Verlag: Goliath Toys
Autor: kein Autor
Spieleranzahl: 4-8
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: 10-20 Minuten
Wenn man sich mit kommerziellen Spielen auskennt, entdeckt man immer wieder kommerzielle Versionen von traditionellen Spiel: Aus Schwimmen wurde Swim, Die Mafia wurde zu den Werwölfen aus Düsterwald und selbst das leicht grenzdebile Hier kommt der Eiermann wurde von Hasbro zu Quibble verwurstet.
Die jüngste Entdeckung eines Spieleverlages ist das Zeichenspiel, dass ich als Titel-Bilder in meinem Buch Jam Dudel vorgestellt habe und dass als Eat poop you cat bei Boardgamegeek seine Kreise zog. Der neue Titel? Stille Post extrem. Der Titel ist nicht ganz falsch, denn wie bei Stille Post auch, lebt das Spiel von Kommunikationsschwierigkeiten: Ein Spieler zieht eine Begriffskarte (im traditionellen Spiel denkt er sich einen Begriff aus) und schreibt diesen auf ein Blatt. Der nächste Spieler muss diesen Begriff zeichnen. Der nächste Spieler guckt sich nur das Bild an und versucht einen passenden Begriff aufzuschreiben. Der nächste sieht nur den neuen Begriff und malt dann wieder. Usw. Einmal rum. Dann wird geguckt was aus dem Urbegriffe geworden ist – und das ist fast immer lustig. Es entwickelt sich geradezu eine richtige Evolution, auch in den Bildern, in denen Details plötzlich immer mehr hervorgehoben werden. Und so wird aus einem Segelboot erst ein Meer, dann ein Fisch und schließlich Jonas und der Wal. Zumindest manchmal. Manchmal wirds auch extrem abstrus („Ein Gott schüttet Bauteile auf Wesen. Ein Mensch kann fliehen“ hatten wir mal unter dem letzten Bild stehen – der Begriff war „Hieroglyphen“) oder langweilig (Aus „Geist“ wird „Gespenst“). Wie ich bei Jam Dudel schon schrieb: Höchst unterhaltsam, wenn man mal nicht ums gewinnen sondern der Unterhaltung willen spielen will.
Den Spielekenner (ich) freut es natürlich , wenn eine solche unbekannte „Traditional“-Perle einem größeren Spielepublikum vorgestellt wird. Aber hat auch der Spielekenner etwas davon? Schiffe versenken spielt man schließlich doch besser auf Papier als mit dem unpraktischen Flottenmanöverkasten.
Im Falle von Stille Post Extrem hat man dem Spiel eine Punktwertung spendiert, bei dem derjenige punktet, dessen Begriff sich am wenigsten verwandelt hat. Das ist einmal langweilig (weil das Spiel ja vom verwechseln lebt) und zum anderen lässt man die sowieso weg. Die Punktewertung brauchts nur, um das Spiel einer ernsthaften Runde als „echtes“ Spiel zu verkaufen. Darüber hinaus gibt es natürlich die Begriffskarten, die aber den Nachteil haben, dass man weiß, dass abseitige Begriffe nicht vorkommen, und man dieses Wissen eigentlich abschalten muss. Wer ernsthaft versucht zu raten, sorgt eher für langweiligere als für interessantere Runden. Zum Glück gibt es auch Aufgaben, bei denen ein Begriff frei gewählt werden kann und damit wird wieder ein Schuh und ein lustiges Spiel draus. Wirklich praktisch sind aber die Blöcke, die viel besser als jede Knicktechnik versehentliches Spicken verhindern. Würde ich mir das Spiel nur wegen dieser Blöcke anschaffen? Vermutlich nicht. Aber spraktisch sind sie schon und wo ich sie jetzt habe, werde ich sie auch nutzen.
Davon aber unabhängig ist Stille Post Extrem jedenfalls die beste kommerzielle Entdeckung eines traditionellen Spieles seit den Werwölfen. Und es freut mich, dass mehr Leute in den Genuß dieses sinnfreien Nonsens-Spieles kommen!
- Ein Labyrinth für meine Punkte! - 1. Dezember 2024
- 4 Spielregeln und ein Halleluja - 10. November 2024
- Verlagsvorstellung Perdix – Spiele - 8. November 2024
[…] eine neue Rezi ist auch online: Stille Post Extrem /* Autor: Peer SylvesterBegann seine Spielerkarriere recht früh, weil sein Vater einen Gegner […]
[…] obwohl es minmal 4 Spielende braucht und richtig gut erst ab 5 oder 6 wird. Im Prinzip macht es aus Stille Post Extrem (endlich) ein “richtiges” Spiel, also eines mit einer Siegbedingung. Nicht falsch […]