Es hat alles so harmlos angefangen: „White Zombie“ hat im Spielbox-Forum einen Link auf einen Artikel der Süddeutschen gepostet, bei der es ums Spieleerfinden geht. Aus der Diskussion der Chancen eines Autors (vielleicht sollte ich dazu auch mal was schreiben) heraus kam es wieder zu einer Kritik an der Agentur Projekt Spiel von Christian Beiersdorf. Und plötzlich war der Thread gelöscht und ein anderer, damit zusammenhängender, Thread gesperrt.
Ich wurde nun per Email (von einem an der Diskussion Unbeteiligten) gebeten einmal die Faktenlage im Fall Projekt Spiel zusammenzutragen. Da es wohl Informationsbedarf gibt, versuche ich mal mein Bestes:
Im Juni 2004 begann das neue Verfahren von Ravensburger (Hier die Meldung auf Spielbox.de).
Das sieht im Wesentlichen vor: Wer unangefordert einen Spielevorschlag (ergo einen Prototypen) an Ravensburger schickt, der bekommt eine Rechnung über 65€, erst einmal nicht als Strafgebühr, sondern damit die Agentur von Christian Beiersdorf den Vorschlag prüft. In der ursprünglichen Erklärung gab es zwei Begründungen für dieses Verfahren: Zum einen sollten MÄDN-Klon-Autoren abgeschreckt werden, zum anderen sollte das Prüfen der Vorschläge aus Kostengründen gewissermaßen outgesourced werden, wie es so schön in Neudeutsch heißt.
Dieser Filter bezieht sich dabei explizit nur auf neue Autoren. Wer schon einen guten Draht zur Redaktion von Ravensburger hat, braucht die 65€ nicht zu bezahlen. Ebenso werden auf einigen Autorentreffen (vor allem Göttingen) auch Autoren direkt gebeten, ihre Protos einzuschicken. Auch die zahlen keine 65€.
Was ist in den letzten 6 Jahren passiert?
Zum einen ist die Anzahl der Spielevorschläge, die eingeschickt wird, tatsächlich gesunken (nicht weiter überraschend), laut Süddeutsche auf 300 pro Jahr (von 1500). Gesichert ist, dass bei Ravensburger zumindest bis Mitte 2007 kein einziges Spiel über die Projekt Spiel ihren Weg in den Verlag fand. Wahrscheinlich ist, dass dies immer noch nicht geschehen ist (Es fehlen jegliche Erfolgsmeldungen – auch auf der Seite von Projekt Spiel – Beiersdorf selbst hielt sich zu diesem Thema bedeckt und auch der Blick ins Verlagsprogramm zeigt im wesentlichen Hausautoren, Lizenzausgaben und Neuauflagen).
Projekt Spielhat immerhin einige Spiel in andere Verlage vermitteln können, z.B. zu Huch und zu Spiel + Spass.
Erwähnenswert erscheint mir an dieser Stelle, dass Projekt Spiel nicht nur „Türsteher“ von Ravensburger ist, sondern auch unabhängig von Ravensburger als Agentur arbeitet (das macht es für Außenstehende auch etwas schwierig herauszufinden, welche der bei anderen Verlagen erschienenen Spiele tatsächlich über die Ravensburger Pforte bei Projekt Spiel landeten) und auch Spieleprojekte für andere Verklage u.a. auch Werbefirmen betreut.
Die Kritik an Projekt Spiel: Der Hauptkritikpunkt am Ravensburger Vorgehen ist weniger das Neuautoren quasi durch einen Filter müssen, sondern dass sie für diesen Filter bezahlen müssen. Viele Spielfirmen sortieren Einsendungen von Autoren aus, die sie nicht kennen. Einige (z.B. Steve Jackson Games oder Fantasy Flight Games) akzeptieren gar keine externe Einsendungen von Spielevorschlägen und senden alles unbesehen zurück. Ravensburger wälzt einen Teil der Kosten für die Einsendungen aber auf die Autoren ab, lässt diese also quasi für die Redaktionstätigkeit bezahlen. Zudem fungiert das Bezahlen selbst als Filter – das Filtern folgt also keinerlei inhaltlichen Kritierien.
Das Neuautoren einen schlechteren Status haben als bekannte Autoren ist nichts Neues. Das gilt nicht nur in der Spiele- sondern auch in anderen Branchen – man denke nur an die Musikbranche. Doch gerade dort gilt (wie auch bei Models oder Schauspielern), dass das Zahlen eines Beitrages an einen Agenten , bevor man Leistungen erhält, als unseriös gilt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man quasi gezwungen wird, einen Agenten zu benutzen, obwohl man das vielleicht gar nicht will. Agenturen können durchaus bei der Vermittlung von Spielen an Verlagen helfen (auch wenn mir das persönliche Erfahrungen bislang fehlen), aber in der Regel richtet sich der Autor dann direkt an den Agenten, weil er dessen Dienstleistung sucht. Er wird nicht quasi zwangsvermittelt (wobei das Gegenargument natürlich ist, dass Autoren nicht gezwungen sind, ihre Spiele bei Ravensburger unterzubringen). Auch die SAZ hat mittleweile eine ähnliche Stellungsnahme herausgebracht ( Projekt Spiel wird in dem Statement nicht erwähnt, was ich bereits angemerkt habe). (An dieser Stelle noch zwei Anmerkungen: 1. Hat der damalige SAZ-Vorstand die Vorgehensweise bei Ravensburger ausdrücklich begrüßt – dies wurde niemals zurückgenommen, auch wenn es sich mit der anderen Stellungsnahme offensichtlich nicht veträgt. 2. White Castle erlaubt es den Autoren nicht den Vertrag einzusehen, den sie mit dem Vertrag geschlossen haben. Dazu schreibe ich demnächst noch mehr)
Ein drittes Argument: Die 1200 Spielevorschläge, die jetzt weniger eingesendet werden, sind ja nicht weg, sondern nur bei anderen Verlagen gelandet. Es wurde damals befürchtet, dass dies andere Verlage zwingt, ebensolche Verfahren anzuwenden. Auch wenn Pegasus und Hasbro (andere) Agenturen vorgeschaltet haben, ist dies bislang glücklicherweise weitestgehend (noch) nicht geschehen.
Mein Hauptkritikpunkt ist aber: Wenn Projekt Spiel es in sechs Jahren tatsächlich nicht geschafft hat auch nur ein einziges Spiel an Ravensburger (um die geht es ja) zu vermitteln, dann ist das Ravensburger Verfahren schlicht unehrlich. Denn das heißt für mich: Man zahlt 65€ schließlich primär für die Chance bei Ravensburger zu veröffentlichen. Wenn diese Chance nicht exisitert, wofür habe ich dann bezahlt? Da wäre es ehrlicher Spielevorschläge direkt abzulehnen – und die 65€ als Strafgebühr zu bezeichnen (als dass sie wohl auch gesehen wird, im OT-Forum wurde sie jüngst mit der Strafgebühr für zu schnelles Fahren verglichen). Laut erwähnten Artikel werden übrigens nur 15% der Spiele bei Ravensburger vorgestellt – allerdings sind bei den 85% verbleibenden Prozent naturgemäß alle tatsächlich unpassenden Spiele mit enthalten. Aber auch das sollte den Autoren transparenter gemacht werden!
Auf der positiven Seite muss auch erwähnt werden, dass Projekt Spiel für die 65€ auch ausführliche Spielekritiken verspricht. Allerdings bekommt man nicht in allen Fällen einen – Glaubt man der (oben verlinkten) Urmeldung, werden Spielevorschläge wie MÄDN-Klone nicht ausführlich ausdiskutiert. Defacto zahlt man also für die Expertise von Christian Beiersdorf…
Und da möchte ich noch einmal kurz kommentieren:
… und so hilfreich das ist, möchte ich als Autor selbst entscheiden, ob ich das will oder ob mir ein Ablehnungsschreiben reicht. Ein Ablehnungsschreiben von einer Spieleredaktion, die mein Spiel gesehen hat, zumindest…
Qualitativ kann ich diese Expertise nicht beurteilen, weil ich sie nicht aus erster Hand kenne. Ein Autor äußerte sich aber durchaus positiv, wenn er auch einräumte, dass andere Verlage ähnliche Auskünfte kostenfrei angeboten hat (Hier die Quelle (ein lesenswertes Kurzinterview auf der Spieleautorenseite) und hier ein bisschen weiteres Material)
Soweit der Stand, so wie ich ihn sehe. Der Einsatz von Agenturen ist eines der Streitpunkte mit denen sich die Autorenszene näher befassen sollte. Weitere Punkte versuche ich nächste Woche aufzulisten.
ciao
peer
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Es ist ja nicht wichtig, was man glaubt. Entscheidend ist, was man weiß. Und wenn man nur das nimmt was auf der Seite von Projekt-Spiel steht, dann kann man da einen sehr schlechten Eindruck gewinnen.
Bis vor ein paar Wochen kannte ich weder die Spielbox, noch die SAZ und im Prinzip auch sonst nichts, was irgendwie mit der Autorenszene zu tun hatte. Da ich jetzt in Elternzeit bin und ich schon immer gerne ein wenig an eigenen Brettspielen gebastelt habe, wollte ich mich ein bischen über das ganze drumherum informieren. Und eine der ersten Seiten die ich in dem Zusammenhang gefunden hatte, war die vom Projekt-Spiel. Ich habe mir dort alles interessiert durchgelesen und hatte danach eben überhaupt keinen guten Eindruck. Es klingt einfach wie eine dieser Schriftstelleragenturen, bei der man „nur“ einen Betrag Anfangs zahlt und danach ist vieles kostenfrei und die Erfolgsprämien erstaunlich gering. Auf der Homepage von Projekt-Spiel steht kein Wort von einer Erfolgsprämie die Ravensburger zahlt.
Bevor man sein Geld irgendwo reinsteckt, will man nicht nur glauben, sondern wissen.
@Christian Hildebrand:
Wenn du eine Umfrage unter Spieleautoren machst und ihnen zwei Möglichkeiten lässt:
1. 65€ zahlen zum Einreichen und dafür eine ausführliche Ablehnung bekommen.
2. Anfang nur eine kurze Mail schreiben und nur eine knappe Absage erhalten.
Was werden da die meisten wohl wählen?
Natürlich will jeder immer möglichst alles und das möglichst ausführlich. Aber wenn man nur knappe Absagen erhalten kann, dann geht es halt nicht anders. Wenn sowas auf der Homepage auch klar steht, dann weiß es ja auch jeder.
Christian Hildenbrand schrieb:
|: 15% der eingesandten Spielideen gehen zu Ravensburger … das ist – würde
|: ich mal ungeprüft behaupten – eine bessere Quote als das, was bei uns bis
|: in die Programmkonferenz geht und damit potentiell überhaupt ins
|: Verlagsprogramm wandern kann (denn die Redaktion stellt bei uns nach
|: gründlicher Vorauswahl nur vor, entscheiden tut ein größerer Kreis aus
|: Produktmanagement, Vertrieb, Export und Chef).
Tja, da vergleichst du den Anteil der Spiele, die bei Amigo die Redakteure in die Programmkonferenz einbringen mit denen, die den Redakteuren im Ravensburger Verlag überhaupt erst vorgestellt werden:
„Im Schnitt präsentiere ich gut 15 Prozent der Einsendungen bei der Ravensburger Redaktion.“ Christian Beiersdorf im Interview mit Reich der Spiele http://www.reich-der-spiele.com/specials/ProjektSpiel
Bekannt ist jetzt allerdings, dass Christian Beiersdorf dort ab und zu auch Spiele zeigt, von denen er weiß, dass sie dort keine Chance haben (siehe Kommentar 49).
Letzteres dürfte sicher nur ein kleiner Teil sein, aber wieviele der den Redakteuren vorgestellten Spiele bei Ravensburger auf die Programmkonferenz kommen, ist hier völlig unbekannt. Es geht um die Spiele, die den Redakteuren im Ravensburger Verlag vorgestellt werden.
Günter, ein so großer Unterschied ist das in meinen Augen gar nicht, denn sowohl bei den Spielen, die es nach Betrachtung durch ProjektSpiel nicht in die Redaktion schaffen, als auch die Spiele, die bei uns nicht bis in die Programmkonferenz kommen, ist eine 100%ige Absage für diesen Zweck sicher. Bei ProjektSpiel ist im Prinzip sogar noch ein Vorteil, weil die Spiele bei entsprechendem Potential weitere Verlage zu Gesicht bekommen … das ist bei uns nicht der Fall, da wir nun mal nur für AMIGO schauen.
Das bedeutet, dass ein Spiel, das bei ProjektSpiel vorstellig wird, eine größere Chance hat, einen Spieleverlag zu erreichen, als ein Spiel, das einem Verlag direkt zugeschickt wird.
Eines würde mich mal interessieren – einfach mal gefragt:
Wissen die Autoren, dass 65 € Gebühr auf sie zukommen, wenn sie ein Spiel an Ravensburger schicken? Oder kommt plötzlich eine Rechnung, völlig unerwartet und vor den Kopf stoßend?
Es macht mir hier den Eindruck, als ob letzteres der Fall wäre, denn ansonsten müsste man sich doch nicht so sehr schon Jahre drüber aufregen.
Und noch was:
65 € sind doch eigentlich harmlos, wenn man bedenkt, dass einzelne Autoren ihre (dann aus Verlagssicht meist besonders dürftigen) Spielideen für viel mehr Geld bei Notaren hinterlegen, gar Patente anmelden, europaweit schützen oder sonstwie kostenpflichtig absichern. Ihr glaubt nicht, was da manchmal in die Redaktion geschneit kommt, wo wir nur mit dem Kopf schütteln können.
Letztlich ist jeder – auch jeder Autor – frei in seinen Entscheidungen. Es MUSS keiner bei Ravensburger vorstellig werden, genauso wie keiner bei Kosmos, bei AMIGO, bei Zoch, bei Noris, bei Abacus oder bei eggertspiele vorstellig werden MUSS. Oder täusche ich mich da und ein Autor wird gezwungen?
Grüße
Christian
Hallo Christian,
natürlich ist es ein Unterschied, ob Spiele den Redakteuren oder der Programmkonferenz vorgestellt werden, gerade wenn du Prozentzahlen vergleichst und eine bessere Rate bei ProjektSpiel behauptest. 85% der bei Projekt Spiel eingereichten Spiele bekommen die Redakteure im Ravensburger Verlag nicht zu Gesicht. Die übrigen 15% mit der Anzahl der bei der Amigo-Programmkonferenz von Redakteuren vorgestellten Spiele zu vergleichen, UM DIE LEISTUNG VON PS IN POSITIVEM LICHT DARZUSTELLEN, ist als wenn du einen Korb Äpfel mit ner einzelnen Banane vergleichst und zu dem Schluss kommst, dass die Äpfel einen größeren Nährwert haben und besser sättigen als die Banane.
Wenn du die Rate alle abgelehnten Spielvorschläge vergleichst, kommst du in beiden Fällen zu dem Schluss, dass 100% der abgelehnten Spielevorschläge nicht vom Verlag veröffentlicht werden.
Beides ist reichlich sinnfrei.
Vergleichen kann man die Anzahl der überhaupt eingereichten Spiele und die daraus resultierenden Veröffentlichungen. Ist bei Amigo denn auch die Veröffentlichungsrate der auf Initiative von Autorenseite eingesandten Spiele gleich Null?
Gründe für die Aufregung sind nicht, dass die Autoren überraschend eine Rechnung bekommen, sondern dass Autoren – bei glänzenden Gewinnen des Verlages – für Redaktionsarbeit zur Kasse gebeten werden. Darüber kann man sich aufregen, auch wenn man – wie ich – selbst nicht unmittelbar davon betroffen ist.
Wer Ravensburger einen Spielevorschlag macht, erhält statt einer Ablehnung die Aufforderung 65,- zu zahlen, bei einer rechnerischen Chance von 65%, dass überhaupt ein Vermittlungsversuch gemacht wird und – soweit man das aus den bisher genannten Zahlen schließen kann, mit einer Veröffentlichungschance von weniger als 0,1%. (0 gemeldete Veröffentlichungen in sechs Jahren bei jährlich 300 Spielevorschlägen).
Wenn einzelne Autoren viel Geld für einen Notar etc. ausgeben, ist das kein Grund der Masse der Autoren Gebühren aufzudrücken. Sorry, aber nur weil es Leute gibt die sich einen Porsche leisten, muss man keine Steuer auf Fahrräder einführen.
Jeder ist frei in seinen Entscheidungen. Das ist richtig. Wir haben hier aber nicht nur wirtschaftliche Freiheit sondern auch die Freiheit der Meinungsäußerung. Ich nehme mir die Freiheit, Maßnahmen, die ich für autorenfeindlich halte, öffentlich zu kritisieren.
Ich überlege ja für Elterngespräche demnächst 20€ zu nehmen. Ich habe etwa 300-400 Schüler. Immer wollen alle Eltern eine kurze Rückmeldung für meine Schüler. Das kann ich nicht mehr bewältigen. Und mit einem kurzen „Sag ich ihnen beim Elternsprechtag/ Immer noch wie beim letzten Elternsprechtag/ Besser als beim letzten Elternsprechtag“ will sich niemand mehr abspeisen lassen. Also nehme ich jetzt Geld, dann fragen weniger Eltern nach und ich kann denen, die es tun mehr Auskunft geben.
Und man muss mich ja nicht um meine Meinung fragen, ich hab ja genug Kollegen.
:-)
Der Titel des Arikels ist „Warum der Ärger?“ und ich ärgere mich gerade. Ich weiß dass Christian das nicht so gemeint hat, aber ein bisschen klingt das so:
„Wir Redaktionen könnten so tolle Spiele machen, wenn diese nervigen Autoren uns nicht ständig unsere kostbare Zeit mit blöden Spielevorschlägen blockieren würden. Da müssen wir uns doch wehren!“
Es wird in meinen Augen ein bisschen vergessen, dass auch die Verlage etwas von den Autoren profitieren und es eigentlich irgendwo eine Partnerschaft auf Augenhöhe sein sollte. Autoren sind keine Bittsteller, die irgendwie organisiert werden müssen, um jedem seinen Teller Suppe zu ermöglichen. Die Verlage profitieren von Spieleeinsendungen – sonst hätte Ravensburger das Einsenden von Spielevorschlägen komplett eingestellt – und das sollte nicht vergessen werden! So viel Arbeit es auch macht, letztlich profitiert der Verlag davon.
Beitrag 54: muss natürlich heissen: „bei einer rechnerischen Chance von 15%“ (nicht 65%)
Also da gibt es einen Verlag, der nannte den Autoren zu geringe Verkaufstückzahlen, was den Autoren ziemlich viel unnötigen Aufwand einbrachte, um die tatsächlichen Stückzahlen zu ermitteln. Wäre es eine geeignete Maßnahme, um solche unserlösen Verlage von Vertragsabschlüssen fernzuhalten, wenn alle vertragswilligen Verlage den Autoren künftig eine Nervpauschale zahlten?
Klar, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.
Und ein Autor würde sowas auch kaum durchsetzen können. Es wäre eine reine Machtfrage – genau wie es bei der Ravensburger Gebühr der Fall ist.
Dass es ein paar Nervkandidaten gibt oder Autoren, die ihre Spiele durch Patente absichern wollen, dient als Anlass, neuen Autoren pauschal zu unterstellen, sie hätten zu viel Geld und würden Verlage, als Grund bzw andere Autoren zur Kasse zu beten. Solche Argumentation finde ich reichlich daneben. Da sollte jemand mal seine Einstellung zu Autoren überprüfen.
An der Argumentation für die bisherige Gebühr hat mich bisher am meisten gestört, dass die sogenannten MÄDN-Kloner irgendwie als Menschen zweiter Klasse angesehen werden und abgeschreckt werden müssen. Daher stammt m. E. auch der Begriff Strafgebühr. Darum möchte ich hier mal einen alternativen Vorschlag machen, damit sich die Diskussion nicht die ganze Zeit im Kreise dreht.
Wenn es denn schon eine Gebühr gibt (oder geben muss), dann sollte diese v. a. nachvollziehbar und nicht pauschal erhoben werden. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass die Gebühr nach tatsächlicher Bearbeitungszeit progressiv ansteigt.
Phase 1: Jeder Spielevorschlag, der unverlangt eingeschickt wird, kostet den Einsender zunächst 20 Euro. Alle Spielevorschläge durchlaufen dann eine erste Sichtung und kurze Bewertung, und nur diese wo ein „gewisses Potential“ zu erkennen ist (das aber noch nicht die Kriterien für einen Vermittlungsversuch bei Ravensburger erfüllen muss) kommen in die nächste Phase. Bezahlt werden muss nur der quittierte Empfang (mit kurzer Begründung für den Fall der Ablehnung in dieser Phase).
Phase 2: In einer kurzen Mitteilung werden die Autoren der für Phase 2 ausgesuchten Spielevorschläge informiert, dass Projekt Spiel eine ausführliche Prüfung (mit Protokoll etc.) vornehmen wird. Das kostet den Einsender weitere 30,- Euro. Die Spielevorschläge bei denen Projekt Spiel zu dem Ergebnis kommt, dass sie vermittlungswürdig sind, erreichen die nächste Phase. Alle „ausgeschiedenen“ Spielevorschläge werden jetzt (Phase 1 und 2 zusammen) mit 50 ,- Euro abgerechnet (mit ausführlicher Begründung).
Phase 3: Diese Phase ist die aufwendigste, weil die verbliebenen Spielevorschläge ggf. noch aufbereitet werden müssen und auch der Zeitaufwand für die Präsentation hinzukommt. Dafür werden dann nochmal 50,- Euro fällig. Die maximale Prüf- und Schutzgebühr beträgt dann 100,- Euro.
Der Vorteil wäre, dass nicht mehr alle pauschal mit einer relativ hohen Gebühr konfrontiert werden, sondern leistungsabhängig abgerechnet wird. Die Leistungen v. a. in Phase 3 stellen für den ambitionierten Autor (durch die redaktionelle Bearbeitung) einen echten Gegenwert dar; dafür kann dann auch mehr bezahlt werden. Und für die Autoren, die in Phase 1 „ausscheiden“ wäre es finanziell nicht so schmerzhaft.
@Ravensburger: Wie steht eigentlich das Unternehmen dazu. Die Diskussionen und Kritik der letzten Jahre kann doch unmöglich an den aufmerksamen Ohren der Verantwortlichen vorbei gegangen sein. Denn hier steht immer nur die Agentur Projekt Spiel im Kreuzfeuer der Kritik nicht aber die Urheber des Prüfverfahrens!
Beleibt noch der ausdrückliche Wunsch nach konstruktiven Beiträgen an dieser Diskussion. Besten Dank dafür im eigenen aber auch, wie ich hoffe, im Interesse aller (Jung)Autoren!
Gerhard Junker
(Spieleautor und SAZ-Mitglied)
Also für mich dreht sich jetzt die ganze Diskussion im Kreis. Es gibt zur Prüf-/Schutzgebühr naturgemäß unterschiedliche Standpunkte und (sorry Gerhard) aufgeblähte, bürokratische und nicht praktikable Stufenpläne helfen hier auch nicht weiter.
Bisher habe ich zum Informationsgehalt meiner Website ausschließlich positive Kritik bekommen. Kritische Anmerkungen (Florian) nehme ich aber durchaus ernst und werde mir Optimierungen überlegen. Ich bin allerdings nicht der Meinnung, dass geschäftliche Vereinbarungen zwischen Agentur und Kunden dort im Detail publiziert werden müssen.
Ein Dank an Peer, hier eine weitgehend sachliche Diskussion und ggf. moderierte Diskussion führen zu können. Dies lassen die Spielbox-Foren leider oft missen. Zum einen, weil sich viele hinter Psydonymen verstecken, was die Grundtendenz zum unqualifizierten Geblubber, das sich dann aufschaukelt, naturgemäß verstärkt. Zum anderen, weil es bei Bedarf auch keine Moderation gibt. Ich beneide Matthias Hardel auch wirklich nicht um diesen Job, aber Klarnamen wären vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es bekanntlich kein Allheilmittel ist.
Ein schönes Wochenende
Ich halte dieses Verfahren für bürokratisch und nicht minder autorenfeindlich. (Zudem dürfte es auch auf der anderen Seite nicht akzeptiert werden, da brauchbarere Spielevorschläge mit einer höheren Gebühr belegt werden).
Wenn ein Verlag Geld in eine Spieleentwicklung steckt, dann ist das keine Serviceleistung für Autoren sondern eine Investition in ein Produkt, mit dem er Geld verdienen will.
Und ich zahle nicht dafür, dass jemand mein Werk bearbeitet. Entweder habe ich einen Co-Autor und beteilige den auch an Lizenzeinnahmen oder ich entscheide selbst wie mein Werk auszusehen hat. Rein redaktionelle Bearbeitungen sind eh Sache des Redakteurs.
Die 34 Millionen, die Ravensburger 2009 mit analogen Spielen verdient hat, beruhen auch auf Leistungen der Autoren. Ist das nicht genug?
Ob eine „Service-Agentur“ für Spiele-Autoren, welche diese auch noch selber finanzieren sollen, sinnvoll und fair ist, mag man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.
Fakt jedoch ist,
– ich will und kann es mir nicht leisten
– Ravensburger wird nie ein Spiel von mir erhalten
– ob das nun gut oder schlecht für Ravensburger ist, werden wir nie erfahren
– ob das nun gut oder schlecht für mich ist, werden wir ebenfalls nie erfahren
– vielen anderen wird es ebenso ergehen
– unsere Motivation Spiele zu entwickeln und einzureichen wird weiter sinken
– was aber wohl bei der Masse an Spielideen nichts ausmacht, schließlich scheinen einige Verlage mehr als ausgelastet zu sein
– ich weiß das und handle demnach (und schicke kein MÄDN ein, aber bei denen die das tun, dann € 65,00 zu verlangen, damit ihr Spiel zurück geschickt wird, ist schon etwas fragwürdig)
Grundlage der Diskussion ist, dass bei uns Spielern und Hobby-Autoren unser Herzblut an den Spielen hängt und die Verlage sind halt nun mal Wirtschaftsunternehmen.
Hallo Peer,
das kann ich so nicht unkommentiert stehen lassen. ;-)
Ich will dazu aber möglicherweise ein klein wenig ausholen (ich bin mir noch nicht sicher, wie viel es wird) – verzeiht mir.
Zu allererst muss ich betonen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Verlag an sich und den Redaktionen. Der Verlag denkt – vollkommen verständlich – wirtschaftlich, vor allem im Bereich Vertrieb, Produktmanagement, Geschäftsführung (evtl. vorhandene Controller und Einkäufer ebenso einbegriffen). Diese haben die Aufgabe, ein Unternehmen auf gesunden Beinen zu führen, sie haben die Verantwortung für eine Menge Mitarbeiter.
Auf der anderen Seite steht die Redaktion, die dafür zuständig ist, im Rahmen von ausgesprochenen oder nicht ausgesprochenen Vorgaben ein Programm zu erarbeiten bzw. bearbeiten, mit dem der Verlag seine wirtschaftlichen Ziele umsetzen kann. Ohne Redaktion keine Spiele, ohne Verlag kein Verkauf.
Den Verlag will ich nun außen vor lassen, denn der ist im Normalfall nicht im Kontakt mit den Autoren – allenfalls über die Unterschriften von Seiten des Geschäftsführers auf dem Lizenzvertrag. Ich mag mich damit ab nun auf die Redaktion, deren Teil ich bin, begrenzen.
Wenn ich von nun an von „wir“ spreche, meine ich damit die Redaktion von AMIGO, deren Meinung ich geschlossen hier wiedergeben kann. Ausnahmen werden mit einem „ich“ zu finden sein. Ich weiß aber auch, dass ich für eine Menge weiterer Redakteure in deutschen Spieleverlagen spreche. Wir kennen uns untereinander zum Teil sehr gut und sprechen auch viel miteinander, da wir letztlich an einigen Punkten mit den gleichen Problemen konfrontoert sind.
Wir haben einen sehr großen Respekt vor Autoren, vor deren Leistungen und deren Ideen. Wir sind heilfroh, dass wir uns all die Sachen, die bei uns ins Programm wandern, nicht selbst ausdenken müssen, denn das würde schlicht nicht funktionieren. Die große Menge an Autoren in Deutschland, inzwischen aber auch in Europa, schickt uns regelmäßig Spiele ein, von denen wir beeindruckt sind, die uns Spaß machen und in denen wir Potential sehen. Wir schätzen jeden einzelnen Spielevorschlag, der uns angeboten oder gezeigt wird, wir nehmen uns für jeden die Zeit, die ihm gebührt. Das gilt sowohl für all die Spielideen, die per eMail oder Post eintrudeln, als auch für die, die wir auf Messen, Spielertreffen, Autorentreffen oder Testwochenenden gezeigt bekommen. Das Spiel kann noch so flach vom Niveau sein, wir nehmen uns die Zeit, denn der Autor hat sich ebenso Zeit genommen, um eine individuelle, zu respektierende Leistung zu vollbringen.
Wir als Redaktion wissen genau, dass der Verlag bzw. das Verlagsprogramm nicht wäre, würde es keine Autoren geben, die sich mit ihren Spielen an uns wenden bzw. die ihre Spielideen an entsprechender Stelle präsentieren. Aus dem Grund verteidigen wir auch verlagsintern die Rechte der Autoren wenn nötig bis aufs Blut, damit die Rahmenbedingungen für eine zufriedenstellende und erfreuliche Zusammenarbeit gegeben sind. Wir kümmern uns um Vertragsdetails, um alle aufkommenden Fragen rund um das Prozedere, um die Informationsweiterleitung bei der Weiterentwicklung der Spiele, um die Einbeziehung in die Entwicklungsprozesse, um Belegexemplare und um alles andere, was in unserer Macht steht. Und wir machen das gerne, weil wir mit den meisten Autoren ein gutes, zum Teil freundschaftliches Verhältnis pflegen. Wir versuchen aus den Spielideen, die wir von Autoren bekommen, das beste rauszuholen – und im Idealfall eine erfolgreiche Veröffentlichung anzustreben.
Wir brauchen hier und da in einer Rückmeldung mal ein bisschen länger, aber bis dato hat jeder eine hoffentlich konstruktive Antwort auf seine Anfragen bekommen.
So wie wir den Autoren unseren Respekt entgegenbringen, so dürfen wir es unserer Meinung nach auch von den Autoren uns gegenüber erwarten. Und genau da bin ich an einem Punkt angelangt, von dem ich glaube, dass er einige Male mit Füßen getreten wird.
Im Folgenden will ich ein paar Beispiele aufführen, an denen wir denken, dass das Verhalten des Autors nicht in Ordnung ist.
1. Autorentreffen
Es gibt zwei bedeutende Autorentreffen in Deutschland – in Göttingen und in Haar. Beide besuchen wir sehr gerne, konkret Uwe Mölter und ich. Wir schauen uns gerne so viele Spielideen wie möglich an, treffen und sprechen mit so vielen Autoren als nur machbar. Leider ist es vor allem in GÖ Usus geworden, dass einige Autoren nicht (mehr) den Respekt haben, Gespräche zwischen Redakteuren und anderen Autoren in Ruhe zu lassen. Ich kann nicht mehr an zwei Händen abzählen, wie oft ich dieses Jahr von verschiedenen Autoren mitten in offensichtlichen Gesprächen unterbrochen wurde, ja gestört wurde. Wir sind – das habe ich an anderer Stelle nach Göttingen so in der Form schon einmal geäußert – Freiwild, nichts anderes als Freiwild.
Prinzipiell hat jeder (auch das wurde hier in dieser Diskussion schon angesprochen) die Möglichkeit, uns auf diesen Autorentreffen zu treffen und zu sprechen. Nur leider können wir uns und den Tag nicht bis ins unendliche ausdehnen. Ich habe – mal schnell nachgeschaut – dieses Jahr in Göttingen 20 (!) Termine wahrgenommen, 39 Spiele protokolliert, weitere etwa 10 in 2 Sätzen vorgestellt bekommen und einfach nur noch meine Visitenkarten übergeben und die Spiele im Nachhinein als eMail bekommen und mich einmal mit einem Autor für ein Treffen nach GÖ verabredet (weitere 6 Spiele vorgestellt). Das ganze passierte in 8 Stunden. 8 Stunden, die ich in der Stadthalle von GÖ war … und am Ende einfach nur noch flüchten wollte. Wir tun was wir können … aber irgendwo sind Grenzen. Und die werden von manchen Autoren nicht zugelassen.
Anekdote: Ich hab auf dem Weg zum Bahnhof einen weiteren Autor in einem Café sitzend getroffen. Wir kennen uns schon eine Weile und er schaut mich nur an und meint: „Ich kann Dir versprechen, ich werde Dir nun nichts über Spiele erzählen. Komm gut heim.“
2. Messen – speziell Essen und Nürnberg:
Wir sind auf den Messen in Essen und Nürnberg für gewöhnlich 6 Tage am Stück, in denen wir grob 12 Stunden täglich in den Messehallen beschäftigt sind. Ab und zu wollen wir auch mal eine Stunde frei machen, um ein bisschen was von der Messe zu sehen, denn irgendwie sind wir auch Spieler. Ich bin so froh, dass wir bei AMIGO eine Hintertür haben, durch die wir uns auch schon mal verziehen können. Das hatte ich in meinem Ex-Verlag nicht. Da kam es mehr als einmal täglich vor, dass ich nicht mal aufs Klo konnte, ohne dass ich abgefangen wurde. Die Krönung war einmal ein Autor, dem ich im Vorfeld noch einen Termin verwehren musste mit den klaren Worten „Ich hab einen vollkommen überfüllten Terminkalender und nehme keine Termine mehr an. Bitte schicken Sie mir die Spielidee per eMail.“ Seine Reaktion: „Ich dachte mir, ich komme trotzdem, weil irgendwann haben sie ja mal eine Viertelstunde. Ich kann den ganzen Tag hier warten, das ist kein Problem.“ Ich sehe das schon fast als Stalking an…
3. Anfragen per eMail oder Telefon:
Wir haben ein Informationsblatt für Spieleautoren, das wir Neulingen per eMail zukommen lassen, damit sie abschätzen können, was sie uns anbieten wollen oder nicht. In diesem Schreiben sind einige Punkte klar dargestellt, wie zum Beispiel die Darreichungsform, ein paar Empfehlungen für die Spielregeln (Beispielbilder o. ä.) und vor allem eine Liste der Spiele, die wir definitiv NICHT bei uns sehen wollen (Sportspiele, reine 2er-Spiele, Spiele mit mehr als 2 Stunden Spieldauer, Wirtschaftssimulationen usw.). Ich empfinde es als respektlos, wenn ich einem Autor lang und breit am Telefon oder schriftlich erkläre, was wir suchen und was wir vor allem nicht suchen, danach das Info-Blatt noch hinterherschicke und umgehend 5 Spielevorschläge bekomme, von denen 2 Sportspiele, 2 reine Wirtschaftssimulationen mit jeweils 4 Stunden Spieldauer und ein reines 2-Personenspiel, das irgendwie an Schach erinnert, sind. Das sind 5 Spiele, die wir dennoch – weil es sich einfach gehört – anschauen und eine Rückmeldung geben. Und am Ende haben wir das Gefühl, dass uns einfach nur Zeit geklaut wurde, Zeit, von denen wir nun mal auch nur begrenzt zur Verfügung haben.
In eine ganz ähnliche Richtung gehen auch Spielevorschläge, die pauschal an 10-20 Verlage gehen. Vor etwa 2 Jahren hat sich ein Autor dabei so ungeschickt angestellt, dass er alle 20 Verlage (es waren glaube ich sogar mehr) im Briefkopf hatte. Das Spiel war eine Variante zu Monopoly.
Fazit dieses Punktes: Ich denke, dass wir als Verlag/Redaktion erwarten dürfen, dass ein Autor sich wengstens ein paar Minuten Gedanken macht, welchem Verlag er was zukommen lässt. Es gibt Autoren, die sind unerfahren, das will ich auch gar nicht unter den Tisch kehren und verurteilen. Aber wenn ich diesen bereits am Telefon oder ausführlich per eMail unsere Richtlinien mitgeteilt habe, so darf ich erwarten, dass er sich diese auch zu Herzen nimmt und noch einmal drüber nachdenkt, bevor er auf „Senden“ drückt. Leider ist der „Senden“-Knopf im Zeitalter des eMails sehr schnell zu bedienen … und Anschreiben mit Copy+Paste schnell im nächsten Brief untergebracht.
4. Unausgetestete Spielideen:
Ich will es gleich auf den Punkt bringen: Redaktionen sind keine besseren Testspielgruppen! Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn ein Autor ein Spiel präsentiert, das er noch nicht groß getestet hat, weil es noch am Anfang der Entwicklung steht. Das darf es in dem Moment aber auch sagen. Ich habe immer wieder den Fall auf dem Tisch, dass ich ein Spiel bekomme, das offensichtlich noch keine einzige Testpartie auf dem Buckel hat. Bei Nachfragen hat es sich zum Teil auch schon ergeben, dass meine Vermutungen bestätigt wurden. Wir sind einfach keine Testgruppen, dafür haben wir nicht die Zeit.
Diese Liste könnte ich mit Fallbeispielen ausschmücken und auch noch die ein oder andere Begebenheit aufführen, ich denke, es reicht aber an der Stelle.
Wir mögen unseren Job, wir haben – und da spreche ich auch sicherlich wieder für eine Menge Kollegen bei anderen Verlagen – unser Hobby zum Beruf gemacht und haben damit eine Menge Spaß. Dennoch ist es ein ernst zu nehmener Job, den wir da tun, denn er ist mit Anstrengung und Aufwand verbunden. Ich mache das ganze letztlich nicht spaßeshalber, sondern weil ich eine Familie damit ernähren will.
Offiziell haben wir eine 40-Stunden-Woche, also ein normales Arbeitsverhältnis. Aber wir opfern eine Menge Zeit drumherum, um unseren Job so gut wie möglich zu machen. Wir besuchen an Wochenenden Spielerveranstaltungen um zu testen, wir arbeiten auf den beiden großen Messen praktisch rund um die Uhr durch, denn abends sind oftmals Geschäftsessen auf dem Programm. Wir machen Testabende, lesen zwischendurch mal noch Spielregeln von Prototypen, antworten auf Regelfragen in verschiedensten Foren. Und zumindest ein gewisser Teil von uns macht das freiwillig in der Freizeit, ohne Berechnung von Arbeitszeit. Und ich kann ganz klar sagen, dass ich manch ein Wochenende lieber mit meiner Familie verbringen würde, dass ich einen Abend auch einfach gerne mal wieder so spielen würde oder auch mal nichts mit Spielen machen wollte.
Nach all den Ausführungen mag sich der ein oder andere inzwischen fragen, was ich aussagen wollte. ;-)
Wir versuchen unser bestes, ein tolles Programm auf die Beine zu stellen mit Spielen, die ausgetestet sind, aus denen das Optimum herausgeholt wurde, die mit guten Regeln ausgestattet sind und die am Ende allen Beteiligten (Autor, Verlag, Spieler) Spaß machen. Wir versuchen außerdem so viel wie möglich rings um das Finden neuer Spielideen zu tun, sei es im Verlag am Schreibtisch sitzend oder da draußen auf den vielen Veranstaltungen.
Wir machen das gerne und wir opfern auch gerne die ein oder andere Stunde zusätzlich. Doch wir haben unsere natürlichen Grenzen, und die werden zum Teil schon mächtig beansprucht.
Deswegen halten wir es für selbstverständlich, dass auch ein Autor sich Gedanken macht, was er wo mit seiner Spielidee anstellt. Am Ende will er auch, dass er einen gewissen Erfolg aus dem ganzen zieht. Und mit dieser Erwartung dürfen wir auch eine gewisse Erwartung aufstellen.
Die meisten Spieleautoren wissen das auch und wissen auch, wie sie am besten mit den Verlagen umgehen. Die sind auch nicht das „Problem“ (wobei „Problem“ hier eigentlich nicht das richtige Wort ist). Es sind die Autoren – unerfahrene, aber auch der ein oder andere, von dem man denken sollte, er sei erfahren – die gewisse Punkte des Autoren-Knigge nicht verinnerlicht haben, nicht verinnerlichen wollen. Es sind die Autoren, die wild die Mailboxen der Redaktion zuspamen – das wll ich an dieser Stelle einfach mal so ausdrücken, weil es letztlich auf den Punkt bringt, wie es von mir zeitweise empfunden wird.
Wenn nun eine Grenze überschritten ist von diesen letztgenannten Autoren, dann muss sich ein Verlag Gedanken machen, wie er damit umgeht. Und Ravensburger hat eine Lösung für sich gefunden, wie es auch andere Verlage für sich entschieden haben oder in Zukunft noch entscheiden werden. So hat Ravensburger ProjektSpiel, wir haben z. T. Reinhard Staupe, Hans im Glück hat z. T. Kalle Schmiel, Pegasus hat White Castle, Hasbro meines Wissens auch (?) und andere Verlage ihre Tester, die immer wieder mal ein Paket Spiele zum Durchspielen bekommen. Und jede einzelne Lösung kostet Geld … mal per Gehalt in irgendeiner Form, mal per Spielepakete.
Kleiner Ausflug: Die 34 Mio „Gewinn“, die Ravensburger jährlich einfahren soll, sind sicherlich auch nicht nach Abzug aller Gehälter und sonstiger laufenden Kosten … ;-)
Einfach noch einen weiteren Redakteur einstellen, um dem ganzen Herr zu werden, ist sicherlich auch eine Lösung. Aber eben eine, die sich sicherlich kein Verlag einfach so leisten kann, wenn er vernünftig wirtschaften mag. Da steckt einfach mehr dahinter als einfach zu sagen „Hach ja, da stellen wir noch einen ein.“
An dieser Stelle will ich dann auch mal zu einem Ende gekommen … ein Anruf eines Autors hat mich ein klein wenig aus dem Konzept gebracht. ;-)
Grüße
Christian
Redaktion AMIGO Spiel + Freizeit GmbH
Eine Frage mal noch – einfach weil es mich interessiert, ich bin ja kein Autor, der die entsprechenden Erfahrungen gemacht hat:
Ich sende als unbekannter Autor einen Spielevorschlag an den Branchenprimus in Ravensburg, weil ich es einfach nicht besser weiß.
Was passiert nun genau?
Bekomme ich ein Schreiben, in dem mir eine Rechnung von 65 € präsentiert wird, die ich bezahlen muss?
Oder bekomme ich eine Mitteilung, dass ich, wenn ich begutachtet werden will, den Preis zu bezahlen habe, anderenfalls geht mein Prototyp an mich zurück?
Leider finde ich – das ist das einzige, was ich zu bemängeln habe – auf der Homepage von Ravensburger keine Angaben, wie ich als Autor agieren soll. Entweder ist es gut versteckt, oder ich bin blind.
Grüße
Christian
Eine kleine Anmerkung noch hinterher – nein, ich bin nicht in Schreibwut:
Ich diskutiere solche Dinge nicht gerne mit Vornamen oder Pseudonymen, die ich nicht (vollständig) namentlich kenne. Das ist im Spielboxforum wie in allen anderen Bereichen auch der Fall. Auch auf realen Treffen will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe.
Grüße
Christian
Redaktion AMIGO Spiel+Freizeit GmbH
Christian Hildenbrand in Kommentar 62:
|: Die meisten Spieleautoren wissen das auch und wissen auch, wie sie am
|: besten mit den Verlagen umgehen. Die sind auch nicht das “Problem”
|: (wobei “Problem” hier eigentlich nicht das richtige Wort ist). Es sind die
|: Autoren – unerfahrene, aber auch der ein oder andere, von dem man denken
|: sollte, er sei erfahren – die gewisse Punkte des Autoren-Knigge nicht
|: verinnerlicht haben, nicht verinnerlichen wollen.
Unerfahrenen Autoren ist sicherlich mit dem Infoblatt geholfen, den wenigen (aber auffälligen) Knigge-losen kommt man sicherlich nicht mit einer Gebühr für die anderen Autoren bei.
|: Kleiner Ausflug: Die 34 Mio “Gewinn”, die Ravensburger jährlich einfahren
|. soll, sind sicherlich auch nicht nach Abzug aller Gehälter und sonstiger
|: laufenden Kosten …
Doch (auch von einem Redakteur sollte man erwarten, dass er sichs elbst informiert, damit der Thread nicht unnötig aufgebläht wird ;) )
Die Antwort steht in dem Artikel und wurde auch schon zitiert (siehe Kommentar Nr. 12 – auf den du dich ja auch bezogen hattest):
„Bei den analogen Spielen machte 2009 allein Ravensburger einen Umsatz von mehr als 293 Millionen Euro, 77 Prozent davon mit Spielen, Puzzles und Kreativprodukten. Gewinn insgesamt: 34 Millionen Euro. Ravensburger beschäftigt 1400 Mitarbeiter, darunter Produktmanager, Innovationsmanager, Verpackungsmittelmechaniker. Auch Spiele- Redakteure gibt es, …“
34 Millionen Gewinn, nicht Umsatz. Eine Umsatzrendite von über 10%.
Natürlich möchte ein Wirtschaftsunternehmen so profitabel arbeiten wie möglich. Aber in einer solchen Situation – ohne wirtschaftliche Not – Kosten für Redaktionsarbeit einfach mal so auf Autoren abzuwälzen, ist für mich Ausdruck von Geringschätzung gegenüber den Autoren.
Und in Relation zur Größe des Unternehmens hat so ziemlich jeder Kleinverlag ein größeres Pensum an Spielevorschlägen zu bewältigen als Ravensburger.
Hallo Christian, bei mir steht die Info über den Ablauf unter Autoren-Service/Prüfverfahren. Bei Ravensburger am Fuß der neuen Website unter Service/Für Autoren – leider noch in der Fassung aus der Anfangszeit, also nicht ganz so klar gegliedert und formuliert, da ich lfd. versuche zu optmieren.
Also Unterlagen und Geld schicken, dann kommt eine kombinierte Eingangsbestätigung und Quittung. Oder eben eine Info, das die Prüfung mit einer Gebühr verbunden ist, falls keine Überweisung vorliegt.
@Christian Hildebrand:
Wenn man sagt niemand MUSS Ravensburger Vorschläge schicken, dann macht man es sich zu einfach. Niemand muss z.B. bei LIDL einkaufen. Das heißt aber nicht, das man deren Praktiken nicht kritisieren darf (ich will an der Stelle nicht Ravensburger mit den Praktiken von LIDL vergleichen, das war nur das erste Beispiel das mir eingefallen ist).
Bei Ravensburger hat man offensichtlich deutlich geringere Chancen über Einsendungen ein Spiel unterzubringen. Dafür zahlt man 65€, aber man wird nirgends darauf hingewiesen, das es kaum eine realistische Chance auf Veröffentlichung gibt. Das finde ich auf jeden Fall fragwürdig.
Zu dem anderen Teil mit dem Verhalten der Autoren. Ich finde es falsch, wenn ihr euch mit allen Spielen soviel Mühe gebt, speziell wenn sich jemand ganz klar nicht an den Rahmen gehalten hat. Wenn es ein Infoblatt gibt in dem klar steht, was der Verlag haben möchte, und der Autor hält sich trotzdem nicht daran und schickt zwei Wirtschaftsspiele, zwei Sportspiele und ein 2-Personenspiel, dann solltet ihr ihn nicht belohnen und eure wertvolle Zeit opfern. Der wird das nächste mal doch wieder so handeln.
Und genauso verhält es sich mit anderen Fehltritten. Es muß einfach klare Verhaltensregeln geben und wenn jemand versucht die zu umgehen, dann darf er keinen Erfolg damit haben. Das ist ja auch im Sinne der restlichen Autoren. Wenn jemand ein Gespräch mit einem Redakteur führt, dann möchte er genauso wenig das da jemand anderes dazwischen quatscht.
@Christian Beiersdorf:
Ich sage ja nicht das der Informationsgehalt der Seite von Projekt-Spiel schlecht wäre. Ganz im Gegenteil. Da stehen im Prinzip viele nützliche Hinweise die man nutzen kann, auch wenn man diesen Service gar nicht nutzen möchte.
Und es auch nicht notwendig irgendwelche Details über den Vertrag mit Ravensburger zu veröffentlichen. Es reicht ja ein Hinweis, das im Erfolgsfall Ravensburger die Erfolgsprämie übernimmt und dem Autor dafür keine weiteren Kosten anfallen. Wenn es einfach nur heißt „kostenlos“, dann bleibt einfach die Frage, was Projekt-Spiel davon hat.
@Christian: Danke für die klaren Worte – Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich schon sicher war, dass du es nicht so gemeint hast, wie ich es überspritzt formuliert wurde. Mir war aber eben auch wichtig zu betonen, dass die Autoren nicht nur lästig sind ;-)
Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass viele Autoren wie von dir beschrieben nicht gerade sinnvoll agieren. Das gilt umkehrt auch für Verlage; Ich hatte schon (angeforderte!) Prototypen, die ich nach 3 (!) Jahren zurückgefordert habe, da die niemals begutachtet wurden (nach Aussage des Verlages wohlgemerkt). Die Krönung war ein Verlag der auf Nachfrage antwortete: „Ja, den haben wir verloren. Sie können noch einen schicken, aber wir haben so viele tolle Spiele her, da kann es gut sein, dass der auch verloren geht“. Ich halte aber nicht viel davon, wenn man sich an den schlechten Beispielen orientiert, sondern (gemeinsam, wenn irgendmöglich) nach Lösungen sucht, die sich an der Allgemeinheit orientieren. Wenn sich ein Autor (wie der von dir beschriebene mit den Sportsimulationen) oder Verlag (wie die von mir genannten) nicht daran hält, muss man den nicht auch noch entgegenkommen. Wie Florian schrieb: Es war schon sehr großzügig da noch Rücksicht zu üben.
Eine kleine Anmerkung aber noch zu Göttingen: Ohne jetzt den Finger auf jemanden zeigen zu wollen oder schlechtes Benehmen gutzheißen: Ein klein bisschen sind das aber auch die Geister, die die Verlage gerufen haben. Da es immer heißt (auch von Ravensburger): „Lieber in Göttingen vorstellen!“ „Göttingen ist toll!“ „In Göttingen kommt ihr an der Gebühr vorbei“ „In Göttingen kann man Kontakt mit den Verlagen aufnehmen!“ gehen natürlich auch immer mehr Autoren dorthin und versuchen euch beim Wort zu nehmen. Und mittlerweile werden das schlicht zu viele. Hier müsste es also heißen: „Göttingen ist eine Möglichkeit, aber es ist keinesfalls die einzige oder beste.“ Selbst in der Diskussion hier wurde schon auf Göttingen hingewiesen… Mittlerweile braucht es einer oder mehrerer Alternativen, dann kann es auch wieder besser mit dem Kontakt klappen.
Als Autor muss man sich die Lage jetzt so vorstellen: Ich möchte nichts falsch machen. Ich kenne mich noch nicht aus. Auf der Webseite von Verlag x wird mit empfohlen, in Göttingen mein Spiel dem Readkteur zu zeigen. Also nehme ich die Fahrt aus Berlin auf mich und buche Übernachtung etc. Und dann hat der Readkteur keine Zeit für mich! Natürlich gerate ich in Panik…
Hallo Florian,
1.
Dass man bei Ravensburger prinzipiell geringere Chancen hat, kann man sich aber sicherlich auch ausrechnen. Die Zahl der Spiele, die Ravensburger jedes Jahr neu auf den Markt bringt, ist ähnlich überschaubar wie die von Schmidt oder Kosmos bzw. vergleichbar mit Amigo, Abacus, Queen, Zoch oder anderen Verlagen dieser Größe.
Wenn man nun aber überlegt, dass Ravensburger DER Verlag in Deutschland ist (Bekanntheit), kann man sich doch an 5 Fingern abzählen, dass man mehr Konkurrenz hat.
Wenn ich mich auf 100 Volkswagen bewerbe, habe ich vermurlich auch eine kleinere Chance einen zu bekommen, als wenn ich mich auf 100 Autos einer unbekannten Autofirma bewerbe.
2.
Du hast vollkommen, dass ein gewisses Verhalten sein sollte, auch von Autorenseite her. Nur wenn wir uns ein bisschen so verhalten, wie es 1-2 Autoren gerade nicht passt, stehen wir ruckzuck am Pranger – Foren für so etwas gibt es in der deutschen Spieleszene ja. Und wenn einmal einer schreit (einer reicht da ja leider), hat man gleich einen Baum von Mitschreiern, die einfach mal mitschreien wollen. Das wissen wir zu verhindern, indem wir versuchen, es möglichst vielen Recht zu machen. ;-)
Grüße
Christian
Aber nicht so übertreiben, das ihr euch irgendwann wegen einer Autorenphobie behandeln lassen müsst ;)
Das Problem wird aber sein, das es tendenziell immer schlimmer werden wird. Wenn wie beschrieben die Anzahl der Teilnehmer in Göttingen und die Einsendungen immer weiter zunehmen, dann wird es auch Autoren geben, die immer aggressiver vorgehen werden. Und wenn sie damit dann auch noch in gewissem Maße Erfolg haben, dann ändert es sich auch nicht.
Vielleicht sollte in Zusammenarbeit der SAZ und einiger Verlage eine Art Knigge erstellt werden. So das z.B. für Einsendungen an die Verlage eine Standardvorgehensweise gibt, an die man sich halten muß. Sowas könnte das ganze für alle Beteiligten entspannter machen.
Hallo Florian, ein solcher Knigge ist im Rahmen der internen Publikationsreihe SAZ-Zeichen in Vorbereitung bzw. in Planung. Entsprechende Auszüge daraus auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, halte ich für eine gute Idee.
Hallo Florian,
Göttingen ist noch mal ein ganz eigenes Problem, das von ganz anderer Seite angegangen werden müsste in meinen Augen.
Vielleicht erst mal noch eine Kleinigkeit zu Peer hierzu:
Jeder, der AMIGO im Vorfeld kontaktierte, hat auch mindestens eine halbe Stunde AMIGO bekommen in Göttingen. Und dazu muss ich sagen, dass ich (noch mal schnell nachgeschaut) 7 der Autoren vorher noch nie getroffen habe, also wirklich jeder die Chance auf seinen Termin und damit seine Berücksichtigung hatte.
Was man sich aber inzwischen fast schon abschminken kann in meinen Augen – das ist meine persönliche Meinung – ist ein zufälliges Entdecktwerden durch den richtigen Redakteur. Passieren kann es sicher, aber es ist dann doch eher unwahrscheinlich.
In Göttingen ist auch das Problem für Autoren, dass sie uns Redakteure nicht kennen. Und ich muss zugeben, dass ich schlicht immer vergesse, ein Namensschild mitzunehmen, wobei das dann auch nur ein kleines an der Jacke oder am Pulli wäre, das ebenso schnell wie hingehangen auch wieder weg ist.
Ganz brauchbar fand ich hier das System in Haar bei Tom Werneck. Hier bekam jeder, der in die Halle wollte, ein Namensschild, das klar gekennzeichnet war mit dem Verlagsname, wenn es sich um einen Redakteur handelte. Dazu gab es in der Vorhalle eine Bilderwand aller Redakteure, die angekündigt waren für das Autorentreffen. Somit konnte sich jeder ein Bild machen, wen er denn ansprechen könnte.
In Göttingen gibt es diese Bilderwand im Moment nicht mehr, wobei Wieland Herold am Fotografieren für das nächste Jahr war. Würde man dann in Göttingen noch Namensschilder dazupacken, wäre das ein großer Vorteil, auch Namensschilder für die Autoren wären für uns Redakteure ein Vorteil.
Doch all das liegt meiner Meinung nach nicht in der Verantwortung der Verlage oder der Redakteure, sondern in der des Veranstalters und / oder der SAZ, wenn sie ihren Mitgliedern an dieser Stelle unter die Arme greifen will.
Eine Autorenphobie werden wir so schnell nicht bekommen bei AMIGO. Dafür kommen wir mit den meisten doch zu gut aus. Und auf die Nerven gehen einem irgendwann alle mal (mehr oder weniger), da ist es egal, ob es unbekannte sind, oder ob sie Knizia, Kramer, Friese, Rosenberg oder Staupe heißen. ;-)
(das war eine willkürliche Aufzählung ohne Hintergrund!)
Grüße
Christian
OT
Hallo,
wie von Günter richtig bemerkt, ging es in meinem initiierenden Post im Spielboxforum um die Wiedergabe des entsprechenden Artikels aus der SZ. Mein Motiv war vorangestellt, ich zitiere:
>Wenngleich fast sämtliche Informationen im Forum an anderer Stelle >aufgetaucht sein mögen,
>so ist der Artikel in der heutigen SZ besonders für „Neulinge“ eine >interessante Sammlung.
>Die Informationen in Kürze:
Sollten in dem SZ-(Ur-)Artikel – wie von Christian B. dargestellt – falsche Informationen enthalten gewesen sein, wäre es doch ein Leichtes gewesen, einen Korrekturpost einzustellen – mit dem Verweis auf den Korrektur-Online-Artikel. Stattdessen erschien ein knappes Statement von Chr. B., dass der SZ-Artikel viele Fehler enthalte – in einem Unterzweig des fraglichen Threads! Auch ich halte die Schließung des (gesamten) Threads und die Drohung mit dem Rechtsweg für völllig unverhältnismäßig. Vielmehr entsteht durch diese Art der „Konfliktbewältigung“ der (subjektive) Eindruck, dass -in der Tat- das Gegenteil von Transparenz erreicht werden soll.
@Gerhard – Beitrag 43
ich zitiere:
>Ganz subjektiv habe ich den gelöschten Thread im spielbox-Forum, initiiert >von “White Zombie” übrigens auch als geschäftsschädigend empfunden. >Allerdings nicht allein durch Günter, das war die Summe auch der Beiträge >Anderer, allen voran der Initiator, der aber anonym gepostet hat.
Demgegenüber stelle ich die -abschließende- Passage meines Beitrags, der NICHT allein Inhalte des SZ-Artikels wiedergegeben hat – inkl. des aus der SZ übernommenen Schreibfehlers des Namens von Christian B.:
>[Was reitet Beiersdorfer, respektive P. Seiffert (der Artikelschreiber) Paal „den >großen Wurf“ abzusprechen und Paals „Traum“
>hauptberuflicher Spieleautor zu werden, als „unrealistisch“ zu bezeichnen?]
>[–> Hatte Marx also doch Recht ;-) ? Der Verlag >10%, der Autor wird mit >maximal der Hälfte abgespeist.
> So kennen und lieben wir die Marktwirtschaft. Glücklich der, der es schafft, >seine Spiele im Eigenverlag an den Mann / die Frau zu bringen?!
>Interessant erscheint auch die Doppelfunktion Beiersdorfers. Hierzu ein un- :-) >passendes Beispiel.
>Angenommen ich trete für die Verbreitung des Kulturguts „traditionelle >Backware“ ein. Menschen schicken mir
>-unaufgefordert- ihre Rezepte zu. Ich backe Brötchen nach deren Rezept und >sage dann der Großbäckerei, ob sie lecker sind.
>Natürlich kassiere ich ob meines „Gutachtens“. Der Rezeptgeber erhält 5% >auf jedes verkaufte Brötchen.
>Eine „Win-Win-Win-Win“-Situation – oder ??
Nicht nur mein Eindruck ist, wer an diesem Artikel etwas Geschäftsschädigendes entdecken mag, dem mögen gewisse Interpunktionen, Smileys, Ironie und Sarkasmus doch eher fremd erscheinen; der geht „zum Lachen in den Keller“?! RUFschädigend allerdings ist es schon, jemanden, bzw. dessen Texte, als geschäftsschädigend zu bezichtigen, was Ihre Einwendung, lieber Gerhard, ..
>Anonymität im Internet ist ein Segen und Fluch zugleich. Ein Segen >deswegen, wenn eine kontroverse Meinung nicht ins Private bzw. Berufliche >zurückverfolgt werden
>kann, ein Fluch, wenn dieselbe Meinung eben ruf- oder geschäftsschädigende >Auswirkungen hat (oder so empfunden wird). An einer ursprünglich anonymen >Diskussion
>sollte man eigentlich nicht teilnehmen. Das nur zur Moral.
ad absurdum führt. Gerade weil es zu viele (Foren)Schreiber gibt, die ein sehr eigenwilliges Verhältnis zur (persönlich praktizierten) „Moral“ haben, erscheint mir eine gewisse Anonymität nicht „offiziell“ Schreibender nicht nur legitim, sondern geboten!
Abschließend zur Diskussion, es ist völlig in Ordnung, wenn jemand 65€ für ein Gutachten in Rechnung stellt, es wäre auch in Ordnung, wenn angesichts eines qualifizierten Gutachtens 650€ genommen würden. Nur, hat der, der die Dienstleistung in Anspruch nehmen möchte, nicht ein Recht zu erfahren, welche Leistung ihn erwartet?! Wie stehen die Chancen, das das Spiel veröffentlicht wird und welcher Lohn erwartet ihn im Erfolgsfall? – TRANSPARENZ ist das Zauberwort. Zu den beiden letzten Punkten hat der SZ-Artikel Auskunft gegeben, zum ersten Punkt leider nicht. Hier erscheint in der Nachbetrachtung – mea culpa – mein ironischer Beitrag zu optimistisch. Vielmehr sieht es auch unter Würdigung der Diskussionsbeiträge -in beiden Foren- so aus, dass weder Agenturen, die von Autoren eingereichte Spiele begutachten, noch die SAZ als Hauptziel die Förderung des „Kulturguts Spiel“ ansieht, das waren Andere! [Vorsicht: Der letzte Satz enthält Ironie -o.ä.- und beabsichtigt nicht, geschäftsschädigend, herabwürdigend oder moralinsauer zu sein].
Transparent intransparente liebe Grüße
WOZ
@WhiteZombie: Treffer?! Wenn man wirklich etwas zu sagen hat, sollte man das nicht hinter vorgehaltener Maske tun …
Aber wenn wir schon mal dabei sind, „was reitet eigentlich“ WhiteZombie solch einen Kommentar im spielbox-Forum abzugeben? Mich wundert es jedenfalls nicht, wenn die im ursprünglichen Posting erzeugte negative Grundstimmung dann andere angesteckt hat. Hinterher dann zu sagen, das war alles nur „Ironie und Sarkasmus“ finde ich doch einigermaßen – fragwürdig.
Menschen die sich mit „so etwas“ auskennen, wie z. B. Karikaturisten, Kabarettisten oder Kommentatoren bedienen sich der gesamten Klaviatur aus Überzeichnung, Parodie oder eben Ironie. Die verstecken sich aber nicht, sondern stehen auf Seite 2 der Tageszeitung, vor Live-Publikum auf einer großen Bühne, oder vor laufender Fernsehkamera und darunter eingeblendet: Vor- und Nachname.
„Ironie“ ist sicherlich ein beliebtes und legitimes Mittel um auf tatsächliche (oder auch nur auf vermeintliche) Missstände hinzuweisen. Wer aber nur aus dem Hinterhalt heraus ironisch sein kann, ist in meinen Augen nur – bitte entschuldige das harte Wort – feige!
Und noch etwas: Wieso ist es möglich sich anonym über andere lustig zu machen oder über sie herzuziehen aber nicht einfach mal „Entschuldigung“ zu sagen? Anonym natürlich (damit es nicht so weh tut)!
Ich würde ungern dass die bislang recht sachliche Diskussion abgeleitet. Es ist imho ziemlich unerheblich für die Sache, wie sich die Diskussion im Spielboxforum entwickelt hat oder wie dort die Diskussionsführung war. Hier soll es ausschließlich um die Sache gehen!
Insofern halte ich von Schuldzuweisungen diesbezüglich (ob berechtigt oder nicht) nichts!
Ryan hat einen langen und sehr lesenswerten Artikel verfasst – ich poste hier mal den Link, denn er hat ihn versehentlich an falscher Stelle gesetzt:
https://www.spielbar.com/wordpress/2009/11/01/1128#comment-14988
Kleine Richtigstellung: Wenn wir das Ravensburger Model kritisieren, stellen wir damit nicht automatisch die fachliche Qualifikation von Christian Beiersdorf in Frage.
Es geht hier von vornherein nicht um die fachliche Qualifikation sondern darum, dass Autoren für eine Tätigkeit bezahlen müssen, die zu den üblichen Tätigkeiten eines Redakteurs gehören. Ob sie von Christian Beiersdorf oder einem festangestellten Redakteur ausgeübt wird, halte ich dabei für nicht relevant.
Ich wurde inzwischen auch direkt aus dem Hause Ravensburger – zwar in freundlich-kollegialen Ton aber inhaltlich nicht überzeugend – aufgefordert, Christian Beiersdorf nicht mehr als Redakteur des Ravensburger Spieleverlages zu bezeichnen, was ich ‚ wider besseres Wissen‘ wieder holt getan hätte. Eine konkrete Alternativbezeichnung wird mir aber leider nicht angeboten:
„Es ist dir sehr wohl bekannt, dass er in seiner Funktion als externer Dienstleister für Ravensburger arbeitet, indem er an seine Agentur eingesandte Spielevorschläge im Hinblick auf ihre Eignung für eine Präsentation bei Ravensburger prüft. Zu diesem gebührenpflichtigen Service gehört die Aufbereitung der Spielevorschläge für die Präsentation bei Ravensburger ebenso wie die Korrespondenz mit den Einsendern, einschl. einer ggf. erforderlichen begründeten Absage und Rücksendung.“
‚Externer Dienstleister‘ – damit könnte er auch Fensterputzer sein. Und die nachfolgende Beschreibung enthält meiner Meinung nach ausschließlich Tätigkeiten, die zum üblichen Aufgabengebiet eines Redakteurs gehören. Daher stellt es sich – sicherlich nicht nur für mich – weiterhin wie folgt dar.
Ravensburger hat einen Teil seiner Redakteurstätigkeit auf die Agentur von Christian Beiersdorf ausgelagert und bürdet für diesen ‚Service‘ den Autoren Gebühren auf. Das ist der Kritikpunkt.
Der andere ist, dass die gebührenpflichtige ‚Nutzung dieses Services‘ Voraussetzung ist, um eine theoretische Chance auf Vermittlung zu haben.
Moralisch fragwürdig wird es meiner Meinung nach, wenn es – hinsichtlich der Tätigkeit für Ravensburger – um die Beantwortung der Frage geht, für wen Christian Beiersdorf eigentlich welche Tätigkeit ausübt.
Ist er Agent des Autors, dann sind die 65,- Gebühr angesichts der bisherigen bekannten Vermittlungsrate in Höhe von 0 aus ca. 1000 in 6 Jahren kein seriöses Geschäftsmodell.
Ist er nur ‚externer Dienstleister für Ravensburger‘ dann stellt sich die Frage, was ihn von einem Redakteur unterscheidet? Dass Redakteure freiberuflich arbeiten ist in der Spieleszene nicht ungewöhnlich und auch nicht verwerflich.
Warum Ravensburger sich dagegen wehrt und Christian Beiersdorf die Bezeichnung ‚Ravensburger Redakteur‘ sogar als ‚geschäftsschädigend‘ ablehnt, ist hier der springende Punkt.
Der gebührenpflichtige ‚Service für Autoren‘ besteht darin, dem Verlag Redaktionsarbeit abzunehmen. Die Autoren zahlen in der – nicht wirklich begründeten – Hoffnung auf Vermittlung. Ich denke mal, ich bin nicht der einzige, der dieses Geschäftsmodell für unseriös hält.
Im Buchbereich nimmt Ravensburger jedenfalls keine Gebühren, obwohl auch dort das Problem der vielen Einsendungen besteht: http://www.ravensburger.de/start/service/autoren/buecher/index.html
Ich denke, dass es im Buchbereich einen Aufschrei der Empörung geben würde, wenn Ravensburger das Modell dort anwendete (siehe auch Zitat am Ende von Kommentar 11). Aber im Spielebereich sind die Autoren noch unerfahren und ohne eine unabhängige Interessenvertretung …
[Die Tätigkeit in Bezug auf andere Verlage wird hier gar nicht kritisiert, weil es da klar ist, dass Christian als Agent des Autors nach einem Verlag sucht. Ob 40% im Spielebereich zu viel, zu wenig oder angemessen sind, kann man sicherlich ganz entspannt diskutieren – so da überhaupt ein starker Bedarf besteht.]
Ryans Beitrag wirft die Fragestellung nach der Berechtigung des prozentualen Anteils von Lizenzagenturen in der Spielebranche auf. Solche Agenturen gibt es ja schon sehr lange – z.B. Bar David in Israel, Michael Kohner in den USA oder Seven Towns in England, um nur einige zu nennen. Einige von ihnen arbeiten sogar mit einem Anteil von 50%. Bei vielen hat sich das Verhältnis 60% Autor / 40% Agentur durchgesetzt. Dies hat sicher auch etwas mit dem deutlich höheren Aufwand bei Spielen im Gegensatz zu beispielsweise Büchern zu tun, und mit den Erfolgsquoten im Verhältnis zum Aufwand ebenso. Es gibt nicht wenige Fälle, bei denen ein Verhältis 40/60 auch angemessen wäre, wenn man den inhaltlichen Aufwand der Agentur ins Verhältnis mit dem Input des Autors setzt. Für 15%, wie von Ryan vorgeschlagen, würde und könnte jedenfalls keine professionelle Agentur arbeiten und überleben. Jeder Autor, der einen solchen Vertrag mit einer Agentur eingeht, macht dies ja auch absolut freiwillig und in Kenntnis dieser (weltweit üblichen) Konditionen. Das mag in Deutschland nach wie vor noch ungewöhnlich sein, in anderen Ländern ist es eine wesentlich mehr verbreitete Praxis, und ein Service, den Autoren durchaus auch schätzen.
Ryans Beitrag sollte man wohl besser dort diskutieren, wo er ihn geschrieben hat.
Hier lenkt das doch mehr von dem eigentlichen Diskussionsthema (siehe Peers Artikel) ab: Der Autor zahlt für redaktionelle Arbeit, die als Service für ihn dargestellt wird; in den meisten Fällen ohne dass überhaupt ein Vermittlungsvorschlag gemacht wird. Für mich ist aber schon ganz gut nachvollziehbar, dass Christian gern das Diskussionsthema ändern möchte. ;)
@Günter Cornett – Statement 79
Hallo Günter,
ich habe den Diskussionsstrang und die weiterführenden Links jetzt weitgehend gelesen.
Generell zu diesem Thema:
Aus der Sicht eines Spielverlags kann ich das Outsourching der Spielerstsichtung, der Vorsortierung … sehr gut nachvollziehen, wenn folgende Faktoren eingetreten sind:
– Wenn die Anzahl der unfreien Paketzusendungen drastisch zunahm und einen erheblichen Kostenfaktor darstellte
– Wenn eine große Gruppe von Autor/innen trotz höflicher Belehrung in den Absageschreiben immer wieder Klone von anderen Spielen anbot, welche dennoch einen erheblichen Zeit- u. Ausgabenfaktor über das Geschäftsjahr darstellten
– Wenn sich dies trotz der Herausgabe des „Leitfadens für Spieleerfinder“ nicht zum Positiven entwickelt hat und die unnötigen Ausgaben unverändert oder in einem untragbaren Rahmen blieben
– Wenn der Verlag eine Gruppe von zuverlässigen Autor/innen als Produktanbieter besitzt, die sich an wichtige Vorgaben hält und immer wieder sehr gute umsetzbare Spielidee einsendet, welche dem Verlag für seinen Sortimentbestand und seine Sortimententwicklung ausreichen
Dies sehe ich unabhängig davon, wie viel Gewinn der Verlag momentan macht. Eine Unternehmung MUSS weitsichtig denken und auf unnötige Kostenfaktoren verzichten, um langfristig bestehen zu können.
Die Kosten für die unbrauchbaren Zusendungen in immensen Ausmaß beziehen sich nicht nur auf das Einstellen von 2 – 4 weiteren Redakteuren, sondern sie sind weitaus höher. Ich will das hier nun nicht in ganzer Länge aufbröseln, doch jeder, der schon mal einen Arbeitsplatz geschaffen hat, die Raumkosten, Gerätschaften, Krankheitstage, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld… bezahlt hat weiß, was Mitarbeiter tatsächlich kosten. Wenn dies vom effektiven Nutzen her in keinem gesunden Verhältnis mehr steht, muss eine Unternehmung reagieren. Dass dies für die negativ Betroffenen nicht erfreulich ist, steht außer Frage. Doch ebenso steht es außer Frage, dass Ravensburger aus wirtschaftlicher Sicht richtig gehandelt hat.
Zu der Frage, ob Christian Redakteur von Ravensburger ist:
Nein, natürlich nicht. Er ist Agent und Ravensburger Klient. Dies ist ganz einfach an wenigen Punkten ersichtlich.
1.) Christian ist selbständiger Dienstleister und das für Autoren und vielerlei Verlage. Ravensburger Redakteur wäre er einzig dann, wenn er mit Ravensburger einen Vertrag mit exakt dieser Berufsbezeichnung abgeschlossen hätte.
2.) Macht Christian die Arbeit eines Ravensburger – Redakteurs in üblichem Umfang? Hier gilt ein ganz klares NEIN. Die Arbeit eines Redakteurs geht weit über das Paketöffnen, Besichtigen, Anspielen, Aussortieren, Probespielen, Optimieren, Schriftstücke Anfertigen … hinaus.
3.) Hat Christian die selbe Entscheidungskraft wie ein Ravensburger -Redakteur? Nein. Hätte er diese, dann wäre die Bilanz von Null – Spielen bei Ravensburger durch Christian gewiss eine andere.
Daraus kann man ableiten, dass von den Spielideen die Christian Ravensburger anbot keines dabei war, welches die tatsächlichen internen Bereichsredakteure überzeugen konnte. Ich sehe hierbei keinerlei Schuld bei Christian, da er ja davon profitieren würde, wenn er ein Spiel bei RB unter Vertrag bringt. Ableiten kann man davon auch, dass die Ravensburger Entscheidung wirtschaftlich völlig richtig war.
Dass Christian sich gegen den Titel „Ravensburger Redakteur“ wehrt, ist völlig verständlich. Warum? Weil durch diese falsche Titulierung der Eindruck von Scheinselbständigkeit entstehen kann. Scheinselbständigkeit besteht z. B. auch dann, wenn ein Unternehmer in sehr großer Abhängigkeit zu einem einzigen anderen Unternehmen steht. Durch die falsche Titulierung könnte für das Finanzamt ein solcher Eindruck entstehen. Würde dies eintreten, hätte Christian und Ravensburger einen hohen bürokratischen Akt zu bewältigen, um das Finanzamt vom Gegenteil zu überzeugen.
Einer anderer wesentlicher Nachteil besteht für Christian zudem durch solch eine Falschtitulierung, dass er bei anderen Verlagen mit einem Angebot unglaubwürdig erscheinen könnte. Es gibt noch mehr nachvollziehbare Gründe, doch ich will es dabei belassen.
Zu dem Thema Kosten und Nutzen für Autor/innen in bezug auf Agentur Spiel:
– Wenn ich über Agentur Spiel bei Ravensburger eines meiner Werke unter Lizenzvertrag bringen will, werde ich automatisch mit der informativen Website konfrontiert und kann bei gründlicher Recherche erkennen, wie gering dabei meine Chancen sind. Die Chance auf einen Vertrag bei Ravensburger war früher nicht höher, doch die Möglichkeit für diese Chance war für jene Gruppe von Autor/innen billiger, welche Ravensburger hohe Unkosten bescherte. Wenn ich mich nun nach genauer Recherche der Website von Agentur Spiel dafür entscheide weiß ich, was auf mich zukommt. Will ich diesen Weg zu Ravensburger nicht, dann habe ich immer noch eine andere reale Optionen:
– Ich rufe bei Ravensburger an und frage höflich, ob zu meinem Spielthema überhaupt Interesse besteht. Wenn ja, kann ich um einen Vorstellungstermin auf einer Messe und/oder anderen Veranstaltung bitten. Wenn kein Interesse besteht, hat sich das Thema RB automatisch erledigt. Schriftlich kann man dies auch tun. Hierbei macht auch der Ton die Musik.
Zum Thema Neulinge in der Szene:
– Neulinge haben natürlich den Nachteil, dass sie sich vorerst durch den gesamten Informationsdschungel kämpfen müssen und somit evtl. noch nicht beurteilen können, welcher Weg zu einem Verlag bisher üblich war, ob sich dies geändert hat und warum sich dies geändert hat und wo es nicht so ist … Wenn ein Neuling ein Spiel entwickelt hat, das zu Ravensburger passt und überzeugt, dann wird er auch durch eine Agentur vermittelt werden können. Wenn dies nicht der Fall ist, dann hat er jetzt durch die Vorgeschichte finanziell zu leiden. Doch die Vorgeschichte brachte eben für Ravensburger diese wirtschaftliche Konsequenz mit sich. Ich nehme an, dass Christian neuen Autor/innen auch den „Leitfaden für Spieleerfinder“ ans Herz legen wird. Somit werden Neulinge auch über andere Möglichkeiten wie Veranstaltungen u. s. w. informiert.
Auch Neulinge werden wissen, dass es viele Spielverlage gibt und nicht nur einen.
Dennoch sehe ich die Entwicklung, dass sich zunehmend auch andere Verlage den Schritt zu einer Agentur überlegen, nicht positiv an. Bei Ravensburger ist es zumindest noch sehr zu begrüßen, dass man im Falle der Vermittlung über die Agentur Spiel sein volles Autorenhonorar bekommt und dass man sich im Vorfeld über den Grad des Interesses an der eigenen Idee informieren kann. Das Entgegenkommen von Ravensburger mit dem 100%igen Honorar ist selbst bei Literaturagenturen nicht der Fall. Doch wie ich in meinem 1. Statement an anderer Stelle bereits schrieb, ist das Prozedere zwischen Spiel- und Literaturagenturen nicht in ganzer Linie zu vergleichen.
Günter, ich sah mir den Link zum Ravensburger Buchverlag an und merkte sofort, dass ich den Text bereits kannte. Was da zwischen den Zeilen ganz deutlich und gewiss auch bewusst zu lesen ist, ist die Tatsache, dass unangeforderte Manuskripte/Exposés auch dort nicht sehr gerne gesehen sind und auch weitaus schlechtere Chancen zur Veröffentlichung haben. Ehrlich, ich kann das nachvollziehen. Es gibt übrigens mehrere Agenturen, die im Literaturbereich auch Ravensburger die passenden Genre präsentieren und an diese kann man sich wenden.
Beim nochmaligen Durchlesen meines Schreibens bemerkte ich eben, dass es sich so liest als wenn ich von Ravensburger komme, oder ein sehr guter Freund von Christian bin. Beides ist nicht der Fall. Ich bin von beiden Seiten jedoch immer höflich und anständig behandelt worden und sehe in bezug auf die Thematik nur die Fakten. Ich versuche auch, die Sicht von beiden Seiten zu sehen und komme von daher zu meiner Überzeugung.
@ Christian Beiersdorf – Statement 80
Hallo Christian,
da Günter hier das ‚Thema nicht wechseln will, was ich so respektiere, wende ich mich diesbezüglich persönlich per Mail an Dich, da es an die andere Stelle, wohin es mich ursprünglich verschlug, auch nicht passt.
Wenn man auf die Seite von Projekt Spiel schaut, sieht man, dass ein Aspekt der Agentur die Entwicklung von Merchandising-Projekten für unterschiedlichste Spielverlage ist, daher kann man Christian Beiersdorf nicht den Vorwurf der Scheinselbstständigkeit machen. Außerdem bietet er ja auf seiner Homepage an, dass er, wenn es bei Ravensburger nicht geklappt hat, er anderen Verlagen anbietet. Daher dürfte die Bezeichnung Ravensburger Redakteur unpassend sein.
Auch im Literaturbereich bieten viele Autoren Kopien von bekannten Formaten an, schicken Kochbücher an Jugendverlage und senden Manuskripte, die nicht den momentanen Anforderungen entsprechen. Ich wette, dass Buchlektoren genauso wie Christian Hildebrand von ihrer Arbeit berichten können. Dennoch gibt es bei den Autoren die Bewegung Fairlag, die sich dafür einsetzt, dass der Autor nicht direkt für die Veröffentlichung bezahlen muss.
Wahrscheinlich dürften noch mehr Menschen den Leitfaden kennen, wenn er im Internet veröffentlicht wäre. Soweit mir bekannt, nehmen die Autorenm dafür ja kein Honorar in Anspruch.
@ derdrei – Statement 84
Hallo derdrei, :-)
im Grunde stimme ich Dir völlig zu, dass man auf Christians Website „sieht“, dass er nicht scheinselbständig ist. Doch – und das ist wichtig – kann sich jeder eine Website basteln oder basteln lassen und dort zig Angaben machen, was er so alles tut, schon getan hat u. s. w. Diese können zutreffen, müssen es aber nicht.
Bei meiner Darstellung, dass sich eine falsche Titulierung (Ravensburger Redakteur) in die Richtung des Verdachtes der Scheinselbständigkeit negativ für Christian und RB auswirken könnte meinte ich, dass wenn dieser Titel in falsche Ohren gerät, ein falscher Verdacht entstehen kann und trotz aller Angaben auf der Website eine lästige Überprüfung erfolgen könnte.
Scheinselbständigkeit kann bereits dann vorliegen oder so definiert werden, wenn ein Unternehmer von einer einzigen Unternehmung bereits so viel Einnahmen bekommt, dass er von anderen Unternehmen völlig unabhängig wird. Früher konnte man noch locker damit argumentieren, dass man seinen Arbeitsplatz woanders hat und im Vertrag dieses un jenes steht. Heute ist es aber durchaus nicht unüblich, dass auch Festangestellte von zuhause für eine Unternehmung arbeiten. Mehr dazu wäre zuviel …
Ja, was Du zu den Verlagsangeboten im Literaturbereich schreibst, trifft vollkommen zu.
Als Autor/in im Literaturbereich tritt man jedoch ganz anderen Problemen und möglichen Fallen gegenüber. Darum ist beides nicht so einfach miteinander zu vergleichen, nur in gewissen Punkten. Es gibt in diesem Marktsegment unter der Autorengemeinde auch viel mehr „Herumgeschreie“, als im Marktsegment Gesellschaftsspiele. Nach meiner Ansicht vollkommen berechtigt, weil es dort tatsächlich „Verlage“ gibt, welche davon zu ca. 90% leben, dass Autoren für die Veröffentlichung bezahlen. Doch das geht nun wieder vom Thema ab – Günter, entschuldige bitte. Ich hab nun zum Kernthema nach meiner Auffassung auch alles gesagt und schau ein andermal wieder vorbei.
Bis die Tage
Ryan
at Ryan
Eine kleine Spitzfindigkeit: Man kann alles miteinander vergleichen, bedeutet ja nicht, dass man alles gleichsetzt. Beim Vergleich arbeitet man nämlich nicht nur die Gemeinsamkeiten heraus, sondern auch die Unterschiede.
Stimmt, Druckkostenzuschuss-Verlage haben wir bislang in der Spielebranche noch nicht, die gelten aber auch unter Autoren als höchst zweifelhaft.
@ derdrei – Statement 86
War eben noch im anderen Forenbereich …
Das war nun sehr spitzfindig von Dir :-)
Netter Gruß
Ryan
Ich denke ich habe meine Position in der Diskussion genug erläutert. Nur zwei Anmerkungen noch:
1.) Ist Beiersdorf die Redaktion? Nein, natürlich nicht. Macht er Redaktionstätigkeit? Natürlich, dafür ist er ja da. Ist er damit Teil der Redaktion? Das ist ein Streit um Worte und imho bedeutungslos. Für mich zählt: Er macht Redaktionstätigkeiten, die Ravensburger zum Teil von Autoren bezahlen lässt.
2.) Weil eine Reihe von Autoren sich nicht an die Regeln halten, werden alle Autoren (die nicht direkt mit der Redaktion bekannt) unter Generalverdacht gestellt, bzw. müssen alle blechen. Ob sie Unsinn machen und sich schlecht benehmen oder ob sie alles so machen, wie es der Readakteur gerne hätte, ist dabei egal. Das kann es imho nicht sein.
Ich glaube, mitunter verpasst Ravensburger auch eine gute Idee. Ich hätte mir i9n mit einem anderen Titel und einem leicht veränderten Thema auch bei Ravensburger vorstellen können.
Mir geht es nicht um die Frage der Scheinselbständigkeit sondern darum, dass Autoren – von Ravensburger – für Redaktionsarbeit Gebühren abverlangt werden. Wenn die Organisation dieser Tätigkeit mit Scheinselbständigkeit zu tun hätte, dann wäre es ganz sicher nicht meine Sache als Autor, dieses für Autoren nachteiliges Verfahren zu beschönigen, nur weil es rechtswidrig wäre.
Redaktionsarbeit wird schon länger ganz legal freiberuflich oder in abhängiger Beschäftigung ausgeübt. Ansonsten hätte das TM-Team sicher schon längst mal Probleme bekommen.
Alle Tätigkeiten, die mir von Ravensburger genannt wurden (siehe oben, Kommentar 79) gehören zu den üblichen Tätigkeiten eines Redakteurs. Es ist gerade in großen Firmen üblich, Redaktionsarbeit arbeitsteilig zu organisieren. Was die Verantwortung betrifft, so gibt es da ja auch noch den Chefredakteur als den Redakteuren vorgesetzte Entscheidungsgewalt (wobei weder Redakteur noch Chefredakteur eine geschützte Berufsbezeichnung ist).
Einen Hinweis auf die Art der Tätigkeit liefert die Webseite von Ravensburger bei der Benennung der von Christian für diese Tätigkeit mitgebrachten Voraussetzung.
„Christian Beiersdorf, als Agenturleiter von PROJEKT SPIEL, verfügt seit über 20 Jahren über eine profunde Erfahrung in der Spielebranche als Redakteur und Produktmanager in verschiedenen Verlagen. Diese Erfahrung soll Ihnen zugute kommen: In Form von Kritik und Ratschlägen, aber auch in Form von Optimierungsvorschlägen, bevor die Idee beim Ravensburger Spieleverlag präsentiert wird.
Im Falle einer Ablehnung durch den Ravensburger Spieleverlag können Sie auf Wunsch mit PROJEKT SPIEL einen Agenturvertrag abschließen, damit Ihre Spielidee auch bei anderen Verlagen professionell präsentiert werden kann.“
http://www.ravensburger.de/start/service/autoren/fragen-und-antworten/index.html
Zudem hat Christian Beiersdorf ein recht hohes Maß an Entscheidungsgewalt. 85% der Spielevorschläge lehnt er nach eigenem Bekunden ab, ohne sie dem Verlag vorzustellen. Diese Entscheidungsgewalt spricht meiner Meinung nach einerseits für seine Funktion als Redakteur, andererseits aber gerade für seine Unabhängigkeit, sprich Selbständigkeit.
Zum Thema Scheinselbständigkeit:
Bis vor einem Jahr(!) war die Art der Tätigkeit nicht ganz unrelevant, aber nur eines von fünf Kriterien. Waren drei erfüllt, wurde eine Scheinselbständigkeit vermutet: http://de.wikipedia.org/wiki/Scheinselbst%C3%A4ndigkeit#Gesetzesentwicklung
Wie die Vertragspartner die Tätigkeit titulieren, spielt allerdings keine Rolle. Das wäre auch ein bisschen zu einfach, wenn die Vertragspartner so die Frage der Scheinselbständigkeit für sich definieren könnten.
Nun, seit erstem Juli 2009 gelten andere Kriterien:
„Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers.“
http://bundesrecht.juris.de/sgb_4/__7.html
Was das konkret heisst, kann ich nicht in jedem Fall beurteilen, will ich auch nicht. Gemeint sind sicherlich z.B. Journalisten, die ausschließlich für eine Zeitung schreiben, oder ‚Kraftfahrer mit eigenem Lieferwagen‘, die als Subunternehmer für nur einen einzigen Auftraggeber arbeiten.
Davon dürfte die Tätigkeit eines freiberuflichen Redakteurs mit mehreren Auftraggebern sicherlich weit entfernt sein, noch dazu, wenn er bei anderen Verlagen Vermittlungserfolge vorweisen kann.
Wenn irgendwas auf Scheinselbständigkeit hinweisen kann, dann sind das Punkte, die Abhängigkeit belegen. Und da sehe ich so gut wie nichts – wenn überhaupt – nur Äußerungen von Christian selbst. Einerseits, dass die Gebühr von Ravensburger festgelegt wird, andererseits hier in Kommentar 49, wo er mitteilt, dass er manche Spiele, von denen er eigentlich weiß, dass sie bei Ravensburger abgelehnt werden, trotzdem vorstellt, um „… das offizielle NEIN, auf dessen Basis ich den Autor fragen kann, ob er einen Agenturvertrag zur Vermittlung an andere Verlage abschließen möchte.“ zu bekommen.
Ich halte solche Klausel nicht für verwerflich, aber sie belegt die Vorangstellung von Ravensburger gegenüber anderen Verlagen. Wenn etwas geschäftsschädigend ist, dann der Fakt, nicht dass man ihn öffentlich benennt.
Dass für Ryan, die Entscheidung des Verlages, Kosten auf Autoren abzuwälzen ‚richtig‘ ist, ist nachvollziehbar, wenn man den Standpunkt des Verlages einnimmt, der sich das Geld dort holt, wo es einfach zu kriegen ist. Aus Autorensicht ist diese Entscheidung schlicht unsozial und Ausdruck von Geringschätzung. Aber um das Interesse der Autoren geht es ja nicht; denn Autoren sind in erster Linie Kostenfaktor und nerven nur mit Spielevorschlägen … oder?
@Günter Cornett – Statement 90
Hallo Günter,
ich hab leider aus beruflichen Gründen nicht die Zeit, wiederholt so viel Text zu verfassen. Doch gerne würde ich das Thema mit Dir und/oder anderen weiter diskutieren. Sende mir doch an meine Mailadresse elbwood@yahoo.de eine Festnetznummer und als Betreff das Forenthema, dann rufe ich Dich gerne an. Kannst mir auch schreiben, wann es Dir zeitlich passt.
Netter Gruß
Ryan