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Cheerio, Miss Sophie!

Jedes Jahr um ungefähr die gleiche Zeit, wird von ungefähr den gleichen  Leuten, in ungefähr den gleichen Foren so ungefähr die gleiche Diskussion geführt: „Ist die Nominierungsliste zum SdJ nun gut oder schlecht und welches Spiel wird den Pöppel bekommen?“ – und jedes Jahr kommt ziemlich genau das gleiche bei raus: Nichts, absolut gar nichts. Aber alle haben Spass dran. Irgendwie. Dieses Ereignis wird nur durch eines getoppt: Wenn jedes Jahr um ungefähr zur gleichen Zeit, von ungefähr den gleichen Leuten, in ungefähr den gleichen Foren ganz exakt die gleiche Diskussion geführt wird: „Ist das richtige Spiel SdJ geworden?“

Aber ich will wem Großereignis in der Spieleszene nicht vorgreifen und mich ganz der Nominierungsliste von 2012 widmen und mit der Hauptkategorie „Spiel des Jahres“ beginnen (Ja, ja. Es gibt ja nun 2 angeblich gleichberechtigte Spielepreise. Ich weiss es. Es kann aber nur ein Spiel des Jahres geben.):

Vegas / Ravensburger (Alea) / 2012

Ok. Also ja. Ähm. Ich mag Vegas. Wirklich. Das ist ernst gemeint. Dieses Spiel. Aber das ist entweder morgens um halb drei. Oder wenn in 10 Minuten der letzte Spieler kommt und keiner der schon erschienen Mitspieler lust hat über die Nominierungsliste zu diskutieren. Vegas hat durchaus einen Unterhaltungswert. Und zwar den, die Vorfreude auf das nächste Spiel zu steigern. Hatte „Alea Iacta Est“ vom gleichen Verlag auf der verlagseigenen Skala noch eine 2 beim Anspruch, so ist die 1 in diesem Fall wirklich geschmeichelt, wenn man nicht sogar die Skala damit ad-absurdum führt.

Kindom Builder / Queen / 2011

Ein Riesenspiel. Rein verpackungstechnisch. In der Kiste ist hingegen nicht ganz so viel zu finden. Ausser etwas Spielmaterial und heisser Luft. Heisse Luft hingegen gibt es ganz viel. Leider wurde von Queen vergessen auch ein Spiel in die Schachtel zu packen. Aber das ist man ja inzwischen gewohnt. So viel Luft zu erhitzen kostet natürlich seinen Preis. Wegen der Klimaerwärmung schätze ich mal. Einen Spielanspruch wird von Queen auf der Schachtel gar nicht erst angegeben. Was eine erstaunlich korrekte Einschätzung ist, denn es ist auch keiner vorhanden. Nicht jeder Verlag ist so ehrlich. Respekt. Dafür steht „Donald X. Vaccarino“ drauf. Und auch hier bekommt man letztendlich was man erwartet: Ein Spiel was letztendlich nur ein Mechanismus ist. Kennen wir doch schon irgendwoher.

Eselsbrücke / Schmidt / 2011

Welche eine Überraschung. Ein Spiel! – Keines der Art mit dem der eingefleischte Spieler etwas anfangen kann, aber immerhin ein Spiel! Die Spieler erzählen sich mehr oder weniger lustige Geschichten und versuchen diese dann, nach dem jeder mal eine ablassen durfte, zu rekapitulieren. Nun, wenigstens so in etwa. So wird der ambitionierte Vielspieler durchaus gefordert, da er den Stuss den seine Mitspieler sowieso ständig verzapfen von dem unterscheiden muss, den sie nun als Spielelement erzählen müssen. Nun, meine Geschichte ist kurz und bündig: „LKW. Gerücht. Lutscher“ – nirgendwo steht das man die Geschichte in vollständigen Sätzen erzählen muss. Dem ein oder anderen ist aufgefallen, das Eselsbrücke etwa 8 Sekunden vor  dem Zeitpunkt erschienen ist ab dem Spiele erscheinen müssen um für 2012 nominiert zu werden. Als originelle Ausrede wurde die angeblich unverständliche Regel der ersten Ausgabe genannt. Wirklich sehr überzeugend.

Nachdem man sich durch die SdJ Nominierungen gequält hat, tauchen plötzlich auf der „Kennerspiel des Jahres“ Liste Spiele auf, die gar nicht übel sind. Ja, sogar richtig gut. Wenn mich nicht alles täuscht ist K2 zwar 2010 erschienen und hat bereits 2011 einige Preise bekommen. Wurde es vergessen? Und dieser historische Fehler muss aus den Geschichtsbüchern getilgt werden?  Nein, natürlich nicht. Der Grund ist viel einfacher: Man kann dem Deutschen Kunden auf keinen fall minderwertige Spiele aus anderen Ländern empfehlen. Ausserdem könnte die Anleitung in Englisch sein und das will sowieso keiner können. Also wartet der gute Deutsche natürlich brav so lange bis sich jemand ergnadet eine deutsche Version heraus zu bringen. Gut erzogen, diese Deutschen!

Mit Village und Targi sind zwei weitere durchaus gute Spiele auf der Liste zum „Kennerspiel des Jahres“. Was daran nun allerdings für „Kenner“ sein soll, bleibt im verborgenen. Bei K2 kann man es noch verstehen, immerhin sind Spiele von Rebel.PL nicht gerade jedem geläufig. Bei den anderen beiden steht „Kenner“ wohl eher für „kennt sowieso jede Sau“.

Alles in allem ist das somit das interessanteste der SdJ Nominierung in den Forumsdiskussionen zu finden. Das dort jedes Jahr zur gleichen Zeit, die gleichen Leute, die gleichen Diskussionen führen finde ich überhaupt nicht so schlimm, schliesslich kommt jedes Jahr, zur gleichen Zeit, mit den gleichen Schauspielern auch „Dinner for One“ und es ist immer wieder schön. Etwas ist allerdings erstaunlich: „Dinner for One“ läuft seit einer Ewigkeit (1963) und schon immer in Englisch. Eine von einem deutschen Sender produzierte Sendung, ausgestrahlt im deutschen TV. Eigentlich kaum zumutbar, oder?

In diesem Sinne:

“The same procedure as last year, Miss Sophie?”
“The same procedure as every year, James.”

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