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Überflieger grüß mir die Sonne! Der Essen Report

Dieses Jahr haben wir uns etwas ganz besonderes witziges vor: Jürgen, Matthias und ich schreiben jeweils unsere Messeeindrücke auf. Witzig ist das deshalb, weil ich mir das eben erst ausgedacht habe und die anderen das noch gar nicht wissen. Also jetzt schon (ich hoffe doch, dass meine werten Kollegen, meinen Blog lesen! :) …

Highlight für mich persönlich war natürlich die Preisverleihung des IGA am Freitag. Wer es nicht weiß: Wir sind das Volk hat trotz bockstarker Konkurrenz den International Gamers Award im Zweipersonenbereich gewonnen. Ich war natürlich hin und weg und das Grinsen bin ich immer noch nicht los. Das war wirklich eine Ehre! Hinzu kamen einige schöne Gespräche mit Fans meiner Spiele und natürlich die Veröffentlichung von The king is dead und damit war die Messe für mich schon im positiven Sinne so gelaufen, dass die Spiele schon fast egal waren.

Aber genug von mir. Was lässt sich noch über die Messe sagen? Vielleicht eine Anekdote: Auf der Rückfahrt waren außer mir noch zufälligerweise zwei Mitspieler aus meinen Spielrunden im Zug und wir haben natürlich gespielt. Wir sind alles drei Vielspieler und wir sind alle drei einigermaßen stolz auf unsere Vorbereitung mit dem Wälzen diverser Geeklists und Previews (Sagt man noch „wälzen“ wenn es um Webseiten geht? Macht das semantisch sinn?). Jeder von uns holte ein Spiel hervor, von dem die anderen noch nie gehört hatten (Und auch nicht auf der Messe gesehen). Alle drei Spiele waren interessant und haben Spaß gemacht und hätten eine Berichterstattung verdient. Ich bezweifle, dass es dazu kommt. Mein Eindruck ist: Je mehr Spiele auf der Messe erscheinen, desto mehr konzentrieren sich Vielspieler und Journalisten auf die großen Verlage: Eggert, Pegasus, Heidelberger, Schmidt, Hans im Glück, Asmodee, Kosmos, Queen… Und warum auch nicht? Diese bieten selbst ambitionierten Vielspielern locker genug Material für ein Jahr. Das Problem ist, dass andere gute Spiele schnell hinten runter fallen. Sie kreiieren keinen „Buzz“ und werden gar nicht erst wahrgenommen (und tauchen daher auch auf den Scoutlisten nicht auf, weil sie gar nicht erst ausreichend gespielt werden). Das ist schade – und letztlich ein Grund, warum die „Überflieger“-Diskussion jedes Jahr alberner wird. Hier jedenfalls ein paar unbekannte Spiele, die mir gut gefallen haben (Spiele größerer Verlage und Graupen lasse ich mal weg):

Über Hack Trick hat Atilla ja schon berichtet, daher nur kurz: Auch mir hat das kleine Spiel wirklich gut gefallen. Schönes Zweier für Zwischendurch! Jedenfalls ein echter Überflieger!

Maze Racers: Beide Spieler bauen mit Magnet-Schaumgummi gleichzeitig ein Labyrinth. Wer fertig ist, dreht eine Sanduhr um und der andere muss innerhalb der Zeit sein Labyrinth fertig stellen. Dann tauschen die beiden die Labyrinther und versuchen dann gleichzeitig eine Kugel durch das Labyrinth zu bugsieren. Man versucht also ein möglichst schwieriges Labyrinth für den Gegner zu bauen und dann schnell die Kugel zu bewegen – das ist genial und ein echt witziges Funspiel! Es gibt wohl einen Deutschen Vertrieb, nur habe ich keine Ahnung, wie man da ran kommen könnte. Jedenfalls ein echter Überflieger!

Cloud Knows: Ein Taiwanesisches Spiel von TwoPlus Games. Es ist immer ein Spieler die Wolke und der Rest ist der Wind. Alleine diese Beschriebung sollte doch überzeugen, oder? Im ernst: Im Prinzip versucht der Wolkenspieler mit Hilfe von Wolkenkarten Begriffe darzustellen. Soweit eher herkömmlich. Das geniale daran ist, dass er sich die Wolkenkarten (und damit die Formen, die er verwenden kann) nicht aussucht. Das tun die Mitspieler. Die ja nicht wissen, was der Wolkenspieler braucht. Der muss so schon gehörig improvisieren und die anderen Spieler brauchen zum Raten eine Menge Kreativität. Ein  wirklich witziges Spiel, dass gute Chancen hat,  bei uns ein neues Pixelstücke zu werden. Jedenfalls ein echter Überflieger!

Play Jeju: Ein koreanisches Familienspiel, bei dem ich bis eben nicht einmal den Titel wusste, da er in koreanischen Schriftzeichen stand :-) Im Prinzip sammelt man Plättchen, um damit Aufträge zu erfüllen, für die es Siegpunkte gibt. Soweit nichts ungewöhnliches. Witzig aber der Kernmechanismus: Wie bei Mankala wählt man einen Stapel aus Scheiben aus und wandert einen Rundkurs lang, wobei jedes Feld mit einer Scheibe aus dem Turm bedeckt wird. Dann bekommt JEDER für seine offenen (d.h. oben liegenden) Scheiben ein Plättchen vom dazugehörigen Stapel. Wer eine Scheibe neben dem passenden Symbol hat, bekommt sogar ein zusätzliches Stapel und versetzt dann das Symbol (womit man den anderen motivieren kann, für die eigene Sache zu arbeiten). Wirklich einfach und doch eine gute Mischung aus Taktik und Ärgerspiel. Dazu witzig illustriert. Würde mich nicht wundern, wenn da ein Europäischer Verlag zuschlägt (wenn nicht : Selbst schuld!). Jedenfalls ein echter Überflieger!

Iki hat mir persönlich nicht so gefallen, aber dies ist ein komplexer Euro á la Nippon/Rosenberg/etc. Hier sind zwei Kernmechanismen interessant: Zum einen bestimmt die Zugreihenfolge die Zugweite des eigenen Pöppels und der wiederrum bestimmt, die Aktionen, die man durchführen kann (wobei man die Reichweite mit Münzen erhöhen kann). Zum anderen heuert man Leute an, die im Prinzip so funktionieren wie Gebäude bei anderen Spiele und von allen genutzt werden können. Wurden die drei Mal genutzt kommen die wieder vom Plan und geben dem Besitzer Einkommen. Wer auf „Heavy Workerplacement“ steht, dem sei das Spiel ans Herz gelegt (Ist gerade auf der Spieleschmiede in der Finanzierungsphase)! Jedenfalls ein echter Überflieger!

Kein Überflieger, aber ganz ordentlich und für die Spieldauer von 20-30 Minuten vielleicht einen Kauf wert ist Chronicler, ein weiteres Kartenspiel. Man legt Karten ab, wobei man die von Age 1 bis Age 9 in der richtigen Reihenfolge ablegen muss. Dabei darf man z.B Age 3 erst legen, wenn genügend Age 2 – Karten ausliegen. Dabei ist es egal, bei wem sie ausliegen, aber eigene zählen doppelt. Für Age 4 braucht man Age 3 etc. Gleiche Age-Karten kann man natürlich auch ergänzen. Das macht man, weil man dafür am Ende Siegpunkte bekommt und wer zuerst Age 9 auslegt beendet das Spiel und bekommt einen fetten Bonus. Nun wäre das alleine eine recht langweilige Angelegenheit. Also hat man neben Ziehen, Auslegen und Austauschen noch zwei weitere Optionen: Mit Karten die niedriger sind als die höchste Karte kann man angreifen oder bauen. Beim Angriff muss jeder andere seine höchste Karte verdecken – sie zählt dann nicht – und man bekommt dafür neue Handkarten – mehr wenn die abgedeck,te Karte höher ist,a ls die höchste eigene. Also im Prinzip auch elaboriertes Austauschen von Karten, aber man ärgert gleichzeitig den Gegner. Beim Bauen werden niedrige Karten einfach verdeckt abgelegt. Hier zählen sie wenig Siegpunkte, aber mehrere Karten zusammen bilden -je nach Form – ein „Gebäude“, dass Sonderfähigkeiten hat. Hier liegt der Schlüssel – wann soll ich was bauen? Insgesamt ein nettes Handmanagementspiel mit guten Ideen. Nichts ganz spektakuläres, aber ordentlich!

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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