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Verlagsvorstellung: Famous Games Company

Mikrogames sind im Moment in, zumindest in den USA und in Japan. Famous Games Company konzentriert sich jetzt auf Sportsimulationen, die jeweils nur aus 9 (!) Karten bestehen. Sowas muss man interviewed haben :-)

Bitte stelle doch Dich und Deinen Verlag kurz vor!
 
Mein Name ist Rob Bartel und ich bin Gründer und Kopf der Famous Games Company (www.FamousGamesCompany.com).Wir arbeiten im Moment im Werbebereich und bieten unsere innovativen Sportspiele Firmen an, damit diese ihre Zielgruppen besser erreichen und ihre Marken bewerben können. Dies will ich an einem Beispiel verdeutlichen: An dem Tag, als ich diese Zeilen schrieb, werden 100 Millionen Amerikaner das Endspiel um den Superbowl im Fernsehen verfolgen. Mehr als 125 Firmen geben über 250 Millionen Dollar für Wernsehwerbung aus, um diese Amerikaner zu erreichen.  Die meisten dieser Werbekampagnen werden durch Promoartikel online, in Geschäften, in den Produkten selbst oder in der Post ergänzt. Unser Football- Spiel Famous First Downs kann in diesen Kamapagnen als  Preis bei Preisausschreiben dienen, mit Autogramm versehen vor Ort verteilt werden, als Besteller-Bonus bei einer Pizzabestellung vergeben werden oder einem Sechserpack Bier beiliegen. Sobald Football Fans unser Spiel spielen oder darüber reden, werden die entsprechenden Marken gefestigt.

Bitte erzähle uns mehr über Eure Spiele!
 
Keine Angst, nicht all unsere Spiele sind auf den Amerikanischen Markt zugeschnitten! Unsere Reihe World’s Smallest Sports Game besteht im Moment aus 5 Kartenspielen:Famous Fastballs (Baseball), Famous Forehand (Tennis), Famous 500 (Autorennen), Famous First Downs (American football), und Famous Fairways (Golf). All diese Spiele sind für zwei Spieler gedacht und können in 30 Minuten oder weniger gespielt werden. Das Einzigartige an den Spielen ist, dass sie alle aus nur 9 Karten bestehen – dadurch sind sie als Werbemittel ideal.
Ganz persönlich bin ich ein Fan vor Eurogames und ich finde die Idee von Mikrospielen und dem Gedanken des minimalist game design sehr interessant. Die Entwicklung der Spiele habe ich bereits 2006 begonnen und letztes Jahr wurden alle veröffentlicht. Es ist schön zu sehen, dass die Sterne 2013 günstig für uns stehen.
Was habt ihr für die Zukunft geplant?
2013 sieht sehr vielversprechend für uns aus. Wir werden Famous Flagships, das kleinste Segelrennspiel der Welt, im Vorfeld des Americas Cup veröffentlichen. Es wird unser Schlachtschiff sein und das gleich im mehrfachen Sinne. So werden einige nee Regeln ausprobiert, die wir dann in unsere älteren Titel einbringen können. So wird Famous Flagships aus 11 statt 9 Karten bestehen – zwar werden zum Spiel nach wie vor nur neun davon benötigt, aber es wird 2 Regelhilfen in Kartenform geben. Unsere Zielgruppe möchte nicht so viele Regeln lesen und freut sich über unsere Video-Regelerklärungen und hoffentlich auch über Regelhilfen. Außerdem werden wir versuchen unsere Spiele auch über den klassischen Spielehandel zu vertreiben, höchstwahrscheinlich mit Partnerfimen, die dort bereits etabliert sind. Daher wird Famous Flagships auch gleich in einem Handelkompatiblen Format erscheinen. Daraus folgt aber, dass wir auch unsere Webseite so umgestalten müssen, dass beide Standbeine dort vertreten sind. Und natürlich dürfen wir die täglichen Verkäufe und den Aufbau unserer Firma nicht vernachlässigen.

Warum macht ihr nur Sportspiele?

Als ich begann mir Spiele mit so wenig Material auszudenken, begann ich mit 3 oder 4 verschiedenen Spielen. Ich glaube, eines war rein abstrakt, eines war ein Feuerwehrspiel und eines war eine Basesimulation. Nur das Baseballspiel hat vernünftig funktioniert und wurde zu Famous Fastballs weiterentwickelt. Als ich weiter an Mikrogames arbeitete, bemerkte ich bald, dass Sportthemen durch ihre Struktur und den bekannten Ablauf der Sportart schon per se sehr intuitiv waren.  Jeder weiß, wie eine Partie Tennis oder Golf verlaufen müsste und so wissen die Spieler gleich worum es geht. Dadurch werden die Spiele einfacher zu lernen, zu verstehen und auch zu spielen. Wenn das ganze Spiel nur aus ein paar regeln und neun Karten besteht, müssen die Spieler selbst für eine Athmosphäre sorgen und da hilft so ein Thema natürlich. Sport wurde also der narrative Anker und sobald ich das verinnerlicht hatte, begann die Idee der Sportreihe Gestalt anzunehmen und nun habe ich meinen Verlag um diese Idee herum gestaltet.
Vielen Dank für das Interview!

Als Autor ziehe ich meinen Hut: Nicht nur kommen die Spiele tatsächlich mit 9 Karten aus (müssen aber oft um ein paar Chips oder Münzen ergänzt werden. Papier und Stift wird z.T. auch benötigt), die Spiele spielen sich auch tatsächlich unterschiedlich und spiegeln ihren Sport auch durchaus wieder (natürlich darf man kein Videospiel erwarten :-) ) – ich hatte erst befürchtet, alle würden denselben Blind-Bidding-Mechanismus abwandeln oder so. Das ist nicht der Fall. Ich bin angemessen beeindruckt! Durch das Format sind es auch ideale Mitbringspiele, die man gut bei Wartezeiten im Zug oder im Restaurant herausholen kann.

Famous Fairways ist eine Art Nimspiel, denn die Spieler wählen  Golfschläger, bis keiner mehr da ist. Jeder Schläger hat eine bestimmte Reichweite und wenn die Gesamtreichweite dem Loch entspricht, ist der Ball versenkt. Wie bei Nimspielen kann auch hier theoretisch eine Lösung gefunden werden – doch das ist recht schwierig, denn die Schläger werden nicht abwechselnd ausgewählt, sondern es wählt immer der Spieler, der weiter vom Loch entfernt ist – so kann ein Spieler durchaus zweimal in Folge an der Reihe sein. Außerdem sind bestimmte Felder als Hindernisse gekenntzeichnet: Das Wasserhindernis bringt einen Strafschlag ein, vom Bunker aus kann nicht direkt ins Loch gespielt werden, vom Rough muss man den Mindestwert des Schlägers nehmen. Das bleibt grüblerisch, verhindert aber eine zu tiefe Analyse – für ein Zwischendurchspiel also genau richtig!

Bei Famous Tennis wählen die Spieler abwechselnd Karten, die zeigen, wo ein Ball landet und von wo ein Ball gespiel werden kann. Das klingt erstmal extrem zufällig – ist es anfangs auch. Erst wenn beide Spieler die Karten verinnerlicht haben, kommt Taktik auf. Ob das für ein solches Spiel geschieht, ist aber wohl Geschmackssache.

Famous 500 ist imho das interessanteste Spiel der Reihe. Hier rüsten die Spieler erst einmal ihr Auto auf, indem sie Punkte auf Motor, Benzin und Reifen verteilen. Dann wählen die Spieler für jeden Streckenabschnitt eine Handkarte aus. Je nach Kartenwert und Streckenabschnitt verlieren die Spieler Punkte auf den Autoteilen, der mit dem höheren Wert bekommt aber mehr Siegpunkte. Die bestimmen den Sieger. Anschließend tauschen die Spieler ihre verwendeten Karten, so dass niemand behaupten kann, er habe schlecht gezogen. Boxenstops reparieren das Auto, kosten aber Siegpunkte. So ist das Spiel eine clevere Mischung aus Blind Bidding und Rennmanagement.

Auch bei Famous First Downs werden Karten gleichzeitig ausgewählt – in diesem Fall Defense- und Offense -Karten. Das erinnert mich rudimentär an das Kampfsystem des alten Empires in Arms (IIRC), auch weil nicht jede Karte in jeder Situation Sinn macht.

Famous Fastballs erinnert mich an ein komplexes Papier-Schere-Stein, da die Spieler so entscheiden, ob der Hitter triftt und wenn ja wo der Ball landet. Ich halte es für den schwächsten Titel, kenne mich aber auch überhaupt nicht mit Baseball aus…

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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