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Kein Überflieger? – Kein Problem!

Folgender Satz fiel häufig auf und nach der Messe: „Alles ja ganz nett, aber es gibt keinen Überflieger dieses Jahr“.

Dasselbe wiederholte sich dann letztes Jahr. Und dieses Jahr.

Je mehr Spiele jedes Jahr erscheinen, je kleiner der Prozentsatz ist, den man selbst spielen konnte, desto mehr verlangt es nach DEM Spiel der Messe, dass man beruhigt kaufen kann und fertig. Dabei ist die Frage: Was ist eigentlich ein Überflieger? So richtig kann ich mich nur an zwei Spiele erinnern: Carcassonne und 7 Wonders (Siedler-Zeiten habe ich auf der Messe noch nicht erlebt). Ansonsten gab es viele Spiele, die als „Gut“ bezeichnet wurden, auch in den Rankings vorne landeten, aber erst nach der Messe langsam aber sicher als Meilensteine erkannt wurden – und das schließt Agricola und Hansa Teutonica mit ein.

Ganz ehrlich: Letztes Jahr war der Ruf „Mittelmäßiger Jahrgang! Kein Überflieger!“ besonders laut. Und doch erschienen auf der Messe beide SdJ-Titelträger (die zudem als besonders originelle Vertreter des großen Pöppels gelten), die beiden Toptitel des DSP Terra Mystica und T´olkien (oder so) und Loveletter, das als Fillerspiel Spielegeschichte schrieb (Stichwort: Microgames). Jedes dieser Titel hätte locker als „Überflieger“ gelten können. Warum das nicht geschah, habe ich schon letztes Jahr versucht zu begreifen.

Dieses Jahr mag es keinen Überflieger gegeben haben (haha), aber ich mochte dennoch sehr, was ich sah: Eine große Breite an Spielen. Wir hatten schon letzte Woche festgestellt, dass es keinen Trend gab („wir“, wegen den Kommentaren); Es gibt sie zwar noch immer, die 90-120-Minuten-Vielspieler-Workerplacement-Siegpunkt-Gedöns-Spiele, aber es gibt (mein Eindruck) wieder viel mehr abseits dieses Spieletyps – Stichspiele, Legespiele, Gleichzeitig-Spiele, Rennspiele, Kommunikationsspiele… Viel Originelles war zu bewundern: Ace Detective oder Rampage zum Beispiel. Auch die Themenvielfalt hat zugenommen: Es gab u.a. ein Postflugspiel, ein Spiel über die Nordwestpassage, ein Spiel über die Befreiung der Sklaven in den USA – die Mittelalterspiele waren fast eine Minderheit ;-) Bei so viel Breite würde mich wundern, wenn sich nicht ein paar echte Juwelen herauskristallisieren würden. Vor dem Jahrgang ist mir jedenfalls nicht bange!

Und wen das alles nicht überzeugt: Ein Freund meinte: „Kein Überflieger? Spinnst Du? Microscope von Indie Press Revolution ist mit Sicherheit das beste und originellste Rollenspiel seit Jahren! Einen klareren Überflieger-Kandidaten kann es nicht geben!“

Mist, ich hätte es mir vielleicht doch kaufen sollen…

ciao

peer

P.S.: Auch kein Überflieger, aber originell: Kakerlakak von Peter-Paul Joopen.

 

Peer Sylvester
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6 Kommentare

  • Große Überflieger haben sich bei mir bislang noch nicht heraukrstallisiert, aber mir ist im Nachgang noch ein „Trend“ aufgefallen:
    Es gab erstaunlich viele Spiele mit dem Thema Zombies & Untote… (nicht unbedingt ein must-have für mich) – Vielleicht hab ich es nur überdeutlich wahrgenommen oder waren es wirklich „mehr als sonst“?

  • Peer! „Wir hatten schon letzte Woche festgestellt, dass es“… einen Zombie-Trend gibt! ;o)

    Vielleicht ist Nosferatu (Grosso Modo) das Spiel, was man im nächsten Jahr noch ab und zu mal rausholen wird? Ansonsten halt viel „nettes“ aber (vermutlich) nichts nachhaltiges…

  • @ Wiebke: Ich glaube die Zombiewelle, die in den USA schon seit 2-3 Jahren schwelt, ist jetzt auch in Essen spürbar.

    @ der Drei: Ich denke schon: Carcci, 7 Wonders und (fiel mir nich ein) Dominion waren Überflieger und sind schon irgendwo Meilensteine. Es sind auch Spiele, die Viel- und Wenigspieler gleichermaßen ansprechen. Da sich die Schere zwischen Viel- und Wenigspielerspielen eher öffnet, könnte auch ein Grund für diec Überfliegerabstinenz sein.

  • @Jost. Abwarten! Ich wage schon die Prognose, dass Patchhistory in einer größeren, internationalen Ausgabe ein Langzeitspiel sein wird. Auch Trains traue ich viel zu – ich mags deutlich lieber als Dominion…