Autor: Allen Wang, Chen Jhih Fan
Verlag: Mizo Games
Für 3-5 Personen ab 15 Jahren (geht auch schon ab 10)
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Ich bin immer gespannt, was Mizo Games so in Essen präsentiert. In den letzten Jahren waren es u.a. ein kooperatives Spiel über die Bombardierung Taiwans im zweiten Weltkrieges (Raid on Taihoku) ein Spiel, bei dem die Korruptheit des Politischen Alltagsgeschäfts thematisiert wurde (Corrupt Parlament), und MAYA!! bei dem man eine Karte auf dem Kopf jonglieren muss, wenn man zu langsam war. Die Essen – Neuheit 2024, My Life be like, verbindet diese Extreme irgendwie.
In dem Spiel geht es nominell darum, das Beste aus seinem Leben zu machen. Spielerisch ist My life be like dichter an MAYA: Es ist ein recht einfaches Blind Bidding – Spiel, bei dem man sich die Bietkarten gut einteilen sollte, da man immer wenn man alle verwendet hat, eine Negativkarte in sein Deck bekommt. „Einteilen“ heißt hier: Man kann mehr als eine Karte bieten, im Zweifelsfall alle Handkarten. Man kann sogar „überziehen“ und noch eine zusätzliche Karte vom Deck dazubekommen – das bringt aber zum einen weitere Negativkarten ins Deck und zum anderen das Risiko, eine ebensolche zu ziehen, die dann dafür sorgt, dass man garantiert letzter beim Bieten wird. Und das will man nicht sein, denn dann gibt es potentielle Minuspunkte. Geboten wird um Karten die Siegpunkte und Symbole für die Endrechnung geben. Das ist alles eher gefällig und einfach, wie bei vielen Blind Bidding-Spielen geht es hier um Zock und Einschätzen und vor allem ums Ärgern, nicht doch etwas mehr oder etwas weniger geboten zu haben, das unvorhersehbare, nicht vorhergesehen zu haben. Wenn man so will, eine Metapher fürs Leben.
Aus Corrupt Parlament wurde der ironische Unterton übertragen, der hier aber weit weniger beißend ist. Die Ironie bietet sich an, ist das Spiel thematisch schließlich „Das Leben“. Wie schon in Das Streben nach Glück oder Fiese Freunde, fette Feten, setzt auch My Life be like auf die Übertragung der Spielhandlungen auf die Spielende, wenn etwa die Zielkarten mögliche Szenarien darbieten oder eine Person zwar viel Familie, aber keine Liebe vorzuweisen hat oder viele Hobbykarten, aber keine Freunde. Ähem. Die Priese Zynismus kommt ins Spiel, wenn der Pappaufsteller des reichen Millionärssohn immer automatisch den Wert der höchsten Zielkarte weiterläuft und das Spiel so auf jeden Fall „gewinnt“. Auch das „überziehen“ und der damit verbundene Stress oder die sich aus den Tierkreiszeichen (!) abgeleiteten persönlichen Eigenschaften sind witzige thematische Einspielungen.

Der Unterschied zu Corrupt Parlament, aber auch zu etwa Fiese Freunde, fette Feten, ist aber, dass es bei diesen Einspielungen bleibt. Das „Überziehen“ ist die einzige mechanische Umsetzung des Themas, alles andere bleibt auf der Ebene des Motives: Die Zielkarten sind eben nur Siegpunkt- und Symbolquellen mit lustigen Texten. Die Rolle des reichen Millionärssohnes beschränkt sich darauf, das Spielende einzuläuten. Die Symbole sind reine Set-Collection. Die Eigenschaften sind ebenfalls rein mechanischer Natur und könnten zum Großteil auch anders heißen.
Als Resultat müssen die Spielenden schon durch Vorlesen, durch Theater und durch gelegentlichen Überinterpretieren der gesammelten Karten schon sehr aktiv mitwirken, um den Humor des Spieles über die lustigen Kartentexte hinaus zu tragen. Dabei hätte es schon viel geholfen, wenn man mit den Karten mehr anfängt, als nur Siegpunkte abzutragen. So ist es das Thema zwar drollig, aber leider eben auch nicht mehr.
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