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Re: Das Ende … aller Neutralität

Wolfgang Friebe hat auf seinem Blog Doppel:Spiel:Kritik eine, wie ich finde, hochspannende Thematik aufgegriffen. Er berichtet über die Verflechtungen innerhalb der Spieleszene, festgemacht an einzelnen Beispielen handelnder Personen. Ohne viel Nachdenken fällt vermutlich jedem „Vielspieler“ (Sie wissen, welche Spezies ich meine…) schnell ein gutes Dutzend Personen ein, die auf solche oder ähnliche Fallbeschreibungen passen.

Eine ergänzende Fallbeschreibung kann ich auch seitens www.spieleumfrage.de liefern: Auch hier gibt es einen Verlagsmitarbeiter der „seine eigenen“ Spiele durch auffallend gute Noten versucht zu pushen. Im Gegensatz zur Fairplay-Scoutaktion sehe ich hier noch keinen Schaden, da eine einzelne Note in der Masse sowieso nur noch marginale Auswirkung hat. Da dieser Teilnehmer jedoch parallel auch die unmittelbaren Konkurrenzprodukte – teilweise Spiele mit ähnlicher Thematik – mit auffallend schlechten Noten bewertet, haben wir uns seitens der Organisatoren in der Tat dennoch für eine Sperrung der Noten entschieden. Handeln wir damit verwerflich?

Nun zu einem ganz anderen Aspekt aus Wolfgangs Artikel: Kann man in Bezug auf diese Befangenheit einzelner Spieler etwas unternehmen? Ich glaube nein, denn die Spieleszene – auch wenn wir uns das anders wünschen würden – ist viel zu klein. So bleibt es oftmals gar nicht aus, das sich Rollen innerhalb der Szene im Zeitablauf ändern. Jemand beginnt als Kritiker auf einer Webseite und erreicht irgendwann mal eine Veröffentlichung als Autor eines Spiels. Ein anderer hostet eine Spiele-Webseite und landet dann später mal beruflich im Marketing eines Verlags.
Allgemein denke ich, dass dies nicht zu negativen Auswirkungen führen muss – auch wenn es ein wenig nach Inzest klingt. Kritisch sehe ich allerdings die Punkte, falls
a) wissentlich Informationen verschwiegen werden, die z.B. bei einer Kritik eingeflossen sind, aber mit einer anderen Tätigkeit verknüpft sind oder
b) wissentlich etwas falsches behauptet wird, z.B. innerhalb einer Rezension.

Jürgen Karla

6 Kommentare

  • Nun, ich bin ja auch als Autor und Rezensent tätig, laut Wolfgang ein No-Go. ich sehs natürlich nicht so kritisch, denn nur weil ich ein Spiel erfunden habe, verliere ich doch nicht meine Meinung, was andere Spiele betrifft. Auch kenne ich keinen Autor der es einem übel nimmt, wenn man als „kleiner“ Autor andere Spiele rezensiert. Etwas anderes wäre es höchstens wenn einer der professionellen das tut.
    Ich rezensiere aber keine Spiele von Verlagen, die ein Spiel von mir im Programm haben. Nicht dass ich da keine Meinung zu hätte, aber da dürfte ich niemals was positives schreiben, ohne dass gleich wer was böses denkt…
    Auch werde ich dieses Jahr nicht den A La Carte Preis mitwählen, denn ich hab ja ein Kartenspiel draußen :-)

  • Fand den Artikel von Wolfgang Friebe eher abstoßend und am Thema vorbei. Eine Diskussion kann man mit diesem anregen, doch seine Meinung ist mir schon zu einseitig und fanatisch, im besonderen das entfernen der Stimmzettel eines Supporters in der Fairplay Wertung, welche die am meisten für ungerechte Wertungen=Werbung missbrauchte Abstimmung meiner Meinung nach ist.

  • Und Francois Truffaut war Filmkritiker, bevor er selber Filme drehte! Und es soll sogar Buchautoren geben, die bei der zeitung angefangen haben – im Feuilleton!

    Ich halte eine Aufregerei für übertrieben. Natürlich gibt es bei einer sehr kleinen und durch Multifunktionen geradezu gekennzeichneten Subkultur wie der Brettspiele-Szene auch Fehlverhalten. Wenn zum Beispiel ein Phalanx-Verlagsmensch zwei Accounts bei BGG hat und zu Zeiten, als MW`s Steam gerade mal 8 Wertungen hatte, zwei 10er dazu beisteuerte … und dergleichen. Aber was soll`s? man registriert es, schüttelt den Kopf und begegnet ggf. dem Herrn demnächst etwas vorsichtiger.

    Menschen outen genau in solchen Momenten bestimmte Charaktereigenschaften.

    Ich finde einige Beispiele im Original-Artikel sehr überzogen. Wenn Bruno Faidutti auf seiner eigenen Homepage seine eigene Spielvorstellungs-Galerie betreibt, ist das für Kenner seiner eigenen Spiele durchaus erhellend – wo ist denn da bitte das Problem?

    Zumal die Spieleautoren-Szene bislang eine unglaublich wenig missgünstige ist! Autoren spielen gegenseitig ihre Prototypen und machen Vorschläge zur Verbesserung, etc. – Vergleichbares könnte ich mir z.B. bei Romanautoren nicht wirklich vorstellen („Hey, gib mir mal dein Manuskript, vielleicht fällt mir dazu was Gutes ein, was du einbauen kannst“).

    Kurz: Keep the spirit und so – peace, Alter!

  • Ich wollte noch etwas ausführlicher auf die Thematik eingehen, aer dann wurds mir zu ausführlich… Ich werde am Wochenende noch einmal eine Gegenrede schreiben (gewürzt von -passenderweise – ein oder zwei Ersteindrücken für die Leute, die das Thema jetzt für gegessen halten)