti. Rudimentäre Titelchancen.

A la Carte: Eine Überraschung! Nicht weil das Spiel schlecht wäre, sondern weil es eine Neuauflage ist. Und weil es quasi das dritte Partyspiel auf der Liste wäre. Ein gutes Spiel, aber doch viel „Kindergeburtstag“ – ob man damit Vorurteile gegenüber Spielen abbauen, also „das Kulturgut Spiel fördern“ kann? Die Empfehlung hätte es imho auch getan!

Fresko: Hat wohl Tobago ausgeschlagen. Eine Nominierung die ich durchaus nachvollziehen kann. Es wäre auch durchaus für den Hauptpreis geeignet. Bei nochmaliger Überlegung ists wohl auch der wahrscheinlichste Kandidat auf den Titel.

Identik: Klasse-Spiel, aber noch ein Partyspiel – hier hätte ich wohl den Sonderpreis „Partyspiel“ vorgezogen. Allein schon wegen der geringen Dichte an „normalen“ Spielen. Als Hauptpreisträger ist Dixit wohl etwas wahrscheinlicher (aber das ist nur ein Bauchgefühl).

Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel: Tja, ich hätte auf mein Gefühl hören sollen und das Spiel drin – und Tobago außen vorlassen. Denn genauso ist es gekommen! Das ist (neben Dixit) die einzige Nominierung, die ich voll und ganz unterstützen kann! Schönes Spiel, zugänglich (würfeln) aber nicht zu trivial (Errungenschaften), ausbaufähig und spannend. Für den Hauptpreis aber wohl leider zu „klein“ und es ist eben „nur“ ein Würfelspiel. Neben Fresko aber dennoch wohl der wahrscheinlichste Kandidat.

Spiel des Jahres +: Tore der Welt. Dieser Sonderpreis hätte für sich schon einen Blogeintrag verdient. Was soll das „Plus“ bitteschön? Ist Tore der Welt für den Hauptpreis zu kompliziert? Warum dann nicht den Preis „komplexes Spiel“? Weils dann doch nicht so komplex ist? Da werden ohne Not Komplexitätsgrade noch feiner eingeteilt und bestimmt was geht und was nicht. Zudem steht dieser Preis in der Tradition der Sonderpreise, unter denen sich ein Kunde nichts vorstellen kann: Nach „Fantastisches Spiel“ und „Neue Spielwelten“ nun also „Spiel des Jahres Plus“. Wer soll da durchsteigen? (auf der Juryseite ist ne Erklärung, aber welcher SdJ-Kunde liest die?) Wenn ein Spiel gut ist, nominiert es eben! Wenn es partou nicht geht, dann bitte einen klaren Sonderpreis: „Innovative Spielidee“ hätte es für Space Alert auch getan. Und Tore der Welt hätte man sowohl mit „Literatur im Spiel“ (Buchverspielung) als auch mit „Geschichte im Spiel“ (Leben im Mittelalter) beglücken können – dann wäre die Sache für jedermann klar gewesen. So bleibt nur die Hoffnung, dass der SdJ+ in Zukunft regelmäßig vergeben wird, dann bringt der Titel nämlich was. Ich habe da aber meine Zweifel.

Empfehlungsliste: Hier ist ja so ziemlich alles drauf, was sonst noch so für den Hauptpreis in Frage kam (Seeland vermisse ich nicht; der Rundkursmechanismus war gut, das eigentliche Spiel aber zu wenig originell – das Plättchengelege in der Form ist schon tausendmal dargewesen und oft besser). Jäger & Sammler war wohl zu unoriginell, zu „standardmäßig“  für eine Nominierung. Tobago ist wohl aus den Gründen nicht nominiert, die ich letztes Mal genannt habe: Setzen der Hinweismarker ist nicht immer ganz einfach und letztlich ist das Spiel auch nicht so das absolute Toppspiel. Mosaix ist zu klein und Hansa Teutonica zu trocken-abstrakt. Dennoch schön, dass diese Titel den Weg auf die Empfehlungsliste gefunden haben. Vasco da Gama spielt sowieso mit einer ganz anderen Zielgruppe, da ist das Fehlen nicht weiter tragisch. Das Fehlen von Atlantis mag den einen oder anderen überraschen, mich aber nicht wirklich – bei meinem Tipp hab ich mich von den Eindrücken des Forums leiten lassen. Ich selbst fands immer nur mittelmäßig.

Insgesamt weiß ich nicht so recht, was ich von der Liste halten soll. Sicherlich war die Nominierung von 5 Spielen dieses Jahr besonders schwer. Und die Kandidaten sind auch alles ordentliche Spiele. Aber ich vermisse die Ausgewogenheit der vergangenen Jahre: Einzig „Fresko“ ist ein klassisches Taktikspiel, dann kommen drei kommunikative Spiele und ein Würfelspiel. Der Jahrgang hätte durchaus genug Material für eine ausgewogenere Nominierungsliste geboten (siehe Empfehlungsliste), man hätte es nur nutzen können. Als ärgerlich empfinde ich den Sonderpreis für „Tore der Welt“ – da schwingt mir zu viel Angst mit, bloß nicht ein etwas komplexeres Spiel zu nominieren. Wenn aber Tore der Welt bereits einen Sonderpreis benötigt, dann schränkt sich die Jury für die Zukunft zu sehr ein – ein „Siedler“ wäre dann kaum noch möglich.

ciao

peer

Peer Sylvester
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8 Kommentare

  • „Die Tore der Welt“ haben eine Spieldauer von 90-120 Minuten, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Das alleine disqualifiziert meines Erachtens schon für die Nominierungsliste. Der klassische SdJ-Käufer erwartet eher ein Spiel, das 60 Minuten nicht oder nur wenig überschreitet. (Meine persönliche Theorie.)

    Der Sonderpreis „komplexes Spiel“ klingt meines Erachtens zu abschreckend. Falls der neue Preis „Plus“ konsequent nun jährlich vergeben wird, ist er auf Dauer vermutlich ansprechender. Falls nicht, da gebe ich dir Recht, verwirrt er wohl langfristig nur.

  • *** OffTopic ***

    Hallo Peer,

    Obwohl ich nicht weiß, was ich davon halten soll, wenn Preisausschreiben einer namhaften Spielseite von anderen namhaften Spielseiteninhabern gewonnen werden…:
    Herzlichen Glückwunsch Peer zum gewonnen Spielepaket bei „spieletest.at“ !!
    (http://www.spieletest.at/10jahre)
    Und falls Du dadurch Spiele doppelt hast, findest Du bestimmt Abnehmer… – in unserer Familie bestimmt… ;)

    Grüße,
    Tom13

  • Zum Plus-Preis werde ich demnächst tatsächlich noch was schreiben. Je mehr ich über den nachdenke, desto kritischer sehe ich den.

    Warum sollte ich nicht bei preisausschreiben mitmachen dürfen? Die meisten Spiele muss ich mir selber kaufen – und so viele hab ich auch nicht, da ich viel „fremdspiele“. Was ich doppelt habe wird vertauscht oder gespendet – je nachdem…

  • War doch nicht böse gemeint…. im Gegenteil! Also nochmals: Ehrliche Glückwünsche von uns und viel Spaß beim Spielen… und uns wünsche ich weiterhin viele lesenswerte Beiträge von Dir auf „spielbar.com“….
    *** OffTopic Off***

    @ „Plus-Exkurs“: klingt für mich auch merkwürdig, da es sich scheinbar inhaltlich nur um eine andere Bezeichnung/Abschwächung für „komplexes Spiel“ handelt. Steht das „Plus“ dann für ein Mehr an Regeln/Spieldauer/Spielspaß/Anspruch/Personenanzahl? Und wenn, für welche Zielgruppe? Verwirrend….

  • Guter Kommentar zu den Nominierungen!

    Aber Spiel des Jahres ist eben ein Jurypreis. Die Meinung von gerade mal neun Leuten. Ärgerlich wieviel Bedeutung dieser Preis hat.

    Was tun? Vielleicht mehr Aufmerksamkeit auf andere Preise lenken (Deutscher Spielepreis)? Oder auf die monatlichen Spielcharts?

  • Die Bedeutung des Preises hat sich die Jury ja verdient – mit guter Arbeit. Insbesondere in den 80er Jahren wurde so ein Grundstein gelegt. Das hat auch deswegen funktioniert, weil die Zielsetzung klar ist (oder zumindest war) und auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. Beim DSP gibt es keine Zielsetzung. Und bei den Spielecharts gehts ähnlich zu: Die sagen aus was Vielspieler gerne spielen, nicht was für Wenigspieler geeignet ist, um die Schönheit und das Faszettenreichtum des Mediums „Brettspiel“ kennen zu lernen. Und Verkaufscharts wären noch alberner, denn dort sind ja Spiele oben, die bereits bekannt sind – und der SdJ ist in erster Linie ja ein „Lernt dieses Spiel kennen“-Preis und kein „Wir ehren dieses Spiel“-Preis :-) (siehe dazu auch https://www.spielbar.com/wordpress/2009/09/19/1062 )