Letztes Jahr habe ich hier im Blog ausnahmsweise mal keine Tipps abgegeben, was die Jury wohl nominieren würde. Das lag zu gleichen Teilen am Timing (ich war am Wochenende nicht dran und das Wochenende davor hatte ich es noch nicht so auf dem Schirm) und daran, dass mir klare Kandidaten fehlten. Immerhin gelang es mir per Tweet die roten Kandidaten richtig vorherzusagen.
Dieses Jahr sind die Spiele etwas klarer, aber viele Nominierungen hängen davon ab, wo die Jury ein ganz bestimmtes Spiel eintütet…
Vier Spiele würde ich aber auch so schon benennen wollen: Perfect Match und Harry Potter – Kampf um Hogwarts beim roten Pöppel, sowie Paladine des Westfrankenreiches und Nova Luna beim Kennerspielpreis. Und dann ist da die große Frage: Wohin mit der Crew? Davon hängt ab, welches der sechste Kandidat wird.
Aber einmal langsam: Perfect Match (oder auch Wavelength) wurde schon ausführlich im Brettspielradio vorgestellt, aber wer keine Podcasts hört: Es ist ein sehr einfaches Spiel mit extrem niedriger Einstiegshürde. Dabei ist die Idee pfiffig wie originell: Eine Karte gibt die Skala an, z.B. von „heiß“ bis „kalt“ das spielende Team soll nun per Hinweis eines Teammitglied möglichst genau einen zufällig bestimmten Punkt auf dieser Skala treffen. Das klingt schon komplizierter als es ist: Wer das Material sieht, braucht nur zwei erklärende Sätze oder ein Beispiel und kann losspielen. Das mag die Jury. Und das Spiel ist witzig und dass die Jury Spiele mit potentiell cleveren Hinweisen und Diskussionen mag, hat sie schon bei Codenames bewiesen. Das es zudem eines der wenigen Spiele ist, die sich fast verlustfrei per Videokonferenz spielen lassen mag auch helfen. Wenn ich nicht irre hat auch noch kein Jurymitglied etwas negatives an dem Spiel auszusetzen gehabt. Eine Nicht-Nominierung wäre eine Überraschung.
Harry Potter – Kampf um Hogwarts dagegen ist eher ein etwas gewagter Außenseitertipp: Es ist ein Lizenzprodukt und nicht irgendeines, sondern eines der größtens IPs überhaupt.. Zudem lag der Veröffentlichungstermin etwas quer zu „normalen“ Neuheiten. Doch wer sich die Kritiken durchliest wird feststellen: Das Spiel kommt durch die Bank gut an. Und das zu Recht: Das Spiel verknüpft auf clevere Art und Weise die Mechanismen mit den Charakteren der Bücher (ich würde nicht soweit gehen, als dass die Story der Bücher groß umgesetzt worden wäre). Vor allem aber ist der Einstieg wirklich gelungen: Immer wenn man gewinnt, kommt der nächste Teil und damit neue Elemente, neue Charaktere ins Spiel. Dies ist ausgesprochen gut gelungen, die Partien beginnen einfach und werden sukzessive schwieriger und komplexer. Das Thema zieht zudem und sorgt für positive Kommentare am Spieltisch. Und zuguter Letzt: Als kooperatives Spiel spielen die Spieler zusammen, was ebenfalls hilft, Probleme beim Deckbau zu überbrücken.
Meine beiden Vorschläge für Antrazit, Paladine des Westfrankenreiches und Nova Luna habe ich nur aufgrund der Rezensionen (auch von Jurymitgliedern) ausgewählt. Sie erscheinen mir beide vom Schwierigkeitsgrad und Anspruch zu passen und bekommen beide gute bis sehr gute Kritiken. Mein Bauchgefühl bezüglich dieser Nominierungen ist gut.
Und damit sind wir bei der Crew. Dass das Spiel nominiert wird, daran gibt es für mich keinerlei Zweifel. Es wird eine Nominierung vermutlich sogar mit dem Titel abschließen – dass erscheint mir aufgrund der Kritiken, die dieses Spiel bekommt, eine ziemlich sichere Wette zu sein. Aber wird sich die Jury für Rot oder Anthrazit entscheiden? Diese Frage beantworte ich jeden Tag anders. Ich selbst sehe die Crew eher bei Anthrazit, einfach weil es Stichspielwissen vorraussetzt (nicht was ein Stichspiel ist, sondern wie man ein Stichspiel gewinnt) und sich m.E. auch an Stichspielfans richtet. Auf der anderen Seite: Rein regelrechnisch ist die Einstiegshürde eher gering – ähnlich wie bei Hanabi, ist die Einstiegshürde hier nicht regeltechnisch bedingt, sondern in der Frage, wie man eigentlich an das Spiel herangehen sollte, wie man eigentlich gut spielt, wie man eigentlich gute Hinweise gibt. Es ist durchaus möglich dass unter dem Begriff „Einstiegshürde“ zu fassen, es ist aber auch möglich, dass die Jury das anders sieht. Ebenso könnnte die Jury argumentieren, dass traditionelle Stichspiele auchg unter sonst Wenigspielern sehr verbreitet sind und so ein größerer Pool mit Wissen in dieser Gruppe besteht – Schon mit Codenames, hat die Jury klargestellt, dass nicht nur die typische Familie mit dem Hauptpreis angesprochen werden soll. Für mich eine ähnlich unsichere Frage wie damals bei den Exit-Spielen… Es ist auch denkbar, dass die Jury die Entscheidung umkehrt und die Crew dort einpackt, wo noch Platz ist. Sehe ich die Crew selbst in anthrazit, vermute ich, dass die Chancen ein bisschen höher bei rot sind.
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Das sechste Spiel ist aber auch noch aus einem anderen Grund etwas vage: Ich habe da keinen klaren Kandidaten mehr :-)
Mir fallen zwei „Paare“ ein: Tiny /Little Town und Kartograph/Trail of Tucana. Letztere sind zwei Roll and Writes, die generell gut ankommen. Kartograph habe ich dabei auch schon gespielt und ich würde es als „Solide Mischung aus Bekanntem“ beschreiben. In der Rezensentenszene kam es dabei besser an, als meine Zusammenfassung impliziert. Trail of Tucana soll sogar noch etwas besser sein, aber da fehlt mir jegliche Erfahrung. Auch die beiden Towns habe ich noch nicht gespielt, ich persönlich interessiere mich mehr für Tiny Town, aber Little Town kam bei den Jurymitgliedern besser an. Welches der vier hat die größten Chancen? Das hängt ein bisschen von der Crew ab – aber bis auf das wohl klar „rote“ Trails of Tucana könnte man all diese Spiele in beiden Kategorien rechtfertigen. Rein aus dem Bauchgefühl heraus vermute ich Kartograph bei anthrazit – wenn die Crew denn bei rot landet.
Sollte die Crew doch bei anthrazit landen, gäbe es doch noch einen weiteren Kandidaten: My City. Das ist aber definitiv ein Familienspiel. Ich kann mir auch vorstellen, dass es als Legacyspiel das Problem hatte, direkt vor Corona herauszukommen. Die Jury hat bereits klargestellt, dass Spiele, die sie wegen der Kontaktsperre nicht ausreichend testen konnte, ggf. im nächsten Jahr nominiert werden können. Daher sehe ich My City nicht auf der Liste. Pictures wäre ein weiterer starker Kandidat, aber es fehlt ein bisschen der Platz dafür auf der roten Liste… Ich nehme eine Empfehlung an, aber eine Nominierung dürfte durch die zu geringe Anzahl an Fotos scheitern – so wie eine Nominierung von Tuki am misslungenen Vierpersonenspiel scheitern dürfte.
Und dann gibt es noch Similo. Das ist ein Spiel, dass zumindest auf die Empfehlungsliste gehört. Ich befürchte aber, dass alle Jurys dieses Kartenspiel vergessen werden – denn die Zielgruppe liegt m.E, vor allem im Bereich 8-16 Jahre und damit etwas oberhalb des Kinderspielpreises, aber unterhalb des Hauptpreises. Damit sitzt es zwischen den Stühlen, was schade ist, ist es doch eines der meistgespielten Spiele in meinem Haushalt der letzten paar Jahre.
ciao
peer
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