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Zurück von der Messe

Nachdem ich alle Neuheiten 2-3x gespielt habe und mir so ein absolut zuverlässiges Bild von den diesjährigen Neuheiten gemacht habe, kann ich sage: Es gab auch dieses Jahr keinen Überflieger. Naja, spielen wir halt weiter den alten Kram aus den 80ern. Ist ja auch nicht schlimm. Vielleicht kommt ja was Brauchbares nächstes Jahr…

Aber ein paar Messesplitter will ich noch nachlegen:

Mir gefiel das neue Layout – Kurze Wege, Viel kompakter, bis auf ein paar Engpässe hinter Heidelberger und in der Rollenspielhalle weitestgehend staufrei. Gut auch, dass Klein- und Großverlage besser durchmischt sind. Kein Exil in Halle 7 für obskure Verlage – Gut so! Die Verwirrung wird nachlassen. Ich fands auch nicht viel lauter als sonst, es ist halt nur so, dass es jetzt überall gleich laut ist. Früher gabs ja laute und leise Ecken.

Meine Messeentdeckung: Guild Stack von Hikidashi Trick – ein eher abstraktes Spiel, bei dem man Gebäude baut und damit Karten auslöst. Hat mir gut gefallen, ist sehr originell. Ich bin nicht sicher, wie man langfristig gut spielt, aber ich habs gleich mitgenommen. Für solche Spiele gehe ich auf die Messe: Obskur, Interessant & hinterher nicht zu bekommen.

Graphisch hat mir Exodus von einem chinesischen Verlag extrem gut gefallen: Ansprechend, originell, klar und thematisch passend. Steam Park war außen auch schön, innen eher normal.

Mein Lieblingstitel war Om Nom Nom von Brain Games, einem holländischen Verlag. Apropos: Ich glaube es gab dieses Jahr deutlich mehr holländische Verlage als sonst – Boom oder subjektive Wahrnehmung?

Und apropos „Subjektive Wahrnehmung“: Messetrend waren dieses Jahr Stichspiele. Zumindest die kleineren Verlage trauen sich wieder Stichspiele zu machen und mit Ugo (Playthisthing) schaffte es ein Vertreter sogar in die Fairplay-Liste (Ugo gefällt mir auch sehr – einfach, aber nicht trivial. Mit Ärgerfaktor aber nicht zu glücksabhängig). Aber auch davon ab fallen mir auf anhieb ein: 5 Gurken, Alliances, Patronize, Ebbes, You Suck

Gut, vielleicht doch kein Trend. Trend bei mir persönlich war es, dass ich fast nichts über 20€ gekauft habe. Es war einfach zu wenig da, dass ich mir blind hätte kaufen wollen. Das meiste gibt es eher irgendwann irgendwo wieder und da kann ich noch mehr Meinungen einholen. So wäre das Einpacken von Spielen wie Theseus, Wildcatters, Northwest Passage oder Aeropostale mehr oder minder Willkür gewesen. Und willkürlich gekaufte Spiele habe ich noch vom letzten Jahr im Schrank, viele davon ungespielt.

Viele Leute habe ich getroffen. Witzig ist, dass A-Spielepromis wie Stefan Feld, Uwe Rosenberg oder Wolfgang Kramer unbehelligt rumlaufen. Wäre bei der Buchmesse nicht passiert.

ciao

peer

Peer Sylvester
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14 Kommentare

  • Hallo Peer,

    Trend? Mir fällt auf, dass mit einem Mal wieder Plättchenlegespiele zu haben sind. Habe ich in den letzten Jahren bei entsprechenden Spielentwürfen immer wieder gehört: „Aber ist der Proto besser als Carcassonne?“, scheint nun dieser Einwand nun eingebrochen zu sein.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Köstlich: „Nachdem ich alle Neuheiten 2-3x gespielt habe“! :-D
    Dein Resumee deckt sich soweit mit meinem Neuheitenschau-Resumee.

    Meine Highlights, wenn auch (noch?) keine Überflieger:
    – Concordia
    – Florenza Card Game

    Die neuen Hallen…
    Positiv: Mehr Abwechslung bzgl. der Verpflegung, weniger Gänge, „Biergarten“.
    Negativ: Lautheit, Toilettenschlangen (selbst bei den Herren)!

    Zwei Trends waren m. E. doch zu sehen:
    1. Viele Zombies!
    2. Viele Solitär-Varianten.

  • Zitat:
    „Mein Lieblingstitel war Om Nom Nom von Brain Games, einem holländischen Verlag. Apropos: Ich glaube es gab dieses Jahr deutlich mehr holländische Verlage als sonst – Boom oder subjektive Wahrnehmung?“

    Brain Games ist meines Wissens ein lettischer Verlag aus Riga.
    Es waren einige holländische Verlage da, ja. Aber waren die meisten davon (Game Master, White Goblin, Lorrein, Cwali, Elven Ear Games, Fable Smith,..) nicht auch die letzten Jahre schon da, oder täusch ich mich?

    Was dieses Jahr viel anzutreffen war, waren polnische Verlage. Neben Granna, Gry Leonardo, Kuznia Gier, die auch vergangenes Jahr da waren, hab ich G3, Fabryka Gier, Galakta, LocWorks, Trefl entdeckt. Ein Freund sprach von 12 Verlagen, was ich jetzt auf die Schnelle noch nicht bestätigen kann.

    Gefreut hab ich mich darüber, dass es wieder einige kleinere Verlage gab, die zum ersten Mal in Essen abstrakte Spiele vorgestellt haben, so zum Beispiel Mind fitness aus Rumänien.

    Die neuen Hallen boten
    einige Vorteile:
    – breitere Gänge,
    – kürzere Wege, da weniger Hallen-Zwischenräume
    – gute Durchmischung der Verlage – man hat Stände „neu“ entdeckt, die einem an ihrem alten Platz teilweise gar nicht so gut aufgefallen waren
    – zumindest in Halle 3 etwas Tageslicht durch große Fenster :-) …

    einige Nachteile:
    – weniger & schlecht platzierte Toiletten mit Warteschlangen (habt ihr ja schon genannt),
    – teilweise überquellende Mülleimer (gut, da kann die Halle nichts für, die Messeleitung aber schon!),
    – als lauter empfanden wir es teilweise auch (aber das kommt uns jedes Jahr so vor, liegt also vielleicht doch auch an uns?!)

    Wir haben einige Stände vermisst (entweder schlichtweg nicht gefunden oder sie waren nicht mehr da) – das ist auch nicht wirklich neu, es kommen und gehen immer welche – aber man vermisst sie halt doch.
    Gefreut haben wir uns über all die vielen Bekannten, über die neuen und alten Stände und auch über einige interessante Spiele. Ob sie das halten, was sie und ihre Erklär-Bären versprachen, das zeigen die kommenden Wochen!

    Gruß, Wiebke

  • Oups
    Sorry für die Doppelinfo.

    Roach du hast geschrieben, während ich meine Kinder ins Bett gebracht habe und das Fenster hier noch offen war – vor dem Abschicken hab ich nicht aktualisiert.

  • Ich freue mich immer, wenn ich ein paar meiner Rockstars (Deine A-Promis) auf der Messe sehe, lasse mir grundsätzlich auch gern gekaufte Spiele signieren, aber dieses Jahr waren es weniger Spiele und Amerigo will man nicht lange rumtragen, bis man Herrn Feld trifft ;)
    Ich lasse zeige dann immer ganz undezent hin und sage oberschlau: „Das ist der …, der hat doch … ‚erfunden'“ und gehe weiter. Ich glaube sie alle haben auch ohne mein Groopiegehabe schon genug Stress.
    Mein Fazit zur Messe: Der erste Tag fühlte sich falsch an. Meine Favoriten wurden mir schlechtgeredet, Sail to India war [natürlich] vergriffen und wir haben nichts gespielt. Tag zwei hatte dann aber ein paar gute Angebote parat und ein paar sehr schöne Spielerunden. Ich freu mich wieder aufs nächste Jahr (auch weil Sail to India dann bei AEG erscheint).

  • Ich weiß nicht ob es witzig ist, dass Spieleautoren offenbar einen so geringen Stellenwert bzw. Bekanntheitsgrad haben. Aber wenn selbst Szenemagazine wie FAIRPLAY auf ihrer Scoutliste zu Essen nur die Verlage, nicht aber die Autoren nennen, braucht einen dass auch nicht zu wundern. Gut, dass wenigstens einige Verlage begriffen haben, dass es von Vorteil sein kann, den Spielen mit dem Autor ein Gesicht zu geben – sei es durch Signierstunden am Stand in Essen oder durch Kurzportäts auf dem Produkt oder in der Spielregel. Bei der Presse und im allgemeinen Bewusstsein ist da immer noch viel nachzuholen.

  • @Christian Beiersdorf:
    Manchmal bin ich ja ganz froh, dass Spieleautoren weniger bekannt sind als Pop- & Filmstars! Wenn ich mir vorstelle, wie scharenweise junge Mädels meinem Mann jedgliche Bewegungsfreiheit rauben und wir auf der Messe gar nicht mehr zum schauen und kaufen kämen…! Nicht auszudenken!!! *grins* ;-)

    Nee – im ernst: Manchmal ist es schon ziemlich traurig, dass Spieler, vor allem Gelegenheitsspieler, aber leider auch jede Menge Vielspieler, nur wenige Autoren namentlich oder womöglich auch noch mit Bild kennen.

    Von jedem schnöden Buch / Roman kennen sie den Autor – vom Titel und vom Klappentext, meist sogar inclusive Kurz-Biografie. Warum nicht auch bei Spielen? Da kann man doch oft genauso in die Geschichte eintauchen wie im Buch oder Film!

    Ich fand die SAZ-Wand mit den vielen Autoren-Bildern als „Who-is-Who?“ immer gut. Leider hab ich es dieses Jahr nirgendwo entdecken können. :-/
    Aber immerhin war im Hintergrund der Podiumsdiskussion (Uwe Rosenberg – Stefan Feld) das Banner „Auch Spiele haben Autoren“ aufgehängt….

  • Hallo Wiebke, die alte SAZ-Wand war ziemlich veraltet und wurde inzwischen von der Rollup-Ausstellung abgelöst. Da sie relativ viel Platz braucht, konnte die SAZ sie dieses Jahr in Essen leider nicht aufstellen. Immerhin gehen jetzt mehr und mehr Verlage dazu über, die Autoren in der Spielregel oder sogar auf der Verpackung mit Text und Bild vorzustellen sowie Signierstunden am Stand zu veranstalten.

    Im übrigen ist das mit den Mädels vermutlich illusorisch. Ich vermute mal, dass zumindest die männlichen Autoren selbst kein so großen Interesse an Publicity haben, weil ihnen sonst lauter junge, häufig wohlbeleibte Männer nachlaufen würden -;)