Eigentlich wollte ich heute über Spekulatiuskekse schreiben. Spekulatius gibt es jetzt überall zu kaufen, was mir sehr gefällt, denn ich mag die (In Indonesien gibt es die übrigens ganzjährig). Und wenn man Butterspekulatius kauft, fühlt sich das auch noch nicht so nach Weihnachten an.
Ich nehme aber an, dass sich über die gerade vergangene Spiel etwas mehr schreiben lässt. Dafür schreiben weniger Blogs über Spekulatiuskekse (heißen in Holland übrigens Speculaas). Vermute ich jedenfalls. Vielleicht gibt es eine Blogkultur über Spekulatiuskekse, mit Rezensionen der neuesten Marken, Podcasts-Diskussionen über Rezepturänderungen und Unboxing-Videos. Ich weiß es nicht. Ich bin aber ziemlich sicher, dass auch die größeren Spekulatiiusmessen keine 190.000 Zuschauer anlocken. Ja, dieses Jahr, waren mehr Leute auf der Spiel als je zuvor und die Ausstellungsfläche ist ebenfalls weiter gewachsen.
Aber was heißt das konkret?
Das heißt nicht einfach nur, dass die Messe jedes Jahr größer und größer wird, wie ein Hefekloß, sondern auch, dass sich das Hallenlayout jedes Jahr ändern muss. Dieses Jahr war die Rollenspielhalle am Ende eines Schlauches, eine echte Sackgasse und damit zum Teil etwas verlassen. Bis Samstag zumindest. Denn mehr Leute heißt eben auch: Mehr Gedränge. Praktisch jeder Platz am Samstag war besetzt. Daher immer wieder die Rufe nach einem zusätzlichen Tag – aber ganz ehrlich, von den Problemen für Kleinverlage (die oft nur 1-3 Helfer haben) ganz abgesehen: Viele, viele Spiele sind auch so ausverkauft. Mehr Tage bedeuten längere Gesichter. Ich kann mir allenfalls vorstellen, den Mittwoch auch offiziell zu einem Pressetag zu machen, an dem nur Fachpublikum und Presse Zutritt haben (analog Nürnberg).
Mehr Leute bedeutet leider auch eine Zunahme krimineller Energie. Vor zehn Jahren waren Ladendiebstähle noch das größte Problem, einzelnen Besuchern wurden Brieftaschen geklaut. Vorletztes Jahr gabs den ersten Fall, dass eine Kasse entwendet wurde. Letztes Jahr gab es schon einen versuchten Raub bei Schwerkraft und dieses Jahr scheinen mehrere Räuber unterwegs gewesen zu sein und haben mindestens zwei Kassen gestohlen. Ein Täter wurde gefasst – weitere Infos habe ich nicht. Ich vermute aber stark, dass nächstes Jahr die Security etwas hochgefahren werden könnte. Was nicht schlecht wäre, denn für viele Verlage kann ein solcher Raub den finanziellen Ruin bedeuten.
Eine größere Messe bedeutet natürlich aber in erster Linie positives: Mittlerweile trifft sich fast die gesamte internationale Brettspielszene in Essen und bietet so die einzigartige Möglichkeit Autoren oder Blogger aus aller Welt persönlich zu treffen. Für mich mittlerweile der Hauptgrund jedes Jahr zu fahren!
Vor allem aber geht es natürlich um Spiele und das werden immer mehr. Und es ist wirklich für jeden etwas dabei und wer Spiel X verpasst, kann Spiel Y entdecken – egal was man mag. Dieses Jahr gab es sogar Überraschungen bei Fairplay: Mit Belratti oder City of Rome hatte wohl niemand im Vorfeld gerechnet (Die üblichen Verdächtigen waren eher Coimbra, Lift Off, Carpe Diem etc.). Beide habe ich noch nicht gespielt, ich bin also gespannt, ob sich der Eindruck bestätigt…
Persönlich esse ich gerne Spekulatiuskekse, aber ich gehe nach wie vor gerne auf die Messe. Dieses Jahr war wieder keine Ausnahme. Und es hat sich in jeder HInsicht gelohnt: Ich habe viele, viele Leute getroffen und mit vielen davon gespielt (und dass Cole „Roots“ Wehrle mir gesagt hat, dass er ein Fan meiner Spiele ist, war vielleicht mein Messehighlight). Ich habe Termine mit 4 Verlagen gehabt, die 5 und 7 Prototypen mitgenommen haben – und ein Verlag, mit dem ich am Mittwoch abend ein bisschen gequatscht habe, hat spontan ebenfalls einen mitgenommen. Wenn 1-2 davon zur Veröffentlichung führen, war es ein gutes Jahr. :-) Ich habe viel gespielt und einiges gekauft, wenn auch deutlich weniger als in den letzten Jahren. Das lag aber nicht unwesentlich daran, dass es immer weniger gibt, was ich noch haben müsste und das ich dieses Jahr fats nichts blidn gekauft habe. Aber es waren schon coole Spiele zu sehen und zu spielen, wo ich stellvertretend Crossroads of Heroes und First Contact nennen möchte. Optisch nehmen die Spiele auch immer weiter zu – das schönste Artwork hatte in meinen Augen A pleasant journey to Neko von Wood Games. Und meine Kinder freuen sich über Concept Kids.Das schrägste (gespielte) Spiel war wohl Sovjet kitchen, ein Appunterstütztes Spiel, bei dem man versucht die Farbvorgabe von Speisen zu erreichen, in dem man Karten spielt. Dazu muss man die Farben beschreiben, was bemerkenswert schwierig ist. Zudem sind einige der Farben „giftig“ und zu viele Gäste dürfen nicht sterben, sonst ist das Spiel aus. Sehr schräges Thema und witzige Idee, aber leider spielerisch für mich nicht fesselnd genug… Aber ausprobieren sollte man es mal :-) Ich bleibe aber lieber bei meinen Spekulatius. Auch wenn die der Messe nicht das Wasser reichen können.
ciao
peer
- Vom Wandel und Wandlungen - 8. September 2024
- „Was verdient man denn so?“ - 25. August 2024
- Unser Ferienprogramm - 22. Juli 2024