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20 Jahre DSP

Vorweg: Wer sich für Patente im Spielebereich interessiert: Dirk von Strothmann-Spiele hat einen ausführlichen Kommentar zum Thema abgesetzt.

Das monatelange Mitfiebern hat endlich ein Ende: Der Deutsche Spielepreis wurde vergeben. Juchu!

Gewonnen hat: Fresko vor Vasco da Gama, Tore der Welt, Tobago und Hansa Teutonica. Glückwünsche an die Gewinner!

Ehrlich, ist das Ergebnis wirklich überraschend? Schaut mal hier. HT ist nicht 2 sondern 5. Glen More ist nicht dabei (ich hab den späten Veröffentlichungstermin überschätzt). Tore der Welt habe ich sträflich vergessen. Ansonsten nicht schlecht. Aber ehrlich: Die Vorhersagbarkeit unseres Vielspieler-Wohlfühlpreises nun zum dritten Mal in Folge zu kommentieren und zu erklären ist mir zu blöde. Der DSP ist nun einmal zum Entdecken unbekannter Spieleperlen  nur begrenzt geeignet.

Nun ist erstmals das aktuelle SdJ nicht unter der Top-Ten, was sicherlich in Zukunft (der Spielemarkt ist ja in der Spitze breiter geworden, um mal ein bekanntes Fussball-Zitat anzupassen) häufiger passieren wird. Das wäre einige Kommentare über Bandbreite der Jury vs. Bandbreite von Vielspielern wert, aber da die Debatte bereits auf der Spielbox-Seite geführt wird -wo ich auch mitdiskutiert habe – halte ich weitere Diskussionen hier für überflüssig (außer der Diskussionsthread dort wird gelöscht ;-) ).

Was ich aber für erwähnenswert halte: Der DSP hat dieses Jahr sein Zwanzigjähriges Jubiläum! Glückwunsch! Irgendwie hat das kaum jemand mitbekommen, was letztlich auch etwas über die Bedeutung des Preises aussagt. Aber ein kurzer Rückblick ist angebracht:

Begonnen hat alles mit der Jury zum Spiel des Jahres. Wie immer eigentlich ;-) Jedenfalls rief die Zeitung „Pöppel-Revue“ als Gegenpol zum SdJ zur Abstimmung auf: Was ist das beste Spiel? (Die genaue Motivation kenne ich nicht, ich war erst 5 und noch kein Abonent. Ich vermute aber, dass die Vielspieler nicht zufrieden mit der Wahl der Jury waren und lieber anspruchsvollere Spiele gesehen hätten. Warum sollte die Welt vor 30 Jahren anders gewesen sein?) Die Leser stimmten ab – wobei es keine Eingrenzung auf das Erscheinungsjahr gab. Das hatte den lustigen Effekt, dass der erste SdJ-Gewinner Hase und Igel die Wahl dreimal in Folge -von 1980 bis 1982 – gewann und dann von Scotland Yard (1983 und 1984) abgelöst wurde, welches wiederum von Heimlich & Co abgelöst wurde (1985 und 1986). So viel zum Thema „Gegenpol“.

1990 wurde der „Goldene Pöppel“ – so hieß der Titel, mit dem sich der Umfragesieger schmücken konnte – durch den Deutschen Spielepreis ersetzt. Auch hier kenne ich die Gründe nicht (ich hoffe auf informierte Leserkommentare), vermute aber, man wollte die Wahl schlicht auf den aktuellen Jahrgang begrenzen. Vielleicht aus Angst die nächsten paar Jahre „Adel verpflichtet“ als Titelträger küren zu müssen. Jedenfalls wurde damals der DSP, wie wir ihn kennen, ins Leben gerufen. Auch durften jetzt Spielekreise und Händler mit abstimmen, die Abstimmung war also nicht mehr auf Leser der Pöppel-Revue begrenzt.

Kleine persönliche Anmerkung: Als ich mich so etwa 1995 anfing so richtig für Brettspiele zu interessieren, war auch der DSP für mich noch interessant. Das Internet war als Quelle von Spieleempfehlungen noch nicht geeignet und der DSP bot damals tatsächlich eine gute Möglichkeit potentiell gute Spiele kennenzulernen. Heute ist das ja eher umgekehrt: Die Vielspieler informieren sich via Internet und der DSP bestätigt eher die Meinung der abstimmenden Vielspieler als sie zu bilden.

In den 90er Jahren war die Abstimmungsbasis noch recht klein und ebenso die Auswahl an Vielspielerspielen – die große Internationalisierung hat noch nicht stattgefunden. Entsprechend tauchten die SdJ-Titelträger immer unter den ersten 4 auf, gewannen meistens. Das hatte in der Szene diese Kommentare zu folge: 1: SdJ ist mist, DSP wirds richten. 2. DSP ist toll, SdJ unter den ersten drei (oder 4), Jury doch nicht völlig inkompetent.

Wie klein die Stimmenbasis allerdings tatsächlich war, erfuhr die breite Öffentlichkeit erst im Oktober 2000. Damals ist (zumindest) Thomas Felzen aufgefallen, dass die veröffentlichten  Stimmenzahlen doch etwas merkwürdig sind: Im Jahre 2000 waren alle Zahlen durch 12 teilbar, im Jahr davor durch 11… Das gab es erst heftige Diskussionen (ja, ich lag damals falsch) und später eine Stellungsnahme der Veranstalter. Die Zahlen waren manipuliert worden, um die extrem kleine Abstimmungsbasis geheimzuhalten. Tatsächlich gab es nur knapp über 300 abgegebene Stimmkarten – es hätte also ohne große Probleme zu Manipulationen kommen können. Für einige Zeit sah es so aus, als ob der DSP eingestellt werden müsste. Tatsächlich fand man aber ein Konzept: Alle Spielezeitschriften durften Stimmkarten enthalten, zudem durfte man übers Internet abstimmen. So musste zwar jemand beschäftigt werden, der doppelte Stimmabgaben überprüft, aber das war die Sache wohl wert. Und damit wurde alles wie es heute ist :-)

Die Anzahl der abgegebenen Stimmen wird jetzt aber geheim gehalten…

ciao

peer

Peer Sylvester
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