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Essen wird länger und andere Kurzgeschichten aus der Welt der Spiele

Jetzt ist der Urlaub endgültig um und ich kehre zu einem wöchentlichen Postrhythmus zurück. Ehrlich gesagt habe ich mit dem Gedanken gespielt, bei enem Zweiwochenrhythmus zu bleiben, denn ich glaube die Qualität des durchschnittlichen Post gewann durch die längere Bearbeitungszeit. Und um dieses Argument zu bestätigen gibt es jetzt ein paar Schnipsel, die alle für sich genommen zu kurz wären, um einen eigenen Post zu rechtfertigen:

– So wie es aussieht wird die Spiel um Halle 7 ergänzt. Damit haben wir eine Halle mehr zum durchwühlen. Darüber könnte ich einen ganzen Post verfassen. Tatsächlich habe ich das bereits getan: Nämlich hier. Ich hätte eine Neuorientierung bevorzugt, denn ich glaube nicht, dass das „Drängelproblem“ beseitigt wird – im Gegenteil die Durchgangshallen in der Mitte dürften jetzt noch enger werden. Und mal sehen, wer in Halle 7 (hinter die Rollenspielhalle!) muss… Aber ich nehme an, man wollte die Großkunden wie Kosmos, Amigo oder Doris und Frank nicht verprellen, die immer ihre Stände an derselben Stelle haben (von dem Kuchenausstechformenmann mal ganz abgesehen).

– Wenn alles nach Plan verläuft, bin ich einen Tag auf der Hobby-Spiel-Modell in Leipzig (erstes Oktoberwochenende) und stelle da drei aktuelle Prototypen vor. Ich habe noch keine Bestätigung, aber ich nutze gerne die Möglichkeit meine aktuellen Projekte noch einen Abschlusshärtetest zu unterziehen, bevor ich sie einen Verlag vorstelle. Mehr wenn ich mehr weiß. Wenn in der Zwischenzeit jemand meiner Leser mir einen Tipp für ein gutes Hotel für meine Familie und mich geben kann, wäre ich dankbar. Oh und nochwas: Ist die Messe auch was für Kinder oder eher nicht?

– Meine Hassliebe zu Fantasy Flight Games erreicht eine neue Dimension: Es gibt Neuauflagen von Dune und Wiz War (wobei ich beide Spiele eh habe) und man hat die Star wars Lizenz für Karten- und Minitaurenspiele (Brettspiele bleiben bei Hasbro). Das erste Kartenspiel liest sich wie eine neue Version vom HdR-Kartenspiel, das Spiel das FFG am schnellsten die erste Auflage abverkauft hat. Ich glaube das Star Wars Thema passt besser zum System als das Herr der Ringe – Thema, insofern wärs gerechtfertigt. Oh und eine zweite Edition von Descent. Mit Regeln zum leichten Einstieg. Und das von FFG – allein schon deshalb werde ich wohl upgraden. Ist eh eines meiner Lieblingsspiele (und „schnellere Spielzeit“ liest sich auch gut. Vielleichts krieg ichs dann sogar mehr als einmal im Jahr auf den Tisch).

– James St. Laurent, der Erfinder von Crude ist tot. Tragisch, dass er die Neueröffnung nicht mehr erleben durfte. McMulti kannte er wohl, aber er hörte erst davon, als Hexagames pleite war und bekam kein Geld. Damit ist er eine ähnlich tragische Figur wie Donald Benge, der zweimal nach Deutschland flog und beide Male war der Verlag, der Conquest herausbringen wollte, pleite. Auch er erlebte die neuste Version seines Spieles letztes Jahr nicht mehr (aber immerhin einige frühere Versionen). Und noch mehr Parallelen: Kevin Nesbitt von Stronghold Games ist ein Mitbegründer von Valley Games, wo -ebenfalls posthum – das letzte Spiel von Franz-Benno Delonge erschien. Die Spielewelt wird ärmer.

– In den Philippinen besuchte ich Joli Quentin Kansil, Autor von Bridgette oder Krakatoa. Er war in den 70er und 80er Jahren aktiv und wird jetzt wiederentdeckt: ZigZag erschien just als „Whats my Word“ (eine Version zum Nachbauen findet sich in meinem „So spielt die Welt“), „Knock on Word“ kommt als Montage und sein letztes Spiel – Indochine 2000 – kommt „demnächst“ (Essen? 2012?) mit Zweipersonenvariante als Vientienne heraus. Letzteres hab ich mit ihm gespielt und es ist halt so, wie man sich eine Patience mit Punktwertung vorstellt: Kurzweilig, Glücksabhängig, wenig interaktiv, aber schnell mal weggespielt. Auch gespielt: Boliche, eine Art Würfel-Boccia mit Bowling-Wertung. Vermutlich unproduzierbar, da neben speziellen Zwölfseitern (soe wie in Krakatoa) noch ein Mega-Zwölfseiter und eine spezielle Schaumstoffgrube benötigt wird. Auch unterhaltsam und herausfordernd, aber ich glaube für diese Art von Spiel zu kompliziert. Überhaupt merkt man seinen Spielen an, dass die letzten 20 Jahre Spieldesign an ihm vorrüber gegangen sind – die Spiele sind nett, aber man würde sie heute irgendwie anders machen. Auch war er ganz überrascht, dass König von Siam (ich hab ihm eines mitgebracht) ohne Würfel oder so auskommt.

-Geguckt: Word Wars, eine  Dokumentation über professionelle Scrabble-Spieler. Der Film ist sichtlich inspiriert von Fatsis genialem Buch „Word Freak“ und es ist gut, dass ich das Buch kenne. Es folgt im Wesentlichen denselben Spielern, die auch im Buch vorgestellt werden und viele Dinge, die im Buch erklärt werden, werden hier nur kurz angerissen. Ich sehe es mehr als Ergänzung zum Buch, da man jetzt die Leute tatsächlich sieht. Ansonsten erinnert es mich an die Doku „Spelling Bee“, der Film ist nämlcih gleich aufgebaut: Ein paar Szenen vom Turnier, ein paar Statements der Leute, ein paar Szenen vom Turnier, ein bisschen Hintergrund der Leute, bis zum Finaltag. Man lernt wenig über echte Scrabblestragie, hier sieht man eher was für Typen solche Turniere spielen und was eigentlich von Profis verlangt wird. Ich würde sagen: 3 Sterne bei Amazon.

– Ich schließe mit zwei Fragen an meine Leser, die nichts mit Spielen zu tun haben, deren Beantwortung mir aber hilft, das Universum zu verstehen:

1.) Warum sind Schuhmacher auch Schlüsselmacher (auch in den Philippinen, kann also nicht mit der Tradition zusammenhängen).

2.) Basieren Zaubertricks eher auf Geschicklichkeit oder darauf dass die verwendeten Gegenstände nicht so sind, wie man denkt (ich kenne ein paar und die basieren fast immer auf letzterem)? Oder anderrs: Wenn man die flüssige Bewegung und das Pokerface trainiert: Kann man zum Meistermagier werden, in dem man sich einfach viel Equipment zusammenkauft oder steckt mehr „Artistik“ dahinter?

ciao

peer

 

 

Peer Sylvester
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7 Kommentare

  • Zu 2) Als Jugendlicher war ich auch mal „Zauberer“, der auf diversen Kindergeburtstagen, Waldfesten etc. sein Bestes gab. Im Keller steht noch eine große Kiste gefüllt mit Zaubertricks (also kein Ravensburger-Zauberkasten, sondern nur Tricks vom Fachhandel, alle aber eher in der kleineren Kategorie). Manche dieser Tricks hab ich nie vorgeführt, weil sie zu viel Geschick forderten, viele verlangten ein gesundes Maß an Geschick ab und ca. ein Viertel war auch mit zwei linken Händen vorzuführen.
    Einen Trick hatte ich, den hat auch David Copperfield vorgeführt. Ich hab das Video damals immer wieder in Zeitlupe vor uns zurück laufen lassen, um zu studieren, wie er die Hände bewegt, um von der „Technik“ möglichst nichts erkennen zu lassen. Und trotzdem lagen zwischen meiner Vorführung und der geschmeidigen Art vom Profi Welten. Also ja: Man kann sich Zeug zusammenkaufen und damit zaubern, wenn es aber wirklich gut aussehen soll, muss man das hart trainieren und braucht auch oft einiges an Geschick.
    Man kann sich aber auch nur Tricks kaufen, die von alleine laufen…

  • Meines Erachtens besteht Zauberei aus drei Komponenten, die alle engstens miteinander „verzahnt“ sind. Die beiden von dir genannten sowie die Präsentation. Hierzu gehört der mündliche (oder eben stumme) Vortrag, die Ablenkungsmanöver und neben anderen Dingen vor allem – ganz wichtig – die Dramaturgie. Ich habe schon „funktionierende“ Tricks gesehen, über die sich trotzdem niemand gewundert hat.
    Alle drei Komponenten gehen Hand in Hand. Du brauchst nicht immer Fingerfertigkeit (manche „Geräte“ oder Zahlentricks funktionieren einfach so), du brauchst auch nicht immer ein tolles „Gerät“ (denn manche Kartentricks oder sogenannte „Salonzauberei“ funktionieren mit allerlei Alltagsgegenständen), aber normalerweise brauchst du mindestens eins davon. Was du aber IMMER brauchst, ist die gekonnte Präsentation, ohne die alles nichts ist.

  • Danke für die Einschäztzung! Ich habs mir auch schon gedacht und wollte mal wissen wieviel Erfindungsreichtum und wieviel Artistik in der Zauberer steckt :-)
    Darum geht es übrigens auch in dem recht empfehlenswerten Roman „The Prestige“.

  • Hiho,

    Bin ich der einzige der sich daran erinner kann das Hall 7 doch schonmal benutzt wurde? Zumindest die halbe Halle wurde vor ein paar Jahren (so 3-4 Jahre) als Halle für die Kinder genutzt. Hüpfburgen, Klettertürme und das ganze Zeug was jetzt in der Galarie steht. Das war imo auch nicht besser oder schlechter oder gab mehr oder weniger „Staus“ – ich find die Galaria in sofern besser, weil es dort Heller und weitläufiger ist – also imo viel besser für die tobenden Kinder.

    Eine weitere Hell kann nur gut sein. Egal wie man es dreht und wendet. Es jetzt als Halle die Abseits ist darzustellen finde ich auch was seltsam. Entweder möchte der Veranstalter die Austeller auf mehr Platz verteilen, und dann wäre es imo logisch anzunehmen das die STände sich einfach gleichmässig auf die grössere Fläche verteilen (also die Austeller in den Hallen 8/4/6 rücken einfach in Halle 7 und die aus 9&5 rücken dann etwas Richtung 4/6/8). Alternativ könnte es ja auch sein, das einfach mehr Aussteller dabei sind, und so einfach mehr Platz benötigt wird.

    So oder so – es kann sich nur für uns positiv auswirken. Meine Meinung.

  • Leizig: Falls es noch nicht zu spät ist: Mir hat das Hotel de Saxe immer ganz gut gefallen, gerade mit Kindern, wegen der Zoo- und Innenstadtnähe. Um man ist recht schnell auf der Messe – die ich eigentlich immer als sehr kinderfreundlich wahrgenommen habe. Ob sie es interessant finden, hängt allerdings von den Kindern ab.

    http://www.hotel-de-saxe.de/arrangements.html

  • Schuster, bleib bei deinen Schlüsseln:
    Das ist mir auch schon aufgefallen – und habe den ehemaligen Nachbarn, einen Schuster – gefragt. Er meinte, das man großtenteils die gleichen Geräte brauchte, Schleifmaschine (für Sohlenbearbeitung und Schlüssel) und das einige Arbeitsabläufe ähnlich wären (das Fertigen über Leisten bei Schuhen, das Fertigen von Schlüsseln über Rohlinge und Schlüsselabdruck). Seine Meinung allerdings: von beidem allein könnte man nicht leben, mit beidem zusammen geht es vielleicht. Gilt natürlich zuerst einmal für dieses wunderbare Land, für die Philippinen kann ich es nicht sagen.