Heute sind Wahlen und während ich jemand bin der sehr oft aufruft zu wählen, besonders für den Deutschen Spielepreis ist ein so viel wichtigeres Ereignis als die Bundestagswahl etwas was ich kaum erwähne. Ich gehe wählen und ich hoffe jeder Leser hier tut es auch, aber hier geht es ja um Spiele.
Spiele zum Thema Wahlen gibt es nicht so viele. Die Macher ist zweifelslos das berühmteste Beispiel (und bei BGG sogar als Spiel No 1 gelistet), wenn auch inzwischen schon wieder sehr veraltet. In den USA gibt es jede Menge Spiele wie Road to the White House, welche sich vor allem durch viel Material oder viel Regeln, bevorzugt aber beidem auszeichnen. Ein paar Spiele, welche das ganze eher auf die Schippe nehmen und bei uns in die Kategorie besonders einfach und fast schon langweilig fallen, gibt es natürlich auch.
Es gibt selbstverständlich noch ein paar Spiele in denen auch jemand gewählt werden soll. Bei 1655 Habemus Papam wird ein neuer Papst gewählt nur nicht mit modernen Methoden sondern vor allem mit dem Gewinn von Einfluss bei all den Wahlberechtigten. Wahlen selber sind halt kein spannendes Thema. Das wir bei Race for the Galaxy mitbestimmen welche Phasen gespielt werden ist nicht so wirklich dasselbe.
Ein Blick auf die Tatsache, dass wir in Spielen etwas wählen müssen ist eher müßig. Die meisten wenn nicht alle Spiele verlangen von den Spielern, dass sie Entscheidungen treffen. Manchmal haben sie nur zwischen zwei Optionen die Wahl, mal auch aus 20 Möglichkeiten und manchmal können wir auch dieselbe Entscheidung doppelt wählen wenn wir dran sind, wie etwa bei Euphrat und Tigris. Wenn es nur um Spieler geht, so ist normalerweise jeder Mal der gewählte Startspieler und darf Entscheidungen treffen. Die Amtsperiode ist schnell um und ich kann meine Entscheidung nächste Runde, nächstes Spiel oder auch am nächsten Abend wieder korrigieren.
Das ist der Grund warum Candyland, das Leiterspiel und vor allem Monopoly keine Spiele für mich sind, sondern nur Beschäftigung. Es werden keine Entscheidungen getroffen. Es gibt keine Wahl von unterschiedlichen Möglichkeiten. Es wird gewürfelt, gelaufen und bei Monopoly noch schnell alle Häuser umgepflanzt. Das wars.
Der Vergleich der Wahl zum Deutschen Spielepreis mit der Bundestagswahl ist da schon besser. Meine Entscheidung wird mit der des Kollektivs zusammengeführt und daraus wird ermittelt, wer die meisten Stimmen erhält. Zusätzlich habe ich aber nicht eine Stimme, sondern gleich fünf und die auch noch mit unterschiedlicher Gewichtung. Ich habe schließlich nicht nur 38 Parteien sondern gleich über 500 Spiele zur Wahl. Da ist schon einiges anders. Heute bitte jeder nur ein Kreuz um ein altes Filmzitat zu bemühen.
Also sollten wir nicht so viel über Wahlen reden, sondern einfach wählen gehen. Und im Anschluss einen Spieleabend durchziehen. Klingt doch viel sinnvoller. Und wer noch etwas Politik braucht schaut sich die Rede von Marcel-André Casasola Merkle von der re:publica 2012 an: Mächtiger als Merkel: Wie Brettspielentwickler Gesetze machen (würden).
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Ich habe trotzdem ZWEI Kreuze gemacht. Ich halte die Aufforderung von Matthias-Brian, einen Kompromiss zwischen Nichtwahl (0 Kreuze) und vollständiger Teilnahme (zwei Kreuze) für ebenso unglücklich, wie generelle Aufforderungen aus rein prinzipielen Erwägungen an der Wahl teilzunehmen bzw. nicht teilzunehmen. :p
Man sollte an einer Wahl teilnehmen, wenn es unter den Wahlangeboten etwas gibt, das man wählen oder abwählen möchte. Gibt es das nicht, hat man sich keine eigene Meinung gebildet, bedeutet die Entscheidung wählen zu gehen, das Hinzufügen eines Zufallsfaktors – wie das Rubeln beim Kurier des Zaren http://www.hall9000.de/html/spiel/kurier_des_zaren .
Solch ein Zufallsfaktor kann gutes oder schlechtes Spieldesign sein. In einer Demokratie ist die Aufforderung an Nichtwähler, wählen zu gehen, nur um dabei zu sein, ein Zeichen dafür, wie gering man tatsächliche Teilhabe aufgrund eigener Meinungsbildung schätzt.
Will man Nichtwähler zur Teilhabe motivieren, dann ist der Zeitpunkt nach der Wahl am besten: Bild dir eine Meinung :) , eine eigene möglichst, ohne den Druck einer sofortigen Entscheidung; engagiere dich dort, wo du es für sinnvoll und möglich hältst. Dann wird sich die Frage der Teilnahme bei der nächsten Wahl von selbst beantworten.
An der Wahl zum Deutschen Spielepreis nehme ich schon lange nicht mehr teil, ganz einfah, weil es mir nicht gelingt, mir einen Überblick über das Spielejahr zu verschaffen. Und es verträgt sich nicht mit meinem Selbstverständnis, Zufallsfaktor zu sein.
Zudem ist mir das Wahlsystem zum deutschen Spielepreis zu unübersichtlich, zu intransparent.
Bei der Bundestagswahl konnte es früher wegen der Überhangmandate möglich sein, dass zusätzliche Stimmen zu einem geringen Anteil an Mandaten führte. Was bei der Bundestagswahl schwer durchschaubar ist, ist aber noch absolut easy im Vergleich zur Wahl des Deutschen Spielepreises, das sich doch mehr am preußischen Dreiklassenwahlrecht orientiert, jedoch ohne die unterschiedlichen Wahlklassen deutlich zu machen: Einzelvotes, Spieleclubs, Fachhändler.
Und vor allem ohne deutlich zu machen, wie die Einzelentscheidung ‚mit der des Kollektiv zusammengeführt‘ wird!
Vor Jahren bekam ich (in Personalunion: Spieleautor mit Kleinverlag und Ansprechpartner für eine Spielegruppe) mal einen Gruppenstimmzettel für die Spielegruppe zugeschickt. So ich mich recht erinnere und die Anweisung richtig interpretier(t)e, wählt die gesamte Gruppe 5 Spiele aus, die die Gesamtstimmen der Gruppe bekommen. D.h. wenn bei 21 Gruppenmitgliedern bspw. 7 Stimmen für den ersten Platz reichen (weil kein Spiel die ‚absolute Mehrheit‘ bekommt), dann geht es mit der dreifachen Stimmenzahl in die Gesamtwertung ein, während Stimmen für Spiele, die nicht unter den ersten fünf sind unter den Tisch fallen (d.h. in Stimmen für die Gruppensieger umgewandelt werden).
Mit etwas manipulatorischem Geschick und einem Einfluss auf die Auswahl der Spiele in der Gruppe, kann ein Autor und Verlagsinhaber – wie auch der Fachhändler – das Ergebnis einer Gruppenwahl beeinflussen. Übrigens geschieht das auch ohne konkrete Absicht, ganz automatisch. Und allein der Umstand, dass das Spiel des Jahres und die Nominierungsliste vor Einsendeschluss bekannt sind, verleiht diesen eine höhere Verbreitung und Präsenz beim deutschen Spielepreis.
Nun denn, Spieler und Spieleautoren sehen Wahlen meist weniger aus Sicht der Wähler sonden der manipulierenden Macher http://www.reich-der-spiele.de/kritiken/DieMacher . Das ist auch ganz ok so. Man muss an die Wahl des Deutschen Spielepreises auch nicht die gleichen Anforderungen stellen wie an eine Bundestagswahl. Entscheidend ist was am Ende rauskommt und das ist i.d.R. ganz gut. Es ist eben ein Meta-Spiel (wenngleich quasi mit echtem Geld, sofern es einen Einfluss auf die Auflage hat)
Aber wenn uns der demokratische Prozess wichtig ist, sollten wir MEHR ÜBER WAHLEN REDEN und nicht einfach so zur Wahl zu gehen, gedankenlos bzw. mit Gedanken an den anschließenden Spieleabend. Dann sollte man lieber zu Hause bleiben, gleich mit dem Spielen beginnen, und denen das Wählen überlassen, die sich übers Jahr eine Meinung gebildet haben.
Nach der Wahl kann man dann ja anfangen, mit der eigenen Meinungsbildung, also JETZT!
1. Nicht wählen ist auch ein demokratischer Akt, den ich ebenfalls akzeptiere. Ich würde nie die Leute zwingen zu wählen, aber wenn ich dazu aufrufe, dann auch, weil ich der Meinung bin, die Leute sollen sich damit auseinandersetzen. Wir haben immer nach der Wahl und daher sollten die Leute dies täglich tun.
2. Der von dir geschilderte Prozess der Abstimmung zum Deutschen Spielepreis ist alt. Sehr alt. Komplett veraltet und findet seit einigen Jahren keine Anwendung mehr. Um genau zu sein, seit der Umstellung und dem dazugehörigen Skandal vor 13 Jahren. Inzwischen ist das Ganze einfacher als Überhangsmandate und Ausgleichsmandate zu verstehen. Jeder kann wählen. Jeder wählt nur für sich und das wars.
Wenn es nach der Änderung vor 13 Jahren keine weitere Änderung mehr gegeben hat, dann bedarf folgendes Verfahren von 2002 noch einer Erläuterung:
„Abstimmungen sind wie folgt möglich:
1. per Stimmkarte: Journalisten, gut informierte Spieler, Fairplay-Leser und alle anderen Einzelpersonen erhalten Stimmkarten.
2. per Internet: bei Abstimmung muss der vollständige Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail angegeben werden, um Doppelabstimmungen auszuschließen.
3. per Stimmbogen: Spielekreise und Händler erhalten Stimmbögen, auf denen ebenfalls der vollständige Name und die Adressangaben der an der Abstimmung beteiligten einzelnen Personen ausgefüllt sein müssen. Auch diese Namen werden überprüft, um Doppelnennungen auszuschließen.
Gewählt werden dürfen sowohl auf den Stimmkarten als auch auf den Stimmbögen fünf Erwachsenen- bzw. Familienspiele und ein Kinderspiel aus dem aktuellen Jahrgang (Neuheiten der Internationalen Spieltage ’01 und Neuheiten der Nürnberger Spielwarenmesse ’02).“
http://web.archive.org/web/20021205173018/http://www.deutscher-spiele-preis.de/dspmodusfrm.htm
Soweit ich das verstehe, wurden (werden) auch nach der Änderung im Jahre 2000 noch Stimmen auf Stimmbögen zusammengefasst. Meine Frage dazu: Gibt es die Stimmbögen der Spieleclubs noch?
Wenn nein: Seit wann nicht mehr?
Wenn ja: Wie funktioniert das, wenn auf einem Stimmbogen nur 5 Spiele stehen und die Namen/Stimmen aller zu diesem Stimmbogen Befragten erfasst werden?
Ich sehe gerade, das oben zitierte Wahlverfahren mit Stimmbögen für Gruppen statt Einzelstimmkarten scheint auch heute noch aktuell zu sein. Hier eine Seite zur Wahl 2012: http://web.archive.org/web/20130322035048/http://www.deutscherspielepreis.de/p020.php4
Es sind keine Gruppen. Es sind weiter Einzelstimmkarten.
Die Stimmkarte ist dasselbe wie auf die Internetseite zu gehen. Nur das es eine Einsendung per Post ist und keine elektronische Übermittlung. Nur weil die Leute diese erhalten heißt das nicht das diese anders behandelt wird. Du hast bestimmt auch schonmal so eine Karte in einer der Zeitschriften gesehen, oder?
Die Stimmbögen sind wie die Stimmkarten, nur das sie nicht jeder einzeln einschicken muss, sondern einer die sammelt und dann zusammen einschickt. Vor Ort werden die auseinander genommen und wie einzelne Stimmen gewertet. Wichtig ist vor allem Manipulation durch mehrfache Stimmabgabe zu verhindern.
Das ist genau wie der Gang zur Wahlurne am Sonntag oder die Abgabe per Briefwahl davor.
Ist es deine Meinung oder hast du einen solchen ausgefüllten Stimmbogen schon mal gesehen? Demnach müssten auf einem Stimmbogen wesentlich mehr als nur fünf Titel stehen.
Transparent ist das Verfahren jedenfalls nicht. Denn man kann es nirgendwo nachlesen. Das unterscheidet es schon mal von der Bundestagswahl.
Vielleicht kann mir irgendjemand mal einen Stimmbogen zur Ansicht mailen? Stimmkarten kenne ich natürlich zur Genüge.