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Zweite Fragestunde – Onkel Matthias löst all deine Probleme!

Der Peer kommt auf die Idee Leserfragen zu beantworten und kaum stellt jemand mal ordentlich Fragen, schon kneift er und zwingt mich diese zu beantworten. Aber er hat ja auch recht, jeder das was er kann. Also bitte in Zukunft deutlich mehr Autoren-Fragen stellen! Schließlich will der Peer antworten.

Die Fragen hier sind alle von Sebastian und ich versuche sie mal alle anzugehen. Wer noch etwas mehr von den Erläuterungen zu den Fragen (vor allem zu den ersten) lesen will sei auf dieses Posting verwiesen in welchem Sebastian die Fragen stellt.

Was sind eure Erfahrungen mit Simultanen Gameplay?

Ich habe sehr positive Erfahrungen damit gemacht. Vor allem, weil die Downtime so gering wie möglich ist. In meinen Runden gab es auch kein Problem bei Karuba, wo einige es als Problem empfanden, nicht zu sehen was andere machen, aber ich würde behaupten wollen, die sind nicht die Zielgruppe für das Spiel.

Wo seht ihr Vor- und Nachteile?

Den wichtigsten Vorteil hast du selber genannt. Die Downtime ist deutlich geringer. Die meisten simultanen Spiele haben immer alle Spieler im Geschehen. Sei es bei RoboRally oder Orléans wo alle gemeinsam überlegen und dann gespannt sind wie die Programmierung aufgelöst wird, denn nicht alle können sich alles merken. Da auch keiner wirklich dazwischenfunken kann, geht es dann sehr schnell.

Oder bei Spielen wie Karuba oder dessen geistiger Vorvater Take it Easy, dass alle versuchen wie bei einem Puzzle alles, nicht schneller, aber besser zu lösen. Spiele wie Speed oder Ligretto oder auch Ricochet Robots wiederum können auch Geschwindigkeit belohnen. Einziges Problem könnte sein, das manchen das ganze zu sehr weggeht von strategischen Spielen. Denn fast alle hier genannten sind doch eher leichteren Kalibers. Das Problem ist vor allem, wenn ich gleichzeitig agiere kann ich nicht reagieren. Manchmal passt es und manchmal nicht.

Warum gibt es so wenig simultane Spiele?

Wenn ein Mechanismus überzeugt, dann trauen sich mehr ran, noch mehr Leuten gefällt es und noch mehr Leute trauen sich daran. Wenn das nicht passiert, dann lernen das ja auch weniger kennen und weniger kommen auf die Idee das für sich zu nutzen. RoboRally ist echt schon einige Jährchen alt, und dennoch wurde ein solcher Mechanismus lange nicht genutzt. Derzeit ist das für viele spannend und durch den Erfolg von Colt Express auch für mehr Leute interessant und entsprechend mehr schauen sich solche Mechaniken wieder an. Oft ist es aber auch gut versteckt, so dass es nicht jedem auffällt, wie bei Orléans oder nur simuliert wie bei Imhotep, wo die Aktionen so schnell sind, das es fast schon simultan wirkt. Der Rest ist Wahrnehmung.

Und ja. Das liegt nicht jedem Spieler. Aber welcher Mechanismus tut dies? Deckbau ist für manche schon wieder langweilig und dann doch in Spielen wie Rokoko oder Great Western Trail spannend umgesetzt ohne Hauptmechanik zu sein. Workerplacement ist für manche auch schon zu viel, aber dann zeigen sich doch immer wieder andere Möglichkeiten und Variationen. Entscheidend ist, was ist gut für das Spiel.

Und ja, strategische Spiele haben dieses Element seltener, aber vielleicht ist dein Spiel genau dass, welches das ändert.

Hab die Herstellkosten meiner Spiele basierend auf den Preisen von Spielmaterial oder thegamecrafter.com abgeschätzt. Grob sagt man ja, Verkaufspreis sind Herstellkosten mal 3. Bin mir aber nicht sicher ob diese Abschätzung realistisch ist.

Eher Nein. Verkaufspreis sind Herstellungskosten mal 4 bis 5. Abhängig von den Materialien, dem Endpreis, der Auflage, dem Herstellungsort, den Lizenzgebühren und den Vertriebskanälen kann dies auch mal 7 sein. Der Daumen sollte im ersten Moment erst mal mit 5 rechnen. Dafür muss du bedenken: Wenn ein Spiel 40 Euro inkl USt kostet, dann kauft der Handel das normalerweise für 20 Euro Netto, denn der Handel muss von der Marge, seine Mitarbeiter, Versicherungen, Verkaufsfläche etc. bezahlen. Von den 20 Euro geht nochmals ein Großhändlermarge ab, außer du möchtest direkt vertreiben, aber das ist auch in Full-Time-Job. Diese ist zwischen 20% und 25%. Dann bist du schon bei 15 Euro. Von diesen Kosten musst du neben den Herstellungskosten auch den Autor, den Illustrator, den Lektor, den Grafiker, die Logistik, das Marketing und eben auch dein eigenes Gehalt bezahlen. Dazu kommen noch Transportkosten von der Druckerei zum Lager und Lagerbosten hintendran, falls du nicht eine riesige Garage hast. Da wird einem schnell schwindlig.

Wie bestimmt ihr eure Herstellkosten?

Das ist das einfachste. Du hast eine Liste von allen Materialien die in die Schachtel sollen und schickst diese an einen Hersteller (Ludofact, Altenburger, NSV, Trefl, Efko, Panda, Watz Game, etc. da gibt es ja reichlich viele da draußen) und er sagt dir, was es kosten wird. Und es ist tatsächlich sinnvoll mehrere anzufragen. Der eine ist besser in der Produktion der Karten, ein anderer in der Produktion von Pappe und der dritte in der Produktion von Plastik. Du kannst auch die einzelnen Elemente an verschiedener Stelle machen lassen und dann nur noch selber konfektionieren. Wenn du arbeitslos bist, ist das eine gute Idee den Tag zu verbringen. Sonst rate ich eher davon ab.

Wenn du gut bist, redest du mit den Personen und am Ende solltest du mit einem Drucker bleiben, der besonders gut im Umgang mit dir ist. Denn die Wertschätzung die die Druckerei dir entgegenbringt ist sehr wichtig. Wenn du mit der Person gut arbeiten kannst dann hilft dir diese auch. Dein Ansprechpartner kann dir sagen, welches Material an welcher Stelle geeigneter ist und wie du vielleicht noch in der Produktion Geld sparen kannst.
ZB sind in diesem Spiel 130 Karten, aber auf einen Druckbogen passen nur 121. Du müsstest also mit zwei Druckbögen arbeiten, was Material verschwendet und mehr Zeit, Geld und Arbeitskraft kostet. Ein guter Ansprechpartner sagt dir sowas und hilft dir so Geld zu sparen, z.B. in dem Karten rausgenommen werden oder das Kartenformat geändert wird.

Was sind besonders teuer Komponenten?

Plastik. wenn du ein Spiel mit tollen Figuren machen möchtest wie CMON, dann kann es nur über eine echt große Auflage funktionieren. Das Gießen der Figuren ist dabei das günstige. Aber die Gussvorlage kostet richtig Geld. Wenn du 50000 Spiele machst sind das ein paar Cent pro Figur. Wenn du 1000 machst sind das gleich mal ein paar Euro. Und jeder Euro macht dein Spiel im Handel 5 Euro teurer.

Welche Komponenten sollte man bei kleinen Stückzahlen vermeiden?

Außer Plastik? Eigentlich sollte man kleine Stückzahlen vermeiden. Es gibt einige Druckereien, die mit Zahlen unter 2000 gar nicht erst anfangen. zB bei Kartenspielen. Der Druckbogen wird gedruckt indem der Drucker auf einen Knopf drückt, das Papier wird durchgezogen und bedruckt und kommt hinten raus. Dann wird nach 5 Minuten wieder auf den Knopf gedrückt und rund 1000 bis 4000 Bögen sind gedruckt worden. Oder gar mehr.

Wie teuer ist grob ein Sichtschutz?

Aus Pappe? Nicht so teuer. Aber das hängt von dienen restlichen Komponenten ab. Wenn du viel aus Pappe hast, sind das nur ein paar Teile auf dem Stanzbogen, wie bei Isle of Skye. Wenn du sonst nichts aus Pappe hast, könnte das schon ärgern dafür extra ein Werkzeug machen zu lassen.

So ich hoffe diese Antworten helfen etwas und nun wieder Fragen für Peer bitte.

Matthias Nagy
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1 Kommentar

  • Vielen Dank Matthias für diese umfangreiche Beantwortung der Fragen!

    Freut mich, dass du auch gute Erfahrungen mit Simultanen Gameplay gemacht hast. Werd mir die von dir erwähnten Spiele mal genauer anschauen. Vielleicht kann ich von diesen was lernen.

    Danke auch für die Beantwortung der Herstellkosten aus Sicht eines erfahren Redakteurs. Werde bei den Herstellern bezüglich Preise mal anfragen.

    Mit freundlichem Gruß
    Sebastian H. Schulz