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Spieleideen

— Für die Vorstellung meinerseits —

Ich bin Matthias, der Neue. Jürgen und Peer mögen meine Art zu schreiben und haben mich für eine neue Kolumne ins Boot geholt. Ich schreibe seit über zwei Jahren meinen gedanklichen Output in meinem Blog auf darkpact.tumblr.com, manchmal sogar lesenswert weil es nicht nur um ein konkretes Spiel geht. Auch schreibe ich auf TricTrac über neueste Spiele für mein mobiles iPhone und iPad.

Natürlich habe ich auch Vorlieben und meine Lieblingsartikel auf Spielbar.com waren bisher die, die sich mit neuen Ideen beschäftigten. Also werde ich mich da einhaken und einmal im Monat zu einem Thema ein paar Spielideen rausjagen.
Mir geht es dabei vor allem um die Anregung für den Kopf. Das kann für Autoren sein, die noch für neue Spiele nach einem Aufhänger suchen. So gibt es ja die Autoren, welche einen Mechanismus haben, und den Rest des Spiels darum herum designen, und solche die eine Idee bekommen und das Spiel um das Thema gestalten. Auch wenn ich ein Verfechter der ersten Gruppe bin, glaube ich, dass der Ansatz der zweiten Gruppe eindrucksvollere Spiele produziert.
Das kann aber auch für Noch-Nicht-Autoren sein, welche sich einfach mal an so etwas probieren wollen, aber bisher an solch einfachen Sachen gescheitert sind. Oder gar für Nicht-Autoren, die einfach Denkanstöße aufnehmen und sehen, dass jedes Problem von verschiedenen Seiten betrachtet werden kann oder diese auch für andere Bereiche sinnvoll genutzt werden können, welche vielleicht nichts mit Spielen zu tun haben. Mit den Ideen soll rumgespielt werden.

Ich kann mir auch vorstellen mal Mechanismen vorzustellen, aber mir geht es vor allem darum, zu zeigen, dass auch Spiele zu anderen Themen möglich sind, als immer nur Fantasy und Mittelalter. Ich glaube dabei, dass nach dem alten Leitspruch „Limits breed creativity“ gerade dann Ideen rauskommen, wenn bestimmte Grenzen eingehalten werden müssen. Und gerade das Angehen solcher Sachen in diesem Korsett kann vom Thema über die Einschränkung der Zielgruppe zu interessanten Spielen führen. Den Mechanismus noch dazuzugeben kann mal passieren, wird aber oft nicht.
Fußangeln sind grundsätzlich die Limitierung, was Verlage für verkäuflich halten. Es geht nicht darum fertige Ideen zu präsentieren sondern Gedankengänge freizusetzen und zu zeigen, dass es viele Wege gibt an so etwas ranzugehen und die ein oder andere Idee auch aufgegriffen werden kann und dann vielleicht mit einem ganz anderen Thema funktioniert. Für mich geht es da nur um kreativen Output.

Ich versuche das Thema immer von drei bis fünf Seiten zu betrachten um damit auch verschiedene Zielgruppen in Betracht zu ziehen.

— Nun der Artikel —

Mein Thema in der ersten Ausgabe ist die Spielemesse. Auf der einen Seite ist Essen für mich noch lange nicht verdaut, auf der anderen Seite ist Nürnberg direkt vor der Tür und für alle, die – wie ich – dort beruflich sein müssen, spukt das daher deutlich im Kopf herum. Ohne lange Umschweife daher hier die Ideen dazu.

Idee #1 (Vielspielerspiel): Die Spieler versuchen jeder einen Verlag zu leiten und die besten Spiele auf der Messe zu präsentieren. Hier sind Optionen für gute Standfläche, optimale Präsentation und reichhaltiges Produktportfolio hilfreich. Siegpunkte werden vergeben für Medienaufmerksamkeit und (je nachdem ob es eher Essen oder Nürnberg sein soll) Demozahlen oder Verkaufsgespräche. Hierbei darf aber kein Pressemensch verärgert werden oder gar die Produktmenge für Samples zu schnell alle gehen. Jeder Messetag kann dabei eine Spielrunde sein und kann verschiedene Schwerpunkte haben, wie Pressetag, Fachbesucher- oder Publikumstag.

Idee #2 (Familienspiel): Jeder Spieler repräsentiert eine Familie, welche auf einer Spielemesse möglichst die richtigen Spiele kennenlernen und die besten dann auch kaufen will. Dabei gilt es sowohl Demorunden zu spielen als auch die gespielten Spiele an der Familientauglichkeit zu bewerten. Jede Runde versuchen wir ein anderes Spiel kennenzulernen und zu sehen wie geeignet es für die Familie ist. Im Anschluss besteht dann die Möglichkeit ein Spiel zu kaufen. Nach einer vorgegebenen Zahl von Runden (sagen wir acht für acht Stunden Zeit auf der Messe), gilt es dann möglichst die richtigen Spiele getestet und auch die passendsten Spiele gekauft zu haben. Es dürfen nur maximal drei Spiele gekauft werden, welche von Runde zu Runde billiger werden können, aber auch von einer Runde zur anderen ausverkauft sein können. Weil jede Familie andere Vorlieben hat, muss durch die Spieletests die Vorauswahl getroffen werden. Die zu testenden Spiele sind in Kategorien eingeteilt und jeder Spieler erhält eine Zuordnung, welche Spiele seine Familie am ehesten mag. Die Interaktion kommt dann beim Gerangel um Sitzplätze für geeignete Spiele zustande und bei dem im Notfall ausweichen müssen auf vermeintlich ungeeignetere Spiele.

Idee #3 (Kooperatives Spiel): Die Spieler bilden einen Messeveranstalter, welcher eine gelungene Messe für Aussteller und Gäste auf die Beine stellen muss. Die Spieler koordinieren dabei die Teams, die eine Messe zu einem Erfolg zu bringen haben. Es gibt viele kleine Stellschrauben und mancher Fehler kann noch glattgebügelt werden, während andere die Messe zu einem Fiasko werden lassen können. So gibt es nichtfunktionierende Kassen, zu wenig Aussteller, zu viele Aussteller, schlechte Werbung, zu wenig Gäste, schlecht geplantes Catering und noch einiges mehr. So müssen die Spieler Standflächen vermieten, Plakate machen lassen, Versorgung der Gäste mit Essen übernehmen, Müll am Ende wegräumen lassen und dafür sorgen, dass kein Bereich in Gefahr läuft. Sollte ein Bereich zur Katastrophe werden, gilt die Messe als gescheitert. Sollte die Messe nicht scheitern, können die Spieler immer noch verschieden gut abschneiden. Allein das Schaffen reicht nicht. Verschiedene Rollen können extra Funktionen freischalten.

Idee #4 (Kartenspiel): Die Spieler repräsentieren Autoren, welche versuchen für ihre Spiele auf der Messe gute Noten von den Testspielern zu bekommen und am Ende besser dazustehen als die Mitspieler und vielleicht auch die neutralen Autoren. Dabei gilt es in verschiedenen Biet- und Stichrunden möglichst viele Noten zu sammeln und dabei die besten Noten für die eigenen Spiele zu erhalten. Zusätzlich gibt es Bonuspunktkarten bei den Wertungen, welche die Aufmerksamkeit auf das eigene Spiel erhöhen können um gute Plätze für weitere Wertungen zu sichern. Nach jeweils drei Runden gibt es eine Zwischennote mit Punkten und nach der zwölften Runde steht ein Sieger fest.

Matthias Nagy
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7 Kommentare

  • WIllkommen an Board,

    dein angeführter Blog ist recht interessant – werde ihn öfter besuchen.

    Johannes

  • Willkommen an Board, ich wünsche Ausdauer.

    Zu deinen Ideen: Ich halte es immer für eine schlechte Ideen, wenn sich Medien zu sehr um sich selber kreisen. (Beispielsweise: Autor als Figur in einem Roman) Genau in dieser Falle bist du mit dem Thema Spielmesse gefallen. Das soll Spiele sein, die Leute außerhalb der Spieleszene begeistern sollen.

  • @ der drei: Den Artikel über Spieleideen und deren Umsetzung als Spiel zum Thema Spielemesse, verstehe ich als Impulsgeber, dem etwas hinzugefügt bzw. weggelassen werden kann. Oder, wie ja oft üblich, bei dem das Thema auch ausgetauscht werden kann. Er umreißt in Spieleideen ausgedrückt, und das m. E. sehr gut, die jeweiligen Zielgruppen, für die Spiele entwickelt werden. Im Übrigen ist es für einen (und in einem) Kreativprozess eher nicht ratsam, die Ideen Anderer als „schlecht“ zu bezeichnen. Vielmehr sollte man für solche Impulse dankbar sein! Darum, danke für den lesenswerten Artikel!

  • Danke für das Feedback so weit. Es freut mich wenn ein Artikel lesenswert ist.

    @der drei: Ich kann diesen Einwand verstehen, wollte aber nur Denkanstöße bieten. Viele Themen lassen sich auch austauschen und wirken immer noch echt. Idee eins könnte auch der Kampf am Flohmarkt sein, oder wie bei einem alten Dorra-Spiel um die besten Kunden in der Bar. Idee 3 könnte auch um ein Rockkonzert gehen. Einfach der Fantasy freien lauf lassen.

    Und ich fand Misery ist einer der besten Romane von King.

  • Und Paul Austers Durchbruchsbuch war die New York Triologie, wo er auch selbst auftritt – das ist also kein Hinderungsgrund ;-)
    Zudem ist auch immer die Frage, wer die Zielgruppe ist und was man mit einem solchen Spiel erreichen will. Die Spielidee ist vielleicht nicht dazu geeignet, den internationalen Oberknallererfolg zu erzielen (obwohl: Wer weiß? ;-) ), aber in einem Kleinverlag kann ich mir das schon vorstellen (es gab auch von Bezier-Spiele schon einmal einen Essen-Plan für Age of Steam. Und der ist m.W. ausverkauft). Man muss ja nicht immer nicht gleich nach den Sternen schielen – das hindert den Entwicklungsprozess doch eher.

    Und wer in erster Linie für sich und seine Freunde entwickelt, hat sowieso freie Hand :-)

  • Ich halte manche Spielvorstellungen wie i9n oder witty chronos für viel ideenanregender, weil sie wirklich neue Impulse lieferten.

  • Oh, ich lese hier was von i9n:-) Könnte sein, dass von dem Spiel und einem Nachfolger demnächst wieder mehr zu hören ist- was aber vielleicht auch an meiner momentanen Aktivität in der Fahrradbranche liegt. Das ist jetzt natürlich sehr rätselhaft, aber ich mag ja Rätsel und so könnte es sein, dass wir der erste Spieleverlag sind, der im gleichen Jahr nicht nur im Herbst sondern auch im Frühjahr auf der Messe in Essen ausstellt. Oder gabs das schon?