spielbar.com

Verlagsvorstellung Yemaia

Essen ist immer ein Quell für neue Verlagsvorstellungen und so ist es kein Wunder, dass die im Moment nur so sprudeln. Yemaia ist nun ein italienischer Verlag, dessen Erstling Al Rashid weit oben in den BGG-Geekbuzz-Listen zu finden war. Grund genug für mich, mir den Verlag und das Spiel näher anzusehen!

Bitte stelle Dich und Deinen Verlag kurz vor!

Yemaia ist ein Konglumerat von Leuten mit verschiedenen Erfahrungen, aber einer gemeinsamen Passion für alle Arten von Spielen .
In den letzten Jahren haben wir unsere Interessen auf Brettspiele konzentriert. Aufgrund unserem sehr kompetativen Zugang zu Spielen konnten wir große Unterschiede feststellen: Einige entsprachen exakt unseren Wünschen, andere konnten ihr Potential augrund schlechten Materials oder mangelhaften Testspielen nicht wirklich nutzen.

Aufgrund dieser Beobachtungen entschieden wir uns die Spiele zu produzieren, die wir selber gerne machen würden und Al Rashid ist das erste dieser Spiele. Wie immer ist „tun“ etwas anderes als „vorhaben“ aber wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und freuen uns schon auf die nächsten Projekte!

   Erzähle uns doch ein bisschen über Al Rashid!

Al Rashid kann man als „klassisches“ Spiel bezeichnen. Es hat keine absolut neuartige Mechanik, aber die verschiedenen Aspekte (Mehrheiten, Arbeiter Einsetzen, Ressourcenmanagement) greifen flüssig ineinander und das Spiel verläuft absolut flüssig. Auch wollten wir den Glücksfaktor so gering wie möglich halten, da wir nicht wirklich Fans von Würfelspielen sind :-) Hinzu kommt die Auswertungsphase und die Verwendung von Handel statt von Ressourcen, die aus Al Rashid etwas Besonderes machen.

  Was habt ihr für die Zukunft geplant?

Wie oben schon angedeutet, war Al Rashid unser erstes Projekt. Unser Plan ist es, jedes Jahr ein Spiel herauszubringen und 2014 vielleicht zwei. Das Hauptziel bleibt dasselbe und wir suchen speziell Vielspielerspiele. Das heißt wir müssen viel spielen und testen, bevor wir neue Projekte anfangen, aber unserer Erfahrung nach gibt es viele gute Spieleautoren und viele gute Spiele, die nur darauf warten, das Licht der Welt zu erblicken!

Nimmt ihr Prototypen von anderen Autoren an und wenn ja, wie soll man da am besten vorgehen?

Wir suchen immer neue Spiele, auch wenn wir – wie man sich denken kann – unser Spie für dieses Jahr bereits haben. Jedes neue Projekt wäre also für 2014…oder 2015 :-)

Bislang haben wir mit unseren Autoren immer vereinbart, dass wir die Prototypen auf einer Messe oder einem Con ausprobieren.

Vielen Dank für das Interview!


Fangen wir mal mit dem Fazit an: Al Rashid ist ein reines Vielspielerspiel. Trotz einiger Kinderkrankheiten, an denen man merkt, dass es das Erstlingswerk des Verlages ist, bietet es vieles, was den Fan von Worker-Placement-Spielen begeistern könnte.

Wir bei WP üblich setzt man Figuren in verschiedene Bereiche ein. Dabei sind die oberen Bereiche mit Aktionen belegt, unten holt man Rohstoffe. Die braucht man zum Bezahlen, denn Geld gibt es nicht. Stattdessen bezahlt man mit Sätzen unterschiedlicher Rohstoffe – Das ist originell und pfiffig, aber auch ein bisschen fummelig. Mir gefällt es eher, als dass ich es nervig finde. Wenn alles platziert wurde, dürfen die Spieler handeln, wobei an jedem Ort nur die drei stärksten Spieler agieren dürfen. Ein Effekt, der hauptsächlich bei Vollbesetzung zum Tragen kommt, sonst geht man sich eher aus dem Weg (auch weil alle leicht unterschiedliche Interessen verfolgen dürften). Dabei gibt es einen sehr schönen Mechanismus: Wer dran ist kann sich aussuchen, welcher Ort gewertet wird. Dadurch ist die Spielreihenfolge sehr interessant: Die ersten können sich sichern, was sie unbedingt brauchen oder gemein sein und Aktionen durchführen, welche die anderen noch gar nicht durchführen können, weil sie die Ressourcen noch nicht haben. Das sorgt für eine sehr schöne Dynamik, die mich rudimentär an Lancaster erinnert (mir persönlich aber sogar noch etwas besser gefällt). Hier liegt das Highlight von Al Rashid: Große Interaktion und viel Gemeinheit, aber auch Raum für Strategie – selbst als WP-Kritischseher finde ich da Gefallen dran.

Kommen wir dann zu den Dingen, die mir nicht so gefallen. Als erstes die Usability, die eher eine Don´tuseabiliyt ist. Zwar ist das Spiel sehr schön gestaltet, aber der Schriftsatz ist unlesbar. Bei den Orten liegt es an der Schriftart. Aber auch wenn das Zuordnen von Ortskarten zu Orten mehr mit „Mustererkennung“ als mit „Lesen“ zu tun hat, lässt sich das managen. Das die Farben der Orte kaum auseinander zu halten sind, ist nur beim Startaufbau ärgerlich, danach ist das egal. Aber die sogenannten „Titel“, die man erwerben kann (und muss, da sie starke Vorteile bieten) sind mit gefühlter 2Piktometerschrift schlicht unlesbar. Das Spiel ist in meinen Augen (Haha, welch Wortspiel!) nur mit den Regelhilfen von Boardgamegeek spielbar. Das geht dann allerdings recht gut. An diesen Designmängeln merkt man die mangelnde Erfahrung des Verlages und ich hoffe, dass bei einer etwaigen Zweitauflage da noch einmal Hand angelegt wird (und das wird es wohl)

Die Titel sorgen allerdings für noch ein zweites Problem: Man muss sie eigentlich schon bei Spielbeginn allesamt kennen. Das Spiel selbst ist nicht kompliziert, aber hier liegt schon eine gewisse Einstiegshürde. Der Umfang ist zwar nicht größer als bei den Gebäuden aus Puerto Rico, aber es stehen eben alle schon bei Spielbeginn im Prinzip zur Verfügung und einige machen auch nur in den ersten Runden sinn. Außerdem sind sie limitiert – noch ein Grund warum man schnell zugreifen muss. Ich habe aber ein Problem wenn ich so viele Zusatzinfos lernen muss, wenn ich noch gar nicht weiß, wie das Spiel so läuft.

Doch für die Zielgruppe „Vielspieler, die sich gerne in WorkerPlacement-Spiele knien“ ist es vermutlich kein Problem. Auch so konnte Al Rashid durchaus gefallen. Wenn einen die Kritikpunkte nicht stören und wenn ein Spiel auch ein klein Bisschen Arbeit sein darf.

Peer Sylvester

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)