spielbar.com

Ein paar Ersteindrücke

In jedem Spieleblog muss (das ist gesetzlich vorgeschrieben) der Blogger regelmäßig Ersteindrücke seiner jüngst gespielten Spiele posten. Zwischen Elternbesuch, Schulbeginn und Vaterpflichten ist heute der geeignete Zeitpunkt meine Quote zu erfüllen.

Aber Obacht: Die kommenden Eindrücke beruhen in den meisten Fällen auf ein bis wenig Partien!

Die goldene Ära (Phalanx): Kurz und bündig: Ich bin enttäsucht. Das fängt schon bei der Graphik an, die ich für nicht so ganz gelungen halte. Das Spielprinzip? Regelmäßig gibt es zufällig Geld, das kann in Aktionen getauscht werden. Die Aktionen sind abhängig davon, welche Positionen man am Brett besetzt hält. Da (zu viert zumindest) niemand alles haben kann, darf man zusätzlich die Option auf Aktionen einkaufen – hierbei darf pro Aktion aber nur ein Spieler die Option halten. Die Aktionen können auch an die Mitspieler versteigert werden, um an Geld zu bekommen. Bei den Aktionen gehts in erster Linie um Kartenerwerb. Karten bringen je nach Sorte mehr Geld (und zwar deutlich mehr als man beim mageren Einkommen erhält) oder Siegpunkte oder (Schiffskarten) Siegpunkte und die Option auf viel Geld. Das könnte ganz nett sein, ist aber zum einen sehr glücksabhängig und zum anderen sehr glücksabhängig :-)

Das wäre verkraftbar, wenn nicht Spieler, die haben, weiter begünstigt wären und vor allem wenn das Spiel nicht (wenn ausreichend Kohle vorhanden ist) sehr automatisch abläuft: ca. 80% meiner Entscheidungen am Ende lagen auf der Hand, die restlichen 20% waren nicht weltbewegend. Außerdem hatte der Gewinner einen Zug mehr (ich wäre in der laufenden Runde dran gewesen und hätte ebenfalls das Spiel siegreich beenden können) und zudem gabs einige Regelunklarheiten. Schade, schade. Die ersten Eindrücke auf BGG sind überraschend hoch, aber ich fands unterm Strich sehr enttäuschend.

Monastery (Ragnar Brothers): Hier kann ich gar keinen echten Eindruck posten, denn bei meiner ersten Partie machten wir 2 gravierende Regelfehler. Dennoch mochte ich, was ich sah: Ein Legespiel zwar, aber ein ausgesprochen ungewöhnliches! Man baut mit Mönchen ein Kloster auf muss Gebäude errichten und diese dann nutzen. Dafür gibt es Punkte, die verwendet werden um Siegpunkte zu kaufen, um weitere Spielfiguren einzustellen oder um dem Gegner Siegpunkte wegzukaufen. Die Regelfehler wären sicherlich vermeidbar gewesen, doch nach der Regellektüre kann man gar nicht erfassen, wie das alles zusammenpassen soll, so ungewöhnlich ist das Spiel. Durch die Fehler war das Spiel viel zu schnell beendet, aber ich würde sehr gerne eine zweite Partie folgen lassen!

Fauna (Huch & Friends): Hier fasse ich mich kurz, denn Fauna wird ein Kandidat für den großen Quizspielvergleichstest vor Weihnachten. Also: Gutes Schätzspiel á la Finden Sie MInden, Buxtehude, Globalissimo etc. Wichtigster Unterschied: Es geht um Tiere nicht um Geographie und da bin ich als alter Tierfilmgucker zumindest bei den schwierigen Tieren fast unschlagbar ;-) (Gestern hatten wir eine Runde „leichte“ Tiere genommen und ich lag auf der Siegpunktleiste auf Platz 70, der Führende auf 96, also vier Punkte vor dem Spielende. Dann wollten wir das Spiel mit einem schwierigen Tier beenden, es kam der Davidhirsch. Ich machte irgendwas über 40 Punkte und der Führende 0. Ich gewann …)

Deukalion (Parker): Es gibt zwei interessante Würfelideen: Es wird mit Carcassonne-Männchen gewürfelt (stehen bleibende überleben den Kampf, andere sind verletzt oder tot) und ein Spieler teilt die 4 Würfel beliebig auf 4 Aktionen auf. Leider sind die Ideen an das Spiel verschwendet: Man fährt hierhin, man fährt dahin, kämpft hier, lädt da um, ist beschäftigt, aber nicht unterhalten, so richtig passiert nix, Spannungskurve ist nicht vorhanden. Jugendliche mögen vielleicht noch was an dem Umhergefahre finden, Spieler sind unterfordert. Und letztlich klingen selbst die Würfelideen besser als sie sind. Die Würfelverteilerei spielt kaum eine Rolle, denn die Würfel gehen nur von 1-3. Das Männchenwerfen ist süß, bringt aber letztlich nicht wirklich zusätzlichen Lustgewinn. Alles in allem eine enttäuschende Angelegenheit.

Origin of Failing Water (Japan Brand) Ein interessantes Stichspiel, bei dem man den letzten Stich zuerst spielt, dann den vorletzten etc. Erst wenn der erste Stich gespielt wurde, werden alle ausgewertet – und das ist wichtig, denn es macht den Stich, wer die höchste Karte der geforderten Farbe erhält. Und der spielt quasi zum nächsten Stich auf – es ist also beim Spielen noch gar nicht klar, welche Farbe „bedient“ werden will. Dennoch ist ein überraschendes Maß an Planung möglich – nicht zuletzt durch eine pfiffige Punkteregel (Blaue und Rote Punktekarten wechseln sich ab, man bekommt Punkte gemäß der Differenz der beiden, möchte also lieber jeden zweiten Stich bekommen, als jeden). Allerdings ist man auch hier mit konsequent niedrigen Händen  dem Schicksal so ausgeliefert wie bei anderen Stichspielen auch. Dennoch: Für Stichspielfreunde empfehlenswert!

Six (Amigo): Wer dran ist, würfelt den anderen quasi Punkte zu, also möchte man möglichst das Würfelamt abgeben und das geht nur durch schnelles Würfeln. Während des Würfelns läuft nämlich eine Sanduhr mit und ist die abgelaufen, ists Ende mit dem Punkten. Der Pfiff: Die Sanduhr ist verdeckt und wer Würfel bekommen soll, kann „anzweifeln“ also sagen, dass die Uhr bereits abgelaufen ist. Natürlich gibts für falsches Anzweifeln Punktabzug, ebenso für das weitergeben einer abgelaufenen Sanduhr. Also ist Schätzen angesagt und zwei Minuten sind mitunter länger als man denkt. Sehr lustig, und ob der kleinen Spieldauer der ideale Absacker. Es gefällt mir deutlich besser als Time is Money, was ja eine ganz ähnliche Grundidee hat. Ich habs bei den Geekaward als Partygame nominiert und das war glaub ich OK – Mehr als ein kurzes Funspiel will es ja nicht sein.

Jetzt schlägts 13! (Ravensburger) will zwar auch ein Absacker sein, gehört aber in meine persönliche Graupenabteilung. Es spielt sich ein bisschen wie Uno, aber ohne die ganzen taktischen Möglichkeiten… Einem Mitspieler hats gefallen, aber der war sturzbetrunken und ich glaube das beschreibt die Zielgruppe des Spieles recht gut. Ich hab nichts gegen glücksabhängige Spiele, aber wenns nur darum geht Karten aufzudecken, sich über gute Karten zu freuen und über schlechte zu ärgern, ists mir zu wenig Spiel und zu viel Beschäftigungstherapie.

Die Aufsteiger (Chili Spiele): Tolles Material! Wow! Viele Bauklötze, das erinnert mich etwas an das altehrwürdige Baubylon, das Spiel selbst ist aber sehr viel interessanter: In seinem Zug klettert man hoch (wenns geht, man kann nur eine sehr niedrige Stufe überwinden), baut einen Bauklotz um und klettert weiter hoch wenns denn geht. Ein paar Einschränlungen und Features gibts noch, aber das wars im wesentlichen – Der Einstieg fällt also leicht. Aber es kommt zu einem gehörigen Aha!-Erlebnis wenn man feststellt, dass es gar nicht darum geht als erstes oben zu sein, sondern darum am höchsten zu stehen, wenn keiner mehr höher setzen kann und das ist ein gewaltiger Unterschied! Zumal bei gleicher Höhe der gewinnt, der als letztes, diese Höhe erreicht hat. Also ist nicht blindes hochklettern gefragt, sondern geschicktes Erbauen eines Aussichtspunktes, den man noch gut höhenmäßig erweitern kann und gleichzeitiges blockieren der Mitspieler, so dass das Spielende fossiert werden kann, wenn man selbst oben steht. Leider kam es bislang nur zu einer Partie zu dritt, so dass ein abschließendes Urteil noch ausbleibt – Es bedarf doch einer zweiten Partie, bei der man dann weiß, wie man rangehen sollte. Auch glaube ich, dass das Spiel bei einer größeren Mitspieleranzahl gewinnt. Ich hab den Kauf jedenfalls nicht bereut. Jetzt muss ich Klaus Zoch nur noch überreden Joli Quentin Kansils Boliche (oder Krakatoa) zu produzieren ;-)

ciao

peer

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)