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Die Zukunft vor 32 Jahren

Für viele Spieler ist es scheinbar nicht nur eine große Überraschung, dass Eselsbrücke eine Nominierung erhalten hat, sie sind auch der Meinung, dass es doch eigentlich viel zu alt ist um sich eine Nominierung zu verdienen. Auch ich war überrascht aber vor allem weil ich es selber nicht mehr auf dem Plan hatte. Nun kamen etliche Erklärungen wieso es noch reinpasst, aber dabei muss gar nicht mit solchen Argumenten gearbeitet werden.

Der Deutsche Spielepreis gibt sich die Einschränkung nur Spiele der Essen und Nürnberg Shows zu gönnen. Jeder hat halt nur eine Chance. Die Jury hat das aber anders geregelt. Das hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, dass die Jury deutlich älter mit ihrem Preis ist. Älter als die Show in Essen. Seit Anfang gibt es die Regelung: „Die Jury bezieht in ihre Wahl alle Neuerscheinungen im Bereich der Familien- und Erwachsenenspiele aus der Produktion des laufenden und vorangegangenen Kalenderjahres ein.“ (Quelle) Das heißt für die aktuelle Nominierungsliste galt alles was seit Nürnberg 2011 erschienen ist. Als vor über 30 Jahren noch alles in Nürnberg rauskam, gab man sich auf diese Weise die Freiheit aus zwei Jahrgängen zu wählen, weil ein Jahrgang vielleicht alleine oft nicht genug hergab.

Wie schlimm es wirklich war mag auf der einen Seite die Tatsache zeigen, dass eigentlich schon 1978 Hase und Igel von der damaligen Jury zum Spiel des Jahres gewählt wurde. Da aber die offizielle Preisverleihung und all die anderen organisatorischen Kleinigkeiten nicht rechtzeitig fertig wurden wurde es einfach 1979 nochmal dann zum richtigen Spiel des Jahres gewählt (Quelle).

Auch ein Blick auf die Liste von 1980 sagt viel über die (gerade mit heute vergleichsweise) sehr kleine Menge an Spielen aus. Bevor es die Nominierungs- und Empfehlungslisten gab, welche erst 1999 eingeführt wurden, gab es nur den Sieger und die Auswahlliste. Und auf der Auswahlliste von 1980 findet sich Focus. Ein Spiel, das nur ein Jahr später zum Spiel des Jahres wurde. Aber wir sehen auch Dampfross, ein Spiel das in einer neuen Version dann vier Jahre später zum Spiel des Jahres wurde. Der Markt war echt klein. (Und ja der Sonderpreis an Rubiks Cube war schon mal ein Preis an ein Spiel für 1 Spieler.)

Bleibt natürlich die Frage, ob in unserer heutigen Zeit wo wir nicht mehr einen Markt von gerade mal 100 Spielen sondern eher 1000 Spielen im Jahr haben noch die Möglichkeit brauchen die paar Spiele aus dem Jahr davor miteinzubeziehen? Ich weiß es nicht. Da die meisten Spiele inzwischen in Essen erscheinen fallen sie damit eh nur in eine Nominierungschance. Die Zahl der Neuheiten in Nürnberg ist sehr überschaubar geworden. Aber das gerade diese paar Spiele dadurch zwei Chancen bekommen ist trotzdem seltsam.

Aber wenn wir der Jury auch ein bisschen unterstellen, was sie erreichen will, nämlich das Kulturgut Spiel zu fördern, so hat sie mit dieser Nominierung sehr wohl einen deutlichen Schritt zu einer Diskussion um die Qualität der Verlagsarbeit gemacht. Eine reine Erwähnung im Kommentar hätte das nicht getan mit der Nominierung wurde ein Zeichen gesetzt ohne das die Jury sich offiziell verbiegen muss.

Matthias Nagy
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1 Kommentar

  • Mit der Spieleflut erleben wir ja immer wieder, dass (gute) Spiele kaum oder gar nicht gespielt „untergehen“ – weil eben schon neues Material auf den Markt drängt.

    Ich selbst greife oft lieber auf Spiele zurück, die letztes Jahr oder vor ein paar Jährchen mal richtig Spaß gemacht haben, ansttat ständig neue Regeln zu „lernen“. Von daher finde ich die Nominierung von Eselsbrücke für sehr gut, wenngleich ich es nicht kenne.

    Johannes