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Verlagsvorstellung: Academy Games

Ich spiele praktisch niemals Wargames. Das hat nichts mit dem Genre an sich zu tun (mittlerweile gibt es da ja sehr elegante Designs, die mich durchaus ansprechen), sondern schlicht damit, dass ich praktisch niemals zu zweit spiele. Daher freue ich mich, dass Academy games jetzt auch Mehrpersonenspiele herausbringt und ich habe mich prompt mit Uwe Eickert getroffen – diesmal sogar mit Kamera

OK, leider lassen sowohl meine Kameraskills auch meine Fähigkeiten am Schneidetisch zu wünschen übrig, bzw. sind nicht vorhanden. Daher das Interview (wie mit Uwe abgesprochen) als (leicht bearbeitetes und gekürztes) Transkript:

Bitte stelle dich doch kurz vor!

Ich bin der Uwe Eickert von Academy Games aus Helena, Ohio (USA) und ich bin der Besitzer von einem Spieleverlag für historische Spiele!

Erzähle uns doch kurz etwas über eure Spiele!

Wir machen historische Spiele für das Amerikanische Militär (Armee und Marine Corps) für die Offiziersausbildung, aber wir verkaufen auch an andere Militärs in der ganzen Welt (z.B. Brasilien und Argentinien). Jetzt machen wir auch Familienspiele mit geschichtlichen Themen, die auch an Schulen oder Universitäten verkauft werden.

Darunter fällt unser neuestes Spiel: Freedom – The Underground Railroad über den Abolitionismus zwischen 1830 und 1860 in Amerika. Das ist ein kooperatives Spiel für 2-4 Spieler, dass man auch Solo spielen kann. Es ist zur Zeit leider nur in englisch verfügbar, aber wir haben Deutsche Übersetzungen auf unserer Webseite. Das war ein gewissen Risiko, so ein Spiel zu machen, denn gerade in den USA ist die Rassenfrage noch sehr aktuell. Aber das ist so gut angenommen wurden, dass wird jetzt durch alle Schulen in Amerika als Lehrhilfe benutzt. Aber es ist dennoch ein Spiel :-)  Ein Ressourcen-Management-Spiel.

Die andere Neuheit ist 1775,  ein kooperatives Spiel für 2-4 Spieler. Zu zweit kann man ja nicht kooperativ sein, aber bei mehreren schon: Auf der einen Seite sind die Engländer, auf der anderen Seite die Amerikaner. Einer spielt die Redcoats, der nächste die englischen Royalisten, der dritte spielt für die Amerikaner die Konfederierten, der Vierte spielt die Patriots. Auch die Hessischen und Französischen Einheiten kommen rein und die Indianer sind die freien Einheiten. Die Amis oder die Engländer können die als Verbündete ins Spiel bringen. 1775 kann man nüchtern oder nach ein paar Bier sehr gut spielen.Spieldauer ist eine Stunde, denn die Spieler haben alle eine Waffenstillstandskarte und wenn alle Spieler einer Seite die gespielt haben, weil sie denken das Spiel zu gewinnen, ist das Spiel vorbei. Dadurch haben es die Spieler selbst in der Hand, wann es vorbei ist.

Dann haben wir natürlich unsere Conflict of Heroes-Reihe. Die war mal bei Phalanx als Angriff- Die Serie und ist jetzt in der zweiten Edition. Es ist so wie das alte Squadleader-Spiel. Hier spielt man Kampagnen vom zweiten Weltkrieg bis zu heutigen Konflikte und Kriege.

Also ein Klassisches Wargame?

Ja, ein klassisches Wargame, aber auch „sehr Eurogame“. Man kann es jemanden in unter 5 Minuten beibringen. Unsere Militärs nutzen es, aber ein Achtjähriger kann es auch spielen – es macht Spaß und man spielt schnell und eine Partie kann zwischen 20 und 2 Stunden dauern und man kann mit 2-4 Spieler spielen. In den nächsten zwei Monaten werden wir das Solosystem veröffentlichen. Das wird es auf Deutsch, Spanisch, Französisch und Englisch geben.

Was habt ihr für die Zukunft geplant?

Als nächstes kommen Guadacanal, pazifischer zweiter Weltkrieg zwischen den Amerikanern und Japan  und D-Day Airborne Battles. Danach haben wir Stalingrad aus der russischen Perspektive. Die Russen haben uns angerufen und haben uns zwei aktive russische Offiziere und Historiker vermittelt, weil sie Staligrad vom Russischen Standpunkt aus zeigen wollen. Und das wollen wir in einem Jahr veröffentlichen. Sehr interessant, denn die Russen bringen historische Details mit, die man im Westen gar nicht kennt. Ich weiß, das wird in Amerika sehr populär werden, gerade auch in Universitäten. Danach kommt Korea und dann der Krieg in Afghanistan.

Afghanistan zeigen wir dabei nicht nur von der amerikanischen Seite, sondern auch von der Taliban-Seite. Wir haben da…. das sind keine richtigen Taliban-Leute, niemand ist ja Taliban… aber das sind Pakistani, die arbeiten mit uns und wollen ihre Religion zeigen, ihre Überzeugung, warum sie kämpfen und auch ihren Standpunkt. Das ist sehr wichtig, denn wie kann man Frieden haben, wenn man die Gegenseite nicht versteht? In Deutschland und auch in Amerika sind viele gegen den Krieg, aber wir haben nun einmal Krieg und da ist es sehr wichtig zu verstehen, wie die auf der anderen Seiten denken. Daher wird der Konflikt auch von der Talibanseite sehr vorgestellt. Das heißt der Taibanspieler spielt gegen die Amerikaner, die Engländer und gegen die Einheiten der anderen Koalitionspartner. Dabei wird nicht nur gekämpft. Es gibt auch Missionen, die nicht mit Kampf zu tun haben; Da muss man z.B. Nahrung zur Bevölkerung bringen und auf einmal werden LKWs gestohlen. Das ist alles viel strategischer und kein 100%iges Kriegsspiel.

Vielen Dank für das Interview!

Bitte, gern geschehen. Lass mich noch schnell sagen, dass die meisten Spiele beim Schwerkraft-Verlag auf Deutsch erscheinen werden.

Peer Sylvester
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4 Kommentare

  • Ob des Themas habe ich selber lange gezögert bei CoH. Schliesslich haben mein Freund und ich es uns gekauft und ich denke, wir sind wohl ausreichend in der Lage genügend zu abstrahieren und uns bewußt zu sein, daß wir lediglich Pappcounter hin und her schieben. Die Diskussion darüber ist endlos…
    http://de.trictrac.net/news-durfen-nazis-gewinnen.php
    Aber wenn der Autor eines solchen Spieles meint, ein 8-jähriger könne (¿solle?) dieses Spiel spielen, dann hat er – meines Erachtens – den Bezug zur Realität und Ethik verloren.

  • Zumindest lernt man dann als Achtjähriger zu abstrahieren ;-)
    Ich habe durchaus überlegt, ob ich noch kommentieren soll – auch über das Afganistanspiel gäbe es durchaus Gesprächsbedarf – habe mich aber dagegen entschieden…

  • In Amerika spielen die Kinder so viele gewaltsame Video Games, dass Conflict of Heroes dagegen recht passiv ist. Und dabei lernen sie zumindestens ein bisschen Geschichte. Darum kaufen viele Eltern (in den Staaten) ihren Kindern diese Spiele. Aber sie haben den Krieg auch gewonnen und haben eine ganz andere Aussicht.
    ‚Afghanistan – The Taliban‘ wird von Offiziere, die in Afghanistan stationiert sind, entworfen.
    Viele Gruesse aus Ohio.
    Uwe