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Zeitreisen für Dummys

Es gab letztes Jahr ein Experiment, das an allen in Deutschland ausprobiert wurde. Es war ein Zeitreise-Experiment. Dabei muss etwas schief gegangen sein. Das Wetter hat sich verschoben. Wir haben im Frühling noch ordentlich Schnee. Die Ostermärkte sehen aus wie Weihnachtsmärkte. Der Schokohase weigert sich die Eier zu verstecken und sieht eigentlich aus wie ein Weihnachtsmann in neuem Alu-Papier. Jeder spürt die Auswirkungen.

Durch ein zweites Zeitreise-Experiment soll das nun wieder korrigiert werden. Nächste Woche Sonntag werden wir alle wieder eine Stunde Zurück in die Zukunft geschickt. Der Nachteil von diesem Experiment ist deutlich. Wir fühlen uns wie Wesley aus Die Braut des Prinzen. Uns wird eine Stunde unseres Lebens von der Maschine genommen. Hoffen wir dennoch, dass das Experiment die Probleme wieder löst und nicht nur neue schafft.

An anderer Stelle erkennen wir ebenfalls diese Zeitsprünge: Aus der Spielerreihenfolge bei Brettspielen. Früher war es einfach. Die Spieler haben irgendwo angefangen und sind dann Reihum getanzt bis das Spiel vorbei war. Und irgendwann wurde eingeführt, dass zumindest das Spiel weitergeht bis jeder gleich oft dran war. Dennoch hatte der Startspieler einen Vorteil. Als dann die Spiele mit Runden kamen wurde der Startspieler für jede Runde weitergegeben. Es gibt etliche Spiele wo das kein Problem ist, etwa bei Stichspielen, aber bei einigen ist das ein Riesennachteil, denn der Startspieler muss zusehen wie jeder Spieler zwei Züge macht, bevor er selber wieder dran kommt.

Am schlimmsten sind für mich die Spiele die eine Aktion dafür verwenden um Startspieler zu werden. Ich weiß nicht wie oft ich mich in Agricola geärgert habe, weil ich nicht gleich hinter dem Sitze der Startspieler wird, sondern genau vor ihm. Auf diese Weise fühle ich mich gezwungen eine Aktion dafür auszugeben, ohne den derzeitigen Startspieler groß zu bestrafen. Da ist mir Caylus lieber. Man setzt sich einfach an die Spitze und der Rest der Schlange bleibt gleich.

Ora et Labora hat diese Problematik auf seine eigene Art gelöst. Der Startspieler ist als erster und letzter in einer Runde dran und erst dann beginnt die nächste Runde. So geht es eigentlich nur reihum, aber der Zeitpunkt wo wir die nächste Runde starten ist immer anders. Als würden alle Spieler eine Stunde in die Zukunft reisen, bis auf einen. Dieser eine muss diese eine Stunde ehrlich erleben und arbeiten. Er kann die Zeit nutzen und muss dafür beim nächsten mal wieder eine Zeitreise hinlegen.

Ebenfalls eine elegante Lösung hat Funkenschlag. Die Reihenfolge wird jede Runde neu zusammengestellt basierend auf der aktuellen Stärke der Spieler. Wer vorne liegt wird auf diese Weise in Schach gehalten. Eine Faire Lösung die für ein enges Feld sorgt, weil ein davon galoppieren die Chancen senkt auch vorne zu bleiben. Natürlich ist eine faire Lösung nicht immer im Sinne des Autors und manche Autoren haben einen Spaß daran einen Spieler von den Regeln schon zum Sündenbock zu machen auf den sich die anderen Spieler stürzen. Nicht jeder Spieler hat daran Spaß, aber dass bekommt wieder nur durch spielen raus.

Möge die nächste Woche euch helfen euch wieder besser zu fühlen. Schließlich habt ihr mal die gesamten Osterfeiertage Zeit die bemalte Stunde die der Hase versteckt hat irgendwo wieder zu finden. Aber ich verrate euch, das die meisten locker ein halbes Jahr brauchen um sie dann zufällig unterm Kissen zu finden. Seid also nicht enttäuscht, wenn ihr sie nicht sofort findet.

Matthias Nagy
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