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Aprilscherze und Realität

Seit 2002 poste ich so oft es geht und mir etwas brauchbares einfällt einen Aprilscherz im Spielbox-Forum. Der allererste war im Schnäppchenforum und ist nun weg. Die anderen möchte ich hier mal vorstellen. Nicht weil ich mich selbst beweihräuchern will (obwohl…), sondern weil jeder gute Scherz etwas Wahrheit enthält, die ich kurz ausleuchten möchte.

2003 war der erste Post dieser Art und der mit der bislang heftigsten Gegenreaktion (Grüße an Marc Gallus):
http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=64694&t=64694&;

Witzigerweise (Welch Wortspiel)  ist der Scherz mittlerweile von der Realität eingeholt worden: Crude erscheint tatsächlich als Neuauflage. Der schwarze Turm würde sich heutzutage kaum verkaufen lassen. Zu groß die Konkurrenz von echten Technikspielen, zudem ist das Spiel, wenn man ehrlich ist, ja auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Die Ebaypreise liegen hoch, aber nicht zuletzt auch, weil sie hoch sind. Sprich: Sie verlocken dazu das Spiel haben zu wollen, insbesondere mit funktionierendem Turm. Und eine gehörige Portion Nostalgie ist auch dabei. Aber als Neuauflage? Kann ich mir nicht vorstellen, zumal die Produktionskosten mit der Elektronik recht hoch sind. Nein, da bieten Spiele wie die Insel mehr Potential.

2004 gab es dank eines Links wenig Zweifel über die Echtheit der Aussage (Schade dass ich keine Infos darüber habe, wie viele Leute den angecklickt haben): Angeblich sollte das Buch „Die Siedler von Catan“ verfilmt werden. Heutzutage spricht man ja tatsächlich über angekündigte Verfilmungen von Spielen, aber weder hat Kosmos die finanzielle Power von Hasbro (nehme ich jedenfalls mal an), noch hat Catan die Zugkraft eines Monopolys – Leider. Dennoch: Das Buch ist gut, und würde mit Sicherheit einen guten Film ergeben. Wenn Leser Daniel das Drehbuch schreibt, vielleicht findet sich dann ja noch ein Produzent… Der eine oder andere mit Filmerfahrung liest ja hier mit (Kameramann und Statistit wären z.B. kein Problem) ;-)

2006 gab es den Scherz mit der meisten Resonanz: Puerto Rico ist geknackt!
Hervorgegangen ist eine private Diskussion inwieweit Spiele mit absoluter Gewinnstrategie (oder zumindest mit sehr starker Strategie) uninteressant werden. Immerhin gibt es einige Zweipersonenspiele wie Mühle die „gelöst“ sind, deren Gewinnstrategie aber in der Praxis nicht anwendbar sind. Wäre PR bei einer extrem komplizierten Strategie unspielbar? Für Turniere: Sicherlich. Für den privaten Gebrauch: Kaum.

Für 2007 erdachte ich das Carcassone Würfelspiel über das ich hier bereits mehr geschrieben habe. Leider stellte sich heraus, dass das Spiel einen kritischen Fehler enthielt, den ich anfangs nicht bemerkte und der sich dann aber nicht mehr beseitigen ließ. Heute würde ich das anders machen… aber auch dieser Scherz ist bereits Realität!

2008 wurde der Scherz leider sehr schnell aufgelöst: Kramers Eigenverlag. Dabei ist die Idee sehr reizvoll, denn kaum ein Autor hat eine solche Spannbreite von Spielen veröffentlicht und dabei ein durchgängig hohes Niveau gehalten wie Wolfgang Kramer. Aber anders als Klaus Teuber, der sich ja auf Produktpflege konzentriert, dürfte Kramer lieber an neuen Spielen sitzen als alte zu produzieren. Viele kleine Autoren haben natürlich einen Eigenverlag, aber vor allem aus zwei Gründen: Volle Kontrolle über das fertige Produkt und vor allem, um auf ihr „bestes“ Spiel aufmerksam zu machen. Viele Spiele fanden den Weg vom Kleinverlag zum Großverlag, aber Kramer dürfte diesen Weg dank seiner Kontakte nicht unbedingt nötig haben. Da kann man nur darauf hoffen, dass sich ein Verlag so animmt, wie es FacetoFace mit den Sid Sacksonspielen gemacht hat und eine „Edition Kramer“ der guten, aber unbekannteren Spielen herausbringt.
Andererseits sind neue Spiele auch reizvoll, also wäre ein solcher Verlag vielleicht nur bedingt interessant – Was meint der Leser?

2010 ging der Scherz praktisch unter. Zu uninteressant? Zu offensichtlich? Oder zu glaubhaft? Keine Ahnung! Die Idee, dass eine Dominion-Promokarte nur in der englischsprachigen Ausgabe der Spielbox erscheint, sollte eigentlich auf die Promoneiddiskussionen abzielen, aer über so ein ernstes Thema macht man wohl keine Scherze…

Und 2011 habe ich maldie Diskussionen über die Bad-Karte auf Boardgamegeek zu Anlaß genommen über PC zu philosophieren. Den besten Artikel zu dem Thema gab es im Spielbox, leider ist die Seite wohl nicht mehr da. Im Prinzip wurden zahlreiche Beispiele gezeigt, wie dieselben Spiele in anderen Ländern unterschiedliche Reaktionen auslösen: In Deutschland ist man sehr sensibel mit allem was Krieg im allgemeinen und dem 3. Reich im Besonderen betrifft. Auch sowas wie die vermeintliche „Judenkarte“ bei OFuA fällt darunter. In den USA ist man vorsichtig bei allem partiell pornographischen (inklusiver halber Pobacken), dafür ist Gewalt kein Problem. In anderen Ländern gabs schon Diskussionen über Amun Re, weil dort den Göttern geopfert wird (was blaphemisch ist). Ich plane seit etwa 5 Jahren da mal selbst einen Artikel zu verfassen und werde da sicherlich *bald* zu kommen ;-)

Was war 2005 und 2009? Keine Ahnung. Vielleicht hab ich den Tag verpasst, vielleicht den Scherz mittlerweile schlicht wieder vergessen. Wer weiß?

ciao
peer

Peer Sylvester
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