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Spanien und Alchimisten

So, ab morgen bin ich für eine Woche in Barcelona. Also kein Blog am Montag. Der Urlaub ist hochverdient und zum richtigen Zeitpunkt: Gerade hab ich mein neuestes Buchmanuskript zum Verleger geschickt und telefonisch meine Anstellung an der Gustav-Heinemann-Oberschule bestätigt bekommen.

Spanien ist in Brettspielkreisen am ehesten für das Kartenspiel „Mus“ bekannt und ich werde in der Tat mal sehen, ob ich mir ein Blatt beschaffen kann. Sollte kein Problem sein, denn es stammt ja aus dem Baskenland und das ist ja dort in der Ecke ;-) Mus ist ein Partnerschaft-Bluffspiel, das sich ganz anders spielt als die meisten Kartenspiele.

Außer Mus wird dort noch das Kartenspiel „Tute“ gespielt, über das ich aber nicht viel sagen kann, außer dass es ein Stichspiel ist und ebenfalls mit spanischem Deck gespielt wird. Vielleicht lerne ich das ja mal. Kartenspiele reizen mich seit meiner Skat-Hochzeit immer besonders.

Ich hoffe zudem ein ordentlichen Barbacan-Brett zu bekommen. Barbacan gabs früher in einer sehr schönen Ausgabe bei „Das Spiel“, aber ich hatte als Student einfach zu wenig Geld dafür. Gespielt habe ich es nie, aber die Idee reizt mich: Es wird immer ein Stein gezogen und im Prinzip ist es ein Wettrennen. Steine blockiere aber immer die Wege, auf denen sie stehen für andere Spieler und so muss jeder eine Mischung aus Blockade und Bewegung finden, um das Ziel als erster zu erreichen – so ähnlich wie bei Backgammon, aber ohne Würfel und auch für mehr als 2 Spieler.

Was moderne Brettspiele betrifft scheint Spanien langsam aber sicher aus einem langen Schlaf zu erwachen: Devir (eine Rollenspielfirma und Importverlag, dessen Besitzer ich für mein Buch kurz interviewed habe) bringt z.B. eine Neuauflage des Klassikers „Escape from Colditz“ heraus – ich überlege es mir zu kaufen, auch wenn ich die Karten übersetzen muss. Auch „Cafe Race“ von Fran Garea (erschienen bei Homoludicus) und „Agora Barcelona“ von Jep Ferret und Oriol Comas scheinen nette, einfache Spiele zu sein. Mal sehen, was die Zukunft dort bringt! Spielen werde ich dort auf jeden Fall. Immerhin besuche ich den „Ludopath“ Ulrich Roth persöhnlich (http://www.terra.es/personal2/u.roth/6n.htm) – Der gewann ja mal den Portner mit seinem netten Do-it-yourself-Spiel „Fauna“ (Übrigens sehr empfehlenswert!)

Ich lass mich überraschen!

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Gestern habe ich „Alchimist“ von Amigo gespielt. Also vorweg: Das Spiel ist absolut abstrakt, das Thema aufgesetzt. Das muss nichts schlimmes sein. Im Prinzip versucht jeder Kombinationen aus Steinen zu legen und dafür Punkte zu bekommen. Originell ist, dass es 10 Kessel gibt, mit denen die Kombinationen festgelegt werden. Davon ab dass in jeden Kessel jeweils 2 Farben verboten sind und nirgendwo mehr als 2 gleichfarbige platziert Zutaten platziert werden dürfen, ist man mit seiner Wahl soweit frei: Kessel nehmen und Wunschkombination parken. Das können 5 Zutaten sein oder nur eine – ganz egal. Das Attribut „originell“ verdient sich der Mechanismus damit, dass die Spieler selbst entscheiden können, wieviel Siegpunkte sie dafür nehmen wollen (in gewissen Grenzen natürlich). Der Haken: andere Spieler können dieselbe Kombination auslegen und bekommen dann auch so viele Punkte. Zwar bekommt der Urheber eine Zutat bei dieser Kopieraktion, er selbst darf sich aber nicht mehr kopieren. Das ist so ungewöhnlich, dass man gar nicht weiß, wie man spielen sollte: Hohe Punkte oder niedrige? Kopieren oder nicht? Insofern ist das Spiel durchaus interessant.

Nun, wir spielten aber zu viert und vielleicht war das einer zu viel. Jedenfalls war bereits nach einem Drittel der Spieldauer klar: Ich habe anfangs schlecht gespielt und werde deswegen kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Meine Frau dagegen hat fleißig Kessel ausgelegt und bekam dadurch ständig neue Zutaten und konnte Punkte scheffeln. Nicht das ich was dagegen habe, wenn meine Frau mich vernichtend schlägt, nein, nicht die Bohne (*zähneknirsch*), aber eine -wenn auch kurze- Partie lang abgeschlagen zu sein und nicht das Gefühl zu haben, noch einmal was reißen zu können ist nicht schön.

Also: Alchimist verlangt nach mehr Partien, insbesondere nach einer Proberunde. Zu ungewöhnlich die Mechanismen. Italienische Spiele haben den Ruf, oft leicht überladen zu wirken. Das trifft auch etwas auf Alchimist zu; Ich bin mir nicht sicher ob die (von mir nicht beschriebene) Endwertung wirklich in der Form sein muss; sie scheint mir nicht wirklich für dieses Spiel wichtig und zu unbeeinflussbar. Naja. Schlecht ist das Spiel aber keinesfalls – nur muss man abstrakte Spiele mögen. Alles weitere müssen weitere Partien zeigen.

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 Rick Thornquist hat hingeworfen. Chris Farrell hört auf. Und jetzt teilt KMW mit, dass die Messevorschau in Zukunft nur noch in Tabellenform stattfindet. Schade! Das Internet ist um eine kostenlose (!) Attraktion ärmer!

ciao

peer

Peer Sylvester
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