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More of the Same?

Dieses Jahr gabs in Essen wieder drei Möglichkeiten abzustimmen. Rein subjektiv habe ich den Eindruck die Fairplay-Liste setzt sich unter deutschen Spielern durch, die Hall-Liste hatte (zumindest wenn ich geguckt hatte) immer deutlich weniger Stimmen und damit Aussagekraft. Überhaupt haben ja die Spiele zu- und damit die Stimmen pro Spiel abgenommen. Jedenfalls gucke ich mir die Fairplay-Liste an und stelle fest: Wie schon beim Deutschen Spielepreis sind lediglich recht typische Vielspielerspiele in den Top 10 (Habemus Papam kann ich da llerdings nicht einschätzen). Das erste Familienspiel kommt auf Platz 14 (Asara) das erste echt andere Genre (Stichmeister) auf 17. Und das bei einer Messe die für ihr breites Spektrum an Spielern wie Spielen bekannt ist. Sicherlich sind diese Spiele bei allen Subgruppen der Vielspieler beliebt -aber es ist schon etwas enttäuschend, dass Vielspieler anscheinend auf eine Spielerkategorie festgelegt sind. Zumal diese Listen ja auch ihr eigenes Feedback generieren: Spiel x ist oben, also wird es mehr gespielt und auch bewertet. Ist x gut, bleibt es oben. fehlen y ein paar Stimmen, so mag es besser sein als x, es wird dennoch deutlich hinter x zurückbleiben. Da ist der erste „Run“ wichtig – und da anscheinend die Frage wie „Vielspielertypisch“ ein Spiel ist.

Die Boardgamegeekliste bietet da doch deutlich mehr Variabiliät – ein Zeichen dass der Internationale Spielegeschmack weniger festgelegt ist als der Deutsche? Die BGG-Liste hat sicherlich ihre eigenen Probleme (Wenig Schutz vor Manipulation, merkwürdige Ergebnisse wie Promokarten oder nicht erschienene Spiele, die zwischendurch in den Top-10-Listen zu finden sind), aber das dort Spiele wie Viva el Presidente , Survive oder Escape from the Aliens from outer space erscheinen zeigt zumindest, dass es dort um mehr um spielerischen Gehalt und nicht ums Genre geht.

Im Moment würde ich fast sagen, dass die Internationalisierung die Rettung der Variabilität des Spielemarkts darstellen. Der Markt bekommt, was er sich wünscht und in Deutschland sind das anscheinend eine bestimmte Art, die ich mal mit „Vielspieler-Euro“ umschreiben möchte. Sicherlich ist die Bandbreite der Spiele in diesem Bereich sehr hoch und die Qualität ist es ebenfalls. Doch zu einem gesunden Markt gehört das Bedienen verschiedener Genres. Konzentration auf eine Art von Spielen bedeutet dass mehr Spiele dieser Art untergehen – schon jetzt verteilen sich die Käufe auf mehr Spiele desselben Segments und selbst Schwergewichte wie Alea bekommen das zu spüren. Wenn die Konzentration zunimmt wird dieses Phänomen ebenfalls zunehmen, denn die Anzahl deutscher Vielspieler dürfte doch langsamer wachsen, als die Anzahl für sie entwickelter Spiele.

Das Publikum spielt natürlich auch eine große Rolle. Jahr für Jahr werden es immer mehr -vor allem auch interationale Besucher – und so ist es kaum ein Wunder, dass mittlerweile wieder verstärkt Spiele ausverkauft waren – sogar in den sonst benachteiligten hinteren Hallen. Viele Händler und Verlage sahen die Messe als Erfolg (über Queen kann ich da nichts sagen – ich war am Sonntag ja nicht mehr da. Und das Spiel ging aufgrund von Zielgruppe und vor allem Nichtankündigung in den größeren Seiten bei Vielspielern sicherlich unter. Es wurde am Donnerstag viel gespielt, aber eher nicht von „Profis“. Was gut ist, da die ja nicht die Zielgruppe sind. Wies ankommt/ankam muss sich noch zeigen). Und natürlich wird der Ruf nach mehr Hallen laut – auch weil die Messeleitung zumindest letztes Jahr noch gesagt hat, man hätte vielen Kleinverlagen absagen müssen.

Eines muss man vorweg klarstellen: Mehr oder größere Hallen wird es nur geben, wenn diese gefüllt werden. Eine Halle mehr nur damit es breitere Wege gibt, ist illusorisch. Aber auch wenn der Platz eng wird: Wohin? Sicherlich nicht in die zweite Ebene der Halle 9. Das gab es mal und war eine mittlere Katastrophe: Ein enger Gang, der an ein Flohmarkt erinnerte und wenig Besucher, da viele von der Existenz der zweiten Ebene nix mitbekommen haben. Dann gäbe es noch Halle 7, aber damit wäre der Schlauch noch länger – wie gesagt spüren die hinteren Hallen jetzt schon ein gewisses Nachlassen des Besucherstroms (viele bleiben einfach in den vorderen Hallen hängen) und zudem wäre der Weg von Halle 12 zu 7 únd zurück wirklich ziemlich enorm und die Engstellen in den Zwischenhallen 5 und 9 wären noch enger und mehr besucht (Hin- und Rückverkehr). Möchte wirklich jemand am hinteren Ende von Halle 7 einen Stand haben? Ich denke nicht…

Mit Blick auf den Messeplan wäre die einzige vernünftige Lösung ein Wechsel in die größeren Hallen 1, 2 und 3 (mit Option die Galerie als Kinder“halle“ zu lassen und später Halle 4 z.B. anzuschließen). Dann müssten sich aber alle Veranstalter neue Plätze suchen und die Besucher müssten auf ihren bekannten Eingang Ost verzichten. Ob die Messeleitung je diesen Weg geht? Ich bezweifle es.

ciao

peer

Peer Sylvester
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3 Kommentare

  • Ich glaube das gestaltet sich eher andersherum. Dank dem Internet geht es nicht mehr nur um die Masse und deren Geschmack, sondern jede spezialisierte Gruppe kann sich finden. Spiele sind immer noch nicht in den normalen Massenmedien wie Fernsehen oder Zeitung in einer Form angekommen, die wir Spieler als wichtig empfinden, selbst Zeitungen die was drucken belassen es oft bei einem Spiel pro Woche, verglichen mit Buch-, Theater- und Filmkritiken ist das gar nichts.

    Ein Blick auf die Liste von über 600 Neuheiten zeigt auch, dass nur ein kleiner Teil der Spiele die in Essen rausgekommen sind (gefühlt weniger als 5%) tatsächlich als Vielspieler-Spiele gelten dürften. Selbst Hans im Glück hat eher Spiele gezeigt die für die breitere Masse sind und von den Vielspielern diesmal scheinbar ignoriert wurden. Das ist nicht schlecht aber auffällig.

    Die Vielspieler aber haben sich gefunden und mit der Fairplay und ihrer Scout-Aktion auch ein Sprachrohr. Es zeigt auch, dass es nicht nur die Fairplay geben muss und das BGG sich durch seine andere Liste auch behauptet, aber die Fairplay will für die Vielspieler da sein. Wer sich damit nicht identifiziert, der muss ein anderes Sprachrohr finden.

    Was den Vorschlag des Umzugs in Halle 1,2,3 betrifft so würde ich dem voll zustimmen. Es würde wie ein Bruch wirken, aber es würde den Weg frei machen für eine neue größere Messe, welche mehr Wachstumpotenzial auch ausschöpfen kann.

  • Sicher hast du recht, was die Angebotsvielfalt betrifft. Ich finde es aber bemerkenswert, dass Vielspieler immer für dieselbe Art von Spiel stimmen. Es könnte allerdings auch schlicht daran liegen, dass sie es schon immer getan haben und es nur nicht auffiel, weil es nicht genügend ausreichend gute Vielspielerspiele auf dem Markt gab, um eine Top-10-Liste zu füllen.
    Ist vielleicht das realistischte Szenario :-)