Autor: AuAu Chen
Verlag: Mizogames
Für 3-8 Spielende ab 8 Jahren
Spieldauer: 15-30 Minuten (eher um die 20 Minuten)
MAYA!! Schreit das Spiel einen ins Gesicht. Wer erinnert sich noch an den Sega-Schrei? Genau so muss dieser Titel ausgesprochen, bzw ausgeschriehen werden! Dann und nur dann passen Titel und Spiel zusammen!
Ein anderes Spiel mit Ausrufezeichen war anno dunnemal Bruno Faiduttis Bongo! Das war eines der früheren und erfolgreicheren Mustererkennungsspiele: Würfeln – Schnell erkennen um welches Tier es geht – und dann den Namen rufen (also den einen Tieres, nicht den eigenen!) Dank zweiter Sonderwürfel konnte das erstaunlich elaboriert werden. Ich war durchaus angetan von dem Spiel, aber eher so auf intellektueller Ebene: Die Interaktionen der Würfel waren genial. Der hektische Spielablauf sorgte für eine mentale Herausforderung und lustigem Scheitern. Allerdings, so muss ich zugeben, klang die Idee immer besser als sie sich spielte. Das Hauptproblem war, dass die Erklärung, wann welches Tier zu rufen ist, bereits so viele mentale Kapazitäten erfordert, dass dann für die eigentliche Aufgabe zu wenig Arbeitsspeicher im Hirn übrig blieb. Meinen Kindern war das Spiel dabei schlicht zu kompliziert für ein lustiges Chaosspiel.
MAYA!!1!1! löst dieses Problem auf einfache Art und Weise: Die Regeln sind viel einfacher: Die Mehrheit der Symbole zählt, bei zwei Paaren zählt das Einzelsymbol, sonst das nicht gezeigte Symbol. Was es zu tun gilt, hängt von diesem Symbol ab und alle haben eine Übersicht vor sich liegen. Die Tätigkeiten bestehen immer aus zwei Handlungen, die gemeinsam durchgeführt werden müssen – Also muss nicht nur das Symbol erkannt und die dazugehörige Handlung identifiziert werden, man muss auch noch einen Partner finden, der mit einem alles richtig umsetzt.
Der Wechsel von „Wort rufen“ zu „Handlung durchführen“ ist wichtig. Plötzlich ist die Mustererkennung keine Kopfrechenaufgabe mehr, sondern nur der Startpunkt. Man muss nicht nur die Würfel im Auge betrachten sondern auch die anderen – Was machen die anderen für eine Geste und kann ich da rein grätschen? Das ist herrliches Chaos. Dabei sind nicht die Regeln kompliziert, sondern der Ablauf. Man scheitert nicht, weil man nicht wüsste was zu tun ist, sondern weil man bei den Arbeitsschritten hinterher hängt.
Das Chaos wird noch vergrößert durch einen sechsten Würfel mit ähnlich aussehenden Fake-Symbolen, die nur der Verwirrung dienen (so viel eleganter als „Ziehe ein Symbol ab“!) – außer der Todesgott (das einzige wichtige Symbol beim sechsten Würfel) wird gewürfelt wo er den DEATH GOD AMBUSH!! auslöst, was wie beim Klassiker Schlafmütze eine kleine Reaktionsaufgabe reinwirft, dessen Verlierer sich eine Karte auf den Kopf legen muss (!), die er da zu balancieren hat, bis jemand anderes versagt. Ja, MAYA!1!! hat die Profundität von Go oder Schach! DEATH GOD AMBUSH!! spricht sich nicht nur cool aus, es wirft auch noch einen gelegentlichen Schraubenschlüssel in die Gehirnwindungen derjenigen, die es irgendwie bislang geschafft haben, den Überblick zu behalten. Es ist witzig, dass etwas, was woanders das ganze Spiel wäre, hier nur eine kleine Nebenrolle bekommt, eine kleine Prise zur Verfeinderung quasi.
MAYA!!, der personifizierte Sega-Schrei, ist genau genommen ein Witz: Es erweckt den Anschein ein“ normales“ Spiel zu sein, doch die Pointe ist, dass die Spielenden halt irgendeinen Scheiß machen müssen. Hape Kerkelings Klassiker Hurz! (ebenfalls mit Ausrufezeichen) hätte hier Pate stehen können, außer dass es unwahrscheinlich ist, dass man den Sketch in Taiwan kennt. MAYA!! mag ein Witz sein, aber es ist ein guter Witz. Nur das Punkte zählen am Ende scheint auf den ersten Blick nicht zum Witz zu passen, denn das ist herkömmlich und auch nicht lustig. Doch vielleicht ist es gerade dieser Anstrich des Eurogamehaften in einen solch dadaistischen Spiel, der die Satire auf Brettspiele perfekt macht.
#spiel23
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