Autor: Shi Chen
Verlag: Play with us Design
Für 4-8 Personen ab 6 Jahren (eher 6-8 Personen)
Spieldauer: 15-30 Minuten
Letztes Jahr habe ich eine kleine Verlagsübersicht des Taiwanesischen Verlages Play with Us Design erstellt. Dort habe ich den Umgang mit Informationen als gemeinsames Thema der Spiele benannt (und nebenbei Vita Mors als eines meiner Lieblingsspiele des Jahrgangs gekürt).
Auch die #Spiel24 Neuheit Doodle Puzzle arbeitet mit Informationen, aber auf eine gänzlich andere Art und Weise: Es geht um das Zeichnen von Begriffen.
Nun wäre „eine Person zeichnet und die anderen Raten“ kaum ein „Umgang mit Informationen“ und das wäre überhaupt etwas zu geradeaus für Shi Chen. Also gibt es da ein paar Komplikationen: Zum einen zeichnen viele und aus allen Bildern werden Teile entnommen und zu einem neuen Bild zusammengesetzt. Zum anderen gibt es einen „Bösewicht“, der eines der Teile verändern oder löschen darf. Nur eine Person rät. Diese Person darf die anderen beim Zeichnen zusehen, aber nur mit einer Farbfilterbrille – diese Person sieht also, wie die anderen malen, aber nicht was.
Wer auch immer rät, muss nun mit stark codierten Informationen arbeiten: Ein Bild, in dem Details an den falschen Stellen und/oder mehrmals auftreten und das aus verschiedenen Perspektiven zusammengesetzt ist und an dem zudem auch noch herummanipuliert wurde! Das funktioniert besser – und damit meine ich: schlechter, aber lustiger – je mehr Personen zeichnen. Vier Spielende sind die absolute Untergrenze, eigentlich funktioniert das ganze Konzept erst richtig mit einer vollen Anzahl an Personen. Es ist dann tatsächlich erstaunlich, was noch erraten werden kann und was nicht.
Allerdings konnte die Information, den anderen beim Malen zuzusehen bislang kaum bis gar nicht konstruktiv genutzt werden. Dieser Aspekt wirkt eher wie eine elegante Methode dafür zu sorgen, dass die ratende Person nicht ewig warten muss, während die anderen zeichnen, sondern etwas zu tun hat. Wer die Wartezeit nutzen kann, für sich wilde Theorien aufzustellen, was da wohl gezeichnet wird, langweilt sich nicht.
Wer hier wirklich intensiv regelmäßig liest (und das bin wohl nur ich), dem könnte aufgefallen sein, dass Doodle Puzzle wie eine Verbindung der Zeichenspiele Invisible Ink (Zeichnen mit Farbfilterbrille) und Chaotic Studio (Aufteilen der Zeichnung in unterschiedliche Teile) darstellt. Das ist kein Problem, dürfte die Anzahl der Personen, die beide tatsächlich gespielt haben wohl im niedrigen Zweierbereich liegen. Viel stärker wirkt dagegen, dass Doodle Puzzle ein bisschen umständlich wirkt.
Bei Social-Deduction – Spielen wie Vita Mors und Conspiro gehört ein bisschen Ritual durchaus dazu; es erlaubt den Informationsfluss besser zu steuern und schafft vielleicht sogar Athmosphäre.
Bei einem Zeichenspiel geht es aber um das Zeichnen und eventuell das Erkennen. „Zeichnen“ ist bereits Aktivität genug, das Ergebnis sollte möglichst schnell im Mittelpunkt stehen. Daher funktionieren Spiele wie Catch Sketch, Krakel-Orakel aber auch Mutabor so gut. Doodle Puzzle funktioniert auch gut, aber die Aktivität durmrum, insbesondere das Neupuzzlen des Bildes, nimmt viel Raum ein. Man zeichnet alleine, dann bastelt man das Bild zusammen, was mehr Fummelarbeit ist, und dann erst gibt es eine kurze Raterunde, wo man gemeinsam spielt. Das ist leider etwas wenig im Vergleich zu anderen Zeichenspielen.
Ich hatte oben erwähnt, dass vier Personen zu wenig sind und sechs eigentlich die echte Untergrenze sind: Der grund liegt genau in dieser Umständlichkeit. Bei wenig Personen ist die Wirkung, des etwas umständlichen Rituals zu gering, so dass man sich fragt, warum man das alles auf sich nehmen soll. Erst wenn die Anzahl so groß ist, dass wirklich Kaleidoskope entstehen, sieht man, was Doodle Puzzle vermag. Und dann stört auch das Ritual nicht mehr, da Spiele mit vielen Personen immer umständlicher sind als mit wenigern.
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