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Was wirds?

Wenn die Jury die Preisträger für die besten Spiele im Kenner- und Unkenner-Bereich bekannt gibt, sitze ich im Zug nach Berlin und kann nicht live mitschreiben oder so (nicht dass ich das je gemacht hätte…). Also werde ich vorab ein paar Gedanken zu den Preisträgern äußern.

Der Gag ist ja nun, dass die Diskussionen alle gelaufen sind. Die Jury stimmt – wenn ich alles richtig verstanden habe – nur noch ab. Und das geheim und ohne Absprachen. Dieses Detail wird bei Jurydiskussionen gerne vergessen: Es ist nicht möglich, eine Begründung abzugeben, warum ein Titel nicht gewählt wurde: Jedes Jurymitglied hat seine eigenen Gründe A und nicht B zu wählen. Deswegen ist es auch müssig zwischen Spielen die nominiert worden sind und solche die auch die Abstimmung gewonnen haben, zu unterscheiden – wenns nominiert ist, kann es Spiel des Jahres werden – Basta!

Allerdings kann man sich sehr wohl fragen, wer eine solche Abstimmung am ehesten gewinnen könnte. Als ich neulich schrieb, dass ich Qwixx keine Chancen einräumen würde, gab es empörte Kommentare. Dabei will ich die Qualiätaten des Spieles nicht kleinreden – aber ich glaube vor die Wahl gestellt ob Augustus oder Hanabi oder Qwixx, werden sich die meisten Juroren vermutlich für eines der ersten entscheiden. Das hat nicht nur mit dem Spaßfaktor zu tun, sondern auch mit der Frage nach der Kulturförderung und damit der Originalität. Ein kleines Würfelspiel dürfte eher den Vorurteilen der breiten Masse gegenüber Brettspielen entsprechen: „Warum Qwixx, wenn ich schon Kniffel habe?“ (Ich weiß dass das unterschiedliche Spiele sind, aber erklären Sie das mal meinem Nachbarn!)

Augustus und Hanabi sind auf ihre Weise beide deutlich origineller und zeigen, was Spiele ausmachen können. Augustus ist dabei etwas klassischer und Hanabi ungewöhnlicher. Die Frage wird sein: Werden sich genügend Jurymitglieder trauen Hanabi zu wählen? Keine Ahnung. Ich tippe einmal „Nein“ und nehme damit an, dass die Jury mit Augustus die sichere Variante wählen wird. Ich tippe also Augustus, hoffe aber insgeheim auf Hanabi (ich freue mich immer, wenn die Jury mal was wagt).

Beim Bekennerschreiben Kennerspiel liegt die Sachlage fast ähnlich: Wir haben das originelle Andor und das sehr beliebte Brügge und als dritte Möglichkeit das eher konservative Paläste von Carrara. Letzteres wird vermutlich zwischen den beiden anderen übersehen werden. Natürlich ist es denkbar, dass alle es auf Platz 2 wählen und die eine Hälfte der Jury Andor und die andere Brügge wählt (so wie gerüchteweise bei Villa Palletti geschehen) aber das halte ich doch eher für unwahrscheinlich. Gerade bei Kennern kann die Jury auch mal was wagen. Mittlerweile glaube ich allerdings, dass die Jury sich klar für Brügge entscheiden wird. Weniger um Verlag oder Autor zu ehren (das macht die Jury nicht ;-) ) sondern, weil es eben eine Komplexitätsstufe über dem normalen SdJ liegt, aber nach wie vor dieselbe Spielgattung betrifft. Wer gerne SdJ-Spiele spielt und schwierigeres probieren möchte, ist mit Brügge genau richtig. Andor dagegen ist eine ganz andere Spielegattung. Insofern liegt es fast außerhalb der Zielgruppe des Preises. Insofern tippe ich Brügge und glaube auch, dass es wohl auch die bessere Entscheidung ist. Das ist schade für Andor – vielleicht hätte da doch ein Sonderpreis hergemusst.

Mal sehen wie falsch ich liege!

ciao

peer

Peer Sylvester
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