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Nimm mich!

Nächste Woche beginnt die Messe. Ja, ich trage gerne Eulen nach Athen. Wohin denn sonst? Aber irgendwie muss ich diesen Post ja anfangen. Jedenfalls ist noch nicht klar, ob ich nach der Messe (aus der ich aufgrund einer Kombination aus „Keine Schulferien in Berlin“ und „private Gründe“ nur einen Tag bin) noch geistige Kapazitäten für einen Blogbeitrag frei haben werde. Mal sehen.

Die Liste der Neuheiten auf Spielbox.de hat mittlerweile die 600er-Grenze weit hinter sich gelassen – Gut da sind auch Dubletten und Neuauflagen drin und nicht alle Spiele werden in Essen tatsächlich kaufbar sein und vieles ist für viele uninteressant   – dafür fehlen bestimmt noch ein paar Spiele hier und da. Das kann keiner mehr erfassen. Das konnte in den letzten Jahren schon keiner mehr erfassen. Da hat man keine Chance mehr. Und dadurch kann man entspannen und nehmen, was ins Auge fällt.

Doch Verlage und Autoren können natürlich nicht entspannen; Verlage wollen Spiele verkaufen, Autoren wollen Aufmerksamkeit (und, ja, auch Spiele verkaufen). Viele Spieler konzentrieren sich auf ihre Lieblingsautoren – oder Verlage, aber das kann man als Spieleanbieter ja nur begrenzt steuern ( ich kann mich ja kaum als Stefan Feld ausgeben). Daher gibt es vielfältige Strategien:

Minimum ist das Anbieten der Regel. Ohne Regel geht mittlerweile fast nichts mehr, denn „man“ will sich ja vorbereiten und nicht mehr die Katze im Sack kaufen. Testspielen ist ja aber aufgrund der Masse der Neuheiten nur noch in homopathischen Dosen möglich. Auch ein „Designer Diary“ auf Boardgamegeek ist fast Pflicht, wobei der Effekt wohl eher gering ist (Hier würde mich interessieren: Wie viele haben sich Singapore aufgrund meines Designer Diary hier oder auf BGG näher angeschaut? Wen konnte ich für Taschkent interessieren? Solches Feedback hilft mit nicht nur, es interessiert mich auch quasi aus akademischen Gründen).

Darüber hinaus muss man auffallen und da gilt, was ich seit Jahren sage: Originell sein! Das wird belohnt!

Beispiel 1: Die Legenden von Andor. Natürlich hilft der Name „Menzel“ und auch das Rollenspielähnliche Konzept. Aber die originelle PR-Aktion hat das Spiel erst in alle Munde gebracht. Da muss es sich natürlich bewähren, aber das scheint es auch zu tun. Es hilft natürlich auch jetzt, im Vorfeld, bereits auf dem Markt zu sein, wo erste Berichte durchsickern. Hut ab, vor Kosmos für diese Aktion! Sowas, bringt das Hobby vorwärts! (Und bei der Gelegenheit: Das Regelkonzept überzeugt auch, bei dem neue Regeln erst eingeführt werden, wenn sie ins Spiel kommen. Das funktioniert natürlich nicht bei allen Spielen, ist aber ebenfalls ein Konzept, das Wenigspieler ins Boot holt).

Beispiel 2: Fragor und die Männchen. Spellbound ist nach einer Woche Vorbestellerzeit fast komplett ausverkauft, die (nicht vorstellbaren) Restexemplare dürften Donnerstag früh weg sein – und das trotz eines Preises von 60€. Hier wird geschickt mit originellem Material gearbeitet und vor allem mt der unterschwelligen Hoffnung ein Sammlerstück zu erwerben. Fragor-Spiele waren nie die absoluten Oberspiele (ich mag die durchaus, so ist es nicht) und dennoch gibt es diesen Run, von denen andere Kleinverlage nur träumen. Da überzeugt das originelle Material einfach (wobei das alleine nicht ausreichen würde – siehe Cardchess – die Spiele müssen durchaus auch schon recht ordentlich sein).

Beispiel 3: CO2 – Mittlerweile ist die Regel online aber bereits vorher war das Spiel recht interessiert beäugt worden. Auch hie zeigt sich wieder: Ein originelles Thema interessiert, auch wenn sonst noch wenig bekannt ist.

Wer in Essen auffallen will, muss also auffallen – und das tut man mit Originalität (*). Was dann tatsächlich gut ankommt… Das wird sich erst vor Ort zeigen… Doch : In den vergangenen Jahren war  es eher so, dass Vor-Essetrends bestätigt werden, alleine schon, weil die Trendspiele eben auch vermehrt ausprobiert werden und dann auch vermehrt empfohlen werden konnten. Die Masse verschlingt eben die kleinen – und erst nach einer Rekonvaleszenzzeit tauchen plötzliche Geheimtipps auf.

ciao

peer

(*) Oder anscheinend mit etwas, dass mit „Civi-Light“ umschrieben werden kann. Siehe Terra Mystica.

 

Peer Sylvester
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