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Public Gaming

Ich mag eigentlich nicht im Blog öffentlich rumheulen, wie schlecht es mir doch geht, aber ich bin zeitlich im Moment beruflich wie privat recht verplant. Folglich muss ich mich heute (und wohl auch nächsten Sonntag) kurz halten – hinzu kommen übrigens noch einige Esenvorbereitungen.

Moment mal, Essenvorbereitungen? Meint der damit das Vorbestellen von Spielen? Nein! Tatsählich beginne ich bereits mit dem Machen von Terminen mit diversen Verlagen. Vor allem aber arbeite ich an einigen Regelübersetzungen für die Japaner (R-Eco – eines meinerLieblingsabsacker und kürzlich bei Amigo erschienen – bekommt übrigens einen Nachfolger! Mehr kann ich noch nicht sagen, da ich da die Regel noch nicht habe) und es wird fieberhaft daran gearbeitet, dass meine „große“ Neuheit zur Messe fertig ist. Auch da gibt es mehr Infos erst, wenn ich a) darf und b) einigermassen sicher sein kann, dass das Spiel auch tatsächlich wie geplant erscheint.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, keine Zeit. Nun daher hatte ich auch noch nicht die Ruhe mich näher mit den Links zu beschäftigen, die letzte Woche gepostet wurden. Das Thema „fairer Vertrag“ lässt mich nicht los und ich werde mir daher Zeit lassen, alles auszuwerten und etwas entsprechendes zu schreiben. Es ist natürlich auch die Frage, ob man sich mit allen unbedingt am Buchmarkt orientieren muss und daher werde ich versuchen, mal meine Kontakte in den Videospielbereich zu reanimieren und da mal nachzuforschen, was da so üblich ist.

Nach so viel Ausblick noch eine Beobachtung: Gestern habe ich Make ´n break in einem sehr großen Pizzarestaurant gespielt und insgesamt 3 Passanten wollten es zwischendurch auch ausprobieren. Es ist schon witzig: Einerseits gelten Brettspiele als Nischenhobby, als Kinderkram. Andererseits habe ich, wenn ich öffentlich gespielt habe, immer interessierte Blicke und fast immer auch interessierte Nachfragen auf mich gezogen. Irgendwie steckt der Spieltrieb doch in den Menschen drin.

Was mir dabei besonders auffällt: Das größte Interesse wecken (rein subjektiver Eindruck von mir) zwei Arten von Spielen: Abstrakte Zweipersonenspiele, die irgendwie nach „Klassiker“ aussehen und sehr haptische Spiele mit hohem Aufforderungscharakter wie „Make n Beak“ bei denen jeder Zuschauer nach wenigen Sekunden die Regeln kennt. Das sind nun genau zwei Enden vom Spektrum: Auf der einen Seite, dass was man als „gesetztes Spielen“ bezeichnet: Schach, Dame, Skat… diese Spiele sind etabliert und auch was für Erwachsene. Wer sowas ähnliches spielt, leistet geistige Arbeit und das ist akzeptiert. Hier gucken viele zu, fragen auch mal nach, spielen aber keinesfalls mit oder so. Das andere Ende sind eigentlich nichts anderes als eben jener „Kinderkram“, an den viele Leute denken, wenn sie an Brettspiele denken. Vielleicht ist Kinderkam ja gar nicht abfällig sondern sehnsüchtig gemeint?

Würde unser Hobby in einem anderen Licht erscheinen lassen :-)

ciao

peer

Peer Sylvester
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8 Kommentare

  • Wie bekommt man Erwachsene zum spielen? Die Frage hat sich wohl jeder schon mal gestellt der selber Spiele entwickelt. Alles was in Sport verpackt ist hat sich in unserer Gesellschaft etabliert. Sport ist gesund und lässt sich im Fernsehen verfolgen. Klassische Brettspiele wie Schach und Co gelten irgendwie auch als nützlich. Bei Brettspielen hört es dann schon auf, und alles was auch davon noch entfernt ist wird von Erwachsenen gar nicht mehr erst angefasst.
    Mein Zugang für Erwachsene zu Spielen sind die Kinder. Wenn sie als Begleitung mitgehen um den Kleinen zu helfen finden sie allmählich einen Zugang und dürfen mitspielen, ohne dass es auffällt oder unseriös wirkt. Dabei brauchen die Kinder gar keine Hilfe. Im Gegenteil, sie zeigen den Erwachsenen wie das Spiel funktioniert, so dass die am Ende den selben Spaß dran haben.
    Ein anderer seriöser, langsam akzeptierter Spielebereich sind interessanterweise Computerspiele. Ich bin gespannt was passiert, wenn die jetzige Jugendgeneration erwachsen wird. Ob Spielen dann immer noch so verpönt ist?

  • Am Buchmarkt orientieren dürfte wesentlich realistischer sein als eine Orientierung am Videospielmarkt. Bei Videospielen hat man ganz andere Strukturen, die sich so nicht auf die Entwicklung von Brettspielen übertragen lassen. Der Rechteinhaber ist da immer die Firma und die Beteiligten sind nur Angestellte (von wenigen Independent-Projekten abgesehen).
    Man kann sich von der Videospielentwicklung sicherlich einiges abschauen und im Kleinen bei Brettspielen anwenden, aber was Verträge und Vermarktung angeht eher nicht.

  • Die Bedingungen sind dennoch nicht uninteressant. Konkretes Beispiel: Ein Freund von mir hat ein Angebot bekommen, bei dem es um ein iphone-App eines seiner (mittlerweile wieder rechtfreien) Spiele geht. Es wäre dann schon hilfreich, wenn man da wüsste, was üblich ist. Zudem kann man ja auch nur Teilrechte (z.B. die nicht-computerisierten Fassungen) an Verlage lizensieren und den Rest einzeln.
    Generell schwebt mir da sowas wie die zitierten Links vor, nur eben auf Spiele bezogen, mit Referenzen und so, dass sich der Jungautor direkt mal durchlesen kann, was so üblich ist.

  • Peer, hast du dich nicht vielleicht im Thema geirrt. Aber ein Beispielvertrag mit Kommentar ins Internet zu stellen, halte ich für nicht verkehrt.

  • In der Branche sind Beteiligungen eher unüblich. Wenn du eine Software haben willst, dann beauftragst du je nach komplexität des Projekts einzelne Personen oder direkt ein Ingenieursbüro bzw. Entwicklerstudio. Da wird dann der Aufwand abgeschätzt und du bekommst ein Angebot. Aber das sind im Normalfall immer feste Beträge.
    Allerdings bin ich mir grad nicht ganz sicher, ob ich nicht am Thema vorbei rede :-) Denn in deinem konkreten Beispiel scheint kein Programmierer oder Softwareentwickler vor zu kommen.

  • Es sind zwei Dinge die mich interessieren: 1.) Was bekommt ein Computerspieleerfinder
    2.) Was für Beteiligungen sind in der Branche üblich, so dass, wenn man ein Angebot über eine elektronische Fassung bekommt, ungefähr weiß, ob das die üblichen Bedingungen sind oder nicht.

  • Hallo Peer, vielleicht hilft dir ja dieser Link weiter: http://www.igda.org/credit-standards. Allerdings muss man, wie bei dem Mustervertrag in der Buchbranche, immer berücksichtigen, dass die Realität oft anders aussieht. Bei Computerspielen ist auch zu berücksichtigen, dass noch mehr Teamwork im Entwicklungsprozess erforderlich ist. Und es ist ein Unterschied, ob du ein neues Computerspiel entwickelst, oder ob du die (Neben-)Rechte eines z.B. Brettspiels für eine Computerversion vergibst.

  • Bei Computerspielen gibt es keinen eigentlichen Computerspielerfinder. Ich hab im Studium bei einer entsprechenden Firma in Berlin ein Praktikum gemacht und hatte auch überlebt, ob ich bei so einer Firma arbeiten soll. Und auch so kenne ich mich in der Branche relativ gut aus.
    Bei Videospielen kann man grob zwei Arten unterscheiden:
    1. Großprojekte
    2. Kleinprojekte (das sind dann überwiegend iPhone-Apps)

    Bei den großen Videospielen braucht man Teams von so 30 bis teilweise über 100 Leute. Dabei hat man immer Entwicklungskosten von einer bis deutlich über 50 Millionen Dollar. Damit sowas überhaupt finazierbar ist, braucht es große Geldgeber: die Publisher. Das sind die Auftraggeber und sie tragen das Risiko. Die Entwicklerfirma kriegt den Millionenbatzen und dazu evtl. Erfolgsprämien, aber im Normalfall keine Beteiligungen. Einzelne Personen haben an diesen Spielen keinerlei Rechte, sie sind alle nur Angestellte der Entwicklerfirma. Es gibt keinen Spieleerfinder, es gibt nur das Team (wovon der Großteil, Grafiker und Programmierer, nicht wirklich gut bezahlt wird).

    Bei den kleinen Projekten hat man auch das Problem, das die Einzelnen auch nur fest bezahlt werden. Es gibt zuviele Programmierer, so das da keiner irgendwelche Ansprüche stellen kann. Nur wenn jemand wirklich alles alleine (oder in sehr kleinen Teams) gemacht hat, kann er selbst am Verkauf beteiligt sein. Der Vertrieb geht dann vergleichsweise einfach, da er einfach alles über digitale Downloads anbieten kann.

    Umsetzungen von Brettspielen sind in der Videospielbranche nur ein sehr kleiner Nischenbereich. Ich weiß nicht ob es da irgendwelche Standards gibt. Da Progammierer aber nicht wirklich rar, Brettspiele nicht so komplex sind und der Vertrieb von iPhone-Apps sehr einfach ist, dürfte es für einen Brettspielautoren nicht sonderlich schwer sein, sowas ganz alleine auf die Beine zu stellen. Wenn es der Verlag macht, dann würde ich als Autor einen ordentlichen Anteil fordern, da der Aufwand für den Verlag nicht sehr hoch ist. Wobei man auch bei den einfachsten Brettspielen mit mindestens 2000-3000 Euro Entwicklungskosten rechnen sollte. Ich weiß auch nicht, inwieweit der Grafiker des Brettspiels noch an weiterer Nutzung beteiligt werden muß.