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Flashback Zombie Kidz

Autoren: Baptiste Derrez, Marc-Antoine Doyon

Verlag: Le Scorpion Masqué /Asmodee

Für 1-4 Spielende ab 7 Jahren

Spieldauer: 20-30 Minuten pro Szenario

Was erwartet man von einer Fortsetzung? Zombie Teenz Evolution war thematisch, mechanisch und vom Spielgefühl her eine Progression von Zombie Kidz Evolution. Die Frage, ob es eine logische Fortsetzung ist, hat sich daher nicht gestellt. Flashback trägt das Zombie Kidz zwar im Namen, aber eher verschüchtert, fast wie ein Untertitel. Das kommt nicht von ungefähr: Es ist hier lediglich das Setting (inkl. Graphik), die sich an den ersten Teil anknüpft, spielerisch bewegen wir uns nicht einmal im selben Genre, die Autorin der Vorgänger, Annick Lobet,ist  hier nicht mehr als Autorin beteiligt. Auch die Legacy-Elemente gibt es nur noch im allerweitesten Sinne, der Wegfall des „Evolution“ ist daher konsequent.

Die Vorgängerspiele waren jetzt sehr erfolgreich und es ist logisch, dass der Verlag weiter auf die Marke setzen möchte. Spieldesigntechnisch wurde aber doch schon bereits so ziemlich das Maximum aus der Würfel-Idee der Vorgänger herausgeholt. Insofern macht der Genrewechsel durchaus sinn und tatsächlich stört er auch nicht: Die Kinder erkennen die Figuren aus Zombie Kidz sofort wieder auch das Setting beginnt vertraut im Schulhof. Dass anders gespielt wird, störte niemanden.

Als ich oben schrieb, dass wir uns in einem anderen Genre bewegen, war das nicht nur so dahingeschrieben. Flaschback ist im Prinzip ein Krimispiel: Es gibt drei Fälle zu lösen, die narrativ aufeinander aufbauen. Die Grundidee dabei: Alle Karten zeigen eine Szene, in denen die Zeit eingefroren ist. Dabei zeigt eine Karte eine bestimmte Perspektive. Alle Figuren, die dort zu sehen sind, sind nummeriert. Hinter den Karten mit der entsprechenden Nummer versteckt sich die Perspektive dieser Figur. Dadurch ergibt sich ein Kaleidoskop verschiedener Perspektiven, die zusammen genutzt werden sollen, um die gestellten Rätsel im „Who dunnit?“-Manier zu lösen. Dabei wird mit einer einzelnen Karte begonnen und man springt quasi von Figur zu Figur, bis alle Karten offen liegen. Das ist originell und zumindest anfangs auch witzig. Es ist aber auch recht schnell verwirrend, nicht zuletzt weil es keine gute Methode gibt, die Karten systematisch auszulegen. Über bestimmte Symbole kommen zudem noch Sonderkarten mit besonderen Perspektiven ins Spiel, die zwar wichtige Informationen liefern (können), aber eben die Übersicht nicht gerade erhöhen.

Insgesamt ist Flashback damit eine besondere Art eines Wimmelbildspieles; Die größte Hürde der Rätsel ist in den meisten Fällen die Übersicht und das reguläre Finden aller Karten. Darin unterscheidet es sich stark von Spielen wie Unlock, bei denen es auch Wimmelbildelemente gibt, die Rätsel aber im Vordergrund stehen. Das bedeutet vor allem, dass Flashback nicht sinnvoll mit mehr als zwei Spielenden genutzt werden kann – viel abzusprechen, also gemeinsam zu lösen, gibt es nicht und weil anderes als bei MicroMacro, die einzelnen Elemente so ungeordnet sind, sorgen zusätzliche Spielende eher für Verwirrung als für Hilfe. Die späteren Fälle bieten weitere Möglichkeiten, wie Sonderkarten gewonnen werden kann und insbesondere der zweite Fall wird dadurch sehr unübersichtlich und konnte trotz der Altersangabe von 7+ nicht von meinen beiden Töchtern ohne Hilfe bewältigt werden.

Einmal durchgespielt lockt Flashback mit einer Reihe von Bonusrätseln, die aber dann wirklich reine Wimmelbildaufgaben darstellen.

Flashback ist insgesamt nicht nur ein anderes Genre: Wo die Vorgänger lockere, weitestgehend hirnfreie Würfeleien waren, die durch die Zufallselemente Spannung und Geschichten kreierten, sind die Spielenden bei Flashback wortwörtlich Zuschauer, denen eine Geschichte, auf zugegebenermaßen originelle Art, dargeboten wird. Dabei ist die Geschichte tonal passend lustig-abstrus, aber genau deswegen fällt es schwer eine emotionale Bindung zum Geschehen aufzubauen und auch die eine oder andere logische Schlussfolgerung wird erschwert – wenn die Physik außer Kraft gesetzt ist, ist es schwierig sich vorzustellen was alles möglich ist.  Das entspricht auch dem Gesamteindruck des Spieles: Flashback ist ohne Zweifel handwerklich sehr gut gemacht. Es versucht auch einem weitestgehend abgegrasten Genre eine neue Seite abzugewinnen und obendrein für eine Altersgruppe geeignet zu sein, für die es innerhalb dieses Genres wenig Alternativen gibt. Nur braucht das Spiel die Spielenden genau genommen nicht wirklich und verurteilt diese zu Zuschauenden, ohne allzu fesselnde Aufgabe.

 

Peer Sylvester
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