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Verlagsvorstellungen: Sirlin Games

Ist ein Weilchen her, aber ich hab wieder einen sehr interessanten Verlag aufgespürt: Sirlin Games macht so eine Art Computer-Brettspiele. Macht keinen Sinn? Lest das Interview und meine Ersteindrücke und alles klärt sich auf!

Bitte stelle Dich und Deinen Verlag kurz unseren Lesern vor!

Hallo! Ich bin David Sirlin, Präsident von Sirlin Games. Ich habe an vielen Videospielen mitgearbeitet, z.B. an Street Fighter HD Remix, Puzzle Fighter HD Remix, und dem Kongai virtual card game, mache nun aber „physische“ Brett- und Kartenspiele. Als Spieler komme ich aus der Turnierwelt von Street Fighter. Ich habe sogar ein Buch über Turnierspiele geschrieben, welches  man übrigens umsonst auf meiner Webseite lesen kann. (www.sirlin.net/ptw).
Bitte erzähle uns mehr über deine Spiele!

Ich habe einen Faibel für asymmetrische Spiele, also für Spiele, wo jeder einen Charakter mit komplett anderen Fähigkeiten spielt – aber diese Charaktere müssen natürlich ausgewogen sein. Mein einfachstes Spiel ist Flash Duel, ein einfaches Prügelspiel, dass in etwa 5 Minuten gespielt werden kann.
Puzzle Strike ist meine zweite Veröffentlichung und das ist ein Deckbauspiel wie Dominion, aber mit vielen Verbesserungen, inklusive eine Gewinnbedingung, die mehr Interaktion bedingt und einem  Aufhol-Mechanismus.
Mein bisher größtes Spiel – die Entwicklung dauerte 6 Jahre – ist Yomi. Yomi simuliert die Strategie und das Hineinversetzen in den Gegner aus Prügelspielen wie Street Fighter, aber in Kartenform. Es gibt 10 verschiedene Decks mit 10 verschiedenen Charakteren. Die Decks sind fertig, so dass man sich einen Charakter aussucht und mit dem gleich loslegen kann. Keines meiner Spiele sind Sammelkartenspiele. Man bekommt also immer gleich das ganze Spiel, ohne sich um den Kauf von zufälligen Karten oder sowas scheren zu müssen.

Was hast Du für die Zukunft geplant?

Ich habe eine Menge geplant! Ich arbeite zur Zeit an 4 Spielen gleichzeitig. Erstens arbeite ich an einer kompletten Neubearbeitung von Flash Duell, eine zweite Edition, die viele verschiedene Moden und Features bietet und einige Regeln vereinfacht. Dann arbeite ich an Erweiterungen für Puzzle Strike und Yomi. Und das größte Projekt – und das wird noch Jahre brauchen, bis es fertig wird – ist ein Spiel mit ähnlichem Spielprinzip wie Magic, das aber kein Sammelspiel ist, sondern eine wirklich verrückte Innovation bietet. Es ist aber noch in der frühen Testphase.
Wie kann man deine Spiele in Deutschland beziehen?

All meine Spiele kann man über meine Webseite www.sirlingames.com kaufen und wir versenden überallhin, auch nach Deutschland.. Flash Duel undFlash Duel Deluxe version sind beide in größeren Mengen in England vorhanden, so dass die Portokosten nicht zu hoch ausfallen. Die anderen Spiele kosten etwa 30$ Porto. .Puzzle Strike und Yomi haben aber einen weltweiten Vertrieb und müssten so über die üblichen Kanäle verfügbar sein [Anmerkung: Gerade hat Cosimshop angekündigt, das Spiel in den Vertrieb zu nehmen]. Alle Spiele sind z.Z. auf englisch. Eine deutsche Version wäre aber nett, oder? ;-)
Da Du früher Videospiele gemacht hast: Wo sind deiner Meinung nach die Unterschiede beim Spieldesign zwischen Video- und Brettspielen?

Beide Medien haben ihren ganz speziellen Vorteil. Bei Videospielen ist dies ganz klar, dass es einen Computerbasierten Schiedrichter gibt, der die Regeln überwacht und die Buchhaltung übernimmt. Hat ein Videospiele sehr komplizierte Regeln, so ist das völlig OK, denn der Computer weiß wie er die anwendet. Das ist das größte Problem bei Brettspielen: Man braucht einfache und elegante Regeln, die Spieler (und nicht Computer) verstehen und anwenden können. Das ist sehr einschränkend. Oft fällt mir ein Weg ein, das Spielprinzip zu verbessern, der aber zu komplizierte Regeln für ein Brettspiel benötigt.
Dafür haben Brett- und Kartenspiele einen anderen großen Vorteil: Sie sind sehr viel einfacher zu testen. Ich hab eine Idee für ein Prügelspiel (Videospiel), aber ich kann es nicht einfach ausprobieren. Ein Team aus Graphikern und Programmiern dafür zusammenszustellen ist eine Menge Aufwand und irgendwann braucht man einen Produzenten, der alles koordiniert. Mit anderen Worten: Neue Videospielideen auszutesten ist aufwändig und teuer. Aber bei Kartenspiele kann ich problemlos beliebig viele Ideen ausprobieren, ohne ein Team von Helfern anheuern zu müssen. Es ist wirklich großartig in einem Medium arbeiten zu können, in dem Ideen schnell ausprobiert werden können, ohne dass Programmierer eine 3D-Engine entwerfen müssen oder so.
Du hast ein Buch über das Siegen in Turnieren geschrieben. Warum? Und woher kommen deine Erfahrungen?

Ich habe eine Artikelserie mit dem Titel „Playing to win“ geschrieben und die war sehr populär. Die wurde in zahlreichen Foren verlinkt und als Artikel beschrieben, die Neulinge von Wasauchimmer gelesen haben sollte. Es hat ein paar Dinge ausgedrückt, die eigentlich klar sind, aber viele Leute nicht artikulieren konnten. Weil die Reihe so populär war, habe ich sie zu einem Buch erweitert, um tiefer gehen zu können. Die Grundidee ist, dass das Gewinnen von Turnieren bedeutet sich selbst zu verbessern. Das beinhaltet -mehr als alles andere – dass man alles macht, was erlaubt ist, um zu gewinnen. Das ist zwar auf den ersten Blick klar: Natürlich muss man alles tun, um zu gewinnen. Aber da haben viele oft einen mentalen Block, so dass Leute manchmal daran erinnert werden muss, was es bedeutet auf Sieg zu spielen. Ja, es ist wirklich OK, etwas „billiges“ zu machen, wie einen Wurf in einem Prügelspiel oder einen Raketenwerfer in einem Shooter zu verwenden etc. Ich selbst nehme seit fast 20 Jahren an Turnieren teil. Ich habe jahrelang an der Organisation der Evolution Fighting Game Championshipsmitgewirkt, dass die größte Prügelspiel-Turnierserie in den USA ist. Ich habe die USA im Street Fighter Team USA in Japan bei der Super Battle Opera vertreten. Ich habe also eine Menge Turniererfahrung, so dass ich eine gute Vorstellungen von den erfolgreichen Strategien und mentalen Tricks der erflogreichen Spieler habe. Mein Buch war einfach nur ein Versuch Leuten einen Einstieg in Turniere zu geben, die interessiert an solchen Dingen sind, aber noch über keinerlei Erfahrung verfügen.
Vielen Dank für das Interview!

Ich habe Puzzle Strike physisch gespielt und mir die anderen beiden genau angesehen und online angespielt. Flash Duell ist ein bisschen wie Knizias En Garde, aber dank der verschiedenen Sonderfähigkeiten abwechslungsreicher (wenn auch weniger simulierend). Yomi ist ebenfalls ein Kampfkartenspiel mit hohem „Ich denke, dass er denkt…“-Faktor, da gleichzeitig gespielt wird.
Puzzle Strike ist in der Tat ein Deckbauspiel, aber mit Chips statt Karten (die Chips werden aus einem Beutel gezogen, dadurch muss nicht gemischt werden). Wie bei Dominion war die erste Partie mehr eine „Aktionschips Ausprobierpartie“ gewesen aber anders als bei Dominion ist das hier extrem tödlich. Es geht nämlich darum die Diamanten, die man jede Runde bekommt, abzutragen. Hat man 10 Stück vor sich liegen, ist man raus. Das sorgt für eine größere Dynamik als bei Dominion: Man muss ständig was gegen die Steine tun (und die bekommt der Gegner geschickt, daher eine hohe Interaktion) und dazu muss man schon einen gewissen Plan haben: Einzeln abbauen oder zusammenschmelzen? Auf den großen Wurf hoffen oder mehr Aktionen pro Runde einbauen? Oder einen Chip pro Runde behalten dürfen? Puzzle Strike bietet eine Optionsvielfielt, die ähnlich der von Dominion ist, aber man darf sich noch weniger verzetteln. Ich hatte erst das Gefühl überhaupt nicht zu wissen, was ich machen kann, hab mir aber in den Tagen nach dem ersten Spiel immer wieder einige mögliche Strategien ausgedacht – ein gutes Zeichen, wie ich meine. Übrigens noch eine witzige Idee: Jede Runde MUSS man einen Chip kaufen – d.h. passives abwarten, dass der Gegner stirbt ist auch nicht… Der erste Eindruck ist auf jeden Fall positiv (nachdem der Eindruck man hätte nur Daumen an jeder Hand abgeklungen ist jedenfalls) und ich werde weiter berichten, wenn ich mehrere Partien hinter mir habe! So könnte es auf jeden Fall auch was für die Leute sein, die den Deckbaumechanismus interessant finden, Dominion oder Thunderstone aber nicht mögen (weil zu mathematisch oder zu wenig interaktiv oder so)
ciao
peer

Peer Sylvester
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3 Kommentare

  • Hi Peer,

    ich denke, wir haben gestern eindrucksvoll erlebt, was für ein Potential Puzzle Strike hat :) Vier verschiedene Spieler die 4 verschiedene Strategien gefahren haben und am Ende gab es einen hochspannenden Show Down zwischen den beiden verbleibenden Spielern. Verdammt, plötzlich habe ich 11 Kristalle vor mir liegen, zum Glück kann ich 2 mal je 2 Kristalle zu einem zusammen fügen. Puh, doch nochmal unter 10 gekommen! Ich würde so gern noch diesen großen Kristall crashen, aber ich hab leider nicht den passenden Chip. Schnell dem gegner noch ein paar Extrakristalle durch Angriffschips unterjubeln. Er kann nicht crashen. Geschafft! Im nächsten Zug wäre ich erledigt gewesen…

    Wie Matthias so treffend gesagt hat: Diese Partie war die perfekte Werbung!

  • Stimmt, hat wirklich Spaß gemacht, owohl ich wieder eindrucksvoll gezeigt habe, dass ich das Spiel überhaupt nicht kann…
    Und man hat auch zwei Punkte gesehen, die man mögen muss: Jerome und ich konnten 10 Minuten lang nur zugucken, dass ist noch im grünen Bereich, wird aber einige abschrecken. Und es hat natürlich auch einen gewissen Glücks- und Ärgerfaktor…
    Aber es gefällt und fasziniert udn darauf kommt es an. Ich würd gerne mal die anderen Chips probieren… (Und mein Charakter hat mir deutlich mehr gefallen als der „Leprechaun“)

  • Ja, da hast du natürlich recht. Hatte ich ja auch schon angesprochen, dass ich das im Prinzip auch eher vermeiden wollen würde, dass Spieler raus geschmissen werden können. Aber da gings dan ja wirklich relativ zügig. Von daher gibts da von mir auch noch das OK.

    Naja, du hast dir ja anscheinend mehrere Strategien überlegt. Also hast du noch einige übrig, die du probieren kanst ;)