Autoren: 7 Bazis
Verlag: frechverlag
für 2-8 Spieler*innen
ab 10 Jahren
Spieldauer: 20-40 Minuten
Manche Kritiken gehen sehr einfach von der Hand. Nicht weil das betreffende Spiel besondere Ablehnung oder hemmungslose Begeisterung weckt. Manche Spiele bieten einfach genau das was auf der Schachtel steht. Das kann – je nach dem wie sich das Spiel präsentiert – eine gute oder auch eine schlechte Sache sein.
Krakel-Orakel kündigt sich als ein Zeichenspiel für all jene Spieler*innen an, die nicht zeichnen können. In dieser Umschreibung steckt natürlich ein guter Schuss Marketing-Text. Aber dieser Untertitel zielt viel mehr darauf ab Hemmschwellen bei Seltenspieler*innen abzubauen. Er sagt, dass weder Übung noch Talent nötig sind, um mit diesem Spiel Spaß zu haben.
Man erhält einen geheimen Begriff (Nomen, Verb oder Adjektiv) und muss diesen in etwa zwei Minuten auf dem eigenen, abwischbaren Spielbrett zeichnen. Dafür muss man lediglich vorgedruckte Linien nachziehen. Die Herausforderung besteht darin, dass diese Linien absichtlich so gedruckt sind, dass sie keine Begriffe irgendwelcher Karten darstellen.
An eben dieser Stelle lockt Krakel-Orakel den Einfallsreichtum und die Kreativität aus den Spieler*innen heraus. Man versucht Muster und Formen im Durcheinander des Bretts zu erkennen, nachzuzeichnen und damit auf das Wort hinzuweisen, welches man erhalten hat. Krakel-Orakel ist natürlich ein kooperatives Spiel, so dass man nicht gezwungen ist andere am Tisch hinters Licht zu führen oder auf falsche Fährten zu locken. Das baut nicht nur Sorgen ab, sich mit den eigenen Zeichenkünsten zu blamieren, es weckt auch ein konstruktives Miteinander am Tisch. Alle wollen erkennen was die anderen umrissen haben. Ausliegende Begriffe müssen zwar nicht direkt zugeordnet werden, aber es liegen auch immer zufällig gezogene Begriffe aus, die niemand gezeichnet hat. Man muss also nur erkennen was überhaupt nicht nach dem aussieht was die Mitspieler*innen gezeichnet haben. Was vielleicht nach einer Stolperfalle für Missverständnisse und spöttisches Gelächter anmutet, entpuppt sich am Spieltisch meist nur als kleiner Nebenschauplatz. Denn Zeichner*in wie auch Spielende versuchen sich gegenseitig zu verstehen. Die eigentliche Spannung und auch spielerische Begeisterung findet beim Zeichnen statt. Die Auflösung im Anschluss erlaubt es vielmehr den kurzen Stress wieder abzustreifen, während man sorgfältig die Bilder betrachtet.
In Summe hinterlässt das ein positives Spielgefühl. Vor allem ist eine Fehleinschätzung eine gemeinsame Niederlage, statt ein individuelles Versagen mit dem man sich die Blöße gibt. Da fällt es auch nicht störend auf, dass die Partien oft recht einfach anmuten. Krakel-Orakel ist kein Spiel, welches wegen seiner Regelfinessen in Erinnerung bleiben wird. Das muss es auch nicht. Den Anspruch mit jeder Neuerscheinung raffinierte und innovative Konzepte präsentiert zu bekommen, haben vermutlich nur Spieler*innen, die sich an Geometric Art, Fiesta de los Muertos oder Pictomania bereits satt gespielt haben. Aber zu Krakel-Orakel mit seinen knallpinken Akzenten greifen vermutlich eher andere.
Krakel-Orakel ist ein einstiegsfreundliches Partyspiel. Es ist eine schöne Beschäftigung für Gruppen, die um dieses „Brettspiel-Hobby“ vielleicht eher einen Bogen machen. Nicht zuletzt, weil es eben nicht ganz so schwer ist eine Partie erfolgreich abzuschließen. Spaß haben ist – nicht nur bei Partyspielen – eben wichtiger als der Nervenkitzel, der sich einstellt, wenn das Scheitern droht.
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