spielbar.com

Messepreviews

Die Messe rückt näher! Als Vorbereitung gibt es eine kleine Messevorschau – Spiele die ich bereits spielen konnte und mein Eindruck von denen. Achtung:  In den meisten Fällen, beruht der Eindruck auf wenigen (oder gar nur einem) Spiel! Aber das Leben ist hart. Generell hoffe ich, dass die hier vorgestellten Spiele qualitativ nicht dem Messeschnitt entsprechen, sonst wird es ein trauriges Jahr.

Zombie – Run for your Life (Rightgames):

Autor: Danila Goryunov

Für 3-7 Spieler mit einer Spieldauer von 15 Minuten.

Wobei schon die größten Vorteile dieses Spieles benannt wären.

Bei Zombie startet jeder mit 4 Karten, zieht in seinem Zug eine und spielt eine: Zombies zu einem Gegner, Gegenstände zu sich selbst. Zombies und Gegenstände mit demselben Symbol neutralisieren sich gegenseitig (Hier ist das Thema! Der langsame Zombie wird mit dem Schuh besiegt, der Cheerleader mit der Maus usw.). Wer 5 verschiedene Zombies vor sich liegen hat ist raus, muss aber jede Runde eine Karte frisch vom Stapel zu einem Mitspieler legen. Wer 5 verschiedene Gegenstände ausliegen hat oder als letzter noch steht gewinnt.

Das klingt nach nicht viel? Genau!

Diese Karte lege ich zu dir, diese zu mir, Hm, gebe ich dir deinen fünften Zombie (rechter Nachbar) oder cancel ich den zweiten Gegenstand von Dir (linker Nachbar)? Immer diese Entscheidungen!!!

Wir haben viel gelacht, allerdings mehr über als mit dem Spiel. Wer ein Spiel zum Trinken oder Trash talken braucht: Hier ist eins! Wer ein Spiel braucht : Hier nicht.

Mehr kann ich beim besten Willen nicht über das Spiel sagen.

Shinobi: War of Clans (Rightgames)

Autor: Danila Goryunov

Für 3-5 Spieler mit einer Spieldauer von 25 Minuten

Oregato!

Eines muss man den Russen von Rightgames lassen: Sie haben gute Graphiker. Zombies sieht cool aus. Shinobi gar super . Dabei hat das Spiel hat so viel mit Japan zu tun, wie Knizias Vampir mit Bangladesh. Oder mit Vampiren. Oder so. Oder was wollte ich eigentlich sagen?

Jedem wird eine geheime Kartenfarbe zugelost. Dann bekommt jeder Handkarten, die er laufend ergänzt. Und wer dran ist spielt eine Karte zu einem Mitspieler und dann eine zu sich oder bewegt eine Karte. Und dann greift er an: Wenn eine Kartenfarbe in der eigenen Auslage mehr Karten umfasst, als eine Kartenauslage einer anderen Farbe bei einem Mitspieler, dann kann er diese angreifen. Bzw. Er muss sogar, wenn es die einzige Angriffsmöglichkeit ist. Resultat des Angriffs: Eine Karte aus der gegnerischen Auslage wird entfernt. Das Schlachtenleben war auch schon einmal glorreicher.

Shinobi ist anders als Zombies tatsächlich ein Spiel. Und zwar eines, das gewaltig an einen gewissen Kniziasan erinnert: Abstrakt, irgendwo clever und subtil. Sehr subtil. Extrem Subtil sogar. So subtil, dass man es „beliebig“ nennen könnte, wobei ich nicht weiß, ob diese Einschätzung fair wäre. Das Problem: Man hat eigentlich gar keinen Einfluss. Wer sich was aufbaut, macht sich zum Opfer. Da heißt es: Subtil vorgehen. Was leichter fällt, wenn man seine eigenen Karten gar nicht zieht oder die erst am Ende kommen. Aber ganz ehrlich: von allen hier vorgestellten Spielen, bin ich mir hier am wenigsten sicher, ob eine Besprechung noch fair wäre. Oh, meine Mitspieler zeigen mir gerade einen Vogel… Ja, wirklich! Richtig Sinn macht das Spiel eh nur zu dritt, auch wenn Onkel Anleitung etwas anderes vorgaukelt: Zu dritt ist man nicht nur häufiger dran, es gibt insgesamt weniger Angriffsmöglichkeiten (macht alles berechenbarer) und vor allem sind mehr Farben im Spiel, die niemandem gehören. Dadurch besteht zumindest die Chance, dass jemand sich durchmogelt – wenn alle Farben vergeben sind, greift man eh alles an, was nicht einem selbst gehört.

Bitte, bitte liebe Leser: Probiert Shinobi im Essen aus. Dann sind mehr Tische frei, an denen ich die Spiele spielen kann, die mich wirklich interessieren. Und wenn jemand meint, Shinobi ist ein wirklich taktisches Spiel, hinter dem mehr steckt, als ich sehe, möge er mir eine anonyme Nachricht in einem toten Briefkasten hinterlassen. Er muss mir auch nicht sagen, wo dieser Briefkasten ist, ich ignorier die sowieso. *hüstel*.

Confetti

Autor: Sergey Machin

Für 1-7 Spieler mit einer Spieldauer von 10 Minuten

Guten Tag! Ich möchte mich mit Ihnen über Zielgruppen unterhalten! Bekanntermaßen gibt es keine schlechten Spiele nur schlechte Zielgruppen. Die Zielgruppe von Zombies sind Leute, die gerne Mengen an Alkohol trinken und dabei Zombiebilder tauschen. Die Zielgruppe von Shinobi sind Leute, die gerne zu dritt die Grenze zwischen Subtil und Beliebig ausloten. Die Zielgruppe von Confetti ist klarer definiert: Es sind Leute, die zwar gerne schnelle Mustererkennungsspiele á la Set spielen, darin aber nicht sonderlich gut sind.

Bei Confetti liegen immer eine Menge Karten auf dem Tisch und die Spieler haben zwei Sanduhrminuten Zeit sich einen Satz aus sechs (bzw. 9 in der letzten Runde) Karten zusammenzustellen, der möglichst viele Punkte bringt. Das machen sie gleichzeitig, dürfen aber (wie bei Affen Raffen) nur eine Hand benutzen. Die Karten zeigen immer drei Bälle in unterschiedlichen Größen und Farben. Punkte gibt es für Sätze aus drei Karten, auf denen dieselbe Farbe in drei Größen zu sehen ist. Da auf jeder Karte drei Bälle zu sehen sind, kann man mit drei Karten als Optimum drei Sätze herauskitzeln (wenn alle drei Karten dieselben drei Farben zeigen).

Jetzt weiß eigentlich schon jeder was er zu erwarten hat – und liegt dennoch nicht ganz richtig. Gleich in der ersten Partie merkt man nämlich schnell, dass zwei Minuten recht lange sind. Und daher kann sich jeder in Ruhe seine Karten zusammensuchen, die er braucht. Nur in der letzten Runde wird es etwas knapper (sind ja drei Karten mehr zu verteilen). In einer Besetzung mit vielen Leuten kommt man sich auch schon mal etwas in die Quere und das Spiel ist definitiv interessanter (wenn man solche Spiele denn überhaupt mag). Mit wenig Spielern ist das Spiel nur interessant, wenn niemand solche Spiele kann. Da helfen auch zwei unterschiedliche Motivsorten nichts.

Dominant Species – The Cardgame (GMT)

Autor: Chad Jensen

Für 2-6 Spieler mit einer Spieldauer von 60 Minuten

Ich muss zugeben, dass ich Dominant Species bislang nicht spielen konnte – Spiele mit Spieldauern jenseits der Dreistundengrenze nehme ich nur in homeopatischen Dosen zu mir. Das Kartenspiel ist aber sowieso wohl ganz anders und daher ist das auch egal.

Beim Kartenspiel nekommt jeder eine Kartenhand und Karten zeigen entweder eine Aktionskarte (deren Stärke zwischen „Bringt bestenfalls überhaupt nichts“ und „Ich gewinne!“ variiert) oder (häufiger) eine Tierkarte. Tierkarten zeigen ein Tier (daher wohl der Name) und einen Wert zwischen 1 und 8, wobei höhere Lebewesen i.A. auch höhere Werte vorweisen. Manche Tierkarten zeigen noch ein durchgestrichenes, anderes Tier (dieses Tier wird angegriffen) und fast alle zeigen auch noch ein paar Nahrungssymbole.

Jede Runde wird zufällig bestimmt welches Tier wertvoller (alle Werte +1) und welches schwächer (-1) ist. Dann darf jeder reihum eine Karte spielen oder passen, bis alle gepasst haben. Aktionskarten werden ausgeführt, Tierkarten ausgelegt. Wird ein Angreifertiert gespielt, darf der Ausspieler ein passendes Tier bei einem Mitspieler umdrehen – es zeigt weniger Punkte und bei einem weiteren Angriff ist die Karte futsch. Da es am Ende einer Runde nur 2 Karten Nachschub gibt, heißt es hauszuhalten. Eine Runde endet wenn alle gepasst haben oder (die originelle Regel, die aber wohl nur gegen Spielende zum Einsatz kommt) wenn einer ohne Karten an die Reihe kommt. Dann gibt es ein wenig Punkte für denjenigen, der in den aktuell gefragten Nahrungssymbolen die meisten hat. Und der mit dem höchsten Gesamtwert bekommt so viele Punkte, wie die aktuelle Rundennummer ist. Das sind ab Runde 3 eigentlich immer mehr, als Nahrungssymbole. Und weil das nicht stark genug wäre, kommt man noch auf einer Leiste hoch und bekommt mehr Karten für die letzte Schlacht. Und weil das immer noch nicht overkill genug ist gibt es noch einmal Extrapunkte für den Führenden und Minuspunkte für den Hintenliegenden.

Ganz ehrlich? Was soll das Spiel? Weder ist es irgendwie originell noch spielerisch irgendwi interessant. Ich mag eigentlich Spiele wie „Havoc“, welches in dieselbe Kerbe schlägt – aber dieses Dominat Species ist praktisch völlig beliebig. Die Symbole sind ab Mitte des Spieles fast egal, die Strategie ist es daher gute Karten zu ziehen. Und zu hoffen, dass wenn man die ausspielt, nicht zufällig jemand anderes eine passende Angriffskarte spielt. Manchmal kommt jemand gut durch, weil zufällig alle ihre Karten für die nächste Runde aufsparen, manchmal wird eine „6“ nach der anderen abgeschossen, obwohl es um nix geht. Und was an Taktik noch übrig bleiben mag, wird durch die Aktionskarten pulverisiert, die so unausgewogen sind, wie ich es selten erlebt habe. Das ganze Spiel macht einen unausgetesten Eindruck – das beste ist die Regel mit den Minuspunkten, die normalerweise eh den hinten liegenden trifft. Das ist so, als würde der Spieler mit den wenigsten SP noch einmal 5 Minuspunkte bekommen. Anders als die Rightgames geht das Dominat Species Cardgame nicht einmal schnell vorbei, sondern dauert ne Runde Stunde, in der man viel Gelassenheit und Humor braucht, um seinen Spaß zu haben…

Fealty (Asmadi)

Autor: R Eric Reuss

Für 2-4 Spieler mit einer Spieldauer von 30 Minuten.

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie sich Fealty so spielt.

Oder um es genauer auszudrücken: Ich weiß nicht, wie sich Fealty spielt, wenn man es tatsächlich als physisches Spiel spielt, denn ich kenne dieses Spiel nur als i-Pad-App. Der Vorteil ist, dass der Computer sich da um die Verteilung der Einflusssteine kümmert und das könnte ein Knackpunkt sein. Um die geht es nämlich und deren genaue Verteilung habe ich nicht so richtig drauf- der Computer macht das ja für mich…

Fealty ist ein rein abstraktes Spiel, mit unglaublich thematischen Kartennamen wie „Governeur“ oder „Soldier“ oder „Baumstamm“ (OK, letzteres ist eine sehr böswillige Übersetzung). Am Anfang jeder Runde wählt man eine seiner Handkarten (die mit den thematischen Namen) aus und deckt auf. Die Spieler setzen dann ihre gleichnamigen Figuren in der numerischen Reihenfolge. Natürlich haben bessere Karten höhere Nummern. „Besser“ heißt in diesem Fall: Sie geben mehr Einfluss. Darin (und in den Nummern) unterscheiden sich die Figuren nämlich primär. Manche geben Einfluss in gerader Linie, andere entlang einer Strasse oder nur für bestimmte Landschaften (eine Simulation des mittelalterlichen Lebens, wie man merkt!). Auf alle Fälle endet der Einfluss aber  immer beim Gegner oder bei einem Berg und wer später kommt, nimmt den frühem Vogel dessen Wurm (respektive Einfluss) weg. Besonders clever: Eine neue Figur darf nur auf Felder eingesetzt werden, in dessen Zeile oder Spalte keine andere eigene Figur steht und es muss ein anderer Spielplanteil gewählt werden, als die der Mitspieler. Mit einigen Karten kann man gesetzte Steine wieder verschieben und so lässt sich diese Restriktion umgehen (was der Schlüssel zum Sieg ist, denke ich).

Fealty ist ein fies-abstraktes Einsetzspiel. Und zwar ein gutes – es ist clever, es gibt einiges zu planen und es ist nicht determiniert. Allerdings gefällt es mir eigentlich nur mit einem Computergegner, also als Zweier. Ab drei Spielern wirds in meinen Augen unübersichtlich und auch sehr chaotisch. Das mag mit meinen anfänglich beschriebenen Problemen mit der Einflussverteilungstheorie liegen, aber ich denke der Chaosfaktor liegt im Spiel irgendwo drin (alleine durch die Einschränkung nur auf Spielplanteilen legen zu können, wo diese Runde noch niemand eingesetzt hat). Ansonsten: Wer abstrakte Einsetzspiele mag, sollte sich Fealty ganz nah ansehen. Und sei es als App.

 Elfer Raus ! Das Brettspiel (Ravensburger)

Autor: Reiner Knizia

Für 2-4 Spieler mit einer Spieldauer von 20 Minuten

Irgendwo (bei den Westpark Gamern)  habe ich neulich wieder gelesen, dass ein Großteil der Spielideen, die bei  Ravensburger eingereicht werden, Varianten von Mensch-ärgere-dich-nicht, Monopoly oder Kniffel sind und von vornerein aussortiert werden. Tja, die Leute hätten lieber Varianten von Elfer Raus einschicken sollen, da scheint Ravensburger noch Bedarf zu haben. Jedenfalls durfte erst Wolfgang Kramer mit Master Elfer Raus seine Variante veröffentlichen und nun hat man Reiner Knizia für eine „Brettspielversion“ gefragt. Ich bin gespannt wer als nächsten kommt Uwe Rosenberg? Michael Schacht? Stefan Feld? Eine kooperative Variante von Matt Leackock?

Ich bin übrigens mit Elfer Raus (dem Original) aufgewachsen und fand die Master-Version durchaus gelungen – sie macht was sie will und ist spielerisch nicht so uninteressant wie das Original. Knizia macht jetzt aus Karten Plättchen und gibt eine Auslage dazu und nennt das Ergebnis „Brettspiel“ – es ist aber natürlich letztlich nur eine andere Variation vom selben Spiel. Nach wie vor geht es darum, seine Karten als erstes loszuwerden, wobei man nur an bereits liegende Karten anlegen darf. Dank der Auslage sind jetzt etwas kompliziere Anlegemöglichkeiten möglich als bei der Masters-Version, die ja mit Karten (und vergleichsweise einfachen Regeln) auskommen musste. Mehr Legemöglichkeiten sind wichtig, denn das Ausgangsspiel stoppte zu oft, wenn sich Schlüsselkarten im Deck befanden und wer viele Endstücke hatte, konnte nicht gewinnen. Das ist jetzt anders, denn z.B. sind alle „1“ und alle „20“ verbunden. Ausserdem kommen bei bestimmten Zahlen noch zufällige Plättchen irgendwo aufs Brett und bilden neue Möglichkeiten (und hebeln manchmal Blockaden aus). Bestimmte Zahlen sind nicht farbgebunden und können in jede der vier Reihen gelegt werden. Bei der Variante kommen noch Endstücke dazu, deren Platzierung das völlig freie Legen eines Steines erlaubt. Insgesamt gibt es so viele Legemöglichkeiten, dass bis zu drei Karten abgelegt werden können und wer zwei davon benachbart legt, darf noch einen eigenen Stein an seinen linken Nachbarn weitergeben. Dadurch sind ganze Ketten von Zügen möglich: Wenn Zusatzsteine auf das Spiel kommen, man einen Extrastein legen darf und noch einen Stein weitergibt, wirds manchmal etwas unübersichtlich.

Vor allem aber wird der Glücksfaktor ironischerweise nicht wesentlich geringer. Musste man vorher Glück haben, um überhaupt eine Karte loszuwerden, braucht man jetzt Glück, um drei loszuwerden (oder gar vier). Benachbarte Plättchen zu ziehen ist jetzt wichtig, aber das lässt sich nicht steuern. Aber gut, das wird Elfer Raus – Fans nicht stören. Das Brettspiel ist nicht besser oder schlechter als die Master-Version, sie hat nur einen anderen Schwerpunkt. Ich bin nicht überzeugt, dass man beide Spiele braucht, denn die Unterschiede sind eher marginal. Allerdings braucht das Brettspiel mehr Platz, Geld (Stichwort: Preis) und Zeit (Bei Kettenzügen grübelt man manchmal durchaus etwas) und das Spielermaximum liegt bei 4. Ich persönlich warte lieber auf das Elfer Raus – Geschicklichkeitsspiel von Klaus Zoch und Heinz Meister, mit dessen Erscheinen ich für 2015 fest rechne.

ciao

peer

P.S.: Wer ein Village, Venture Forth, Panic Station, Cleopatras Caboose, Lords of Vegas  oder die aktuelle Version von Kingdoms eintauschen möchte: Ich habe potentielle Tauschobjekte hier zusammengefasst (ignoriert die Preise und sctollt runter – die guten Angebote kommen am Ende )

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)