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Kurzer Bericht zur Berlincon 2019

So, die Sommerpause der Spielbar ist jetzt beendet. Wir hatten etwas weniger Content als geplant, aber das hat vermutlich keiner gemerkt, weil sowieso alle im Urlaub waren. Und jetzt geht es hier auch gleich voll los – wir vier von der Spielbar waren auf der BerlinCon, bzw. sind zum Teil auch immer noch dort, während ich zu Hause sitze und diese Zeilen schreibe. Morgen wir das Spiel des Jahres gekürt und wenn ein bestimmtes Spiel den Titel bekommt, kommt dann im Laufe des Abends noch ein Kommentar dazu. Wird es ein anderes, dann nicht. Dann wäre bereits alles gesagt. Doch genug des Konjuktivs, machen wir weiter mit dem Präteritum: Ich war (sic) gestern auf der Berlin Con!

Da die BerlinCon manchmal in den Berliner Sommerferien (und damit meiner potentiellen Urlaubszeit) liegt, habe ich es bislang immer nur im Zweijahresabstand dahin geschafft – dadurch wirken die Wachstumssprünge besonders imposant. Bei drei Besuchen habe ich da drei unterschiedliche Orte gesehen und dieser hier war der größte aber auch der beste: Prinzipiell war er (fast) ebenerdig und deutlich übersichtlicher als die vorherige Location. Es gab prinzipiell eine Austeller und eine Spielerhalle und einen Flohmarktraum. Die Ausstellerhalle war wie eine kleine Essenhalle und mit einigen Verlagen und Möglichkeiten zum Probespielen. Durch das Glasdach etwas warm, aber es war auch ein warmer Tag in Berlin. Jedenfalls war es nicht überfüllt, aber das kann sich in den nächsten Jahren ändern, wenn die Con weiter so wächst.

In der kühleren Nachbarhalle gab es eine Rollenspielecke, aber vor allem eine Freifläche zum freien Spielen, eine sehr wichtige Einrichtung für ein Con. Tagsüber war die Größe auch absolut ausreichend, aber nach Messeschluss waren die Tische ratzfatz alle besetzt – auch weil ein Teil für ein Turnier benutzt wurde (und natürlich gab es viele Tische die erst mal präventiv „reserviert“ wurden, wo man also ein oder zwei Personen essen sah, alle Stühle aber mit Taschen, Mänteln und Handtüchern besetzt waren und wo natürlich „nichts mehr frei“ war). Hier gäbe es potentiell in Folgejahren noch definitiv Verbesserungsbedarf, entweder durch mehr Tische, keine Turniere oder irgendwie eine Möglichkeit das Blockieren von Tischen zu verhindern.

Der Flohmarkt war natürlich extrem gut besucht und es dauerte bis zur Mittagszeit bis die Flohmarktschlange nicht mehr durch die ganze Ausstellerhalle ging. Wir haben schon gewitzelt, dass, sollte die BerlinCon irgendwann kein Gewinn mehr abwerfen sollte, man sich auch auf den Flohmarkt beschränken kann. Aber er war wirklich gut organisiert und bot viel Auswahl. Wenn man was finden wollte, hat man das auch bestimmt getan, auch wenn ich mich durchaus wundere, wer tatsächlich hofft auf so einer Veranstaltung Spiele wie „Das Ü-50-Quiz“ oder Mattels „Mississippi“ zu verkaufen oder auch eingeschweißte Spiele zum Originalpreis (oder 2€ mehr oder weniger). Interessant wie stark die Hexgames-Ausgabe von McMulti nach Erscheinen der Neuauflage im Preis gefallen ist, ich habe mehrere Spiele für unter 10€ gesehen, außerdem die Neuauflage auch mehrfach zu einem ähnlichen Preis. Ich hatte nicht genug Bares mit, um mir ein Auztralien zu kaufen, aber das ist OK, da warte ich noch. Ich hatte ernsthaft überlegt mir Peter Eggerts Erstlingswerk „Duhner Wattrennen“ zuzulegen, einfach weil mich das spielhistorisch und thematisch interessiert, habs aber doch sein gelassen. Alte Spiele, die ich nie spiele, habe ich leider noch genug.

Nahrungstechnisch gab es mehrere Foodtrucks, was eine gute Lösung ist und ich fühlte mich gut versorgt. Natürlich waren auch viele bekannte Gesichter vor Ort – nicht nur aus meinen Berliner Spielerunden, sondern auch aus der Szene Deutschlandweit. Die Verbindung mit der SdJ-Preisverleihung ist eben sehr clever und zugkräftig. Das war bislang wirklich die beste BerlinCon, azf der ich war, sie vergrößert sich nicht nur jedes Jahr, sie verbessert sich auch!

Gespielt habe ich vor Ort neben Paper Tales (es gab wohl ein Turnier, und ein paar Freudne wollten üben:

Villagers (mitgebracht): Vom Spielgefühl fühle ich mich an Paper Tales erinnert, auch wenn man anders drafted (genaugenommen immer Karten aus der Mitte nimmt) und ganz anders Karten auslegt, aber auch hier baut man recht flott eine eigene Auslage, bei der man auf Kartenkombinationen schielt. Es spielt sich schön flott und ist regeltechnisch sauber. Etwas solitär aber eine nette Erfahrung

Now Boarding (mitgebracht): Echtzeit-Kooperation und diese zwei Wörter disqualifizieren es schon für die meisten meinen Mitspieler, insofern war ich froh, das mal überhaupt spielen zui können. Dabei ist die Echtzeit pro Runde nur 15 Sekunden lang – man spricht sich ab, dann passiert was und dann kommt eine kurze Hektikphase. So ist das Spiel nicht allzu anstrengend. Ich bin nicht sicher, wie viel Einfluss man tatsächlich hat oder ob wir nur zu doof waren, die Passagiere richtig hin- und herzu fliegen, aber wir haben ziemlich deutlich verloren.

Boardgame Café: Der Autor ist derselbe wie „A pleasant journey to Neko“ und das merkt man auch – Boardgame Café ist sehr viel schlanker, aber immer noch sehr durch die Brust ins Auge und jede Karte hat viele, viele Implikationen. Es gibt hier zwei Phasen: In der ersten wählt man Karten aus der Auslage und bekommt ggf. kleine Boni – Diese Phase dauerte bei uns 5 MInuten. Dann das eigentliche Spiel: Man spielt Karten und wer die höchste Karte gespielt hat, darf sich zwei der gespielten Karten aussuchen und der zweitbeste noch eine. Diese Karten kommen in die Auslage und erlauben Aktionen oder sind für Aufträge wichtig. Dann gibt es noch eine Sonderaktion für jeden, zumindest wenn man die Vorraussetzung dafür erfüllt. Gerade das Kartenspiel ist so indirekt, dass ich nicht weiß, ob man das steuern kann – aber interessant ist es und ich habs mal präventiv gekauft ;-)

Natives: Eine Art Engine-Patience: Man zieht Karten in die allgemeine Auslage und nimmt sich Karten. Mit bestimmten Karten kann man mehr Karten nehmen, man muss sich aber entscheiden, welchen Kartntyp man mehr nehmen will. Viele Karten zu haben ist gut. Mehr ist nicht. Ich bin unsicher. Es spielt sich schön flott runter und wie Georgios sagte, ist das ein gutes Geschenk für Nichtspieler. Würde ich es selbst in meinen Spielrunden auf den Tisch bringen? Eher nicht, höchstens als Wartespiel zwischendurch, denn es ist in 2 Minuten erklärt und spielt sich in 10. Was Spielreiz und Fluff-Faktor betrifft im Ohanmi-Regionen.

Arraial: Tetris, bei dem man versucht farbig zusammenhängende Flächen zu bauen. Erste von drei Phasen: Hey, das ist ja ganz nett!. Zweite Phase: Es wird ein bisschen repititiv. Dritte Phase: Jetzt wirds albern. Gut, das Ende wäre wohl befriedigender gewesen, wenn das Exemplar, das wir hatten vollständig gewesen wäre (es fehlten viele Punkteanzeiger, so dass man keine Punkte über viele Gebiete mehr machen konnte), aber auch sonst, bietet es zu wenig um uns auch nur übnr eine Partie zu fesseln, geschweige denn über mehrere – Im Moment gibt es gefühlte 735 Tetris-Spiele auf dem Markt, da muss dann mehr kommen.

Sherlock: Der Fluch von Qhaqy: Ein weiteres Einmal-Spielsystem um das Lösen von Krimifällen. Das Spielmaterial sind Karten von denen jeder drei auf der Hand hat. Der Gag ist jetzt, dass man über die Handkarten nur sehr eingeschränkt kommunizieren kann. Wer dran ist kann eine Handkarte offen für alle ausspielen oder eine verdeckt abwerfen. Das Problem: Karten, die am Ende für den Fall überflüssig sind, geben Minuspunkte. Nun weiß man natürlich gerade am Anfang nicht, welche Karten überflüssig und welche wichtig sind, so gibt es eine gewisse Spannung, denn der Zugspieler muss ja eine Karte spielen/abvwerfen! „Wird das noch wichtig? Ist die wirklich wichtig?“ Das ist schon ein neuer Kniff! Natürlich hat das auch einen gewissen Glücksfaktor – kommen am Anfang eher offensichtlich wichtige Karten ist das besser als wenn Karten kommen, die man gar nicht einschätzen kann. Aber das ist alles in allem in Ordnung, denn das beeinflusst nur die Punktzahl am Ende. Die setzt sich aber sowieso in erster Linie daraus zusammen, wie man die Fragen bei Spielende beantworten konnte. Insgesamt erzielten wir 17 von 20 möglichen Punkten – eine überflüssige Karte aus dem Mittelspiel, wo wir nicht wussten, ob die Karte wichtig wäre oder nicht, sowie eine fehlende Frage: Wir hatten die Geschehnisse ziemlich gut rekonstruiert, nur einen kleinen Teilaspekt nicht genügend Beachtung geschenkt, insofern passt die Punktzahl perfekt. Die Unsiverheit erinnert ein wenig an Undo, allerdings wird Sherlock (oder zumindest dieser Fall) bald deutlich konkreter und Sherlock ist puzzliger, was die Kriminologen mehr ansprechen dürfte. Hat mir sehr gefallen!

ciao

peer

Peer Sylvester
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