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Und wer tauscht mir mein i-Pad um?

Wenn nach Essen ein Spiel ausverkauft ist, gibt es einen strengen Ablauf der Geschehnisse: Jemand fragt: „Wird es eine zweite Auflage geben?“ Der Verlag sagt natürlich ja, wenn sein Spiel so beliebt ist. Dann die unvermeidbare Frage: „Werden die Rechtschreibfehler im Regelheft berichtet?“ und wieder ein „Ja!“ und dann „Wird es ein kostenloses Exemplar für alle Besitzer der Erstauflage geben?“ worauf ein verständnisloses : „Ah, Nein? Wieso auch?“ folgt. Dann bricht in den Spieleforen der Welt die Hölle los.

Damit wir uns richtig verstehen: Wenn ein Spiel gravierende Mängel aufweist oder gar unspielbar ist, ist der Verlag regresspflichtet. Doch das dürfte nur einzelne Spiele betreffen, sonst wäre die Erstauflage nicht ausverkauft. Was „unspielbar“ oder „gravierende Mängel“ betrifft, da  scheint allerdings heutzutage ein anderer Standard zu herrschen als früher, wo noch Verlage wie Fanfor handgeschnittene Spiele präsentierten.

Natürlich ist es ärgerlich wenn etwa eine Zählleiste verdruckt ist oder ein Rechtschreibfehler auf dem Spielplan ist oder wenn die Kartenqualität nicht so gut ist wie gewohnt. Das lässt sich leider bei kleinen und mittleren Verlagen nicht immer vermeiden, will man für Spiele keine überdrehten Preise bezahlen (Das Queen Games -Spiele so teuer sind, liegt eben auch an der hohen Materialqualität). Manchmal wird auch schlicht was übersehen, besonders wenn der Verlag nur eínen Mitarbeiter hat, der alles überprüft. Wenn nun eine zweite Auflage ansteht, so wäre es ja ein bisschen verdrehtvom Verlag diese kleinen Mängel aus Rücksicht vor den Erstkäufern nicht auszubessern. Hinzu kommen manchmal Änderungen, die eher ästhetische Gründe haben – man denke an die neuen Cover für Caylus oder Dominion – und bei denen man nicht wirklich von einem „Mangel“ reden kann. Oder die Verbesserung ist tatsächlich keine (Das neue Regelheft von Phantom League ist nur partiell besser als das alte).

Wenn es aber eine Veränderung gab, müssen nicht die treuen Käufer der Erstausgabe entlohnt werden?

Kaum. Die erste Generation von i-Pads hatte extrem viele Macken und Apple bringt eine verbesserte Neuauflage heraus. Bekommen die treuen Erstbenutzer ein Upgrade umsonst? Nein. OK, Technikartikel sind ja auch etwas völlig anderes. Wie ist es mit Büchern? Gerade in der ersten Ausgabe sind ja noch ein paar ärgerliche Fehler drin (z.B. wenn zahlen betroffen sind). Bekommt man den Zweitdruck billiger? Nein. Wie ist es mit DVDs? Nun, die verbesserte Ausgabe von Serenity musste ich mir kaufen, obwohl ich die Originalfassung besitze.

Tatsächlich fällt mir nur ein Medium ein, bei dem kostenlos ausgetauscht und verbessert wird: Computerspiele, bzw. Software ganz allgemein. Dort ist der Austausch/Upgradeprozess für die beteiligte Firma auch fast umsonst. Im Spielebereich sind physische Objekte beteiligt und das kostet Geld. Insofern finde ich es bereits großzügig wenn es ein Upgrade-Pack gibt, wie es jetzt bei Descent kommen soll. Aber ich verlange es nicht.

Und wenn man die Erstauflage abwartet? Jeder muss sich entscheiden, ob ihm eine potentielle Fehlerberinigung (und wir reden hier ja im allgemeinen über Kleinigkeiten) die verlängerte Wartezeit wert ist. Wenn über Fairness gesprochen wird: Natürlich ist es schade für die Erstbesitzer, dass ihre Auflage kleine Mängel aufweist. Aber a) ist die Welt nun einmal nicht fair und b) haben sie dafür ja schon sehr viel früher Freude an ihrem Spiel. Und das ist auch eine Form von Ausgleich.

ciao

peer

Peer Sylvester
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1 Kommentar

  • Sind nicht einige Briefmarke besonders wertvoll, gerade weil sie Fehldrucke sind, und damit einen besonderen Wert haben?