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Board Game kills the Board Game Star

Ich habe keine Probleme mit Videospielen. Ich habe in meiner Jugend welche gespielt (in den 80ern, auf dem C64 und danach auf dem Amiga und ab und zu auf dem Atari 5200 eines Freundes) und hatte dann irgendwann das Interesse daran verloren. Heutzutage spiele ich wieder ein bisschen und zwar auf meinem Handy. 90% sind zwar Brettspielumsetzung, aber so manch kleines andere Spiel macht mir dennoch Spaß. Ich habe kein Problem mit Videospielen, meine Söhne spielen auch welche auf ihrem Nintendo DS und der Wii, aber mein Interessiere ist halt nicht da. Da ich aber früher mal welche gespielt habe habe ich dennoch einen Bezug zu ihnen. Also habe ich mir diese Woche mal Video Games The Movie angesehen. Ich weiß nicht was ich erwartet habe, zumindest das was ich sah überzeugte mich nicht.

Der Film kratzte die Geschichte der Systeme und der Entwicklungen kaum an. viel Systeme wurden nur in einem Satz kurz erwähnt oder sie sind auf der hundert mal eingeblendeten Zeitleiste kurz zu sehen. Der Film kratzt nicht mal an der Oberfläche der sehr reichhaltigen Geschichte. Vielen was ich als sehr wichtig empfunden hätte wird nicht erwähnt. Um ein bisschen über die Geschichte zu erfahren ist der Film nicht annähernd gut genug. Er begnügt sich mit ein paar sehr wenigen Anekdoten. Der Blick auf die aktuelle Entwicklung reicht auch nicht. Und selbst der Ausblick in die Zukunft macht es nicht sonderlich deutlich. Der Film will vieles, aber erreicht kaum etwas. Alles wird kurz erwähnt. Es werden eindrucksvolle Bilder gezeigt, aber außer das es angesprochen wird folgt nichts. Es gibt keine sinnvolle Information, die einem hängen bleibt. Es wird getan als gebe es die homogene Masse der Videospieler, aber die ist ungefähr so homogen wie die Brettspieler. Gar nicht.

Ein Element fand ich aber sehr interessant, und an dem hat der Film funktioniert. Er hat die Entwicklung der Videospiele grob in drei Schritte unterteilt.

  • Am Anfang gab es bewegtes Bild – Interaktion
  • Dann gab man den Figuren einen Charakter – Identifikation
  • Schließlich ging es um die Produktion einer Geschichte – Inspiration.

Mit den Unmengen an Aufwand mit denen moderne Videospiele auch produziert werden, wird so schnell kaum etwas rankommen. Brettspiele eh nicht. Aber die Entwicklung erscheint mir interessant.

Zu Beginn waren Spiele auch von einem einzelnen Element getrieben. Spiele wie das Leiterspiel oder Mensch Ärger Dich nicht, sind einfache Spiele wo es nur ums würfeln und laufen geht. Das macht sie auch für Kinder sehr einfach zu verstehen. Und ich meine das nicht abwertend. Aber die goldene Ära der Spiele die Mitte der 90er begann brachte viel mehr Spiele raus und es wurde mehr experimentiert. Und im Brettspielsektor gibt es lang genug den Konflikt ein Spiel von der Mechanik oder vom Thema aufzuziehen. Und wer sich noch in dieser Entwicklungsstufe befindet muss noch mehr Spiele kennenlernen. Es gibt immer noch Spiele die mit einem dieser Elemente angesetzt sind und entsprechend auch ihre Freunde haben und diese Spiele erfolgreich machen. Richtig gute moderne Spiele kommen aber vom Erlebnis. Es gibt ein stabiles Thema mit passenden spannenden Mechanismen. Das Erlebnis ist im Vordergrund. Beides muss stimmen. Und sowas entsteht oft nur im Team. Wie bei guten Videospielen.

Peer hat in diesem Blog sehr ausführlich erzählt wie sein Wir sind das Volk entstand. Es beinhaltetet Thema, Mechanismus, Erlebnis und Teamwork. Alles Elemente die es zu einem echt spannenden Spiel machen. Robinson Crusoe lebt nicht von von seiner sehr variablen aber auch festen Mechanik, noch von seinem unbeschreiblich gutem Thema alleine. Die Verbindung der beiden als Erlebnis, macht das ganze zu selbigem und auch der Autor hat in seinem Blog ausführlich über den Einfluss anderer auf die Entwicklung geschrieben. Das Erlebnis ist wichtig für eine neue Generation von Brettspielen. Mal sehen was in der Richtung noch alles kommen wird.

Matthias Nagy
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1 Kommentar

  • Ich denke es gibt zwei Arten von sehr gutenn Spielen: Entweder sehr einfache Spiele, die „einfach Spaß machen“ (so wie Splendor) – ohne Schnickschnack etc.
    Oder Spiele die Thema und Mechanismen und gut verknüpfen. Davon gibt es aber leider sehr wenige. Ich hoffe da mehr auf die Zukunft. Allerdings bin ich wohl nicht so repräsentativ für die Vielspielerszene ;)